Michaela Boland im Gespräch für die GFDK mit Medina. Fotos:© GFDK - Michaela Boland
Medina, Dänemarks Elektro-Pop-Export Nummer Eins
Medina hat in ihrer Heimat mitlerweile dreifachen Platin-Status
Die Tochter einer Hippie-Frau und eines chilenischen Widerstandskämpfers singt in englischer Sprache und in ihrer Muttersprache dänisch.
Medina, die Tochter einer Hippie-Frau und eines chilenischen Widerstandskämpfers singt in englischer Sprache und in ihrer Muttersprache dänisch. Mitlerweile hat Medinna in ihrer Heimat bereits dreifachen Platin-Status erreicht. 2010 hat Michaela Boland für die GFDK Medina getroffen und ein langes Gespräch mit ihr geführt.
Ganz schön cool kommt sie daher, die junge Dame. Medina lautet ihr wohlklingender Name und obwohl ihr gar nicht bewusst war, dass sie denselben mit einer westlichen Gegend in Saudi-Arabien teilt und er „ Die erleuchtete Stadt“ bedeutet, scheint sie immerhin ein Gespür dafür zu haben, wie man selbst zum Leuchtkörper am Firmament wird.
Die 27-jährige Künstlerin aus Dänemark ist nämlich derzeit im Begriff, ihren zweiten Smash-Hit in unseren Charts zu landen. Nach „You and I“, dem Titel mit absoluter Ohrwurmqualität, mit dem ihr hier in null Komma nichts eine Top Ten - Platzierung innerhalb der Media Control Single Charts gelang, legt die Dänin jetzt nach:
„Welcome to Medina“ ist ihr erstes internationales, absolut hitverdächtiges Album und seit dem 23.07.2010 auf dem Markt. Mit dem gewissen Timbre in der Stimme, das von Erlebtem zeugt und einem Auftreten, das einen, wie auch immer gearteten, jedoch in jedem Fall bleibenden Eindruck hinterlässt, ist eines sichergestellt:
Wer die Frau mit dem LOVE-Tatoo auf der rechten Handkante einmal getroffen hat, vergisst sie bestimmt nicht.
Entdeckt wurde die schnell gelangweilt wirkende Medina schon 2007. Damals arbeitete sie noch als Kellnerin in einer Sandwich-Bar und soll Eigenkompositionen vor sich hin „geträllert“ haben, so wie immer mal wieder, wenn sie sich im Betrieb „allein gewähnt“ habe.
So steht es zumindest im offiziellen Pressetext. Kein schlechtes Erfolgsrezept, denn als das dänische Musik-Produzentenduo „Providers“ (Rasmus Stabell und Jeppe Federspiel) wie so oft einmal wieder im Take-away-Food-Restaurant vorbeischaute, wurde es auf die hübsche junge Frau aufmerksam, lud sie kurzerhand ein und produzierte mit ihr. A star was born.
Fast wie im Märchen. Da kommt einem doch glatt der alte Human League Titel „Don`t you want me“ in den Sinn, dessen Textzeilen ebenfalls lauten „You were working as a waitress in a cocktailbar, when I met you. I picked you out, I shocked you up and turned you around.
Turned you into someone new”…..Ob sie sich seit ihrem Aufstieg zum Popstern tatsächlich in jemand anderen verwandelt hat oder immer noch dieselbe unangestrengte Persönlichkeit wie früher ist, versuchte Michaela Boland im Gespräch mit der toughen Medina herauszufinden
Michaela Boland:
Sagt dir der alte Human League Titel „Don`t you want me“ zufällig noch etwas?
Medina:
Oh ja, ich kenne den Song.
Michaela Boland:
Erinnern dich die Textzeilen dieses Hits auch in gewisser Weise an deinen Karrierestart? Du hast ja auch mal als Kellnerin in einem Schnellrestaurant gejobbt, bevor dich die Produzenten Jeppe und Stabell entdeckt und sozusagen „da raus“ geholt haben.
Medina:
Also ich habe in diesem Laden einfach nur Sandwiches gemacht als diese Jungs hereinkamen und mich gefragt haben, was ich da hörte. Da antwortete ich ihnen, dass es meine eigene Musik sei.
Michaela Boland:
Stimmt es, dass du regelmäßig in diesem Laden gesungen hast, wenn du dich allein glaubtest, so wie es in deiner offiziellen Presse-Biografie steht? Und vor allem, wann ist man denn in einem Schnellrestaurant tatsächlich einmal unbeobachtet und merkt nicht, dass zufällig ein bekanntes Produzententeam vor einem steht, während man singt und immer noch glaubt, man sei allein?
