Michaela Boland sprach für die GFDK mit dem EMI Music Chairman WOLFGANG HANEBRINK. Fotos © GFDK - Michaela Boland
EMI Musik in Koeln
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Michaela Boland im Gespraech
Wolfgang Hanebrink EMI Musik
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Wolfgang Hanebrink EMI Musik und Michaela Boland
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Wolfgang Hanebrink EMI Musik und Michaela Boland
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Nach zehnjähriger Residenz im prestigeträchtigen Kölner MediaPark ist das Musiktraditionsunternehmen EMI Music Germany jetzt umgezogen. Mit der neuen Adresse an der Vogelsangerstraße im Kölner Bezirk Ehrenfeld begibt sich die 1925 gegründete (Entstehungsjahr der EMI-Tochter Electrola) Plattenfirma jetzt wieder ganz in die Nähe ihrer Ursprünge am Maarweg.
Seit 2008 leitet er die Geschicke des Unternehmens: Wolfgang Hanebrink. Wer der Mann, der das Major Label in eine glorreiche Zukunft führen will ist, und wie das neue „Heim“ der Mitarbeiter aussieht, wollte Michaela Boland gerne herausfinden und traf sich mit dem sympathischen Manager im nagelneuen Firmendomizil.
Ein Musik-Riese ist offenkundig nicht nur sein Arbeitgeber. Mit stolzen 2,03 m Körpergröße zählt er selbst wohl auch nicht gerade zu den kleinsten Zeitgenossen. In Geseke geboren, zeigt sich der Label-Geschäftsführer als ausgesprochen aufmerksamer und charmanter Gastgeber.
Daher lässt er es sich später auch nicht nehmen, höchstpersönlich durch die freundlichen Räumlichkeiten zu führen, welche die Kölner EMI-Belegschaft nunmehr ihr neues Zuhause nennt. Sichtlich stolz ist der deutsche EMI-Boss, auf den jungen Firmensitz.
Highlight der alten Wagenfabrik: Der Markt-Platz als Kommunikationsmittelpunkt der Mitarbeiter und integrierter Permanentbühne für kleine Live Konzerte der EMI-Schäfchen.
Michaela Boland:
Sie sind seit 2005 im Unternehmen und haben als Vice President Commercial begonnen und innerhalb der letzten fünf Jahre eine recht beachtliche Karriere zu verzeichnen. War der Chefsessel schon immer Ihr heimliches Ziel?
Wolfgang Hanebrink:
Eigentlich war es witzigerweise so, dass ich bei meinem vorherigen Arbeitgeber diesen Job angepeilt hatte. (Anm. d. Red.: Epson) Dann ergab sich jedoch die Möglichkeit, nach ziemlich genau zwanzig Jahren, die ich in der IT-Branche gearbeitet hatte, mal in einen neuen Markt zu gehen.
Da hatte ich dann überhaupt nicht die Ambitionen, Geschäftsführer zu werden. Ganz im Gegenteil, ich wollte eigentlich meinen vertrieblichen Erfahrungsschatz erweitern. Ich kannte zwar schon die Partner, mit denen hatte ich zuvor bei Epson auch zu tun. Das Geschäft ist natürlich jetzt auch ein ganz anderes.
Michaela Boland:
Was hat Sie als augenscheinlichen Vollblutvertriebler an der Plattenindustrie gereizt?
Wolfgang Hanebrink:
Dass man keinen Einfluss auf die Endkundenpreise hat, das Retouren-Thema, also, dass man Ware auch wieder zurücknimmt, die nicht verkauft worden ist. Und natürlich auch eine ganz andere Planbarkeit oder Nicht-Planbarkeit von Releases (Anm. d. Redaktion: Veröffentlichungen).
Wann sie kommen, wie sie kommen, ob sie kommen und ob sie durchschlagend sind. Wie die Verkaufszahlen sich entwickeln, Chartpositionen und so weiter. All das waren Sachen, die ich nicht kannte. Das war eigentlich damals der entscheidende Grund, warum ich in diese Branche wollte. Natürlich auch, weil es ein schwieriges Marktumfeld war oder ist.
Denn der Markt ist physisch rückläufig und im Wandel. Gerade im Hinblick auf die Digitalität und verschiedene Vertriebsmodelle. All das fand ich eben sehr spannend. Ich war damals gerade 42 und dachte, „das kann noch nicht alles gewesen sein“.
