LEE MILLER - Die Frau in Hitlers Badewanne Fotos: ©2015 Hoffmann und Campe
MARGARET BOURKE-WHITE - The "unsinkable Maggie"
MARTHA GELLHORN - Furchtloser als sie war niemand
Die Fotografin Lee Miller badet in Hitlers Wohnung in München. Mai 1945, David E. Scherman. SZ
Weltkrieg aus Frauensicht
Am 13. Juli 2015 erscheint bei Hoffmann und Campe ein Buch, welches wir erwähnenswert finden. Es geht um Frauen. Das wäre nichts neues, aber hier geht es um besondere Frauen. Wir finden, dass diese Frauen ihrer Zeit weit voraus waren und für die Leser eine spannende Bereicherung sind. Drei aussergewöhnliche Frauen haben zu ihrer Zeit und darüber hinaus Zeitgeschichte geschrieben, die wir nicht zur Kenntnis genommen haben. Den Autoren sei Dank, dass sie diese Geschichten ausgegraben haben. Das ist eine besondere Empfehlung der Gesellschaft Freunde der Künste.
Der Krieg war jahrtausendelang eine reine Männersache, Frauen nur am Rande beteiligt, als Krankenschwestern etwa oder in der Rüstungsindustrie. Dies änderte sich im Zweiten Weltkrieg, als die amerikanischen Streitkräfte die ersten Reporterinnen akkreditierten und Frauen an vorderster Front über das Kriegsgeschehen berichteten.
Zu den bekanntesten zählten die drei Amerikanerinnen Lee Miller, Martha Gellhorn und Margaret Bourke-White, deren wichtigste Texte und Fotos, viele davon in Deutschland unbekannt, Elisabeth Bronfen zusammengestellt hat. In ihrem Nachwort zeigt sie auf, wie diese unerschrockenen Frauen durch ihre persönliche und unmittelbare Art den Blick auf den Krieg für immer verändert haben.
Eines der berühmten Fotos zeigt sie in Hitlers Privatwohnung am Prinzregentenplatz in München, in der Badewanne des Führers. Lee Miller war eines der ersten Topmodels des 20. Jahrhunderts, enge Freundin von Picasso, Hauptdarstellerin in einem Film Jean Cocteaus, Muse und Geliebte von Man Ray. Nach ihrer Modelkarriere reüssierte sie als Modefotografin und Journalistin, bevor sie 1944 Kriegskorrespondentin für die Vogue wurde. Ein Auftrag, der ihr Leben für immer veränderte.
Immer die Erste: Ihre Fotos schmückten die ersten Titelseiten von Time Magazine und Fortunes – und 1942 wurde sie als erste Korrespondentin der amerikanischen Streitkräfte akkreditiert. Die entsprechende Kleidung für Frauen gab es noch nicht, eiligst musste eine Uniform für sie geschneidert werden. Anders als ihre männlichen Kollegen, flog sie nicht zu ihrem ersten Einsatz nach Afrika – zu gefährlich –, sondern wurde eingeschifft. Das Schiff wurde durch ein deutsches U-Boot versenkt, sie überlebte im Rettungsboot – den Notproviant hatte sie weggeschmissen, um im Rucksack Platz zu machen für ihre Kameraausrüstung.
Sie war mit Ernest Hemingway verheiratet (und hasste es, als »Mrs Hemingway« bezeichnet zu werden). Ein Grund für die Scheidung war übrigens, dass Hemingway ihr den Platz wegnahm, um für eine Zeitschrift über den D-Day zu schreiben. Als sie später während des Koreakriegs von der Front berichtete, gingen in unmittelbarer Nähe Mörsergranaten nieder. Alle warfen sich zu Boden. Nur Martha Gellhorn blieb seelenruhig sitzen und meinte: »In Frankreich und Deutschland wart ihr noch nicht so schreckhaft«. Sie war über fünfzig Jahre lang »im Kriegseinsatz« in der ganzen Welt.
Elisabeth Bronfen ist Lehrstuhlinhaberin am Englischen Seminar der Universität Zürich und Global Distinguished Professor an der New York University. Sie hat zahlreiche Aufsätze in den Bereichen Gender Studies, Kunst, Film und Kulturwissenschaften geschrieben. Zu ihren Veröffentlichungen zählen: Nur über ihre Leiche – Tod, Weiblichkeit und Ästhetik; Liebestod und Femme fatale; Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht und Hollywoods Kriege. Geschichte einer Heimsuchung.
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