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06.08.2017 wirkt wie geradezu Balsam für die Seele

MICHAELA BOLAND TRIFFT JAY - VON MARSHALL & ALEXANDER - Exklusivinterview für freundederkuenste.de

von: GFDK - Michaela Boland

Hier haben wir noch ein schönes Gespräch das Michaela Boland 2010 für die GFDK mit Jay Alexander geführt hat.

Wenn man sie hört, wirkt sie geradezu wie Balsam für die Seele. Interkulturell führt sie nämlich durch unterschiedlichste Epochen, Religionen und Kulturkreise. Die Rede ist von „PARADISUM“, der neuen Scheibe des Pop- und Klassik- Erfolgsgesangsduos Marshall & Alexander.

Nach „Götterfunken“ , dem ersten sakralen Album der ausgebildeten Opernsänger, welches Goldstatus erreichte, folgt jetzt erneut Musik, die mit spiritueller Anmutung ins Innere des Hörers vordringen will. Seit zwölf Jahren und 15 Alben singen sich Bariton Marc Marshall und Tenor Jay Alexander in die Herzen ihres Publikums.

Dabei überraschen Marc, der Sohn von Schlagerstar Tony Marshall, und Jay immer wieder mit unterschiedlichsten Stilrichtungen: Von Popnummern in englischer, französischer und italienischer Sprache , über hervorragende Interpretationen klassischer Stücke bis hin zum ersten deutschsprachigen Album „Freunde“, das sogar in Marcs elterlichem Wohnzimmer produziert wurde.

Kurz vor der großen Kirchentour 2010/2011 befinden sich die stimmgewaltigen Künstler auf Promotiontour. Michaela Boland sprach mit dem sympathischen Sänger Jay Alexander.  

Michaela Boland:

Ihr beide seid seit zwölf Jahren als erfolgreiches Gesangsduo zusammen. Fühlt man sich nach einer so langen Zeit schon wie ein altes Ehepaar?

Jay Alexander:

Alt nicht, denn zwölf Jahre sind ja für eine Ehe nicht wirklich viel Zeit, aber man kann schon sagen, dass es zwischenzeitlich so einen eheähnlichen Charakter hat. Mit allen Höhen und Tiefen, also allem, was man auch im normalen Ehealltag durchleben darf und manchmal auch muss (lacht).

Michaela Boland:

Wie gut kennt man einander nach einer solch intensiven Zusammenarbeit?

Jay Alexander:

Ich glaube schon, dass wir uns gut kennen. Wir haben beide das gleiche Sternzeichen, wir sind Löwen. Letzten Endes kann man einem Menschen nie ganz auf den Grund der Seele schauen.. Aber ich denke schon, dass man in dieser Zeit doch sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften am jeweils anderen festmachen kann.

Wir haben natürlich privat ganz andere Interessen und auch familiär gestaltet es sich unterschiedlich, denn ich habe kleine Kinder. (Anm. d. Red.: Vier Jahre und ein Jahr alt). Marc hat schon erwachsene Kinder und ist mir somit den ganzen Prozess, den ich jetzt durchlaufe, voraus. Er ist, was das anbelangt, jetzt schon wieder ein bisschen freier.

Ich habe insofern ein ganz anderes Privatleben als er. Was die musikalische Seite anbelangt, da ergänzen wir uns ja prima. Ich weiß aus dem Stehgreif gar nicht, ob es ein anderes Männerduo gibt, dass es so lange miteinander ausgehalten hat. Ich glaube, selbst Modern Talking hat es nur sechs Jahre gegeben.

Michaela Boland:

Ihr habt euch einst in Karlsruhe an der staatlichen Hochschule für Musik kennen gelernt. Marc ist acht Jahre älter als du, wie kamt ihr beide miteinander in Kontakt, nachdem ihr nicht dieselbe Abschlussklasse besucht haben dürftet?

Jay Alexander:

Ich war noch mitten im Studium, ich habe Operngesang studiert und auch den Beruf des Lehrers als Gesangspädagoge .Marc war ja schon längst weg von der Hochschule. Wir haben uns am schwarzen Brett kennen gelernt. Da hing nämlich der Probenplan für eine Oper, die wir gemeinsam singen sollten.

Man hatte ihn als Ex-Schüler quasi wieder geholt, um ihn für eine Rolle zu besetzen. Da habe ich ihn angesprochen und so hat man sich kennen gelernt. Nachdem wir die Probenphasen gemeinsam durchlebt hatten, wuchsen wir ein Stück weit zusammen und da hat sich eine Freundschaft entwickelt.

Michaela Boland:

Wann habt ihr euch dazu entschlossen, es als Gesangsduo zu versuchen?

Jay Alexander:

Nach dieser Oper haben wir dann verschiede Galas und Festivals gesungen und so wuchs das immer weiter zusammen. 1997 kam der Wunsch von mir, doch ein Soloalbum zu produzieren und Marc als Produzenten dazuzunehmen. Dann standen wir in einem Berliner Tonstudio und ich habe die Platte eingesungen.

Dabei kam es zu einem Lied, das von der Baritonlage einfach für mich als Tenor zu tief war. Irgendwann habe ich den „Battle“ hingeschmissen und zu Marc gesagt, „Sing du das doch“. Da hat er es eingesungen, während ich mir im Kopf eine zweite Stimme zurechtgelegt und das ganze auch mit eingesungen habe.