Medina:
Es war kein Restaurant, es war eine Sandwich-Bar. Und ich habe gar nicht gesungen, sondern an der Stereoanlage herumgespielt.
Michaela Boland:
Und wie ging es dann weiter?
Medina:
Sie kamen eben herein, so wie jeden Tag, hörten meine Musik und fragten mich, was das sei. Ich antwortete ihnen, dass ich das sei. Sie stellten sich als Produzenten vor und luden mich ein. Und dann fingen wir ein Jahr später an, zusammen zu arbeiten.
Michaela Boland:
Das klingt ja wie im Märchen. Mit Sicherheit träumen Tausende junger angehender Sänger und Sängerinnen von so einer Gelegenheit.
Medina:
Also ich habe niemals irgendwelche Versuche unternommen, die „richtigen Leute“ zu treffen. Diese Dinge sind einfach geschehen. Deshalb könnte ich auch nicht sagen, was andere Leute tun könnten, um das zu erreichen, denn ich weiß es nicht.
Michaela Boland:
Hast du womöglich insgeheim schon immer gehofft, dass du irgendwann einmal eine erfolgreiche Künstlerin sein würdest?
Medina:
Nein, ich habe mich eigentlich einfach nur treiben lassen. Aber ich arbeite hart. Ich bin ein Workaholic und würde nicht aufhören, an etwas zu arbeiten bis es zu Ende gebracht ist.
Michaela Boland:
Nachdem du vom Produzententeam entdeckt und eingeladen wurdest hat es noch ein ganzes Jahr gedauert, bevor die erste dänische Single „Kun for mig“(nur für mich) herauskam. Warum hat es noch so ungewöhnlich viel Zeit in Anspruch genommen, bevor es endlich richtig losging?
Medina:
Weil ich sie ein ganzes Jahr lang nicht angerufen habe. Ein Jahr ist einfach so verstrichen, bevor ich zum Hörer gegriffen habe.
Michaela Boland:
Warum nur?
Medina:
Die Zeit ist irgendwie so verstrichen. Ich weiß nicht. Das ist einfach passiert. Ja, und dann habe ich sie angerufen und schon drei Monate später hatten wir das erste Album draußen. Ich habe ja zwei Alben in dänischer Sprache und eins in Englisch.
Michaela Boland:
Ist Medina eigentlich dein wirklicher Name?
Medina:
Es ist mein Vorname.
Michaela Boland:
Medina lautet ja auch der Name einer westlichen Stadt innerhalb Saudi-Arabiens. Er bedeutet: „ Die erleuchtete Stadt“. Weißt Du insoweit, warum Deine Eltern Dir diesen Namen gegeben haben?
Medina:
Das ist eine lange Geschichte. Aber eigentlich habe ich selbst meinen Namen vor sieben Jahren gewechselt. Von Andrea zu Medina.
Michaela Boland:
Aus welchem Grund hast Du Dir gerade diesen Namen ausgesucht?
Medina:
(Seufzt leicht ermüdet) Ach, ich habe das einfach deshalb gemacht, weil ich mich zu der Zeit in einer Lebensphase befand, in der ich einige Wechsel gebraucht habe.
Michaela Boland:
War dir die Bedeutung von Medina bekannt?
Medina:
Nein, nicht zu dieser Zeit. Ich habe ihn nicht ausgewählt, weil er irgend etwas bedeutet, sondern, weil ich den Namen liebe. Es ist ein wunderschöner Name.
Michaela Boland:
Er klingt wirklich sehr schön. Liest du eigentlich gerne?
Medina:
Nein, ich lese nicht.
Michaela Boland:
Aus welchem Grund?
Medina:
Ach, das ist nicht so meins.
Michaela Boland:
Du bist 27 Jahre alt, wann genau bist du geboren?
Medina:
Im November, Ende November.
Michaela Boland:
Du willst es nicht ganz genau verraten. Was bist du für ein Sternzeichen?
Medina:
Schütze.
Michaela Boland:
Beschäftigst du dich mit Dingen wie Astrologie? Glaubst du an so etwas?
Medina:
Ja, tue ich, irgendwie. Ich glaube zumindest an das Vertrauen.
Michaela Boland:
Kannst du typische Merkmale eines Schützen wie Dir benennen?
Medina:
Oh, daran kann ich mich gar nicht erinnern. Ich bin auch nicht dermaßen in der Materie drin, dass ich jetzt wüsste, was Schützen typischerweise tun. Aber ich glaube an viele spirituelle Dinge.
