hamburger-retina
01.04.2010 Ich finde, das Land ist in einem katastrophalen Zustand

Exklusivinterview für freundederkuenste.de -MICHAELA BOLAND TRIFFT SCHAUSPIELER KLAUS ZMOREK

von: GFDK - Michaela Boland

Gerade brillierte er im Theaterstück „Endstation Irgendwo“ im Düsseldorfer Theater an der Kö unter der Regie von Rene Heinersdorff. Einem Millionenpublikum ist er jedoch noch als TV-Bösewicht Adrian Degenhardt aus dem ARD-Serienhit „Verbotene Liebe“ in aller bester Erinnerung.

Hier nämlich trieb der smarte Fernsehgeschäftsmann sein Unwesen inmitten der Schönen und Reichen aus der Premium-Soapopera auf so charmante Weise, dass ihn das Gros der Zuschauer trotz übelster Machenschaften fest ins Herz geschlossen hatte. Schauspieler Klaus Zmorek konnte jetzt an der Seite von Udo-Jürgens-Tochter Jenny in einer ganz anderen Rolle überzeugen:

Als verständnisvoller Ehemann unterstützte er seine Theater-Gattin (Jenny Jürgens), die nach über 30 Jahren endlich ihren verschollen geglaubten Vater wieder treffen will. Eine Zugreise soll Vater und Tochter zusammenführen. Treffpunkt: Endstation Irgendwo.

Wie die „Reise“ endete, was den gesellschaftskritischen Mimen auf die Palme bringt, aus welchem Grund er sich nie in eine schlechte Schauspielerin verlieben könnte und warum er die „Verbotene Liebe“ keineswegs freiwillig verließ, verriet der attraktive TV-Star Michaela Boland bei Kakao und Kuchen in Köln. 

Michaela Boland:

Aus der ARD kennen wir dich als „liebenswerten Schurken. Was für einen Charakter durftest du im Theaterstück Endstation Irgendwo“ geben?

Klaus Zmorek:

Im Grunde eigentlich einen vollkommen anderen Charakter als ich das sonst so mache. Normalerweise bin ich ja auf den nicht ganz so freundlichen Zeitgenossen festgelegt, zumindest, wenn ich drehe. In dem Fall ist es aber der ganz sympathische, liebevolle Schwiegersohn, der in eine sehr komplizierte Situation gerät.

Es geht um eine Verwechslungskomödie. Es gibt ein Paar, dass Jenny Jürgens und ich spielen, das an einen bestimmten Ort, eben Bahnhof Irgendwo, kommt, um ihren Vater zu treffen, den sie seit 35 Jahren nicht gesehen hat und der ihr geschrieben hat, um sie überhaupt erst kennen zu lernen.

Ich als ihr Lebensgefährte begleite sie und gehe durch sämtliche Höhen und Tiefen, die an dem ganzen Abend passieren. Es gibt da zwei Paare, die aufeinander treffen und eine ganze Menge lustiger Verwicklungen. Ich bin in dem Fall der Sympathieträger in der Geschichte.

Michaela Boland:

Du beschreibst die Rolle als auffällig abweichend von jenen, die Du sonst verkörperst. Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass man Dir in der Regel eher Bösewichte anbietet?

Klaus Zmorek:

Bei Fernseh- oder Filmproduktionen hat es sich, aus welchem Grund auch immer, so ergeben, dass ich eher für die Bad Boys zuständig bin. So wie die Geschichte, die ich zwei Jahre für die VL (Anm. d. Red.: Verbotene Liebe) gemacht habe, nämlich Adrian Degenhardt.

Der war zwar, wie es ein ehemaliger Produzent von mir ausdrückte, „We love to hate you“, das heißt, man mag ihn, aber er hat, ohne mich da vergleichen zu wollen, so ein bisschen etwas von J.R. in Dallas. Bei dem hat man es auch geliebt, ihn zu hassen.

Weil natürlich immer so eine gewisse Doppelbödigkeit und eine gewisse Ironie in der Figur angelegt ist. Es geht also nicht um einen eindimensionalen Bösewicht, sondern um einen solchen, der ein paar mehr Schichten hat,. aber natürlich letzen Endes trotzdem ein Mistkerl ist.

Michaela Boland:

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Rene Heinersdorff? In seinen Theaterproduktionen haben ja schon auffällig viele ehemalige Serienstars mitgewirkt.

Klaus Zmorek:

Rene kenne ich seit mittlerweile acht Jahren. Die Zusammenarbeit kam über andere Kollegen zustande, unter anderem auch über Jenny Jürgens. Mit ihr habe ich ja vor elf Jahren fast ein ganzes Jahr auf Mallorca zusammen „ Suche nach dem Pardies“ für Pro 7 gedreht.

Und da Jenny Rene Heinersdorff noch länger kennt als ich, nachdem sie quasi das Theater an der Kö in Düsseldorf vor 15 Jahren mit eröffnet hat, denn sie war bei der Eröffnungsproduktion dabei, haben Rene und ich uns über sie kennen gelernt.

Da Rene mich natürlich vom Bildschirm her kannte und sowieso alle Schauspieler in diesem Land kennt, hat er diesen üblichen Satz geäußert, den man so sagt, nämlich, „wir müssen mal was zusammen machen“.

Vor sechs Jahren haben wir dann zum ersten Mal ein Stück namens „Kleine Süchte“ zusammen mit Martin Semmelrogge und dessen Sohn Dustin aufgeführt. Das war ebenfalls ein sehr lustiges und erfolgreiches Stück.

Michaela Boland:

Ist die Arbeit auf der Bühne oder vor der Kamera reizvoller für dich? 