Das haben die Jungs von der Technik mitgeschnitten. Am Tag der Abhörsitzung hörte sich Thomas Stein von der BMG/Ariola (Anm. d. Red.: früheres DSDS-Jurymitglied, ständiger Gast der ChartShow (RTL) mit Olli Geissen und aktuelles Jury-Mitglied der RTL 2 Casting-Show „Popstars“) fand das auch alles gut und fragte abschließend, „habt ihr noch was“.

Da haben die Jungs dieses vermeintliche Duett herausgeholt, was eigentlich noch gar nicht fertig war und haben es ihm vorgespielt. Da hat er gesagt, „Stopp! Stoppt sofort alles. Ich suche schon seit drei Jahren nach so einem Männerduo. Wie das klingt, ist ja unglaublich, das möchte ich haben“.

Michaela Boland:

Heißt das, Thomas Stein ist euer heimlicher Entdecker?

Jay Alexander:

Im Prinzip. Er war der Entdecker von Marshall & Alexander, das kann man schon so sagen. Wir sind jedoch ein gewachsener Act, also nichts

Gecastetes, das ist schon sehr wichtig.

Michaela Boland:

Ich würde gerne noch einmal auf Karlsruhe, den Ort eures Kennenlernens zurückkommen. Mit welcher konkreten Intention hast du Marc Marschall seinerzeit am schwarzen Brett stehend angesprochen?

Jay Alexander:

Es hängt immer irgendwann ein Probenplan aus und eine Besetzungsliste. Und da stand eben schon einer am schwarzen Brett und hat die Besetzungsliste gelesen. Da habe ich mich dazu gestellt und dann kommt man natürlich ins Gespräch.

Ich wusste nicht, wer er ist und ich wusste auch nicht, wer sein Vater ist. Ich habe den Namen zwar gehört, aber ich konnte weder die „schöne Maid“ (Anm. d. Red.: Von Jack White produzierter Titel, mit welchem der als Herbert Anton Bloeth 1938 geborene und später in Hilger umbenannte, zum Opernsänger ausgebildete Schlagerstar Tony Marshall 1971 Megaerfolge verbuchte) noch sonst was irgendwie zuordnen.

Ich kannte Marc Marshall zwar von Erzählungen, dass er irgendwie ein lustiger Vogel sein sollte. Ja, so kam man eben irgendwie ins Gespräch und alles andere hat einfach seinen Lauf genommen.

Michaela Boland:

Hat Marc zu dieser Zeit bereits unter seinem Künstlernamen „Marshall“ firmiert?

Jay Alexander:

Nein, da lief er noch unter seinem Familiennamen, aber jeder wusste es eigentlich, dass er der Sohn von Tony Marshall war. Doch ich habe dem bis dato nicht so ein Gewicht beigemessen, weil ich von einem ganz anderen Feld gekommen bin.

Auch familiär ist es bei mir in einer ganz anderen Ecke angesiedelt. Wir haben immer völlig andere Musik gehört. Von daher bin ich eigentlich ganz unvorbelastet an ihn herangetreten und das war ganz witzig.

Michaela Boland:

Wenn es um erfolgreiche Opernsänger auch außerhalb der Opernbühne geht, kennt man seit vielen Jahren unterschiedliche Konstellationen. Die drei Tenöre, die aus Carreras, Domingo und Pavarotti bestanden, die jungen Tenöre, welche für Pop Classics stehen oder ADORO, das in Deutschland produzierte Musikprojekt mit fünf jungen Opernsängern, die aus 200 Bewerbern ausgewählt wurden. In dieser Zusammensetzung als Duo erscheint ihr hier geradezu einzigartig. Wie sicher wart ihr euch, dass ihr auch zu zweit erfolgreich sein würdet?

Jay Alexander:

Also ich denke mal, wir, Marshall & Alexander, sind vielleicht eine Fortsetzung von dem, was Zucchero und Bono oder Pavarotti & Friends für einen Konzertabend aus der Taufe gehoben haben. Im Prinzip haben wir das ja schon ein Stück weit übernommen, aber eben für immer.

Insoweit als wir eine Formation gegründet haben, die Klassik und Pop miteinander verfließen lässt und dieses Crossover praktisch als tägliches Brot umgesetzt hat.

Wenn man so ein Projekt startet, dann versucht man natürlich, alles daran zu setzen, dass es erfolgreich wird. Denn, wenn ich nicht daran glaube, brauche ich gar nichts in der Welt anzufangen, denn dann scheitert es von vorneherein. Einen gewissen Optimismus und ein starkes Selbstbewusstsein, das haben wir beide an den Tag gelegt. Dass das Ganze jedoch so seinen Lauf nimmt, konnte eigentlich keiner in der Form ahnen.

Ich muss auch sagen, es war auch von Anfang an nicht gleich ein himmelhoch jauchzender aufgehender Stern. Wir haben am Anfang Wahnsinns-Vorschußlorbeeren bekommen.

Und alle haben gesagt, „Mensch das ist ja der Wahnsinn und dann geht ihr zu „Wetten dass“ und wunderbar. Und dann denkt man gleich, wunderweiß, was los ist. Aber es kam eben nicht gleich „Wetten dass“ und die großen Sendungen, sondern es hat erst mal eine Weile gedauert bis es zu einem Erfolg gekommen ist.

Im Nachhinein denke ich, dass es auch ganz gut so war, denn so konnte man mitwachsen und wurde nicht gleich hochgepuscht, wie es heute mit den „Superstars“ (Anm. d. Red.: Anlehnung an das RTL-Format DSDS /Deutschland sucht den Superstar) geschieht.

Wir sind ein gewachsener Act und ich glaube, das ist auch das, was es ausmacht, was zum einen die Qualität betrifft und zum anderen den Umstand, dass es uns noch gibt.