Michaela Boland:
Bist du ein Einzelkind oder hast du noch weitere Geschwister?
Medina:
Ich habe noch einen großen Bruder und eine kleine Schwester.
Michaela Boland:
Haben die beiden auch etwas mit der Musikbranche zu tun?
Medina:
Ja, unbedingt. Mein Bruder ist ein Produzent. Meine kleine Schwester spielt Harfe und bewirbt sich derzeit um einen Platz an der Musikhochschule. Sie macht allerdings Klassik.
Michaela Boland:
Wäre es insofern in weiterer Zukunft denkbar, dass ihr beiden Schwestern einmal ein gemeinschaftliches Musikprojekt auf die Beine stellt?
Medina:
Oh ja. Sehr gerne sogar.
Michaela Boland:
Das klingt nach einer sehr künstlerisch begabten Familie. Was machen oder machten Deine Eltern beruflich?
Medina:
Mein Vater ist Ingenieur und meine Mutter, ich weiß gar nicht, wie man das genau bezeichnet, jedenfalls leitet sie Projekte in der Stadt.
Michaela Boland:
Also haben sie nichts mit dem MusicBiz zu tun. Waren sie erfreut als du in diese Branche eingestiegen bist?
Medina:
Ja, sie unterstützen mich in allem, was ich mache.
Michaela Boland:
Es gibt ja auch Eltern, die ihren Kindern nahe legen, zuerst einmal eine herkömmliche Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren, bevor sie sich in die Unabwägbarkeiten einer Musikkarriere begeben.
Medina:
Nunja, das haben meine Eltern natürlich versucht, aber sie kennen mich nur allzu gut. Ich gehe stets meinen eigenen Weg.
Michaela Boland:
Dein Vater kommt aus Chile, deine Mutter ist Dänin. Wo und wie haben sich deine Eltern kennen gelernt?
Medina:
Sie haben sich getroffen als mein Vater aus Chile ausgewiesen wurde. Er war ein Flüchtling und kam nach Dänemark. Meine Mutter hatte beruflich mit den Flüchtlingen zu tun. Auf diese Weise haben sie sich kennen gelernt.
Michaela Boland:
Hast du selbst einen engen Bezug zu Chile? Wie gut kennst du das Land?
Medina:
Ich war natürlich schon dort. Werde auch wieder hinfahren, wenn ich die Zeit dazu habe. Ich liebe es. Es ist ein wunderschönes Land, das so viele unterschiedliche Seiten hat. Es gibt ebenso Berge wie große oder auch ganz kleine Städte. Es gibt eben eine so große Vielfalt dort.
Michaela Boland:
Sprichst du denn dann auch Spanisch?
Medina:
Nicht so viel.
Michaela Boland:
Gibt es noch Verwandtschaft väterlicherseits in Chile?
Medina:
Oh ja. Sie sind noch immer in Chile.
Michaela Boland:
Wie eng ist der Kontakt zwischen dir und diesem Teil der Familie?
Medina:
Es ist jetzt nicht so, dass sie ich ständig anrufen würde, aber hin und wieder spreche ich mit meiner Cousine. Sie war erst vor wenigen Monaten wegen einer Konferenz in Dänemark. Aber so ein ganz dicker Kontakt besteht zu ihnen allen eigentlich nicht.
Michaela Boland:
Wie viele Sprachen sprichst du eigentlich tatsächlich?
Medina:
Ich spreche Dänisch und Englisch.
Michaela Boland:
Dänisch ist ja deine Muttersprache. Habt ihr innerhalb eures Schulsystems denn nicht auch die Möglichkeit, abgesehen von Englisch, weitere Fremdsprachen zu erlernen?
Medina:
Na gut, also ich hatte zwar auch Deutsch in der Schule. Aber darin war ich wirklich schlecht. Wie soll ich sagen, das war einfach nicht meine Sprache und ich war so mies darin, dass ich aufgegeben habe.(lacht).
Michaela Boland:
Und da habe ich immer geglaubt, dass skandinavische Sprachen der Deutschen, im Gegensatz zu den romanischen Sprachen, wesentlich näher kämen.
Medina:
Nun, ich muss sagen, wenn ich etwas lese, dann verstehe ich es manchmal, aber ich kann es überhaupt nicht sprechen. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem reinen Zuhören und dem Sprechen, wie ich finde.
Michaela Boland:
Was für einen Schulabschluss hast du absolviert?
