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17.10.2014 MICHAELA BOLAND TRIFFT KABARETT-STAR MARGIE KINSKY

Mit dem Herz auf der Zunge - Margie Kinsky ist herrlich offen, ehrlich und direkt

von: GFDK - Michaela Boland

Falls Sie bisher noch nicht wussten, dass bei ihr mit „Almut“ der Prototyp der perfekten Mutter gemeint ist, und dass Ursula von der Leyen nach Dafürhalten von Margie Kinsky da ganz gut ins Raster passt, waren Sie anscheinend noch in keiner Vorstellung der temperamentvollen Kabarettistin:

Sie trägt das Herz auf der Zunge und dabei ist sie nicht nur herrlich offen, ehrlich und direkt, sondern auch ausgesprochen lustig. Grund genug für die zahlreichen Fans gleich zu Hauf in ihre Vorstellungen zu stürmen: Die Schauspielerin und Sechsfach-Mama hat ihre italienische Heimat, Rom, bereits vor Jahren für das Studium der Romanistik in Bonn verlassen.

In der früheren deutschen Hauptstadt verdingte sie sich dann als Statistin am Theater und lernte bei einem Improvisations-Workshop ihren späteren Ehemann, Lindenstraßen-Urgestein Bill Mockridge, kennen und lieben. Jetzt hat Margie Kinsky endlich ein Buch herausgebracht. In „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeerpudding“ schildert die quirlige Italienerin Details aus ihrem Familienleben mit sieben Kerlen.

Die Tochter einer böhmischen Gräfin und eines Italieners hat darüber hinaus auch jede Menge hilfreiche Mama-Tricks auf Lager, wenn es um die Überwachung von flügge gewordenen Sprösslingen geht. Mit dem ihr eigenen unverwechselbaren Humor hat sie ihren Erfahrungsschatz so denn nun auch auf die Bühne gebracht.

Den richtigen Anstoß zum Versuch, sich mit über Fünfzig erstmals im Alleingang ins Rampenlicht zu wagen, gaben ihr Ehemann Bill, der ältere Bruder und ihre Freundin. Wäre sie dieses Wagnis nicht eingegangen, hätte sie nämlich nie herausgefunden, ob sie ganz allein ein Publikum „rocken“ kann. Davon, dass ihr dies hervorragend gelingt, zeugen die zahlreichen Fanbekundungen.

Derzeit tourt sie durch das Land und unterhält ihr begeistertes Publikum sogar schon vor dem offiziellen Show-Beginn: Sie mischt sich nämlich immer schon regelmäßig draußen unter die Zuschauer, begrüßt sie oder plaudert mit ihnen am Tresen. So schafft sie bereits eine vertraute Atmosphäre und kann ihr Publikum später einzeln beim Namen nennen und auf diese Weise in die Show miteinbeziehen. Ein Plan, der  wunderbar aufzugehen scheint.

Michaela Boland: „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeerpudding“ ist sowohl der Titel Deines aktuellen Buches als auch jener Deines neuen Bühnenprogrammes, mit dem Du derzeit sehr erfolgreich durch die Lande tourst. Bei dieser Überschrift denkt man, abgesehen von Deinem Nachnamen, wenngleich er am Ende auch mit „y“ geschrieben wird, zwangsläufig an den Schauspieler Klaus Kinski. Dieser war ja im Rahmen seines Autobiografie-Titels nach einem Gedicht von Paul Zech sprichwörtlich  „ so wild nach Deinem Erdbeermund“. Ist diese Parallele beabsichtigt?

Margie Kinsky: Es ist gewollt. Denn seit ich klein bin, haben die Leute mich immer gefragt, ob ich etwas mit diesem blonden, Domestos-melierten Klaus Kinski zu tun habe. Und ich antwortete, „nein, ich heiße Margie Kinsky mit `y`, und  er ist eigentlich Pole, heißt in Wahrheit Klaus Nakszynski und schreibt sich mit „i“. Das habe ich ständig wiederholen müssen.