Michaela Boland:

Betrachtet man eure Vita, sieht der Weg eigentlich wie eine pure Erfolgsstory aus. Ich zähle ohne „Paradisum“ bereits 15 Alben, mehrere DVDs, goldene Schallplatten und Auszeichnungen. Was ist das Erfolgsrezept? 

Jay Alexander:

Mit Sicherheit spielt die Qualität eine ganz große Rolle. Wir haben die Messlatte immer sehr hoch angesetzt. Es ist insoweit natürlich auch immer schwierig, dann ein Folgealbum zu produzieren, dass einem selbst und natürlich dem Publikum, unseren Fans und unseren Freunden gerecht wird.

Man macht sich da schon sehr viele Gedanken, das ist ein langwieriger Prozess. Und wir haben auch Alben dazwischen produziert, die eben nicht Goldstatus erreicht haben, andere wiederum haben Goldstatus erreicht.

Es ist doch immer wieder mit Aufs und Abs verbunden. Ich denke einfach, wir haben ein ganz großes Privileg.: Zum einen haben wir mit Edel eine ganz tolle Plattenfirma in Hamburg, die bis jetzt alle Wege mit uns gegangen sind. Manchmal sofort und manchmal auch ein bisschen kritischer, so auch unser Publikum.

Aber im Großen und Ganzen dürfen wir das tun, was wir wollen. Und wer kann das heute schon sagen als Künstler, sich einfach so auszuprobieren. Meistens bekommt man doch so ein Diktat von oben nach unten.

Auch wir mussten uns das natürlich hart erkämpfen, denn es war ja nicht so, dass das einfach selbstverständlich war. Man hat da in der Tat mit harten Bandagen gekämpft, um sich diese Freiheit zu schaffen.

Michaela Boland:

Mit welchen Widerständen musstet ihr dabei zurecht kommen?

Jay Alexander:

Mit vielen Bedenkenträgern und da muss ich sagen, habe ich auch oft daran gezweifelt. Marc war immer sehr optimistisch und hat dann doch wirklich an das eine oder andere Projekt geglaubt, von dem ich schon gesagt hatte, dass ich meine Bedenken hätte.

Und dann hat es sich im Nachhinein als super herausgestellt. Es gab aber auch Dinge, bei denen sich meine Bedenken bestätigt haben. Aber genau deswegen ist es gut, dass wir zu zweit sind, das ergänzt sich einfach wunderbar.

Michaela Boland:

Wie findet ihr einen Kompromiss, wenn ihr unterschiedlicher Meinung seid?

Jay Alexander:

Man hat natürlich auch mittlerweile so seinen Stab um sich herum und dann wird eben abgewogen. Letzten Endes muss die Plattenfirma das Ja oder Nein dazu geben. Wir fanden bis jetzt immer einen gemeinsamen Nenner.

Aber man muss auch das aussprechen dürfen, was einen bewegt und wo man vielleicht auch Bedenken hat. Ich kann nicht einfach von vorneherein zu allem ja und Amen sagen. Der Gedankenaustausch und die Kommunikation untereinander ist einfach so wichtig.

Michaela Boland:

Wie unterscheidet man eigentlich die verschiedenen Stimmlagen bei einer Einteilung in Sopran. Alt, Tenor und Bass zwischen Männern und Frauen? Du kommst ja beispielsweise als Tenor dennoch stimmlich in extrem hohe Sphären. 

Jay Alexander:

Bei den Frauenstimmen unterscheidet man Sopran, Mezzosopran und Alt. Bei den Männern gibt es Bass, Bariton und Tenor. Tenor ist das Höchste und Bariton, was Marc ist, liegt zwischen Tenor und Bass. So wie der Mezzosopran zwischen Sopran, also dem hohen Sopran und dem Alt liegt. 

Michaela Boland:

Wieder etwas gelernt, vielen Dank. Wenn es für männliche Stimmen erst beim Tenor anfängt und nicht beim Sopran, wo waren denn dann die Eunuchen stimmlich einzuordnen?

Jay Alexander:

Da gibt es ja wieder die Countertenöre, die liegen dann noch mal höher als der normale lyrische Tenor, den ich jetzt singe. Oder man spricht bei Knabenstimmen eben vom Sopran, bevor die in den Stimmbruch kommen. (Lacht). Eine Lehrstunde.

Michaela Boland:

Man lernt eben nie aus. Es war übrigens die Rede davon, dass ihr nicht nur in Terzen (Anm. d. Red.: Intervall in der Musik, das drei Tonstufen einer diatonischen/hepatonischen Tonleiter umspannt) singt, was typisch für euch sein und euren Sound ergeben soll. Warum ist das so bedeutsam?

Jay Alexander:

Es gibt diese typischen Schusterterzen (Anm. d. Red.: Bezeichnet in der Musik eine spezielle Art der Begleitung. Dabei wird zu einer Melodie eine zweite Stimme hinzugefügt, die eine Terz unter dem Melodieton liegt). Das liegt immer sehr nahe, gerade im einfachen Liedbereich oder auch im Volksliedbereich wird das gerne verwendet.

Das ist die einfachste Art, eine zweite Stimme zu der Hauptstimme zu singen. Arrangeure wie Richard Whilds (Anm. d. Red.: Arrangeur von Marshall & Alexander und ansonsten zuständig für Solo-Repitition an der Bayerische Staatsoper), der übrigens schon „Götterfunken“ fantastisch und erfolgreich arrangiert hat, den wir hier auch wieder zu Rate gezogen haben, und er schafft es eben, ganz raffinierte Harmonien zu kreieren.