Medina:
Volksschule. (Anm. d.Red: Die Schulbildung beginnt in Dänemark mit der neunjährigen Volksschule/ „Folkeskole“,. Nach der Abschlussprüfung „FSA“/“Folkeskolens Afgangsprøve“, die einem anspruchsvollen Hauptschulabschluss gleichzusetzen ist, bieten sich den dänischen Schülern je nach Eignung mehrere Wege an, wie beispielsweise Gymnasium, Handelsgymnasium oder technisches Gymnasium).
Und dann habe ich mich durch jede Menge unterschiedliche Kurse und alle möglichen Dinge, die ich ausprobieren wollte, geschlagen. Ich belegte Architektur für einen Monat, weil ich dachte, dass es interessant sein könnte. Ich bekam so viel über den geschichtlichen Aspekt mit. Außerdem habe ich Kosmetik Kurse absolviert.
Michaela Boland:
Heißt das, du bist nicht auf Maskenbildner angewiesen, sondern kannst dich für jedweden Auftritt selbst schminken?
Medina:
Oh ja, das mache ich immer. Dann belegte ich übrigens auch noch das Fach Bekleidungsdesign. Das habe ich ganze zwei Semester gemacht. Ich war eben einfach immer unterwegs und habe versucht, all die Dinge zu tun, die ich machen wollte. Aber tatsächlich habe ich lediglich die dänische Volksschule absolviert.
Michaela Boland:
Von wann bis wann geht denn diese Schulform bei Euch?
Mediana:
Die Volksschule beginnt, wenn man ein
Kind ist und geht bis zum Alter von 15 Jahren.
Michaela Boland:
War es für deine Eltern in Ordnung, dass du nicht weiter gemacht hast?
Medina:
Nun, sie wollten, dass ich auf das Gymnasium gehe und all das. Ich habe es auch gemacht, aber das war nichts für mich. Ich weiß, dass sie recht traurig darüber waren, dass ich runter geflogen bin, weil ich nie anwesend war. Und daher wollte mich die Schule natürlich auch nicht mehr länger dort haben. Aber, ich bin eben einfach eine Künstlerin und nicht so sehr der Schul-Typ.
Michaela Boland:
Heißt das, dass dir eigentlich von Anfang an glasklar war, dass du jene bestimmte Richtung, nämlich die einer Musikerin, einschlagen wolltest?
Medina:
Nein, ich bin eben einfach mehr ein Freigeist. Ich brauche etwas in meinen Händen zu tun. Ich kann einfach nicht in der Schule hocken. Es ist schlichtweg zu langweilig. Du hast mich ja vorhin schon gefragt, ob ich Bücher lese und ich tue es nicht. Ich bin da einfach nicht so drin. Also was ich mache ist, ich schaue Filme.
Michaela Boland;
Was für Filme siehst du bevorzugt?
Medina:
Eigentlich alle Arten von Filmen. Vielleicht nicht gerade Horror-Filme. Aber das mache ich auch nicht all zu oft, weil es mich ansonsten schnell langweilt.
Michaela Boland:
Offensichtlich musstest du geradezu Künstlerin werden. Doch, was hättest du getan, wenn es mit der Musikkarriere nun nicht so gut geklappt hätte?
Medina:
Nun, das werde ich immer gefragt und ich habe darauf keine Antwort. Ich weiß es nicht. Ich habe immer einfach nur so mein Leben gelebt und zwar genau in der Art und Weise wie ich es wollte und das brachte mich an die unterschiedlichsten Orte. So wie beispielsweise heute hierher.
Michaela Boland:
Seit wann machst du Musik?
Medina:
Als ich jünger war spielte ich in den Bands der Grundschule. Auch in Club-Bands. Ich habe sogar Schlagzeug und Klavier gespielt. Ich habe einfach alles Mögliche ausprobiert.
Michaela Boland:
Hast du es richtiggehend erlernt, diese Instrumente zu spielen?
Medina:
Das habe ich mir selbst beigebracht, indem ich hingehört habe. Ich kann keine Noten lesen und kenne mich auch nicht mit Notenschlüsseln aus.
Michaela Boland:
Interessierst du dich eigentlich auch für bildende Kunst?
Medina:
Ja. Ich habe jüngst damit angefangen sie mehr und mehr zu schätzen. Was ich übrigens auch schon immer geliebt habe, war das Ballett und die Oper. Klassische Musik liebe ich ebenfalls. Und zu Hause höre ich mir sehr viel Jazz-Musik an.
Ich liebe klassische Kunst auch wesentlich mehr als moderne Kunst. Jedoch lerne ich noch über die Kunst. Ich kenne nicht die ganzen Namen der großen Künstler, aber ich bin dabei, das so langsam zu erfassen. Das ist alles sehr interessant.