Michaela Boland:
Was treibt Sie an?
Wolfgang Hanebrink:
Ich möchte mich immer noch gerne an Aufgaben messen und immer noch etwas dazulernen. Das motiviert mich. Das habe ich hier zur Genüge gefunden.
Michaela Boland:
Wie waren Ihre Anfänge hier bei der EMI?
Wolfgang Hanebrink:
Ich habe ja als Vice President Commercial begonnen. Das heißt, der Ursprungsgedanke der EMI war, jemanden zu holen, der nicht aus der Musikbranche kam, um den Vertrieb neu zu organisieren und auch den einen oder anderen neuen Vertriebsweg einzuschlagen.
Für mich sprach, dass ich die Kanäle kannte, also jene Partner, die auch in der Musikbranche eine Rolle spielen. Man hatte sich erhofft, dass ich durch meine Erfahrungen im Bereich Fast Moving Consumer Goods, die ich bei Epson sammeln konnte, neue Ideen und Inspirationen einbringe.
Ich habe auch in den Jahren, in denen ich hier bin, innerhalb des Vertriebs wirklich andere Schwerpunkte gesetzt. Das bringt aber auch die Marktentwicklung mit sich.
Man muss einfach auch rechts und links des Wegesrandes gucken, was sich für Möglichkeiten auftun, wo sich Musik vermarkten lässt und wo man das beste Servicepaket auch für den Künstler anbieten kann. Das macht man ständig und das ist auch die Herausforderung, denn der Markt ist so im Wandel, dass man sich ständig anpassen muss, sonst greift die Evolution.
Michaela Boland:
Wie hat sich dann Ihr Aufstieg hier dargestellt?
Ich habe als Vice Presindent Commercial angefangen, dann war ich COO (Anm. d.Red: Chief Operating Officer – Manager, der das operative Geschäft leitet bzw. betreut, also Führung, Steuerung und Organisation der gesamten Betriebsprozesse außer der strategischen Planung.)
Und jetzt bin ich halt CEO (Anm. d. Red: Chief Executive Officer – Geschäftsführer) oder Chairman oder Geschäftsführer, was immer sie sagen wollen.
Michaela Boland:
Wenn man innerhalb einer Firma gleich mehrere unterschiedliche verantwortungsvolle Posten bekleidet hat, mutet es fast so an, als würde man einfach alles können. Inwieweit haben sich die Jobs inhaltlich voneinander unterschieden?
Wolfgang Hanebrink:
Ich war ja zunächst mal ein völliges Greenhorn, ein Newcomer. Ich hatte keine Ahnung von der Branche außer der CD-Sammlung, die ich schon hatte, bevor ich zur EMI gekommen bin.
Michaela Boland:
Welche Künstler haben Sie damals bevorzugt gehört?
Wolfgang Hanebrink:
Interessanterweise musste ich dann feststellen, dass ich sehr viele EMI-Künstler zu Hause hatte. Ich bin zum Beispiel schon immer ein Fan von Herbert Grönemeyer gewesen. Und es war natürlich für mich eine große Ehre, dass ich ihn jetzt persönlich kennenlernen durfte und auch regelmäßig mit ihm zu tun habe.
Aber ich hatte auch alle Queen-Scheiben und alle Beatles-Scheiben. Ich war schon so ein Mainstream-Hörer. Auch war und bin ich immer noch sehr stark beeinflussbar durch Sachen, die im Radio gespielt werden. Jetzt komme ich natürlich mit viel mehr Musik in Kontakt und habe mein Genre erweitert.
Das heißt, was früher nicht so sehr zu meinen Favoriten gehörte, waren Klassik und Jazz oder Schlagermusik. Aber durch die Nähe zur Musik habe ich da mein Spektrum jetzt extrem erweitert. Und das finde ich alles spannend.
Michaela Boland:
Manchmal entdeckt man ja gerade die Liebe zu Klassik oder Jazz, wenn man ein wenig reifer wird.
Genau, man hat aber auch mehr Insides. Also, wenn ich mit einer Gabriela Montero spreche, ist das natürlich etwas anderes. Dann versteht man, was die Künstlerin ausdrücken will, dann hört man das einfach. Das ist eine Erfahrung, die ich nach den ersten sechs oder sieben Monaten als ich hier angefangen hatte, gemacht habe: Man fängt an, Musik anders zu hören.