Er kennt unsere Stimmen einfach sehr gut, hat sie für sich perfekt analysiert, und schafft es immer wieder, die Stücke, die ja meistens Solostücke sind, für uns zum Duett-Stück umzubauen. Das ist schon eine hohe Kunst. Es gelingt ihm stets, ein Lied, das einem eigentlich recht vertraut ist, wieder ganz woanders abzuholen.

Michaela Boland:

Warum habt ihr euch als Titel des neuen Albums für den Namen „Paradisum“ entschieden?

Jay Alexander:

Es heißt nicht umsonst „Paradisum“. Man spielt natürlich auch Demo-Stücke Freunden und Bekannten, sowie Leuten, die etwas davon verstehen, vor. Und es wurde immer wieder geäußert, „wow, das klingt richtig paradiesisch, Mensch, wo trägt mich das hin“. Es fiel während der ganzen Proben eben auch immer wieder dieses Wort.

Und dann haben wir irgendwann gesagt, „das Album wird Paradisum heißen“, denn es macht was mit dir, es transportiert dich irgendwo hin, in eine besondere Sphäre. Wenn man Paradisum als Utopie der Seele betrachtet, wird es ein Raum sein, den wir hier im irdischen Dasein nicht festmachen können.

Jeder Mensch sieht den Begriff Paradisum für sich selbst unterschiedlich. Das Album ist jedenfalls beim Anhören bezüglich der ruhigen Momente transparent und dann gibt es aber auch das Bombastische, das schon fast eine filmcharakterliche Anmutung hat. Es ist Richard Whilds einfach gelungen, so tolle musikalische Bilder zu zeichnen.

Maler und Bildhauer haben es vielleicht ein bisschen leichter als wir Musiker, wenn sie das Paradies erklären müssen. Meistens kreieren oder modellieren sie Engelsputten. Wenn man in Kirchen geht, sieht man am Kircheschiff oder an der Decke Englein, die den Weg zum Paradies weisen.

Ich finde, dann haben die es manchmal viel leichter, denn wir Musiker haben Liedvorlagen. Solche von alten Meistern, die schon Hunderte von Jahren alt sind. Man erarbeitet sie und will sie sich trotzdem zu Eigen machen, damit sie die eigene Note, den eigenen Stil bekommen..

Das ist, glaube ich, der Anspruch, dass man eine ganz eigene Interpretation dafür finden möchte. Wir müssen quasi mit den Tönen, mit unserer Stimme, in dem Fall den Weg ins Paradies aufzeigen. Ich glaube, ohne ein Eigenlob auszusprechen, das ist uns ganz gut gelungen.

Michaela Boland:

Seid ihr beide sehr gläubige Menschen? Deine Kinder tragen ja beispielsweise die biblischen Namen Elias und Johanna.

Jay Alexander:

Ich kann jetzt in dem Fall nur für mich sprechen. Ich bin sehr gläubig. Was heißt sehr gläubig? Ich bin christlich erzogen worden, mit Sonntagsschule, Jungschar und Jugendgottesdienst. Aber das habe ich in erster Linie meiner Mutter zuliebe gemacht.

Sie hat immer gesagt, „Du gehst sonntags in die Sonntagsschule“, und ich sagte oft, „ach, ich habe keine Lust, und dann immer diese Geschichten“. Irgendwann hat es mich aber dann selbst interessiert. Ich habe, was den Glauben betrifft, natürlich auch meine Höhen und Tiefen und habe zwischendurch meinen Weg verloren, also Gott, Glauben und Kirche.

Michaela Boland:

War das vor deiner Musikkarriere?

Jay Alexander:

Ja, das war vor meiner Musikkarriere. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich immer, wenn ich ein Problem hatte oder eine Mathearbeit anstand oder ich vor irgend etwas Angst hatte, dann war der liebe Gott auf einmal recht. Dann habe ich die Kommunikation zu ihm gesucht und immer gehofft, er hilft mir.

Wenn es mir gut ging, da war der ganz weit weg, dann habe ich keinen Dialog gesucht. Das fand ich irgendwann ungerecht. Als Heranwachsender, als sich endlich mal der Verstand eingeschaltet hatte, hat sich das dann geändert.

Ich habe jetzt in den letzten vier Wochen zwei ganz liebe Menschen durch Tod verloren. Am Montag wurde ein 71-jähriger Freund von mir beerdigt, der an Krebs gestorben ist und außerdem starb eine ganz junge Freundin von mir, die eben noch vor einem halben Jahr ein Baby bekommen hat.

Michaela Boland:

Das ist schrecklich, herzliches Beleid. Wie gehst du damit um?

Jay Alexander:

Ja, in solchen Fällen stellt sich immer die Frage, „warum lässt du das zu, lieber Gott, warum nur“? Aber das ist müßig und man bekommt auch keine Antwort. Ich habe gelernt, damit umzugehen, dass man einfach gewisse Dinge nicht in der Hand hat.

Wir sind nur Gast hier und es ist ein Geschenk, immer wieder aufs Neue leben zu dürfen, auch jeden Tag eigentlich schmerzfrei leben zu dürfen, obwohl wir uns oftmals über banale Dinge aufregen. Was ich damit sagen möchte ist, der Glaube ist nicht jeden Tag mit einem gleichen Parameter festzumachen.

Es gibt Höhen und Tiefen wie auch im Leben. Mal ist er verstärkt und mal nicht. Bei der Geburt meiner Kinder jedenfalls war er ganz stark da. Da fühlte ich mich Gott sehr nahe und seit die Kinder da sind, ist das Thema Glaube und Gott auch viel sensibler. 