Michaela Boland:
Du magst das Ballett. Wie oft hast du Zeit für Ballettbesuche?
Medina:
Augenblicklich bleibt kaum Zeit. Aber da mein Freund als professioneller Tänzer in dem Stück „My fair Lady“ mitgewirkt hat, habe ich mir vor einiger Zeit die Vorstellung im „Royal Ballett“ angesehen. Er beginnt in Kürze mit einer Ausbildung an einer Schauspielschule.
Zwar hat er bereits in unterschiedlichen TV-Serien mitgewirkt, aber er benötigt natürlich eine offizielle Schauspielausbildung. Jedenfalls war das das letzte mal, dass ich da war. Und davor sah ich das schönste Ballett namens „Silk“. Hast du schon davon gehört?
Michaela Boland:
Bisher noch nicht. Was hat es ausgemacht?
Medina:
Es ist einfach wundervoll. Das solltest du dir anschauen. Es war so toll, dass sie es in Kopenhagen gleich zweimal aufführen mussten. Sie hatten die besten Kritiken aller Zeiten.
Michaela Boland:
Hast du außer der Musik, die du ja zu deinem Beruf gemacht hast, auch noch andere Hobbys. Treibst du beispielsweise Sport?
Medina:
Ich mache keinen Sport. Dazu habe ich nicht wirklich die Zeit. Manchmal gehe ich laufen. Das ist für mich wie eine Art Meditation. Du verlierst da irgendwie deine Gedanken bei jedem Schritt. Aber das ist auch schon alles.
Michaela Boland:
Du unternimmst nichts weiter um deine gute Figur in Form zu halten?
Medina:
Das liegt nur daran, dass ich die ganze Zeit auftrete. Ich verbrauche jede Menge Energie auf der Bühne.
Michaela Boland:
Tanzt du viel in innerhalb deiner Bühnenshow?
Medina:
Nein, ich mache eigentlich nur so mein Ding. Ich bin keine Tänzerin. (lacht).
Michaela Boland:
In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass ich auf der Seite deiner Plattenfirma unter Deiner Rubrik den Aufruf zu einem Chupa ChupsWettbewerb gesehen habe, bei dem Fans sich selbst zu deinem Hit „You and I“ tanzend filmen und jenen Film hochladen können.
Das ganze wird dann technisch so bearbeitet, dass es am Ende so aussieht als tanze der jeweilige Fan gemeinsam mit dir zu deinem Hit. Da kann man dich ja bereits mit coolen Moves bewundern. Überlegst du dir deine Choreografien selbst oder erhältst du sie vorgegeben?
Medina:
Da kannst du schon mal sehen, dass ich keine Tänzerin bin. Aber niemand sagt mir, was ich zu tun habe. Bei diesem Mal jedoch haben sie es mir gesagt, weil es eben für etwas bestimmtes war.
Michaela Boland:
Haben deine dänischen Fans es ausschließlich begrüßt, dass du nun in erster Linie in englischer Sprache singst oder hat es die irgendwer übel genommen?
Medina:
Keineswegs. Nur Leute mit hässlicher Persönlichkeit würden darüber enttäuscht sein. Die Menschen freuen sich darüber, dass ich meinen Traum weiterentwickle und sie unterstützen mich. Sie lieben das Album. Es gibt natürlich ein paar Leute, die ihre eigene Meinung bezüglich der englischen Version haben und sie mögen die dänische einfach lieber.
Aber im Allgemeinen glaube ich einfach, dass die Menschen begrüßen, was auch immer ich zu geben habe. Aber ich muss gestehen, dass ich nicht ins Internet gehe und mir den ganzen Mist durchlese.
Michaela Boland:
Das machst du nicht?
Medina:
Nein, nie.
Michaela Boland:
Tatsächlich niemals? Immerhin ist es dein Publikum.
?
Medina:
Naja, manchmal. Aber das ist nicht, worauf ich mich fokussiere.
Michaela Boland:
Nach allem, was du erzählst, hat es den Anschein als seiest du mehr oder weniger einfach so in deine Musikkarriere hineingerutscht. Ab welchem Zeitpunkt ist sie dir so richtig wichtig geworden?
Medina:
Nun, ich habe ja nicht wirklich davon geträumt, sondern es ist einfach so passiert. Und als ich damit begonnen habe, im Studio Aufnahmen zu machen, erst da habe ich angefangen, von einer Musikkarriere zu träumen und ich dachte, wow, das könnte möglicherweise eines Tages mal etwas werden.