Klaus Zmorek:

Der Vorgang auf der Bühne ist natürlich ein vollkommen anderer als vor der Kamera. Vor der Kamera hast du höchstens drei Minuten am Stück zu absolvieren und wenn irgend etwas daneben geht, machst du es halt noch einmal. Wenn du etwas anders haben willst und hast noch ein bisschen Zeit, dann machst du es noch mal ein bisschen schöner.

Auf der Bühne ist einfach nur “one shot“ möglich. Entweder klappt die Szene oder sie klappt nicht. Natürlich hat man auch ausreichend Probenzeit davor und im Allgemeinen sollte es dann so sein, dass es klappt.

Aber jeder Theatergänger weiß auch durchaus von Abenden zu berichten, wo man sagen muss, dass es auf den Proben offensichtlich nicht so geklappt hat, weil der Abend einfach nicht funktioniert.

Aber es ist einfach das grundsätzliche Vergnügen, auf der Bühne zu stehen. Da kommt der Beruf her. Das ist nun mal der Kern dieses ganzen Vorgangs, den man Schauspielerei nennt

Michaela Boland: 

Manche Schauspieler begrüßen bei der Theaterarbeit, durch anwesendes Publikum unmittelbares Feedback auf ihre Leistung zu erfahren. Schätzt du dies ebenso?

Klaus Zmorek:  

Das ist ein großer Reiz, wobei man dies bei einer guten Fernsehproduktion im Prinzip auf andere Weise auch hat. Natürlich ist es dann nicht so wie beim echten Publikum. Wenn da 300 Leute sitzen, ist es natürlich etwas anderes, wenn die bei einer bestimmten Szene auf einen gewissen Augenblick reagieren, wie beispielsweise sich erschrecken oder sich freuen und lachen als am Set.

Aber bei so einer Geschichte wie beispielsweise der Filmproduktion „Das Wunder von Lengede“, wo wir dann in einem riesigen Wasserstudio gedreht haben und so richtig Cowboy und Indianer mit Wasser marsch und allem gespielt haben, da hat das Team natürlich auch applaudiert, wenn wir dabei alle ordentlich durchs Wasser gekommen sind und alles toll gelaufen war.

Das ist natürlich nicht so wie bei einem normalen “Industriejob“ wie bei einer “Daily“, wo es einfach um unglaubliches Tempo geht, obwohl man auch da eine Reaktion von den Leuten hinter der Kamera bekommt .

Auch die zeigen, wenn sie den einen besser und den anderen weniger gut finden. Die reagieren sehr wohl, nur natürlich nicht so direkt wie 300 Menschen im Zuschauerraum.

Michaela Boland:

Das heißt, ob auf der Bühne oder vor der Kamera, man bekommt auf jeden Fall direkt mit, ob man gerade gut oder schlecht gespielt hat?

Klaus Zmorek:  

Das sollte man als Schauspieler schon selber mitkriegen. Selbst wenn Dinge beim Drehen, wie man so schön sagt, “gekauft“ werden, muss man als Schauspieler immer noch wissen, ob die Szene gelungen ist oder nicht. Das ist wahrscheinlich auch der Unterschied zwischen Darstellern und Schauspielern.

Der Darsteller freut sich, wenn der Regisseur nickt und sagt, „es war gut“. Der Schauspieler weiß, ob er noch eine Wiederholung der Szene will und wenn er noch eine kriegt, dann macht er noch eine. Wenn nicht, dann weiß er, dass er damit leben kann.

Michaela Boland:

Gerade erwähntest Du die Dreharbeiten zu „Das Wunder von Lengede“. Dabei musstest du dich durch Wassermassen kämpfen. Wie hältst du dich für derartige Dreharbeiten körperlich fit?

Klaus Zmorek: 

Als Schauspieler ist man immer unregelmäßig beschäftigt. Es gibt Zeiten, da habe ich Zeit, quasi ganz normal in einen Kegelverein zu gehen, was ich natürlich nicht mache. Aber im Allgemeinen kann man eher keinem normalen Verein beitreten, doch, es gibt trotzdem unterschiedliche Möglichkeiten.

Ich spiele mit Freunden und Bekannten unregelmäßig Fußball auf der Wiese. Es gibt noch eine Extragruppe des Verbandes der Film- und Fernsehschauspieler, die sich im Sommer hier in Köln regelmäßig auf den Jahnwiesen treffen, um Fußball zu spielen Wenn es sich ergibt, spiele ich auch mit Bekannten Tennis.

Squash habe ich darüber hinaus auch eine Zeit lang relativ intensiv gespielt und wenn es geht, gehe ich segeln. Wenn ich am Meer bin, surfe ich auch schon mal. Als wir auf Mallorca gedreht haben, haben wir von der Produktion aus regelmäßig nach dem Drehen einmal pro Woche einen Beachvolleyballabend veranstaltet..

Michaela Boland: 

Hast du während der Schauspielausbildung auch das Fechten erlernt und bist insoweit gewappnet, wenn eine Mantel-und Degen-Rolle ins Haus flattert?

Klaus Zmorek:

Ja, natürlich habe ich das. Dieses klassische Bühnenfechten. Das ist natürlich jetzt auch schon 26 Jahre her, aber, das kann man dann wieder, wenn man es braucht. Doch das gehört genauso wie eine Grundausbildung in Gesang dazu. Das ist ja das Schöne an dem Beruf, dass man unglaublich viele Sachen lernen darf.

Michaela Boland:

Du kommst aus der Pfalz und hattest ein frühes Engagement am Frankfurter T.A.T. (Anm. d. Red.: Theater am Turm). Hat es dabei für dich eine Rolle gespielt, dass Star-Regisseur Rainer Werner Fassbinder einst dort beschäftigt war?