Und was die Sonntagsschule anbelangt, die ich früher besuchte, das, was mir am meisten Spaß gemacht hat, waren eigentlich, die Lieder zu singen. Zum Beispiel „Großer Gott wir loben dich. Dies ist ja auch das erste Stück auf „Paradisum“.

Das Lied hat für mich reflektierend eher etwas Dunkles, Düsteres und Verstaubtes in der Erinnerung. Meistens ist die Kirchenorgel der Kirchengemeinde, die „Großer Gott wir loben dich“ singt, einen oder anderthalb Takte voraus. Es hat irgendwie nie gepasst und das war ätzend.

Aber Richard Whilds kam mit seinem Arrangement und als wir das im Studio beim Südwestrundfunk in Baden Baden, wo wir das Album aufgenommen haben, einspielten, ging auf einmal die Sonne auf.

Auf einmal hatte dieses Lied, was ja eine unheimliche Lobpreisung an Gott ist, so viel Licht und hatte tatsächlich etwas Lobpreisendes bekommen. Das ganze Lied erschien mir plötzlich derart lichtdurchflutet und das hat etwas wahnsinnig Positives in mir bewirkt und war ein richtiggehendes Aha-Erlebnis.

Michaela Boland:

Wenn Arrangeur Richard Whilds all diese uralten Stücke umzuarrangieren in der Lage ist, vermag er womöglich auch die Kunst der Mensuralnotation (Anm. d. Red.: Vorangetrieben durch die Differenzierung der Rhythmen entwickelte sich im 13. Jahrhundert die Mensuralnotaion)?

Jay Alexander:

Es ist so. Es würde wahrscheinlich zwei Tage dauern bis man den Menschen analysiert. Richard Whilds kommt ursprünglich aus der Punkszene.

Michaela Boland:

Wie alt ist er?

Jay Alexander:

Ich glaube , er ist 42 oder 43 Jahre alt. Als wir den zum ersten Mal kennen gelernt haben, da kam er auf uns zu, er ist ja quasi die rechte Hand von Kent Nagano (Anm. d. Red.: 1951 geborener US-amerikanischer Dirigent japanischer Herkunft und Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper), mit Springer Stiefeln an, Glatze wie ich, also Haare wegrasiert und hinten so einen langen Zopf. Er trug knielange Bermudashorts und ein langes Hemd.

Da habe ich gesagt, „wow, was ist das für ein Freak, das ist ja unglaublich“, um dann festzustellen, was dahinter steckt, dass er sich fast in allen Musikrichtungen auskennt und so ein wahrer Künstler ist, das war eine enorme Begegnung.

Michaela Boland:

Nach eurem Album „Götterfunken“ stellt „Paradisum“ ja nun schon das zweite sakrale Album hintereinander dar. Hat das womöglich auch etwas mit dem Glauben zu tun oder war es einfach aus einer Laune heraus? 

Jay Alexander:

Nein, es ist keine Laune. Zum einen muss man auch ganz klar sagen, wir haben mit „Götterfunken“ einen Erfolg an den Tag gelegt, mehrere Monate in den Klassikcharts zwischen Luciano Pavarotti und Anna Netrebko auf Platz zwei zu sein. Das war auch wirklich eine große Auszeichnung. Da sind wir beide auch stolz wie kleine Jungs, die sich da drüber freuen.

Das ist schon ein Geschenk gewesen. Danach noch mit Gold ausgezeichnet zu werden, auch das ist einfach eine tolle Belohnung. Die Plattenfirma hat das natürlich wahrgenommen, das ist klar. Ein großer Erfolg schlägt sich auch auf Zahlen nieder. Wir hatten dann das Glück, dass das ZDF die Reihe, „Die Top Ten des Himmels“ mit uns ins Fernsehen gebracht hat.

Am 25. Dezember, dem ersten Weihnachtsfeiertag nach dem Papstsegen, wurde diese Sendung im letzten Jahr zum zweiten Mal ausgestrahlt. (Anm. d. Red.: auch in diesem Jahr wird es am 25.12. eine weitere derartige Sendung mit Marshall & Alexander im ZDF geben). Irgendwann ist natürlich das Repertoire eines einzigen Albums dieser Art auch mal ausgeschöpft.

Michala Boland:

Verstehe und dann muss ein neues her .Das neue Album wirkt gerade auch durch orientalisch anmutende Titel wie „Daglar Ile, Taslar Ile“ durchaus multikulturell. Versteht ihr euch in dieser Hinsicht auch als Botschafter?

Jay Alexander:

Ich sehe uns beide nicht als Botschafter oder Prediger. Aber vielleicht gelingt es doch, die eine oder andere Brücke zwischen den Religionen zu schlagen. Wir haben auch häufig die Aussage von Leuten im Publikum erhalten, die nachher zu uns kamen und meinten, wir hätten es fertig gebracht, dass sie wieder in die Kirche kommen würden, nachdem sie eigentlich ausgetreten waren. Das ist doch ein wunderbares Gefühl, wenn man so etwas bei den Menschen auslösen kann.

Michaela Boland:

Wer sind in erster Linie eure Fans?

Jay Alexander:

Freunde unserer Musik, das klingt besser als Fans. Die Freunde unserer Musik sind eigentlich alle Wege mit uns gegangen, mal sofort, mal ein wenig kritischer. Sie liegen altersmäßig zwischen 15 und 106 Jahren. Die älteste Besucherin in einer Wehrkirche in den neuen Bundesländern war 106 Jahre alt.

Michaela Boland:

Was hörst du privat am liebsten?