Man hört sie bewusster. Selbst, wenn man in ein Kaufhaus kommt und dort eine Musikbeschallung stattfindet, hört man bewusster hin. Auch im Flugzeug achtet man darauf, was gespielt wird.
Das ist dann auch so ein Stressmomentum, weil man es nicht mehr nur noch einfach so an sich vorüber gehen lässt, sondern entwickelt dabei bestimmte Gedanken. Man fragt sich zum Beispiel, warum ist das so und so, warum ist das nicht ein Künstler oder eine Künstlerin von uns?
Da musste ich erst mal mit umgehen lernen. Aber das hat viel dazu beigetragen, dass ich musikalisch, auch sehr stark vom eignen Interesse getrieben, meinen Horizont erweitert habe.
Und um auf ihre Eingangsfrage zurückzukommen, ich würde es eigentlich eher als Glück bezeichnen, dass ich hier bei der EMI erst mal mit einem Ressort beauftragt worden bin, in dem ich mich auskannte. Ich habe ja jahrelang Vertrieb gemacht und trotz der ganzen Neuheiten, die diese neue Branche mit sich brachte, hatte ich doch meine Konstanten, die halt immer funktionieren.
Es gibt da bestimmte Vertriebsregeln, die gelten in jeder Branche. Ich hatte auch Glück, dass wir gerade eine gute Phase mit guten Releases hatten, so dass man da relativ schnell reingekommen ist. Ich bin sowieso jemand, der immer an realen Projekten das Neue erlernen kann.
Michaela Boland:
Genießen Sie den Job des CEO auch?
Wolfgang Hanebrink:
Jetzt habe ich viel mehr direkten Kontakt zu den Künstlern und zu den Managern, was noch mal eine neue und sehr wichtige Facette ist und sehr viel Erfahrungswerte mitbringt. Das genieße ich sehr, weil ich mit sehr vielen interessanten Menschen zusammen komme. Hier hat man Problemstellungen oder Herausforderungen, die man nur gemeinsam lösen kann. Das finde ich gut.
Michaela Boland:
Wie kann ich mir einen typischen Arbeitstag im Leben von Wolfgang Hanebrink vorstellen?
Wolfgang Hanbrink:
Ich bin nur noch in wenigen Bereichen im operativen Geschäft. Dafür gibt es wirklich auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die das machen. Aber natürlich, wenn Künstler für Promotion oder Besprechungen von Releases im Haus sind, nutze ich natürlich die Chance, die auch zu treffen, um mich mit ihnen zu unterhalten und überhaupt noch einmal ein Stimmungsbild zu bekommen mit dem entsprechenden Management dazu.
Gestern hatten wir zum Beispiel ein ziemlich langes Meeting mit einem Künstler, wo wir das neue Album besprochen haben. Der war zum ersten Mal im neuen Gebäude. Da war ich natürlich auch bei dem Meeting dabei.
Da interessierte mich auch, was meine Kolleginnen und Kollegen da vorbereitet hatten. Und wir haben dann Sachen diskutiert. Also ich möchte schon den Kontakt zum operativen Geschäft halten. Grundsätzlich ist der Job eines Geschäftsführers hier dem sehr ähnlich von anderen Unternehmungen.
Man muss sich eben um die einzelnen Bereichen wie Finanzen, Rechtsabteilung, Vertrieb, Marketing kümmern. Man unterhält sich mit den entsprechenden Mitgliedern des Managementteams, schaut sich die Kennzahlen an, wie sind die Entwicklungen, was muss gegengesteuert werden.
Was kann man daraus ziehen, was haben wir da gut gemacht, was haben wir da nicht so gut gemacht, wie können wir das verbessern. Der Vorteil ist, dass all dies sehr abwechslungsreich ist. Das Produkt ist natürlich hoch emotional. Wir haben sehr viel Feedback von dem Endverbraucher.
Wir führen auch sehr viele Befragungen von Fans und Konsumenten durch, das heißt, wir bekommen auch sehr viele Informationen zurück vom Markt. Ich habe aufgrund meiner langjährigen Vertriebstätigkeiten auch noch einen sehr guten Kontakt zum Handel.
So habe ich da auch immer ein Feedback, was draußen passiert. Also es ist schon so ein Allrounder-Job, ein Generalisten-Job. Ich verstehe mich da so ein bisschen als Motivator und Mediator zwischen den einzelnen Bereichen, damit das alles gut zusammen funktioniert. Denn heutzutage kommt es darauf an, dass alle Unternehmensbereiche auf dem Punkt am Start sind.