Und bezüglich des Titels habe mir eben einfach überlegt, dass ich Mutter bin und sechs Jungs habe und dass Pudding tatsächlich glücklich macht, rund ist und keine Kanten hat, gemütlich ist, eine Beziehung oder auch eine 5 in Mathe ersetzt, gut tut und tröstet.

Meine Jungs haben immer Schüsselweise Pudding gegessen, wenn irgendein Mädel sie sitzen gelassen hat. Außerdem stellt dieser Titel auch eine Parallele zu meinen Kindern dar, denn wenn du versuchst, sechs Jungs in der Teenagerzeit zu erziehen, dann ist das genauso unmöglich wie das Unterfangen, Pudding an die Wand zu nageln.

Michaela Boland: Die Erziehung scheint dennoch gelungen zu sein. Man hört allenthalben nur Gutes über den Nachwuchs. Stichwort Luke Mockridge zum Beispiel.

Margie Kinsky: Ja, die sind allesamt wirklich super und toll.

Michaela Boland: Du hast Romanistik in Bonn studiert. War ein Leben auf den Brettern, die die Welt bedeuten, anfangs von Dir gar nicht geplant?

Margie Kinsky: Ich habe in Rom das deutsche Abitur gemacht, denn ich besuchte dort eine deutsche Schule. Mit 19 wurde ich dann ein bisschen schwierig und so haben meine Eltern, insbesondere meine Mutter, gesagt, „komm, die geht als Au-pair-Mädchen nach Bonn“. Das wollte ich aber nicht, denn meine ganze Clique war schließlich in Rom.

Da habe ich mich gefragt, was ich wohl tun könne, was schnell vorbei gehen würde. Da lag die Idee, etwas zu studieren, was ich schon konnte, nahe. Insofern studierte ich Romanistik, also Italienisch, Französisch. Dann habe ich eine Arbeit über Pasolini, diesen bekloppten tollen Regisseur und Autoren geschrieben und war da schon in der Theatergruppe an der Uni. Außerdem habe ich auch am Theater in Bonn Statisterie gemacht, da ich als Studentin kaum Knete hatte.

Dort hing dann irgendwann ein Zettel mit der Information, dass der kanadische Schauspieler, Bill Mockridge, Studenten für einen Workshop einer Impro-Theatergruppe suche. Ich dachte mir, „das klingt ganz lustig, gehst du mal gucken“. Und zack – war ich eine Springmaus. Ich habe das Improvisationstheater Springmaus auch mitbegründet und mir außerdem den Chef geangelt. Seither sind 30 Jahre vergangen und wir haben gemeinsam die sechs Jungs.

Michaela Boland: Hat es zwischen euch sogleich gefunkt?

Margie Kinsky: Zwei Jahre lang haben wir uns nur so angeguckt, aber irgendwie war es schon ziemlich klar. Da haben wir uns dann gedacht, „komm“, und nun ist es plötzlich 30 Jahre und sechs Söhne später (lacht).

Michaela Boland: Wie lange hast Du Dich dann im Springmaus-Theater betätigt?

Margie Kinsky: Insgesamt habe ich 30 Jahre Springmaus gemacht und habe in diesem Improvisationstheater auch sehr viel für das Leben gelernt. Das ist auch der Inhalt meines aktuellen Programms, ebenso wie der des Buches, nämlich die Frage „Wie backe ich mir ein glückliches Leben?“ Ein solches, das wirklich Sinn macht, denn wir haben nur ein Leben.

Michaela Boland: Dein älterer Bruder, Venceslau, hat bereits im Fellini-Film „La dolce Vita“ mitgewirkt. Hat Dich das zuvor in puncto Schauspielerei möglicherweise bereits angefixt?