Jay Alexander:

Alles. Anders als Marc höre ich alles, was kommt, rauf und runter. Wir sind ja sehr viel im Auto unterwegs. Ich kann es ja auch ausschalten, wenn es mich manchmal nervt. Dann genieße ich einfach nur die Stille. Die kann ja auch Musik sein. Aber genauso liebe ich die großen Klassiker wie meinen geliebten Mozart oder Puccini ebenso wie Verdi.

Was witzig ist, wenn ich mich ins Auto meiner Frau hineinsetze, den Zündschlüssel herumdrehe und die Musik automatisch angeht, dann weiß ich sofort, in welcher Stimmung sie gerade war oder ist. Das kann ich anhand der Musik festmachen. Das kann ich dann sofort analysieren, doch sie ist sich dessen gar nicht bewusst.

Michaela Boland:

Kommt deine Frau auch aus der Musik- oder Showbranche? 

Jay Alexander:

Nein, gar nicht. Sie arbeitet in einer Bank, wegen der Kinder allerdings nur zwei Tage. Aber sie wollte eben nicht ganz draußen sein, was ich auch verstehe und unterstütze. Mir ist natürlich wichtig, dass sie ihr Glück nicht nur innerhalb der Ehe oder im Dasein als Hausfrau und Mutter findet, sondern dass sie auch ihr persönliches Glück weiter leben kann. Dazu gehört eben einfach auch ihr Beruf, den sie sehr gerne ausübt.

Michaela Boland:

Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Jay Alexander:

Wir sind uns vor Jahren begegnet und es war ein heißer Flirt. Es war ein Techtelmechtel, wie wir immer sagen, und das hat sich dann so im Sande verlaufen. Aber vor sechs Jahren bin ich abends als ich zu Hause war, nachdem ich von einer Tour gekommen bin, noch in eine Bar-/Restaurant gegangen.

Dort war sie ebenfalls mit ein paar Freundinnen und Freunden. Ich hatte sie zwar recht spät entdeckt, aber dann sofort wieder erkannt, obwohl wir uns beide etwas verändert hatten, nachdem ja auch etwas Zeit dazwischen lag. In jedem Fall hat es sofort wieder gefunkt, das war irre.

Am nächsten Tag habe ich mich dann gleich gemeldet und da war sie total krank und irgendwie komisch drauf. Da dachte ich, „Oh Gott nee, das ist alles gar nichts.“ Aber trotzdem ist seitdem das Feuer so entflammt, das war unglaublich.

Das einzige, was ich ein wenig bereue ist, nicht schon früher Kinder bekommen zu haben. Man muss natürlich den richtigen Partner beziehungsweise die richtige Partnerin haben.

Michaela Boland:

Du bist jetzt 39?

Jay Alexander:

Ja. Meine Frau war ja beim ersten Kind 27 und ich denke dann einfach, die Nerven sind mit 39 nicht mehr so wie mit 25. Insofern wünsche ich mir manchmal einfach, beim ersten Kind als Vater noch ein wenig jünger gewesen zu sein. Ich sehe das jetzt bei Marc.

Der ist natürlich mit 21 Jahren schon sehr früh Vater geworden. Das wäre für mich der Horror gewesen, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht so weit war. Da war Karriere und alles so wichtig. Das war es für Marc natürlich auch, aber der Aufgabe, als Vater gerecht zu werden, da muss man sich schon auf die Hinterbeine stellen, das geht nicht so einfach mal nebenbei.

Michaela Boland:

Derzeit bekommen doch immer häufiger Leute in reiferem Alter Kinder. 

Jay Alexander:

Ja, das ist ja gut. Eine Freundin von mir, die jetzt 41 Jahre alt ist, hat gerade ihr erstes Kind bekommen. Es ist auch alles dufte und wunderbar. Doch ich bin jetzt mal gespannt, wie sie es meistert. Eben gerade im Hinblick auf diese Nervensache. Du hast schließlich oft schlaflose Nächte, was ja wunderbar ist.

Also, ich liebe alle meine Kinder, denn man wird ja morgens immer wieder mit einem Lächeln belohnt und das ist alles vergessen. Aber es ist eine harte Zeit. Und du brauchst wirklich Nerven.

Daher kann ich jedem, der einen Kinderwunsch hat und wenn auch die Konstellation der Partnerschaft passt, nur raten, wartet nicht länger, denn es wird nicht besser. Auch im Hinblick auf die Karriere, denn das wird schon. Macht einfach! 

Michaela Boland:

Wie viel Zeit verbringst du denn mit deinen Kindern?

Jay Alexander:

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, folgendes zu vergleichen: Mein Schwager hat eine Managerposition in einem großen deutschen Unternehmen. Ich wollte einfach mal wissen, wie viel Zeit er hat, weil er jeden Tag abends nach Hause kommt, zwar spät, aber immerhin.

Da ich ja oft auf Tournee bin, wollte ich das einfach mal vergleichen. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich wesentlich mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen kann, weil ich oftmals eine Woche oder zwei am Stück zu Hause bin. Ich kann mir die Arbeit einteilen.

Michaela Boland:

Wie bleibst du mit der Familie in Kontakt während du, wie jetzt, unterwegs bist?

Jay Alexander:

Wenn ich unterwegs und somit weg von Zuhause bin, dann hilft das Skypen mit dem Laptop oder telefonieren. Mit meinem Sohn klappt das schon super. Das ist sehr spannend. Aber ich muss schlucken, wenn ich verschiedene Entwicklungsstufen nicht mitbekomme.