Klaus Zmorek: 

Das spielt in dem Augenblick, wenn man dort ist, überhaupt keine Rolle, denn man wird dort angeheuert, wo man angeheuert wird und wenn das ein gutes Theater ist, dann freut man sich. Wenn es nicht so gut ist, dann freut man sich eben nicht. Aber natürlich ist das etwas, was man weiß.

Das ist Theatergeschichte. Als ich am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg engagiert war, da wusste ich auch, dass das mal das Haus von Gründgens war. Solche Dinge weiß man natürlich, die sind aber für den Theaterabend am Ende relativ “wurst“.

Michaela Boland:

Es hätte ja sein können, dass du ein Anhänger von Fassbinder bist?

Klaus Zmorek:

Ich bin ein absoluter Anhänger. Als ich in Bonn engagiert war, haben wir ein sehr schönes Stück von den vielen Stücken, die Fassbinder geschrieben hat, gespielt, nämlich „Pre Paradise sorry now“.

Fassbinder hat in dem Fall das Problem untersucht, was passiert, wenn zwei zusammen sind und ein Dritter kommt hinzu. Das hat er brillant gemacht, deswegen war ich mir natürlich bewusst, dass Fassbinder einmal dort war als ich am T.A.T. gespielt habe.

Michaela Boland: 

Aus welcher Motivation heraus hast du deinen Beruf ergriffen?

Klaus Zmorek:  

Bis zum zarten Alter von 24 Jahren habe ich überhaupt nicht daran gedacht, weil ich eigentlich immer nur wusste, was ich nicht wollte. Ich bin in der Pfalz aufgewachsen, mein Vater war Malermeister und hatte ein kleines Malergeschäft und mir war ganz klar, dass ich das nicht machen wollte.

Ich war auf der kaufmännischen Handelsschule, um die mittlere Reife zu machen, und hatte eigentlich auch schon meinen Ausbildungsvertrag als Groß- und Einzelhandelskaufmann in der Tasche.

Doch dann wurde mir bewusst, dass man in diesem Beruf natürlich immer mit Anzug und Krawatte und Trallala aufzutauchen hat. Das war aber nicht unbedingt das, was ich mir für die nächsten 40 bis 50 Jahre vorgestellt hatte.

Weil meine Schwester dies gemacht hat, habe ich dann beschlossen, ebenfalls Sozialpädagogik zu studieren. Leider waren die Anmeldefristen bereits abgelaufen und so bin ich einfach nach Frankfurt gegangen und habe auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgemacht, weil mir klar war, „das wird so alles nichts“. Außerdem wollte ich mir aussuchen, was ich studieren wollte.

Michaela Boland:

Wenn du Abi auf dem zweiten Bildungsweg gemacht hast, hattest du wahrscheinlich schon irgend eine abgeschlossene Berufsausbildung?

Klaus Zmorek: 

Genau, weil diese Sozialpädagogik -Nummer nicht funktioniert hat, und ich in der Zwischenzeit wusste, dass, wenn ich mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachmachen wollte, eine fertige Berufsausbildung brauchen würde oder drei Jahre in irgend einem Beruf tätig sein müsste, habe ich innerhalb von anderthalb Jahren den Malergesellen gemacht.

Das hat mir während des Studiums immer mal wieder über die Runden geholfen. Nachdem ich dann nach Frankfurt gegangen war, hatte ich mich irgendwann für ein Lehramtstudium entschieden. Germanistik und Geschichte. Auch habe ich damit sogar für zwei Semester an der Johann Wolfgang Goethe Universität angefangen.

Und in der Zeit als ich das entschieden hatte, hat ein Freund von mir, der mittlerweile auch Schauspieler ist, eine Anzeige in der Frankfurter Rundschau gesehen, dass der Hessische Rundfunk Laiendarsteller für eine Filmproduktion suchte. Wenn man vorbeikomme, gebe es Entschädigungsgeld und ein Mittagessen.

Michaela Boland:

Das war Lockmittel genug?

Klaus Zmorek:  

Wir waren damals noch auf dem Abendgymnasium und dachten, das sei irgendwie eine gute Idee: Ein bisschen Kohle, ein bisschen Essen und du hast sogar noch Spaß dabei. Das Ende vom Lied war, dass ich eine der Hauptrollen gespielt habe.

Und für meinen Kumpel, der so ein rothaariges Mondgesicht hatte, wurde extra noch eine Rolle reingeschrieben. Das war lustigerweise eine Produktion mit Uwe Ochsenknecht, der damals noch unbekannt war. Aufgrund dieser Dreharbeiten habe ich für mich zum ersten Mal in meinem Leben festgestellt, das ist interessant.

Michaela Boland:    

Somit bist du dabei geblieben?

Klaus Zmorek:

Ich hatte keine Lust, was ja heute so der übliche Weg ist, einfach so ins Fernsehgeschäft hineinzurutschen. Da ich aus einer Handwerkerfamilie komme, wollte ich es natürlich anständig lernen oder gar nicht.

Für mich war klar, dass ich es nur mache, wenn ich an einer staatlichen Schule angenommen würde. Ich habe dann noch ein halbes Jahr am Schauspiel Frankfurt Komparserie gemacht und hatte das Glück, dann gleich bei Hans Neuenfels in der Aida als Bewegungschor mitzumachen.

Michaela Boland:

Was hat es damit auf sich?

Klaus Zmorek:  

Der Bewegungschor ist etwas, was Hans Neuenfels quasi für die Opernbühne erfunden hat, um den von Pausen verseuchten Opernchor irgendwie abzudrängen und alles, was schauspielerisch zu machen war, eben von Laien mit Begabung darstellen ließ .Er hat praktisch mit uns zwei Monate lang wie mit jungen Schauspielern gearbeitet.