Michaela Boland:
Wie kommt der Künstler an Sie, beziehungsweise Sie an den Künstler?
Wolfgang Hanebrink:
Das Procedere ist so, dass wir eine Abteilung haben, die sich A & R nennt, also Artist and Repertoire. Das sind Kolleginnen und Kollegen, die Umschau halten nach potentiellen neuen Künstlern, dann sondieren, ob dieser Künstler, diese Künstlerin oder diese Band in unser bestehendes Künstlerportfolio passt, also in unser Artist Roster, so wie wir es nennen.
Und ob wir auch die Kapazitäten haben, das entsprechend durchzuführen. Denn man muss, wenn man ein Vertragsverhältnis mit einem Künstler eingeht, ja auch die Erwartungshaltung des Künstlers erfüllen. Wir haben ja nicht nur eine Erwartungshaltung an den Künstler, sondern dieser berechtigterweise auch an uns.
Und wenn das vollzogen und man sich handelseinig ist und den Künstler sozusagen „gesigned“ hat, wie das im Fachjargon heißt, also unter Vertrag genommen hat, dann wäre es bei Newcomern beispielsweise so, das man dann anfängt, ein Konzept zu entwickeln, wie man die Aufmerksamkeit von Fans auf diesen neuen Künstler projezieren kann.
Man bekommt erste Reaktionen und setzt erste Promotiontermine an und denkt vielleicht darüber nach, ihn möglicherweise als Supportact (Vorgruppe) bei einem anderen Künstler auftreten zu lassen, um so Stimmungen und Informationen und Rückmeldungen von Fans zu bekommen.
Dann fängt man klassischer weise mit der ersten Single an, die man dann ins Radio gibt oder an bestimmte andere Plattformen, wie jetzt gerade auch in diesem Zeitalter vor allen Dingen ins Internet. Dann erhält man dort wieder Rückmeldung.
Im besten Fall zielt es darauf ab, dass die Fangemeinde sich vermehrt und mehr und mehr Leute diesen Künstler interessant finden und Musik von ihm hören wollen. Dann kommt der nächste Schritt, ein Album.
Michaela Boland:
Inwieweit sind Sie persönlich in diese Prozesse mit involviert?
Wolfgang Hanebrink:
Wenn wir Künstler in die EMI-Familie aufnehmen wollen, oder Künstler auch zu uns wollen, dann haben wir ein Gremium, wo ich dann auch beteiligt bin und sage, was habt ihr vor, wo wollt ihr das positionieren, haben wir die Kapazitäten dafür, wann soll das kommen und was soll wann wie passieren?
Das möchte ich schon wissen und ich möchte natürlich den Künstler vorher mal kennen gelernt haben. Da geht es um viel, sowohl für uns als auch für den Künstler. Wir verstehen uns als Dienstleister für den Künstler.
Michaela Boland:
Betrachtet man ihren Werdegang fällt auf, dass Sie nahezu im regelmäßigen paar-Jahres Rhythmus neue berufliche Herausforderungen bei unterschiedlichen Firmen angenommen haben. So waren Sie von `88 bis `90 als Produktleiter der Nixdorf Computer AG tätig.
Anschließend von `90 - `92 Projektmanager für Selbstbedienungsanwendungen in Paderborn. Dann wurden Sie Assistant Manager bei Sony European Computer Services in Düsseldorf, um 1994 bereits als Gebietsverkaufsleiter und später als Leiter Vertrieb Computer Products zu Panasonic nach Hamburg zu gehen.
Schon einige Zeit darauf bekleideten Sie sodann die Position des Senior Sales Managers bei der Epson Deutschland GmbH. Das mutet nahezu an wie ein Zugvogel. Werden Sie Ihren beruflichen „Lebensabend“ denn nun hier bei der EMI verbringen, oder lockt dann irgendwann doch wieder der Ruf nach neuen Herausforderungen?
Wolfgang Hanebrink:
Das ist eine gute Frage. Das hat immer etwas damit zu tun, wie lange die Herausforderung da ist, und solange ich das Gefühl habe, dass ich noch etwas lerne und mich weiter entwickle, habe ich keinen Grund, zu wechseln.