Margie Kinsky: Nein, meine beiden Brüder sind Halbbrüder. Wir haben verschiedene Väter und beide sind  12 bzw. 13 Jahre älter als ich. Als mein Bruder die Filme gemacht hat, war ich winzig. Rom ist natürlich eine absolute Film- und Kulturstadt. Wenn du mit wunderschönen Kirchen, Ausblicken, einem tollen Klima und wundervollen Sonnenauf- und Untergängen aufwächst, bist Du wahrscheinlich automatisch irgendwie mit Kunst und Theater infiziert.

Michaela Boland: Deine Mutter, eine Gräfin, stammt aus Böhmen. Da kommt einem sogleich die k.u.k. (kaiserliche und königliche österreichisch-ungarische Monarchie) mit Böhmen und Mähren in den Sinn.

Margie Kinsky: Ja, genau. Das waren ja damals Böhmen und Mähren, heute Tschechien. Meine Mutter sprach mit uns Kindern Tschechisch. Somit bin ich wahrlich multikulti, denn ich wuchs in Rom auf, sprach daher Italienisch, war auf einer deutschen Schule, daher spreche ich Deutsch, bin mit einem Kanadier verheiratet, insofern spreche ich Englisch.

Michaela Boland: Aus welchem Grund hat man überhaupt in Erwägung gezogen, Dich auf eine deutsche Schule zu schicken?

Margie Kinsky: Wegen der Sprache. Meine Mutter sagte, die Schule sei um die Ecke, Italienisch könne ich sowieso, Tschechisch rede ich mit ihr, also solle ich auf die deutsche Schule gehen. Sprachen waren nicht nur schon immer etwas Tolles, sondern damals auch ein ganz wichtiges Gut. In den böhmischen Schlössern war es ja so, dass sie wenig konnten, aber sie konnten sämtliche Sprachen sprechen.

So war meine Mutter der Auffassung, wenn sie mir auf einem billigen Wege eine weitere Sprache schenken könne, dann werde sie es sehr gerne tun. Auf diese Weise war ich sogar schon in einem deutschen Kindergarten bei Tante Gaby und Tante Anneliese (lacht) und habe eben später das deutsche Abi gemacht.

Michaela Boland: Hast du noch vor der damaligen Oberstufenreform Abitur gemacht oder danach? Durftest Du Dir bereits Deine Leistungs- und Grundkurse zusammenstellen?

Margie Kinsky: Die hatte schon stattgefunden. Ich habe 1980 Abitur gemacht und hatte daher schon 1979 Leistungskurse und Grundkurse.

Michaela Boland: Was hast Du damals gewählt?

Margie Kinsky: Ich bin ja ein paar Mal sitzengeblieben, weil es eine Katastrophe war. Ich hatte Französisch als Leistungskurs, deshalb habe ich auch Französisch/ Romanistik studiert.

Michaela Boland: Hast Du Dich insoweit mit Camus, Sartre und Co befasst?

Margie Kinsky: Genau, Camus, „die Pest“ und so weiter (lacht). Außerdem hatte ich noch Deutsch und Italienisch im Abi.

Michaela Boland: Nun geht es in Deinem Programm sehr konzentriert um Deinen Nachwuchs.

Margie Kinsky: Ja, ich wollte immer viele Kinder und immer gerne Jungs. Ich hatte früher als Mädchen nur Puppen, die Jungs waren. Also, Barbies gab es bei mir nicht. Mein Teddybär war, ebenso wie mein Igel, auch ein Junge.

Michaela Boland: Dann dürftest Du mit sechs Söhnen ja rundum zufrieden sein.

Margie Kinsky: Ich bin total glücklich. Natürlich hätte ich auch gerne ein Mädchen gehabt, eine kleine Olivia.

Michaela Boland: Olivias sind super, kann ich sagen.

Margie Kinsky: (lacht) Nun, als der Sechste kam, habe ich dann aber gedacht, „besser so“. Denn wenn wir dann noch eine kleine Prinzessin gehabt hätten, wäre das mühsam gewesen.

Michaela Boland: Hast du eigentlich die italienische oder die deutsche Staatsbürgerschaft?