Das war großartig als Erfahrung. Anschließend habe ich vier Vorsprechen gehabt und bin in Frankfurt, meinem letzten Termin, für den ich mir nach den drei vorangegangenen Vorsprechen, bei denen ich immer in die Schlussrunde gekommen war, es am Ende aber doch nicht ganz gereicht hatte, eigens noch mal neue Rollen zusammengestellt hatte ,an der Schule angenommen worden. Das wäre auch mein letzter Versuch gewesen, das war ganz klar für mich.

Michaela Boland:

Betrachtet man deine Vita, sieht man, dass du in der Vergangenheit vornehmlich klassische Rollen, wie Schillers “Don Karlos“ und “Die Räuber“ oder Aristophanes “Lysistrata“ verkörpert hast. In Düsseldorf hast du im krassen Gegensatz dazu nun reinen Boulevard gegeben. Hast du diesen Genrewechsel jetzt einfach mal gebraucht.

Klaus Zmorek:   

Nein, das hängt damit zusammen, dass, wenn man, wie in dem Fall, den Regisseur, den Autoren und Intendanten kennt, sowie die Kollegen, dann liest man das Stück und sagt, entweder ist es was oder es ist nichts. In dem Fall war es einfach etwas. Das ist weniger die Frage, ob man sich jetzt die ernsten oder weniger ernsten Sachen aussucht.

Es ist einfach ein Angebot, was gut klang und die Gelegenheit hatte, etwas Gutes zu werden, was es ja auch wurde. Es kam sehr gut an, die Kritiken waren gut. Dieser Beruf hat unglaublich viel mit Zufall, mit richtigem Timing und tausend Dingen zu tun, die man nicht beeinflussen kann. Es gibt vielleicht eine Handvoll Kollegen, und selbst bei denen wird es schwierig, die halbwegs sagen können, was sie machen wollen.

Michaela Boland: 

Wenn du freie Auswahl hättest, was für eine Rolle würdest du dir jetzt wünschen?

Klaus Zmorek:

In der dramaturgischen Literatur ist natürlich der Bösewicht meistens spannender als der nette freundliche Mensch, was auch mit der Anzahl von Konflikten zu tun hat. Wenn ich mir also wirklich etwas wünschen dürfte, dann wäre das im Grunde eher so was wie der Begriff „Broken Hero“, weil das die spannendsten Varianten sind.

Abgesehen davon, dass man so etwas im Privatleben auch selbst kennt. Das ist meiner Ansicht nach auch eine Voraussetzung dafür, bestimmte Figuren glaubhaft spielen zu können.

Auf der einen Seite jemanden zu haben, bei dem scheinbar alles in Ordnung ist, aber im Untergrund gibt es gigantische Verwerfungen. Das sind die Dinge, die für einen Schauspieler am interessantesten sind.

Michaela Boland: 

Wie bereitest du dich auf solche Rollen vor?

Klaus Zmorek: 

Das kann man nicht allgemein sagen- Man kann sich natürlich vorbereiten, man muss sich auch vorbereiten. Beim “Wunder von Lengede“ spielte ich einen Bergmann und hatte das Drehbuch relativ früh. Es gibt natürlich Tausende Varianten, sich vorzubereiten, Eine davon ist eine Art von Traumprobe.

Das heißt, man nimmt die Texte, die es gibt und fängt dann an, herumzuspinnen, „was ist die Biografie von der Figur, wo kommt der her, wie sieht sein Leben aus“? So, dass einfach eine spannende Figur entsteht. So wie im echten Leben. Man sieht es Menschen an, die eine wirkliche Geschichte haben.

Ich habe jetzt so eine kleine aber schöne Geschichte mit Christoph Hochhäusler gemacht, die im Herbst ins Kino kommt. Sie heißt: „Unter dir die Stadt“. Wenn man dann vorher miteinander spricht, hat man bereits die Ecken abgesteckt, wo sich die Figur bewegen soll.

Michaela Boland: 

In der Verbotenen Liebe (VL) hast du zwei Jahre lang mitgewirkt und einen Charakter mit Ecken und Kanten gemimt, bevor die von dir verkörperte Figur des Adrian Degenhardt aus der Serie verschwand. Dies wurde von vielen Fans sehr bedauert. Wie kam es zum Ausstieg?

Klaus Zmorek:  

Das wurde auch von meiner Seite sehr bedauert, weil ich eigentlich mit der Figur schon noch gerne etwas erzählt hätte. Aber es war einfach so, dass von Seiten der Produktion keine Geschichten mehr kamen, wo ich gesagt hätte, das lohnt sich zu erzählen. Und dann ist man eher so verblieben, dass man quasi noch mal auf mich zukommen wollte, was aber nicht passiert ist und mir vorher auch klar war, denn so ist das Geschäft.

Michaela Boland: 

Ex-Denver Biest, Joan Collins, wurde jüngst für einen Auftritt bei der VL gebucht. Wird sie die Serie jetzt aufmischen?

Klaus Zmorek: 

Das habe ich lustigerweise gestern gesehen. Es gab einen kurzen Bericht         , den ich zufällig beim Fitnesstraining im Studio mitbekommen habe. Da laufen ja diese üblichen Tagesprogramme und dabei sieht man dann, was überall passiert. Deswegen weiß ich so etwas überhaupt, weil ich ansonsten relativ wenig fernsehe, denn die Dinge, die mich wirklich interessieren, mache ich im Internet oder gehe ins Kino.

Michaela Boland: 

Welche Art Film siehst du dort besonders gerne?

Klaus Zmorek: 

Dokumentarfilme. Davon gibt es seit einigen Jahren ja wirklich sehr gute. Angefangen bei Michael Moore bis hin zu “Plastic Planet“ Es ist eine Dokumentation über die Plastikbelastung unserer Weltmeere. Ich schaue mir auch englische Produktionen an , weil ich finde, dass diese teilweise sehr gut produziert und gespielt werden.