Mein Traum war es, das einfach die ganze Zeit machen zu können, weil ich es so sehr liebe. Dennoch schloss dieser Traum eine ganze Reihe Dinge, die ich irgendwie tun muss, um in diesem Business zu sein, nicht ein. Aber das ist einfach ein Teil dessen, was ich liebe und daher muss ich es akzeptieren.
Michaela Boland:
Wer waren deine Helden zu Teenagertagen?
Medina:
Ich hatte niemals Idole. Ich mochte lediglich einige unterschiedliche Musikrichtungen. Beispielsweise mochte ich die Sachen von „Rage Against the Machine“, „Roxette“, und „Sade“, die ich noch heute liebe. Mein Blickwinkel ist da recht weit gefasst. Ich liebe so viel Musik. Aber ich bin beispielsweise auch noch nie im Leben zu Konzerten gegangen. Dafür bin ich nicht so der Typ.
Michaela Boland:
Welche Kollegen schätzt du heute aus professioneller Sicht? Was hältst du zum Beispiel von Lady Gaga oder den Pussycat Dolls, in deren Vorprogramm du ja schon aufgetreten sein sollst.
Medina:
Lady Gaga ist nicht so bedeutend. Sie hat im Prinzip dasselbe gespielt wie ich. Als ich vor ein paar Monaten hier das erste Interview gegeben habe, haben sie mich alle gefragt, wie es sich denn anfühle, Lady Gaga zu treffen. Und ich antwortete, „oh, das habe ich wohl glatt vergessen“.
Ich respektiere sie und so und sie macht auch eine gute Show, aber es ist nicht so, dass ich jetzt sonderlich beeindruckt wäre. Und was die Pussycat Dolls anbelangt, die wurden gecancelt. Aber ich wollte das sowieso nicht machen, insofern ist es o.k. Es ist eben einfach was es ist, nämlich Arbeit.
Michaela Boland:
Wie kannst du zu Hause am besten entspannen?
Medina:
In erster Linie bei Jazz. Ray Charles. Manchmal aber auch Rock Music, wo ich nun aber nicht einzelne Namen der Interpreten benennen könnte. Ich mag übrigens auch LADYHAWK, wobei sie keine Rockvertreterin ist.
Michaela Boland:
Erinnerst du dich noch an dein erstes Mal auf der Bühne, wie sich das angefühlt hat? Nachdem du ja nicht gerade wie besessen darauf hingearbeitet hast, ein Star zu werden, dürfte dieses Erlebnis für dich ja wohl eher entspannt abgelaufen sein, oder?
Medina:
Oje, das ist bestimmt neun Jahre her oder so. Oder vielleicht sogar noch länger, denn ich war ja eigentlich schon seit Kindheitstagen auf der Bühne, denn ich spielte ja in Schulbands oder auch in Clubs. So war ich das natürlich schon gewöhnt. Aber ich war trotzdem, glaube ich, verdammt nervös.
Michaela Boland:
Wie sieht es heute aus?
Medina:
Keineswegs. Ich meine, ich habe im letzten Jahr mehr als 200 Konzerte gegeben. Wenn ich da noch nervös wäre, würde ich glauben, dass irgend etwas nicht stimmt. Das einzige Mal in meinem Leben, dass ich so richtig nervös war, war als ich live beim Geburtstag der dänischen Königin Margrethe aufgetreten bin.
Und weil ich während der Monate zuvor so wahnsinnig beschäftigt war, und zudem noch einen Song aus den 40-er Jahren hierfür zu lernen hatte, und die damalige Sprache ist ja dermaßen anders als jene, die wir heutzutage sprechen, konnte ich diesen Song erst einen Tag vor dem geplanten Auftritt am Königinnen-Geburtstag lernen Live auf dem Schirm und unmittelbar vor der Königin stehend.
Und ich muss dazu sagen, bei jedem Auftritt zuvor an diesem Tag und auch einen Tag später, habe ich das ganze immer wieder versaut. Ich vergaß ständig den Text. Das einzige Mal, das es geklappt hat, war, als ich es vor der Königin live performen musste.
Michaela Boland:
Nun, das bedeutet doch offensichtlich, dass du präsent bist, wenn es darauf ankommt.
Medina:
Also, ich bin auf der Bühne fast gestorben. Und ich betete zu Gott, mir bitte nicht meine Knie wegsacken zu lassen, weil sie die ganze Zeit über gezittert haben. Aber es hat dann doch alles geklappt.
Michaela Boland:
Bist du Royalistin?