Margie Kinsky: Die italienische. Die Jungs haben die doppelte Staatsbürgerschaft, nämlich die italienische und die kanadische.

Michaela Boland: Wie häufig bist Du noch in Rom?

Margie Kinsky: Ganz oft. Wenn es hier so mild ist, dann bekomme ich derartiges Heimweh. Ich bin 30 Jahre in Deutschland und sage immer noch, „Ich fahre nach Hause“. Das ist eigentlich ganz schlimm. Aber die Mentalität, dieses lockere, „Hey, Ciao“ und so, ist einfach schön. Ich glaube, das ist bei jedem so, der irgendwo aufgewachsen und dann später irgendwo anders hingegangen ist. Ich habe hier mein Haus, meinen Mann, meine Jungs und meinen Beruf, also, es ist alles gut. Aber, einen guten Kaffee, eine Marktszene und bekloppte Freunde habe ich dort.

Michaela Boland: Gibt es nach wie vor Familie in Rom?

Margie Kinsky: Ja, ich habe ja zwei Brüder, wobei der eine leider verstorben ist.

Michaela Boland: Jener Bruder, der im Fellini-Film mitgewirkt hat?

Margie Kinsky: Ja, er ist leider gestorben. Der andere Bruder lebt nach wie vor halb in Rom und halb in Kanada, was sehr witzig ist, da mein Mann ja Kanadier ist.

Michaela Boland:  Was hältst Du von der deutschen bzw. speziell der rheinischen Mentalität, nachdem Du seit Jahr und Tag in Bonn lebst?

Margie Kinsky: Ich muss wirklich sagen, das Rheinland ist ein kleines Italien. Der Kölner oder auch der Bonner ist so offen und fröhlich, nicht zuletzt durch diesen Karneval. In Italien  haben wir zwar jeden Tag Karneval, aber diese offene Art hier, Motto: „Ey, Mensch, wie isset? Am besten jot“ und so, das ist sehr italienisch. Ich meine, die Römer waren ja am Rhein, haben da kampiert, also, das muss etwas zu sagen haben. Ich wäre wahrscheinlich in Hamburg, Bremen, Lübeck oder Berlin nicht so glücklich.

Oder gar in Mecklenburg-Vorpommern, das ist eine ganz andere Kiste. Die sind alle so ein bisschen trocken. Also, wenn schon Deutschland, dann das Rheinland. Bayern ist, glaube ich, auch ganz witzig, aber der Rheinländer ist sehr römisch, finde ich.

Michaela Boland: Im vorangegangenen Programm hast du Dich auch intensiv mit den jungen, knackigen Freundinnen deiner Söhne befasst und die Mädels ob ihrer körperlichen Vorzüge scharf unter die Lupe genommen. War es für Dich eigentlich leicht oder schwer, plötzlich ein wenig älter werden?

Margie Kinsky: Ja, da stehe ich einfach zu, Ich bin 56. Ich werde ganz oft gefragt, wie es so mit den Mädels ist. Ich glaube einfach, Du bist die Königin, wenn Du sechs Söhne hast und einen Mann. Ich lebe mit sieben Männern und davon habe ich sechs ja selber gemacht und ich bin die Mama, I`m the Queen.

Michaela Boland: Bestehst Du da auch drauf?

Margie Kinsky: Ich bestehe auch darauf. Und immer, wenn eine kommt, dann muss die schon wirklich fantastisch sein, bis ich sage, „ja“. Und die waren es bis jetzt noch nicht. Jetzt gibt es eine, die so ein  bisschen da herumschwirrt, die finde ich total nett und süß. Mal gucken. Aber du wirst eben älter und weißt, dass zwischen ganz jung und dann irgendwann Mutter werden noch so ein Weg ist und du denkst, „ach nein, das wird nichts mit der“. Irgendwie hast Du das im Gefühl. Vielleicht ist das auch meine italienische Mentalität.