Ich mag auch Hollywoodproduktionen, aber weniger diese Blockbuster. Die sind mir zu voll geknallt mit Klischees, so dass mir jedes Mal schlecht wird. Das ist ja wie Marshmallow in Zelluloid.

Michaela Boland:

Du hast schon in den unterschiedlichsten Städten gelebt. Derzeit wohnst du in Köln. Wie gerne bist du hier?

Klaus Zmorek:      

Ich bin ein Immi und bleibe es auch weiterhin. Ich bin sehr gerne in Köln, weil ich finde, dass Köln zu den angenehmsten Städten gehört. Wenn man es beispielsweise mit Berlin vergleicht, kann man es sofort auf der Straße spüren. Köln ist eine der am wenigsten aggressiven Städte.

München geht auch noch, hat aber natürlich so eine gewisse Gediegenheit, die einem auch auf den Senkel gehen kann, wobei es auf der anderen Seite von der Lebensqualität her unschlagbar ist. Von der Umgebung her wäre es eigentlich meine Lieblingsstadt, aber von der Atmosphäre her ist Köln einfach wahnsinnig angenehm.

Michaela Boland:

Du bist Vater einer Tochter. Wie alt ist sie?

Klaus Zmorek: 

Meine Tochter ist über 20 und das ist meine Familie. Sie hat bis sie 19 Jahre alt war bei mir gelebt, weil ich fast zehn Jahre lang allein erziehend war. Sie ist jetzt seit einiger Zeit in Hamburg, studiert dort Psychologie und ist bald durch

Michaela Boland: 

Wie würdest du deine Erfahrungen als allein erziehender Vater im Rückblick beschreiben?

Klaus Zmorek: 

Nunja, wie würden das allein erziehende Mütter beschreiben? Schwierig.

Michaela Boland:

Siehst du da einen Unterschied zwischen Männern und Frauen?

Klaus Zmorek:  

Ja und nein. Es gibt etwas, das allein erziehende Frauen wahrscheinlich selten abbekommen, nämlich so einen bewundernden Blick oder ein Schulterklopfen, dass man das irgendwie auch noch hinbekommt. Auf der anderen Seite natürlich auch großes Unverständnis, weil es so ungewöhnlich ist. Aber, man kann es nicht anders sagen, es ist in dem Beruf natürlich ganz großer Mist.

Michaela Boland: 

Wie hast du als allein erziehender Papa Kind und Karriere organisiert?

Klaus Zmorek:

Schwer. Jede allein erziehende Mutter kann ein Lied davon singen. Man jongliert hin und her, wenn man irgendwo Termine hat. Entweder mit Kindermädchen oder glücklicherweise gab es auch den großen Freundeskreis von meiner Tochter.

Und ab einem gewissen Alter konnte man dann fragen, willst du bei dieser oder jener Freundin schlafen, wenn man mal zwei Tage weg musste. Es gibt aber auch Dinge, die einfach nicht möglich waren.

Erst als meine Tochter 15 war, war es mir wieder möglich, für längere Zeit am National Theater in Weimar zu gastieren. Das war dann eine Kombination aus “bei der Freundin übernachten“ und “Freunde von mir sind mal für zwei Tage in der Wohnung“. Natürlich war das alles ein endloses Hin und Her.

Michaela Boland: 

Hattest du größere Schwierigkeiten, dein Kind loszulassen als andere Eltern, nachdem du sie allein groß gezogen hast?

Klaus Zmorek:

Ganz und gar nicht, denn das hat immer etwas mit der persönlichen Konstitution zu tun. Ich selber habe den Vorteil gehabt, schon mit 19 auf eigenen Beinen zu stehen. Ich habe nie Wäsche mit nach Hause gebracht oder finanzielle Unterstützung verlangt.

Und als Schauspieler, der sich in Menschen hineinfühlen kann, habe ich immer relativ gut verstanden, was in meiner Tochter vorging. Somit habe ich auch in Situationen, in denen andere Eltern vielleicht nein gesagt hätten, akzeptiert, dass es bestimmte Dinge gibt, bei denen die Sehnsucht, jetzt endlich auch mal zu machen, was andere dürfen, sehr groß ist und gesagt, ,,o.k., ich habe so viel Vertrauen in mein Kind, dass das in Ordnung geht“. Wenn ich weiß wo sie ist und wer da ansonsten noch ist, ist es gut und ich akzeptiere, dass es einen gewissen Teil gibt, den ich nicht weiß.

Michaela Boland: 

War das immer einfach?

Klaus Zmorek:

Es war überhaupt nicht einfach. Schon gar nicht, wenn man ein Mädchen hat. Dennoch bin ich damit gut gefahren und auch hatte ich das Glück, eine Tochter zu haben, die diesen Erziehungsstil immer ganz wunderbar rechtfertigt hat.

Auch wenn es Sachen gab, bei denen andere Eltern ausgerastet wären, habe ich den Vorteil, dass ich als Schauspieler bestimmte Dinge im Leben kenne und Dinge gemacht habe, die andere vielleicht nicht gemacht haben.

Ich habe meine Tochter immer als selbständiges Wesen begriffen und so lange mir klar war, dass das, was meine Tochter vor hat, auch wirklich von ihr durchdacht war, war es für mich in Ordnung. Sie hat beispielsweise mit 18 nach dem Abitur für ein halbes Jahr eine Weltreise gemacht.

Die Idee dazu hatte sie aber schon mit 15. Ich habe ihr immer gesagt, wenn ich das Gefühl habe, dass du soweit bist, dann kannst du fahren. Dann hat sie anderthalb Jahre lang die Planung hierfür gemacht bis hin zu der Klärung, wie es sich versicherungsrechtlich für sie verhält, wenn sie unterwegs sein würde.