Und im Moment kann ich Ihnen sagen, dass wir noch einiges vor der Brust haben, dass wir noch vieles erreichen wollen und das dauert bestimmt noch einige Jahre. Also, wenn man mich hier lässt, ich habe noch Lust und habe noch einiges vor. Solange ich noch Spaß habe, gibt es keinen Grund zu wechseln.
Sie sind gerade mit ihrem Unternehmen und 150 Mitarbeitern umgezogen. Von der schicken Adresse im Kölner MediaPark mitten im Zentrum, die ja auch ein gewisses Image verkörperte, in die Umgebung rund um die Vogelsanger Straße, die eher trashig als schick ist. Was im übrigen auch besser zu einer trendigen Musik-Marke passt mit der entsprechenden "down to earth mentality".
Sie haben es sich sehr schön hier gemacht, aber hatte der Umzug auch einen finanziellen Aspekt, mit anderen Worten, ist die Miete hier günstiger?
Wolfgang Hanebrink:
Es ging mir nicht um die schicke Adresse. Wir hatten einen Zehn-Jahres-Vertrag dort im MediaPark. Ich habe ja fünf Jahre davon auch dort verbracht. Und das war sicherlich eine gute Adresse, wir hatten ein tolles Umfeld, was auch gerade die Nachbarn anging.
Aber im Endeffekt ging es mir darum, dass wir ein neues Gebäude finden, da der Mietvertrag ausgelaufen ist. Wir wollten definitiv in Köln bleiben, also ein ganz klares Commitment auch zum Standort Köln, weil wir zu den Institutionen vor Ort auch ein sehr gutes Verhältnis haben.
Auch für die Mitarbeiter, denn die wollten wir nicht verlieren. Wir haben eigentlich nach einem Objekt gesucht, was einen optimalen Match bietet für die Ansprüche, die wir hatten. Wir haben im MediaPark auf acht Etagen gearbeitet und hatten 110 Einzelbüros.
Luxus, aber wir hatten auch einen internen E-Mail-Traffic, der seines Zeichens suchte und es fand eigentlich keine Kommunikation mehr zwischen den Mitarbeitern statt. Viele Mitarbeiter haben sich manchmal sogar nur einmal im Jahr auf der Weihnachtsfeier getroffen.
Es ist unfassbar. Deshalb war für mich die Intention, wenn wir umziehen, dann will ich nicht mehr über mehrere Etagen tätig sein, denn die Musik- und Entertainmentbranche lebt von der Kommunikation und ich wollte ein Gebäude, wo wir eben fast alle auf einer Eben sitzen, was uns hier gelungen ist.
Wir haben nur halb eingezogene Galerien, die aber auch offen sind. Einer der wichtigsten Punkte war insoweit, dass wir die interne Kommunikation stärken. Das heißt aber auch, dass wir eine Quasi-Großraumbüro-Situation erzielen wollten.
Und das war das Gute an dieser alten Wagenfabrik. Sie bietet uns die Möglichkeit, denn wir haben jetzt nur noch zehn Büros und nicht mehr 110. Der Rest sitzt in offenen, sehr freundlichen, hellen Bereichen. Wir haben natürlich auch teilweise neues Mobiliar angeschafft, dass zu den neuen Räumlichkeiten passt.
Michaela Boland:
Sie haben aber auch eins der zehn Büros für sich allein.
Wolfgang Hanebrink:
Ja, aber die Büros für die Mitarbeiter sind jetzt offener, freundlicher und viel heller. Wir haben außerdem einen eigenen Innenhof, der uns zur Verfügung steht und überall W-LAN, das heißt, die Mitarbeiter können auch mit ihren Notebooks rausgehen, wenn es schön ist und arbeiten.
Sie haben dort volle Connectivity. Und: Wir haben einen Marktplatz, der zu normalen Bürozeiten dazu genutzt wird, dass sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen treffen können. Sie nehmen dort beispielsweise ihr Mittagessen ein.
Da ist auch eine Kaffeemaschine und es gibt einfach Möglichkeiten, sich zu unterhalten. Dieser Raum kann außerdem mit relativ einfachen und schnellen Handgriffen umgebaut werden und dann kann dort ein Eventbereich entstehen, wo unsere Künstler auch auftreten können.
Wir haben eine feste Bühne dort installiert, wo der Künstler im Idealfall eigentlich nur mit seiner Gitarre kommen, sich connecten muss und schon loslegen kann. Das ist eine Situation, da freue ich mich sehr drauf. Der Raum ist zwar gerade noch in der Fertigstellung, aber wenn wir dort das erste Einführungskonzert haben, wird das bestimmt toll.