Michaela Boland: Du hast oft geäußert, dass die ideale Schwiegertochter erst noch gebacken werden müsse. Wie wäre diese denn nach Deinem Dafürhalten?

Margie Kinsky: Sie muss humorvoll sein, auch wäre es praktisch, wenn sie aus einem Haushalt mit vielen Geschwistern kommen würde, damit sie uns versteht. Also, so ein Einzelprinzesschen ist schwierig. Verwöhnt finde auch ganz schrecklich. Sie muss anpacken können, also eine, die sich wirklich nicht zu schade ist zu sagen, „komm, das mache ich jetzt“. Ich sage immer zu den Jungs: „Wenn Du ein Mädel hast, dann muss sie Dich größer machen.

Sie muss Dich besser machen“. Das finde ich ganz besonders wichtig. Ich hasse es, wenn die solche Mädels haben, die sie runter ziehen. Ich will zwar nicht sagen, ich mache meinen Mann besser, aber er macht mich bestimmt besser. Auch sagt er von mir, ich mache ihn besser, einen besseren Menschen. Deshalb glaube ich einfach, dass es nicht ganz unwichtig ist, mit jemandem eine Beziehung zu haben, der ähnlich erzogen wurde wie Du.

Denn, wenn das eine ganz andere Kiste ist, gibt es irgendwann Probleme. Eine bestimmte Kinderstube und Manieren sind wichtig. Ich lege Wert darauf. Wenn ein Kind mit aufgestützten Ellbogen am Tisch sitzt, dann hoffe ich, dass das meine Jungs stört, denn wir haben immer gesagt, „bitte sitze gerade“.

Wenn er dann aber irgendwie so eine Prölle hat, der scheißegal ist, wie das Kind sitzt, dann kann die Liebe noch so groß sein, aber irgendwann fängt so etwas an, Dich zu stören. Und davor möchte ich sie bewahren, aber das verstehen sie natürlich nicht, wenn sie total verknallt sind in irgend so eine Cheyenne.

Michaela Boland: Wie war es zwischen Bill und Dir?

Margie Kinsky: Mit dem Bill war es so ein kleines Wunder. Wir haben auch die gleichen Ideen. Ich finde es toll, wenn eine ältere Frau den Raum betritt und ein junger Mann aufsteht,  sie begrüßt und ihr ins Gesicht schaut, die Tür aufhält oder fragt. „kann ich helfen“. Da steh ich drauf.

Michaela Boland: Wie alt sind Deine Söhne?

Margie Kinsky: Zwischen 17 und 30 Jahren.

Michaela Boland: Wie war denn so das Verhältnis zwischen Dir und den vermeintlichen Schwiegertöchtern in spe?

Margie Kinsky: Die Klappe zu halten, ist für Margie sehr schwer. Ich bin unheimlich geradeaus, ich sei schrecklich ehrlich, hat sogar mal ein Kollege von der Springmaus zu mir gesagt. Ich habe aber gelernt, die Klappe zu halten, weil es nichts bringt. Je mehr Du dem sagst, „Hör mal, das ist nichts mit der, lass es“, desto mehr wird er es tun.

Daher habe ich wirklich gelernt, mich herauszuhalten. Das ist zwar sehr schwer, aber, ich habe ja sechs, insofern hatte ich durchaus Zeit. Aber ich leide total, wenn ich sehe, dass sich einer meiner Jungs mehr und mehr in eine solche Beziehung hineindreht, von der ich denke, „NEIN!“.

Michaela Boland: Du sprichst ja auch frank und frei in TV-Sendungen über die jungen Damen an der Seite Deiner Söhne. Wie findet Dein Nachwuchs das?

Margie Kinsky: Das ist nicht schlimm. Ich bin sicher, dass eine Familie, die in sich stimmt und wo die Kinder wissen, was ist der Job meiner Eltern – mein Vater ist Schauspieler, meine Mutter ist Witzbold und Comedian – die werden damit groß und sagen sich, das gehört dazu, das ist unser Business.