Das war für mich ein Zeichen zu sagen, jetzt ist es o.k. Ein Restrisiko, womit die meisten Menschen ein Problem haben, bleibt natürlich immer, denn das Leben ist nun mal blöderweise ein Risiko.

Michaela Boland: 

Eine Schauspielkollegin von Dir hat im Rahmen einer wissenschaftlichen Expertise die Behauptung aufgestellt, dass es besser sei, sich nicht in einen Schauspieler zu verlieben. Könntest du dir hierfür eine Begründung vorstellen?

 

Klaus Zmorek:

Einerseits ja, andererseits völliger Blödsinn. Natürlich wäre ich in der Lage, jemandem alles vorzuspielen. Alles vorspielen kann jeder Depp. Das kann man jeden Tag in den Celebrity Nachrichten sehen. Wie glaubhaft, kann man auch sehen. Natürlich wäre ich theoretisch dazu in der Lage, jemandem bestimmte Gefühle vorzuspiegeln, die er mir abkauft.

Ich habe aber eine Gegentheorie dazu: Jeder gute Schauspieler ist ein ganz schlechter Lügner. Nur wenn man richtig vorbereitet ist, kann man die Szene leben. Wenn ich anfangen muss zu lügen, fange ich an zu stemmen, zu produzieren, das sieht man ja in diversen Produktionen.

Ein geschultes Auge merkt das auch, das ist aber erbärmlich. Das einzige, was faszinierend ist und das gilt für alle Kunst, ist die Wahrhaftigkeit. Deshalb ist die Behauptung natürlich Unsinn. Man kann sich in Schauspieler genauso verlieben wie in alle anderen Menschen.

Was aber mit Sicherheit ein Faktor ist, ist dass das Zusammensein mit einem Schauspieler außerordentlich anstrengend sein kann. Denn ein Schauspieler ist immer auch gleichzeitig sein eigenes Instrument.. Wenn bei mir vier Wochen das Telefon nicht klingelt, dann kann das schwierig werden. Das kann durchaus zu Spannungen führen.

Michaela Boland:

Hast du dich häufiger in Kolleginnen verliebt oder in sogenannte „normale“ Frauen?

Klaus Zmorek: 

Ich glaube, in „normale“ Frauen habe ich mich noch nie verliebt. Sie waren und sind immer spezifische Frauen. Ob vom Beruf her oder nicht, ist so Fifty Fifty. Sich in eine Kollegin zu verlieben hat starke Vor- und genauso starke Nachteile. Die Vorteile sind, dass man bestimmte Dinge oder Schwankungen nicht erklären muss.

Die Nachteile sind, ich könnte mich nicht in eine Kollegin verlieben, die ich nicht als gute Schauspielerin betrachte. Das ist die Voraussetzung. Ich habe auch keine Freunde, die Schauspieler sind, die ich nicht als gute Schauspieler betrachte.

Das ist eine Frage des Respekts. Das ist ja in anderen Berufsgruppen nicht anders. Denn jemand in leitender Position hat selten die Aushilfskraft als besten Freund.

Michaela Boland:

Inwieweit interessierst du dich für bildende Kunst?

Klaus Zmorek: 

Bildende Kunst, das umfasst ja moderne, zeitgenössische aber auch klassische Kunst und kann auch als ein Quell oder Inspiration für bestimmte Rollen benutzt werden. Wenn man beispielsweise historische Produktionen macht.

Damals in der Ausbildung in Frankfurt haben wir Figuren aus einem Fotoband von August Sander nachgestellt. Ein Bild, das eine starke Stimmung ausdrückt, kann mir helfen, in einer bestimmten Szene meine persönliche Phantasie für den Augenblick oder für die Atmosphäre anzureichern.

Michaela Boland: 

Könntest Du ein solches Bild benennen?

Klaus Zmorek: 

Endlos, viel zu viele. Es gibt ein paar Bilder von Wassily Kandinsky, es gibt Bilder aus der Frühphase von Picasso, die ganz starke, dramatische Faktoren beinhalten. Aus der Bildhauerei die Figuren von Alberto Giacometti haben eine unglaubliche Kraft und Ausdrucksstärke bis hin zu Bildern von Caspar David Friedrich.

Das Besondere ist die Stimmung, die in dem jeweiligen Bild liegt und die damit transportiert wird und so schwer zu beschreiben ist, die man dann für eine Szene mitnehmen kann, wenn diese es denn hergibt. Es gibt leider nicht so viele Kollegen, die das Bewusstsein dafür überhaupt mitbringen.

Wenn man mit ein paar guten Leuten zusammen arbeitet, kann man mit solchen Sachen, ebenso wie mit Musik als Stimulus ganz wunderbar arbeiten, um sofort eine Atmosphäre herzustellen, die sonst erst durch wahnsinnig viel Gequatsche hergestellt werden kann.

Michaela Boland:

Was für Bilder hängen bei dir zu Hause?

Klaus Zmorek:

Meine eigenen, denn ich male auch. Das ist aber alles nichts zum Herzeigen.

Michaela Boland:

In welcher Technik malst du?

Klaus Zmorek:

Ich habe zwar auch schon Kohlesachen gemacht, aber jetzt ist es hauptsächlich Öl oder Acryl.

Michaela Boland:

Seit wann widmest du dich der Malerei aktiv?

Klaus Zmorek:

Ganz unregelmäßig seit vielen Jahren. Das meiste davon schmeiße ich wieder weg, denn ich bin natürlich auch kritisch genug um zu sagen, das ist nett, aber langweilig. Manchmal ist es auch nur etwas, das mich über bestimmte Phasen meines Lebens begleitet.