Michaela Boland:
Wie viel Zeit hat der Umzug in Anspruch genommen?
Wolfgang Hanebrink:
Wie haben die Mitarbeiter im alten Gebäude an einem Donnerstag Mittag nach Hause geschickt und dann konnten sie am darauffolgenden Montag morgen um halb zehn im neuen Gebäude wieder anfangen. Was nicht Mitarbeiter bezogen war, ist schon vorher umgezogen.
Michaela Boland:
Die Wirtschaftskrise soll hinter uns liegen, dennoch spüren die einen oder anderen womöglich noch deren Auswirkungen. Zum Teil muss bei manchen noch gespart werden. Sparen Sie nun eigentlich Miete hier?
Wolfgang Hanebrink:
Witzigerweise ist es so, dass wir im MediaPark deutlich mehr Quadratmeter zur Verfügung hatten, allerdings konnten wir die nicht nutzen. Das waren Treppenhäuser, Foyers und eine Unzahl von Meetingräumen, die wir alle nicht brauchten. Und wir haben jetzt von der Nutzfläche her eigentlich die ideale Größe gefunden. Und es ist, was die finanzielle Seite betrifft, von der Miete her günstiger.
Michaela Boland:
Inwieweit ist die EMI ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Köln?
Wolfgang Hanebrink:
Ich weiß nicht, ob wir so ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind, aber wir sind ein Traditionsunternehmen, was seit über hundert Jahren aktiv ist, in Köln etwas über fünfzig Jahre. Wir verstehen uns auch so ein bisschen wie mit einem Kulturauftrag versehen, denn wir sind in Köln einer der letzten vier Majors, die in Deutschland verblieben sind.
Einer sitzt in Berlin, einer sitzt in München, einer in Hamburg und wir sind halt hier in Köln. Ich denke, dass wir eine wichtige Farbe in das Rheinland bringen. Ich bin froh, dass wir hier sind .
Wir bieten in Köln einen guten Standort und Anlaufplatz für Künstler , Produzenten und Komponisten. Diese Position nehmen wir gerne ein. Wir fühlen uns auf jeden Fall wohl hier.
Michaela Boland:
Stichwort Musikpiraterie im Internet. Wie geht man bei der EMI dagegen vor?
Wolfgang Hanebrink:
Wir werden die Piraterie nicht stoppen können mit einem einfachen Hebelumlegen. Aber wir können dafür sorgen, dass sobald Musik gehört und konsumiert werden kann, wir ein legales Produkt anbieten.
Deshalb sind wir von der EMI große Verfechter davon, dass wenn wir ein neues Stück im Radio spielen, dass dann der Zuhörer oder Fan auch die Möglichkeit hat, ein legales Produkt zu kaufen. Wir hoffen, dass das ein Trend ist, der sich durchsetzt und dass man auch eine gewisse Wertschätzung gegenüber dem Künstler und dem Song entwickelt.
Michaela Boland:
Haben Sie Familie und sind verheiratet?
Wolfgang Hanebrink:
Ich bin nicht verheiratet, aber lebe schon seit mehreren Jahren mit einer Partnerin zusammen. Ich selbst habe keine Kinder, aber meine Lebensgefährtin hat eine Tochter und mittlerweile schon zwei Enkelkinder. Ich bin sozusagen Stiefopa.
Michaela Boland:
Gibt es etwas, das Sie zum Ausgleich zur täglichen Arbeit machen?
Wolfgang Hanebrink:
Da komme ich relativ selten zu. Ich nutze vor allem die Fahrt nach Hause um neue Musik zu hören, was ich hier im Büro nicht machen kann. (Schmunzelt) Weil ich bin ja ein Mann, ich kann mich ja immer nur auf eine Sache konzentrieren. Also Musik hören und arbeiten geht schlecht, daher muss ich das immer getrennt machen.
Michaela Boland:
Gleichzeitig Autofahren und Musik hören klappt aber hoffentlich problemlos?
Wolfgang Hanebrink:
(lacht) Nee, das geht, das geht, das geht. Wobei ich feststellen muss, dass wenn ich gute Sachen höre, auf einmal die Abfahrt verpasse, weil ich dann doch schon zu sehr in Gedanken bin und mir überlege, wie wir das Produkt vermarkten können.