Medina :
Nein, ich weiß nichts über ihre Angewohnheiten. Aber ich war beeindruckt, denn es ist eine feine Sache, vor der Königin zu stehen. Und einen Knicks zu machen, wie eine Lady. All das hat in meiner Vorstellung bisher eigentlich nicht existiert, zumindest bis ich sie einmal persönlich getroffen habe. Es ist ja fast wie im Märchen mit Gold überall.
Sich vorzustellen, dass jemand in einem Schloss wie diesem aufwuchs, das ist verrückt. Ich bin da mit Aura Dion an der Hand umhergelaufen, denn sie ist auch dort aufgetreten und wir sind da wie zwei kleine Mädchen umherspaziert, haben alles bewundert und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das war schon sehr lustig.
Michaela Boland:
Der wievielte Geburtstag von Königin Margrethe war es?
Medina:
Der 70-ste.
Michaela Boland:
Konntest du Prinzgemahl Henrik und vor allem die schöne Prinzessin Mary ebenfalls treffen? Waren sie auch vor Ort?
Medina:
Oh ja.
Michaela Boland:
Was hältst du von Mary, die ja zeitweilig im Inland ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war, nachdem sie angeblich zuviel Geld für edle Kleidung ausgegeben haben soll?
Medina:
Ich finde, sie ist so süß. Und sie macht ihren Job nahezu perfekt. Na, und wenn Geld für sie da ist, das sie ausgeben kann, dann soll sie es doch ausgeben.
Michaela Boland:
In deiner Heimat Dänemark bist du längst ein Star. Du warst 2009 die meist gegoogelte Person in deinem Land, hast den Preis bei den MTV Europe Music Awards als beste dänische Interpretin nach Hause geholt.
Jetzt startest du deine Karriere auch im restlichen europäischen Ausland. Fühlt sich das hier und jetzt vergleichbar an, wie damals, als du in Dänemark begonnen hast oder ist es einfach etwas anderes, wenn man ja eigentlich weiß, dass man woanders schon längst ein Star ist?
Medina:
Es fühlt sich schon recht ähnlich an. Aber dieses Mal ist es fast so, als sei ich gar nicht da, um es zu sehen, weil es in so viele unterschiedliche Länder und auch Bundesländer geht, dass einen das ganz schön beansprucht.
Insoweit habe ich natürlich auch gar keine Vorstellung davon, wie weit es in Wahrheit schon gediehen ist. Deshalb sitze ich einfach ganz still da, so wie ein kleines Mädchen, einfach ruhig abwartend und sehe, was passieren wird. Gerade fühlt es sich an, wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm.
Michaela Boland:
Bekommst du eigentlich etwas von dem jeweiligen Land, in dem du gerade arbeitest, mit?
Medina:
Meinst du, ob ich etwas zu sehen bekomme? Also hier habe ich mir heute natürlich den Dom angesehen.
Michaela Boland:
Und bist du die Treppen auch zu Fuß hoch bis ganz nach oben in die Spitzen gestiegen?
Medina:
Nein, ich war nur für fünf Minuten da drin. Ich hatte auch einmal einen halben Tag frei als ich in Athen war. Und da bin ich ganz allein herum gelaufen und schaute mir die Akropolis an.
Michaela Boland:
Hast du bei so etwas dann auch schon mal Gelegenheit mit Landsleuten ins Gespräch zu kommen?
Medina:
Nein.
Michaela Boland:
Du schreibst ja deine eigenen Songs. Wie gehst du dabei vor? Hast du in Abständen eine Inspiration oder kannst du dich auf Kommando hinsetzen und einfach etwas Neues produzieren?
Medina:
Wir machen das immer im Studio. Ich sage meinen Leuten, in was für einer Verfassung ich bin und ich sage, was ich mir vorstelle und dann fangen sie damit an, irgendetwas zu machen. Ich beginne dann damit, etwas zu schreiben. Ich bin eine schnelle „Schreiberin“.
Für „You and I“ also der dänischen Originalversion habe ich gerade mal 15 Minuten gebraucht. Es ist einfach so, dass, wenn ich eine Idee habe, dann ist es leicht für mich, das aufzuschreiben.
Natürlich kommt es auch vor, dass mir einmal ganz plötzlich etwas in den Sinn kommt. Dann nehme ich mir immer vor, es sofort aufzuschreiben, damit ich es nicht vergesse. Aber meistens mache ich es dann doch nicht.
Michaela Boland:
Bist du häufiger guter oder häufiger schlechter Stimmung, wenn du ins Studio kommst?