In meiner Küche hatte ich beispielsweise Jahre lang so etwas ähnliches wie Mark Rothko macht, also etwas sehr Dunkles mit ganz vielen Farben darunter, insoweit komplett übermalt also abstrakt. Es waren Farbflächen, die auf den ersten Blick fast schwarz waren, aber bei unterschiedlicher Lichtreflexion verschieden changiert haben.

Michaela Boland:

Hast du noch in Erinnerung, was dich gerade zu diesem Bild inspiriert hat?

Klaus Zmorek: 

(Lacht) Ja, das weiß ich ziemlich genau, ist aber privat. Irgendwo hängt bei mir auch noch ein Miro-Druck herum. Das ist für mich einer der ganz großen Künstler, den ich für mich auf Mallorca entdeckt habe. Dort, wo er ja auch gelebt und gearbeitet hat, gibt es ein großes Museum.

Ich hatte das Glück, in Spanien in den Privatbereich seiner ehemaligen Villa zu kommen, wo zum Teil noch die alten Leinwände stehen. Die Entstehung nach zu verfolgen, wie es also von der Idee zum Bild kommt, war so beeindruckend, dass mich solche Dinge immer wieder selbst dazu bringen, etwas zu malen.

Michaela Boland: 

Womit beschäftigst du dich ansonsten?

Klaus Zmorek:

Ich mache auch Musik. Das ist aber auch nur ganz privat. Das ist auch nur für Freunde.

Michaela Boland: 

Was spielst oder singst du?

Klaus Zmorek: 

Ich mache eigentlich alles, ich singe, spiele Gitarre und spiele eher leidlich Klavier. Mit 23 hatte ich auch mal eine eigene kleine Band in Frankfurt.

Michaela Boland:

Wie hieß sie?

Klaus Zmorek: 

(Lacht) Einfach nur Micky, Jogi und Klaus. Damals gab es in Frankfurt Sachsenhausen mehrer dieser kleinen Musikkneipen, wo wir öfter mal gegen Essen und Getränke gespielt haben. Die übliche Crosby, Stills, Nash & Young Richtung. Heute spiele ich für mich selbst und meine Freunde.

Ich gehöre nicht zu den Kollegen, die jetzt unbedingt ihre nächste CD heraus bringen müssen.. Es ist einfach ein Vergnügen, sich mit etwas zu beschäftigen, was natürlich im weitesten Sinne auch etwas mit dem Beruf zu tun hat. Deswegen muss man es aber nicht unbedingt den Zeitgenossen um die Ohren hauen.

Michaela Boland: 

Deine Stimme weißt du ja auch anders gewinnbringend ein zu setzten, denn du sprichst auch professionell.

Klaus Zmorek:

Genau. Hier in Köln hauptsächlich für den WDR, also irgendwelche Radio Features. Hörspiele jetzt seit längere Zeit nicht mehr, weil ich mich darum ewig nicht bemüht habe, aber, das wird sich auch wieder ergeben. Auch habe ich letzte Woche gerade eine sehr schöne Dokumentation über die erste Benny Goodman – Tour durch Russland im Jahre 1959 gemacht.

Solche Sachen mache ich wahnsinnig gerne. Was man darüber hinaus auch ganz offen sagen kann, ist, dass Hörfunk im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, wie beispielsweise Fernsehproduktionen, die vielleicht nicht unbedingt auf der Höhe der eigenen Intelligenz liegen, doch noch eine andere Gründlichkeit hat. Es funktioniert auch einfach anders.

Michaela Boland:

Was sind deine nächsten Projekte, abgesehen vom bereits erwähnten neuen Kinofilm im Herbst?

Klaus Zmorek:

Die nächsten Projekte sind alle komplett unsicher, wie das ja im Moment überall so ist. Es gibt diverse Anfragen und Theaterplanungen. Doch das ist alles noch komplett offen und wird sich weisen. Darüber hinaus schaue ich, ob ich mich vielleicht auch ein bisschen im Ausland umtue, nachdem hier in Deutschland einiges mein Missfallen erregt.

Michaela Boland:

Worauf spielst du konkret an?

Klaus Zmorek:  

Ich finde, das Land ist in einem katastrophalen Zustand und das ist absolut der Politik der letzten 20 Jahre geschuldet sowie den sogenannten Eliten, die uns angeblich führen. Die Finanzkrise ist nur ein kleiner Ausdruck davon.

Michaela Boland:

Was wäre im Hinblick auf einen neuen Wohnort augenblicklich eine interessante Alternative für dich? Griechenland beispielsweise ist ja derzeit auch kein ruhiges Pflaster.

Kaus Zmorek:

Wenn man Geld hat, ist eigentlich alles eine Alternative. Griechenland wird auf lange Zeit hin billig bleiben. Das, was mit Griechenland passiert ist genauso ein Punkt, den man einfach nur als völlig lächerlich abtun muss. Die internationalen Spekulanten haben sich auf Griechenland eingeschossen, das ist alles, nichts anderes.

Natürlich hat Griechenland Korruptionsprobleme und andere Dinge, na klar. Nur, wenn ich mir Siemens angucke oder MAN in Deutschland, glaube ich, haben wir auch ganz schöne Korruptionsprobleme.

Herr von Pierer muss jetzt gerade irgendwelche Bußgelder bezahlen. Das ist das, was wir als Elite unseres Landes bezeichnen. Da kriege ich ganz schön unfreundliche Anwandlungen. Also, die Dummheit nimmt rapide zu.

Michaela Boland:

Soweit du Anstoß an verschiedenen Gegebenheiten nimmst, hast du jemals in Betracht gezogen auch selbst einmal politisch aktiv zu werden?