Michaela Boland:
Gibt es außer dem Musikhören auf der Heimfahrt noch andere Freizeitbeschäftigungen?
Wolfgang Hanebrink:
Das Häuschen und der Garten nehmen eine gewisse Zeit in Anspruch.
Michaela Boland:
Gehören Sie auch zu den Menschen mit „grünem Daumen“?
Wolfgang Hanebrink:
Ja, so mittlerweile. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn habe, aber, doch. Es ist ganz gut.
Michaela Boland:
Bauen Sie auch selbst Obst und Gemüse an?
Wolfgang Hanebrink:
Nein, das machen wir nicht. Ich habe so einen kleinen Kräutergarten, denn eins meiner Hobbys ist Kochen. Das mache ich auch, denn das ist ebenfalls eine Sache, bei der man komplett abschalten muss. Dann muss ich mich aufs Kochen konzentrieren und kann an nichts anderes denken.
Und was wir beide, also meine Freundin und ich, auch sehr gerne tun, ist Golf spielen. Da kommen wir leider quasi nur im Urlaub zu. Aber das ist so ein Hobby, das ich habe. Früher spielte ich Basketball, aber das machen die Knochen heutzutage nicht mehr mit.
Michaela Boland:
Was man im Volksmund scherzhaft über das Golfspielen sagt, wissen Sie auch?
Wolfgang Hanebrink:
Wenn Sie das ansprechen, dann kann ich Ihnen sagen, dass seitdem ich Golf spiele, das andere Thema deutlich besser geworden ist. (lacht herzhaft) Weil der Sport lehrt einen doch, devot zu sein.
Michaela Boland:
Zurück zum Kochen. Was gibt es denn, wenn Sie kochen?
Wolfgang Hanebrink:
Was ich liebe, ist die italienische Küche. Ich experimentiere aber auch sehr viel im asiatischen Bereich herum. Und was ich bevorzugt mache, ist, wenn ich irgendwo etwas Leckeres gegessen habe, versuche ich das nachzukochen.
Michaela Boland:
Aus der Erinnerung heraus?
Wolfgang Hanebrink:
Ja, denn meistens sind die Köche nicht dazu bereit, das Rezept freiwillig herauszugeben. Ich habe, glaube ich, ein halbes Jahr daran herumgedoktort, einen Salat mit Honig-Thymian-Dressing hinzubekommen. Und ich habe wirklich ein halbes Jahr gebraucht, aber jetzt habe ich ihn und es ist besser als das, was ich gegessen habe.
Michaela Boland:
Konsequenterweise mit Thymian aus dem eigenen Bestand im Garten?
Wolfgang Hanebrink:
Genau, aus dem eigenen Kräutergarten.
Michaela Boland:
In diesem Sinne auf viele weiter schmackhafte Gerichte aus eigener Hand. Lieber Wolfgang Hanebrink, das war ein ausgesprochen schönes und interessantes Gespräch. Vielen Dank hierfür und die exklusive Hausführung. Für die Zukunft die allerbesten Wünsche und weiterhin viel Erfolg.
Michaela Boland ist Journalistin und TV-Moderatorin. Bekannt wurde sie als Gastgeberin der Sommer-Unterhaltungsshow „HOLLYMÜND“ des Westdeutschen Rundfunks Köln. Seit 1988 schrieb sie für die Rheinische Post, unterschiedliche Publikationen der WAZ-Gruppe Essen, Bayer direkt und Kommunalpolitische Blätter.
Außerdem präsentierte sie die ARD-Vorabendshow „STUDIO EINS“ und arbeitete als On-Reporterin für das Regionalmagazin „Guten Abend RTL“. Auf 3-Sat, dem internationalen Kulturprogramm von ARD, ZDF, ORF und SRG, moderierte sie die Kulturtalkshow „Doppelkopf“, sowie für TV NRW, die Casino
Show „Casinolife“ aus Dortmund-Hohensyburg. Michaela Boland arbeitet auch als Veranstaltungsmoderatorin und Synchron- sowie Hörspielsprecherin.
Für die Gesellschaft Freunde der Künste moderiert sie den Kaiserswerther Kunstpreis sowie alle grossen Kulturveranstaltungen der Gesellschaft.
Seit Mitte 2009 ist sie verantwortlich für die Ressorts:
Michaela Boland und Gesellschaft Freunde der Künste