Michaela Boland: Unter anderem hast Du in einem Programm die Tätowierungen auf der Haut einer Freundin Deines Sohnes kritisiert. Eine ausgebildete Pädagogin und Freundin von Dir soll Dich diesbezüglich beruhigt haben, woraus Du eine Programm-Nummer gestrickt hast.

Margie Kinsky: Ja, richtig. Es ging um eine der Freundinnen meines Sohnes. Was an ihr nicht tätowiert war, war gepierct, also, die sah aus wie so ein Bilderbuch. Meine Freundin sagte diesbezüglich, „Reg Dich doch nicht auf“ und meinte „Hör mal, die halten gut die Klappe, weil die immer Bildchen angucken“. Daraufhin habe ich in meinem Programm erzählt, dass diese Mädchen vergessen, dass sie einmal 60 sein werden und so haben sie dank ihrer dann faltigen Haut später ein Daumenkino.

Michaela Boland: War das Thema „Tattoos“ ein solches, was bei Euch eher verpönt war oder durften Deine Jungs sich von Dir aus tätowieren lassen?

Margie Kinsky: Es ist deshalb sehr schwer, weil Bill sich im Alter von 14 Jahren gemeinsam mit seinem Freund einen Puma auf den Arm hat tätowieren lassen. Er war nämlich mit 13 im Klub der Pumas. Sein Vater, ein Anwalt, war damals außer sich. Das Ganze war ein Riesending. Bill wäre schon fast aus dem Testament geknallt worden.

Zwischenzeitlich ist das Ding sowieso verblasst, Du denkst, er hätte da einen blauen Fleck auf dem Arm. Aber als tätowierter Papa ist es natürlich schwer. Trotzdem sagen wir immer“ lass es“. Wir haben einen der sechs, der hinten auf dem Rücken eine Tätowierung  mit seiner Schrift und dem Text, „So far from me“ hat. Das war eine Zeit, in der es ihm  nicht so gut ging. Zeit der Findung. Ich weiß es noch genau.

Er kam Weihnachten nach Hause, war ein Jahr weg gewesen. In Australien, da passiert diese Scheiße. Da sagte sein kleiner Bruder, „Ey, der Nicki hat ein Gedicht am Rücken“. Ich habe gedacht, Weihnachten sei gelaufen. Aber, es ist nur ein Satz mit seiner Schrift, es befindet sich am Rücken und Du siehst es nicht.

Michaela Boland: Bereut er es denn?

Margie Kinsky: Nein, überhaupt nicht. Es ist auch nicht schlimm, es stört ja keinen. Was ich hasse, sind aber diese Mädels, die wirklich den Hals, die Ohren, die Arme, die Beine, die Füße und auch noch die Fersen tätowiert haben. Ich denke, Tattoos machen süchtig. Total. Also ich hoffe, wir haben es geschafft. Ich habe immer so ein Goal (Ziel): Es wäre toll, wenn die nicht rauchen, aber zwei rauchen. Und es wäre eben toll, wenn sie es schaffen, sich nicht tätowieren zu lassen, denn mit 25 machst Du Dir keine Tätowierung mehr.

Michaela Boland: Das weiß man nicht immer, doch ich entnehme dem, dass Du selbst weit von einer Tätowierung entfernt bist?

Margie Kinsky: Ja, weit entfernt. Aber, ich male unheimlich gerne. Ich habe auch in meinem Buch selber gekritzelt und gemalt. Manchmal male ich mir mit so einem ganz dünnen schwarzen Filzstift etwas und frage mich, „Na, wie würde das denn aussehen“. Und dann sage ich mir, „Boa Margie, hast Du einen schlechten Tag, denn jetzt hast Du ein Smilie da, das ist doch auch doof“. Also irgendwie ist das einfach nicht meins.