Jetzt hat mir meine Frau gesagt, dass sie unserem Sohn nur noch die Sachen herauslegt und er sich jetzt schon völlig eigenständig anzieht. Ich würde ihn dann gerne in den Arm nehmen und ihm sagen: „Du bist mein Großer, ich liebe dich.“ Ihm das durch das Telefon zu sagen, wäre nicht dasselbe.

Das tut mir manchmal schon sehr weh. So ist es auch bei der Kleinen, die Zähne kriegt und ohnehin zur Zeit eine Papa-Phase hat. Vielleicht bin ich da auch ein wenig gefühlsduselig, doch womöglich liegt das in der Natur der Dinge, wenn man Musik macht.

Michaela Boland:

Als Popstar hat man naturgemäß häufig, wie du es so schön formulierst, jede Menge „Freunde der Musik“. Vor allem weibliche. Wann war dir klar, dass deine heutige Ehefrau für dich die wahre Eine ist?

Jay Alexander:

Man muss eines bedenken: Wir haben uns ja schon gekannt als ich noch ein unbeschriebenes Blatt war. Da gab es schon so eine Verbindung, doch da muss ich sagen, damals war ich derjenige, der „Stopp“ gesagt hat.

Michaela Boland:

Aus welchem Grund?

Jay Alexander:

Ich kann es gar nicht mehr sagen, aber das war so eine Phase (lacht), da hat man so viele Eisen im Feuer gehabt. Das war so eine Sturm und Drangzeit. Doch als wir uns wieder begegnet sind, da war da so viel Wärme drin. Zum anderen kann man es nie wissen, sondern nur fühlen, ob es die Frau oder der Mann fürs Leben ist.

In der Endkonsequenz kann man es ja nicht sagen, aber das Gefühl hat man. Ich bin ein Bauchmensch, ich fühle das. Ich habe sie damals gefragt, ob sie Kinder mit mir wolle.

Michaela Boland:

Etwa beim ersten Date?  

Jay Alexander:

Nein, um Gottes Willen. Das „Ja“ kam aber wie aus der Pistole geschossen. Das war so sicher. Die Mädels oder Frauen, die ich vorher kannte, die wollten erst mal ihre Karriere oder ihr Studium fertig machen und dann das und das. Und ich dachte immer, „Menschenskind, ich will aber Kinder“.

Michaela Boland:

Das war also schon ein sehr früher Wunsch von dir?

Jay Alexander:

Ja, das war ein Herzenswunsch, weil ich ein ganz tolles Elternhaus habe. Das wollte ich unbedingt selbst haben. Meine Frau wollte das mit einer solchen Sicherheit und einem solchen Selbstverständnis auch. Und was das Tolle ist, meine Frau lässt mich das Familienleben auch wirklich mitleben, selbst wenn ich nicht da bin.

Das fängt damit an, das sie beim Frühstück mit für mich eindeckt. Sie gibt den Kindern das Gefühl, dass ich trotzdem daran teilnehme. Wir skypen dann morgens. Es sitzen alle am Tisch und sie stellt den Laptop auf und dann reden wir miteinander, anschließend frühstückt sie, bevor sie die Kinder zur Kindertagesstätte bringt.

Es ist wichtig, dass sie mich auch während meiner Abstinenz in der Familie weiterleben lässt und da behält. Außerdem bewundere ich meine Frau sehr für das, was sie leistet. Mutter zweier Kinder und Hausfrau und Job, Wäsche machen und Kochen, Hut ab. Das kann man nicht hoch genug anerkennen.

Michaela Boland:

Du hast noch eine Schwester. Wie ist das Verhältnis zu ihr?

Jay Alexander:

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis,. Meine Schwester, die ist immer da. Sie ist sechs Jahre älter als ich und sie hat mir während meines Studiums unheimlich geholfen. Sie hat Germanistik, deutsche Literatur und Philosophie studiert. Sie hat zwei wunderbare Jungs, die jetzt zwölf und acht Jahre alt sind.

Letzte Woche traten wir im ZDF-Fernsehgarten auf, wo auch Reamonn auftreten sollte. Da hat mein Neffe, Carlos, mich gleich angerufen und gebeten, ihm unbedingt von Reamonn ein Autogramm zu besorgen, weil er sie so mag.

Ich selbst finde sie auch ganz großartig. Ich besorgte natürlich das Autogramm und Carlos hat mich dafür so herzlich umarmt und gedrückt, das war einfach toll. Die Jungs meiner Schwester sind für mich irgendwo auch ein Stück weit meine Kinder.

Also, ich habe einfach wunderbare Erlebnisse mit meiner Familie, daher war ja auch der Wunsch nach einer eigenen so groß. Ich denke auch, dass wenn das nicht stimmen würde, könnte ich nicht gut in meinem Beruf sein.

Michaela Boland:

Mit bürgerlichem Namen heißt du ja Alexander Pfitzenmeier. Wie bist du auf den Künstlernamen Jay Alexander gekommen?

Jay Alexander:

Das Jay kommt von Jochen. Jochen Alexander Pfitzenmeier ist mein bürgerlicher Name, so ein richtig typisch badischer Name. Ich heiße also eigentlich Jochen Alexander. Meiner Mama hat dann Alexander besser gefallen und dann wurde es nach der Geburt zu Alexander Jochen.

Und als wir Marshall & Alexander geboren hatten, meinte der Thomas Stein, „Menschenskinder, lass dir mal was einfallen, das Pfitzenmeier klingt nicht wirklich rund“. Ich habe kein Problem mit meinem Namen. Wenn ich klassisch auftrete, singe ich auch nach wie vor unter meinem bürgerlichen Namen.