Klaus Zmorek: 

Das ist sinnlos als Schauspieler. Das ist aus vielen Gründen sinnlos. Wenn ich kein Schauspieler wäre, wäre ich sicherlich schon politisch aktiv geworden. Als ich noch studiert habe, war ich natürlich politisch aktiv, zwar nicht in Parteien, denn das ist mir nicht gegeben, da ich auch nicht irgendwelchen Kaninchenzüchtervereinen beitrete.

Ich bin ungeeignet in solchen Dingen. Wenn ich einen „normalen“ Beruf hätte, wäre ich sicherlich in irgend einer Partei und würde auf irgendeine Art und Weise die Kröten schlucken und wäre dort aktiv.

Nur der Zustand der Parteienlandschaft ist mit „erbärmlich“ freundlich ausgedrückt. Es ist eine einzige korrupte Veranstaltung. Nicht nur, was sichtbar wird, was in der Presse herumgeistert, dass man sich einen Ministerpräsidenten mieten kann.

Wie hat der Kabarettist Herr Pelzig so schön gesagt, „die FDP kann man nicht kaufen, man kann sie mieten“. Das finde ich sehr schön. Es ist auch sehr treffend. Es ist leider kein Kabarett, sondern die Wahrheit.

Michaela Boland:

Wäre so etwas in deinen Augen womöglich Inhalt für ein schönes Fernsehformat?

Klaus Zmorek: 

Das wäre ein sehr schönes Fernsehformat, wenn nicht in den Rundfunkräten diese ganzen Kollegen sitzen würden. Man hat es ja beim ZDF gesehen mit dem Fall Brender, wo es jetzt gar nicht um Herrn Brender geht. Der Mann ist selber nicht unbedingt die Art von Journalist, die ich persönlich bewundernswert finde, aber der Vorgang an sich ist schon an Dreistigkeit kaum mehr zu überbieten.

Dass ein Ministerpräsident einfach sagt, „nein, den beschäftigen wir nicht mehr“. Das ist weder seine Aufgabe noch seine Befugnis. Aber, um das abzukürzen, weswegen es keinen Sinn für mich macht, politisch aktiv zu werden: Man kann das machen wie Reagan, der dann von den Republikanern als Sprechpuppe benutzt wird.

Wo dann neben ihm der Einflüsterer steht und sagt, „So, du bist Schauspieler, da kannst du jetzt den Text machen“. Das ist albern. Man kann es im Augenblick an einem anderen Politdarsteller, der das sehr gut macht, nämlich Schwarzenegger, sehen.

Das ist eine schöne Kombination, denn Kalifornien ist eines der wirtschaftlich stärksten Länder in den USA und ist komplett pleite. Das ist das, was uns in Deutschland auch droht. Es ist aber nicht so, dass wir kein Geld hätten, sondern das sind Folgen der Politik, die absichtlich gemacht wird.

Michaela Boland:

Welche Lösungsansätze siehst du für dich persönlich?

Klaus Zmorek:  

„Starve the Beast“, ist ein Motto, das noch zu Reagans Zeiten von den Chicago Boys auf die Fahne geschrieben wurde, also, „hungert das Biest aus“. Das Biest ist der Staat. Wenn man sich einfach nur ganz klar macht, dass der Staat wir sind, also du, ich und alle anderen, dann nehme ich den Satz persönlich.

Und genau darum geht es auch. Deswegen prüfe ich im Augenblick sämtliche Optionen. Ich mache natürlich meinen Beruf hier mit vollem Einsatz und voller Liebe und Hingabe weiter.

Doch ich halte mir durchaus die Option des Auswanderns offen, denn das, was hier geschieht, ist nicht schön. Ich habe mir unter anderem diesen Beruf ausgesucht, weil ich eine gewisse Menge an Vergnügen in meinem Leben haben möchte.

Michaela Boland: 

Auf dass du in diesem Sinne noch jede Menge Freude in Beruf und Privatleben erfahren wirst. Für dieses ausgesprochen vergnügliche Interview jedenfalls herzlichen Dank.    

Klaus Zmorek ist deutscher Schauspieler und wurde am 04.12.1957 in Lemberg in der Pfalz geboren. Seine Schauspielausbildung absolvierte der gelernte Malergeselle, der zuvor zwei Semester lang Germanistik und Geschichte auf Lehramt an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt  am Main studierte, an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main.

Im kalifornischen Los Angeles schloss er außerdem eine Zusatzausbildung in Camera Acting an. Zmorek hatte u.a. Engagements am Frankfurter Theater am Turm, am Schauspielhaus Basel, Schauspielhaus Wien sowie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.

Neben seiner Bühnentätigkeit begann der Schauspieler bereits Mitte der 1990er Jahre seine Film- und Fernsehkarriere. Er spielte u.a. in „Das Wunder von Lengede“; „Antikörper“ „Alarm für Cobra 11“ und „Der Fahnder“. Klaus Zmorek ist Vater einer Tochter.

Infos unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Zmorek 

Michaela Boland ist Journalistin und TV-Moderatorin. Bekannt wurde sie als Gastgeberin der WDR- Unterhaltungsshow „HOLLYMÜND“. Des weiteren moderierte Boland die Vorabend-Live-Show “ARD-Studio EINS“, die 3-Sat Kulturtalkshow „Doppelkopf“ und das Casino-Unterhaltungsformat „Casinolife“ auf TV NRW. Für „Guten Abend RTL“ arbeitete sie als On-Reporterin und Redakteurin.

Für die Gesellschaft Freunde der Künste moderiert sie den Kaiserswerther Kunstpreis sowie alle grossen Kulturveranstaltungen der Gesellschaft.

Seit mitte 2009 ist sie verantwortlich für die Ressorts:

Exklusivinterview und

Porträt des Monats

 

Top