Michaela Boland: Du hast  häufiger öffentlich zum Besten gegeben, wie Du Dich in den Chat-Account Deines Jungen manövriert und Dich als Dein Sohn ausgegeben hast, während Du mit seinem vermeintlichen Kumpel hin- und her schriebst, um Dinge herauszufinden und andere gerade zu rücken. Sehr lustig für das Publikum. Wie lustig war es für Deinen Sohn?

Margie Kinksy: Das ist Showbusiness. Es gibt 1000 Sachen, die ich natürlich nicht erzähle. Viele Sachen sind auch mit ein wenig Farbe gesprenkelt, da haue ich manchmal Sahne drauf. Es ist eigentlich wie bei Kindern von Ärzten. Wenn Du am Frühstückstisch sitzt und der Vater erzählt von irgendwelchen Fällen, dann werden die Kinder damit groß, für die ist es normal. Unsere werden eben mit Theater, Fernsehen und Talkrunden groß. Bill ist ja in der Lindenstraße.

Michaela Boland: Du hast über einen gewissen Zeitraum auch dort mitgespielt.

Margie Kinsky: Ich war auch kurz drin und unser Sohn Jeremy ebenfalls.

Michaela Boland: Hat er damals nicht den Sohn meiner geschätzten Lollo-Rosso Kollegin, Rebecca Simoneit-Barum alias Iffi-Zenker in der Lindenstraße verkörpert?

Margie Kinsky: Richtig, er spielte den Nico Zenker.

Michaela Boland: Was macht Jeremy heute?

Margie Kinsky: Er besucht derzeit die Ernst Busch Schauspielschule in Berlin.

Michaela Boland: Sind somit zwischenzeitlich alle Kinder außer Haus?

Margie Kinsky: Fast alle. Der 17-Jährige ist im Internat, weil er keinen Bock hatte, allein zu bleiben, was ich sehr gut verstehen kann. Wir müssen zwar sehr viel arbeiten, um uns das erlauben zu können, aber Bill und ich, wir haben beide gesagt, „o.k., go“. Denn es ist natürlich toll. Wir sind jetzt alleine, wir können uns begleiten. Wir haben ja wirklich 30 Jahre lang permanent Kinder und Chaos gehabt und das ist schon nett jetzt. Es liegt nichts herum und es ist alles schön.

Michaela Boland: Fehlt einem das Chaos nicht?

Margie Kinsky: Ja, aber es ist auch so sehr schön. Zwei unserer Jungs sind ohnehin in Köln. Also, das ist  von Bonn aus ein Sprung. Wir sind oft in Berlin. Ich fliege beispielsweise jetzt dort hin, weil Jeremy am Theater Premiere mit Faust hat.

Michaela Boland: Verkörpert Jeremy darin selbst den Dr. Faust?

Margie Kinsky: Ja, er spielt den Faust. Das ist natürlich für Bill total aufregend, weil er ja klassischer Schauspieler ist, während ich nur italienisch bin. Ich sage immer, jeder Italiener ist witzig. Das, was ich hier mache, würde in Italien gar nicht mal so aufregend sein. Ich glaube, da ist jeder so.

Michaela Boland: Innerhalb von 30 Jahren eignet man sich gewiss einen reichhaltigen Erfahrungsschatz in Sachen Familienleben an. Wie verlief der Prozess vom Durchleben der lustigen Begebenheiten bis hin zur Inszenierung der internen Geschehnisse auf der Bühne? Ist es leicht, das umzusetzen?

Margie Kinsky: Es ist gar nicht so schwer, denn Du lachst Dich deshalb so kaputt, weil es stimmt. Es gibt natürlich ganz persönliche Sachen, die Du nicht auf der Bühne erzählst, aber dennoch erkennt sich jede Mutter und sagt sich, „die war doch bei mir zu Hause“. Margie ist wie eine Freundin. Comedy ist: Du gehst, guckst, hörst etwas und sagst, „Hör, mal, das ist so unglaublich, merk Dir das“.