Medina:
Völlig unterschiedlich. Das einzige, was wir immer verabreden, ist, dass ich dann und dann komme. Manchmal bin ich gut drauf, manchmal traurig und wenn es mir schlecht geht, dann komme ich einfach gar nicht.
Michaela Boland:
Auf deinem neuen Album gibt es einen Titel namens „Selfish“. Es war zu lesen, dass du gerade hier sehr viel Persönliches hinein gepackt haben sollst.
Medina:
Wo hast du das denn gelesen?
Michaela Boland:
Ebenfalls in deiner offiziellen Vita, die dein Label versendet. Du sollst geäußert haben, dass du beim nächsten Freund einfach auch mal Egoismus walten lassen würdest. Stimmt das?
Medina:
Also ich habe ja einen Freund und ich habe ihn auch schon relativ lange. In erster Linie ist „Selfish“ ein Song, der sich vornehmlich um die eigennützigen Verhaltensweisen eines Menschen, die ja jeder von uns aufweist, dreht.
Einfach jemand, der sagt, heute machen wir es genauso wie ich es will, Widerspruch ausgeschlossen. So gesehen geht es einfach um Dominanz und zwar auch in sexueller Hinsicht.
Michaela Boland:
Aus Skandinavien kamen schon einige sehr erfolgreiche Künstler mit Weltkarrieren. Abba, a-ha, Roxette oder die Olsen Brothers. Gibt es da womöglich ein Geheimrezept? Was die englische Sprache anbelangt, in der sie hauptsächlich singen, so scheinen jene Bands ja auch regelmäßig derartig sicher zu sein, dass man manchmal den Eindruck gewinnen könnte, sie seien native Speakers.
Medina:
Ein Geheimrezept gibt es natürlich nicht. Und was die Sprache betrifft, muss man sagen, in Deutschland wachsen die Kinder ja leider mit Filmen auf, die allesamt komplett synchronisiert sind.
Das halte ich für einen Fehler. Als ich ein Kind war gab es nur Filme auf Englisch, die untertitelt waren. Dadurch habe ich soviel gelernt. In Deutschland gibt es so viele Leute, die kein Englisch sprechen.
Michaela Boland:
Du hast mit Sicherheit jetzt etwas von den tragischen Ereignissen während der Duisburger Loveparade mitbekommen. Was ging dir als Künstlerin, die ja regelmäßig vor großen Menschenmassen auftritt, durch den Kopf, als du von dieser Tragödie gehört hast?
Medina:
Furchtbar. Ich weiß nicht, warum es passiert ist, ich habe nur gehört, dass viele Menschen gestorben sind. Ich frage mich natürlich, wie sie es kontrollieren können, wenn über eine Million Leute kommen und sie alle sich in abgesperrten Bereichen bewegen sollen.
Ich bin bereits einmal bei einer dänischen Loveparade aufgetreten. Wahrscheinlich wird diese dann in Kopenhagen künftig noch größer werden, wenn die Loveparade hierzulande nicht mehr stattfinden wird.
So etwas Schlimmes kann ja nur geschehen, wenn Menschen panisch werden und einfach über einander her trampeln. Möglicherweise standen ja auch einige unter Drogen, so dass sie gar nicht bemerkt haben, dass sie auf andere traten.
Michaela Boland:
Bleibt zu hoffen, dass solche Katastrophen künftig vermieden werden können.
Bei dir steht ab Herbst hier endlich deine Welcome to Medina-Tour an. Hierfür und für deinen weiteren Weg viel Erfolg und vielen Dank für dieses Interview.
Michaela Boland ist Journalistin und TV-Moderatorin. Bekannt wurde sie als Gastgeberin der WDR- Sommer-Unterhaltungsshow „Hollymünd“ in Köln-Bocklemünd.. Außerdem präsentierte sie die ARD-Vorabendshow „Studio Eins“.
Als Redakteurin und On-Reporterin bei „Guten Abend RTL“ lieferte sie täglich spannende Reportagen aus ganz NRW. Auf 3-Sat moderierte sie die Kultur-Talkshow „Doppelkopf“, für TV NRW präsentierte sie mit „Casinolife“ die erste deutsche Casino-Show rund um eine Million Euro Gewinn aus Dortmund-Hohensyburg. Boland arbeitet darüber hinaus als Sprecherin.
Für die Gesellschaft Freunde der Künste moderiert sie den Kaiserswerther Kunstpreis sowie alle grossen Kulturveranstaltungen der Gesellschaft.
Seit mitte 2009 ist sie verantwortlich für die Ressorts:
Michaela Boland und Gesellschaft Freunde der Künste