Jedenfalls dachten wir zuerst, da ich ja indisches Blut in mir habe, denn der Vater meiner Mutter ist Inder, aus dem heutigen Pakistan und er hieß Jaswan Singh, dass ich mich auch Alexander Singh hätte nennen können. Das hätte sich auch gut angehört.

Aber dann habe ich gedacht, mach doch einfach J. Alexander. Dann brauchst du nichts zu verändern. So steht es ja eigentlich auch in der Geburtsurkunde drin, nämlich Jochen Alexander. Und dann hat man das J. eben einfach ausgeschrieben mit Jay.

Michaela Boland:

Ursprünglich hast du ja mal eine Lehre zum Offsetdrucker absolviert, also etwas völlig anderes als deine Passion.

Jay Alexander:

Meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich etwas Ordentliches lerne und eine Basis habe. Offsetdrucker ist schon auch etwas Kreatives. Ich habe alle Druckverfahren mitgemacht, ob Hochdruck oder Siebdruck, was meistens bei Flaschen und Dosen angewandt wird. Ich habe auch Tiefdruck gelernt.

Michaela Boland:

Was tust du in deiner Freizeit?

Jay Alexander:

Ich liebe alte Autos.

Michaela Boland:

Schraubst du an ihnen herum?

Jay Alexander:

Ja. Jetzt habe ich natürlich nicht mehr so viel Zeit, um daran herumzuschrauben. Ich liebe aber auch Armbanduhren. Es muss nicht immer das Hochwertige, Teure sein. Es muss mich einfach ansprechen. Und ich liebe Motorrad fahren.

Michaela Boland:

Was hast du für eine Maschine?

Jay Alexander:

Eine MV Augusta. Ich fahre sehr gerne schnelle Kurven. Ich halte mich auch unheimlich gerne in der Natur auf. Wir haben einen kleinen familiären Weinberg, wo ich mich betätigen kann, ich arbeite auch sehr gerne.

Michaela Boland:

Du schneidest bei der Lese dann auch selbst Trauben von Hand ab und zerstampfst sie später in einem riesigen Holzbottich mit nackten Füßen?

Jay Alexander:

Ich ernte ja, aber das andere nicht. Das wird immer so romantsch dargestellt, das wird ja heute ganz technisch gemacht mit einer Mühle.

Michaela Boland:

Gehst du auch schon mal mit deiner Gattin aus? Jetzt habt ihr natürlich die Kinder noch recht klein, aber man soll ja bekanntlich auch etwas für die Ehe tun. 

Jay Alexander:

Ja, es ist wichtig. Wir gehen beide unheimlich gerne ins Kino und wir besuchen gerne das Theater. Wir haben auch ein Theater- Abo. Das macht schon Spaß, aber es ist eher seltener, denn es ist genau, wie du sagst, die Kinder sind da und man will auch nicht permanent einen Babysitter.

Da hätte ich dann auch ein schlechtes Gewissen. Dann brauche ich keine Kinder. Das ist halt der Tribut, den man zahlt. Das geht nicht . Man kann dann nicht einfach alles haben und sagen, nach mir die Sintflut, aber jetzt gehen wir mal eben.

Wir haben oftmals eine tolle Party abgesagt, weil wir einfach dachten, dass wir das nicht machen können. Man meint manchmal, dass etwas auf der Strecke bleibt, dabei hat man das Wertvollste um sich herum. 

Michaela Boland:

Deine berufliche „bessere Hälfte“, Marc Marshall ist heute leider krank. Wie geht es ihm derzeit?

Jay Alexander:

Ja, ihn hat es erwischt. Er ist normalerweise ein Kämpfer, ein resoluter Typ, der resistent ist gegen sämtliche Keime. Da bin eher ich derjenige, der da mal schwächelt. Aber den hat es jetzt richtig umgehauen. Wir hatten Fernsehgarten, da hat er sich gerade so auf den Beinen gehalten, aber es geht ihm jetzt schon viel besser. Ich denke, dass er spätestens übermorgen wieder dabei ist.

Michaela Boland:

Dann an dieser Stelle gute Besserung an Marc. Lieber Jay, für dieses ausführliche und besonders schöne Gespräch recht herzlichen Dank. Für euer neues wundervolles Album „Paradisum“ viel Erfolg und für die Zukunft die besten Wünsche.  


Michaela Boland ist Journalistin und TV-Moderatorin. Bekannt wurde sie als Gastgeberin der Sommer-Unterhaltungsshow „HOLLYMÜND“ des Westdeutschen Rundfunks Köln. Seit 1988 schrieb sie für die Rheinische Post, unterschiedliche Publikationen der WAZ-Gruppe Essen, Bayer direkt und Kommunalpolitische Blätter.

Außerdem präsentierte sie die ARD-Vorabendshow „STUDIO EINS“ und arbeitete als On-Reporterin für das Regionalmagazin „Guten Abend RTL“. Auf 3-Sat, dem internationalen Kulturprogramm von ARD, ZDF, ORF und SRG, moderierte sie die Kulturtalkshow „Doppelkopf“, sowie für TV NRW, die Casino

Show „Casinolife“ aus Dortmund-Hohensyburg. Michaela Boland arbeitet auch als Veranstaltungsmoderatorin und Synchron- sowie Hörspielsprecherin.

Für die Gesellschaft Freunde der Künste moderiert sie den Kaiserswerther Kunstpreis sowie alle grossen Kulturveranstaltungen der Gesellschaft.

Seit Mitte 2009 ist sie verantwortlich für die Ressorts:

Exklusivinterview und

Porträt des Monats

© Michaela Boland und Gesellschaft Freunde der Künste

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