Diese urkomischen Situationen mit Kindern, zu Hause oder mit Freunden sind witzig, weil sie wahr sind. Ich mag beispielsweise keine Comedians, die solche abstrusen Sachen erzählen. Die nehme ich nicht ernst. Wenn ich mir sagen muss, „ das ist doch Quatsch, das hast Du noch nie erlebt“. Ich glaube, das Geheimnis von Margies Rezept ist, dass jeder Junge sagt, „das könnte meine Mutter sein“.

Ich liebe es, wenn die Leute aus der Vorstellung gehen und sagen. „von Anfang an war Margie meine Freundin“. Noch vor dem Einlass stehe ich ja draußen, begrüße mein Publikum und quatsche mit den Menschen. Auch in der Pause bin ich mit ihnen zusammen.  Und dann habe ich sie. Ich kenne sie alle, ich weiß beispielsweise, der Mann der einen Frau ist total sauer, weil er eigentlich heute Abend Fußball gucken wollte.

So etwas kann ich später dann ganz wunderbar in die Show einbringen. All diese kleinen Geschichten sind wie ein Bild mit 1000 kleinen Farbtupfern, das dann zusammengebacken wird. Wir kennen uns und sind alle per Du. Es ist eigentlich ein schöner Abend mit Mädels, denn es ist ein Mädelsprogramm.

Michaela Boland: Aber, wie Du erwähntest, kommen durchaus auch Männer und sind sicherlich willkommen?

Margie Kinksy: Ja und ich bin immer ganz nett zu denen, denn ich hasse diese Emanzen, die ständig sagen, „Männer sind Scheiße“. Männer sind toll und wir brauchen sie.

Michaela Boland: Du hast beschrieben, dass der Inbegriff der perfekten Mutter von Dir als „Almut“ bezeichnet werde. Also jene Mütter, die, egal in welcher Situation, immer perfekt gestylt sind und denen alles immer zu gelingen scheint. So hättest Du, zu Deinem Leidwesen, immer wieder eine solche in Deinem näheren Umfeld gehabt. In einer Ausgabe der Talkshow von Markus Lanz wurdest Du 2012 in diesem Zusammenhang auf Ursula von der Leyen angesprochen. Du bezeichnetest sie als die beste Almut Deutschlands.

Margie Kinsky: Habe ich das gesagt? Ja, die Almuts sind die, die ich nicht mag, die perfekten Mütter. Und sie ist eine. Sie ist total eine perfekte Mutter.

Michaela Boland: Du bist auch gemeinnützig unterwegs, denn Du setzt Dich für benachteiligte Mädchen ein. Was hat es konkret damit auf sich?

Margie Kinsky: Ich setze mich für indische Mädchen ein. Am 22. November 2014 wird es im Rahmen dieses Projekts ein Benefizprogramm in Bochum mit mir geben. Ich habe mir gedacht, „Margie, du hast sechs Jungs und Dir immer eine Tochter gewünscht. Da wäre es doch toll, wenn Du Dich auf diesem Wege Mädels zeigst“.

Das Projekt heißt: CHANCE AUF LEBEN. (Anm. d. Red.: Infos unter www.chanceaufleben.de ) Das mache ich unheimlich gerne, weil für mich der Weg aus der Armut die Bildung und die Kultur sind. Die Mädchen in Indien gelten ja leider gar nichts. Viele werden abgetrieben oder weggeschmissen. Kaum sind sie geboren, landen sie auf der Müllkippe.

Michaela Boland: Die vielen brutalen Vergewaltigungen in Indien sind darüber hinaus beängstigend.

Margie Kinsky: Die Vergewaltigungen sind ganz schlimm. Daher ist dieses Projekt eine tolle Geschichte. Sie machen es wirklich klasse und mich hat besonders fasziniert, dass sie den Familien der Mädchen einen Obolus entrichten, doch sie erhalten das Geld tatsächlich nur dann, wenn sie das Mädchen in die Schule schicken, was wir dann wieder finanzieren. Nur damit hältst Du sie, denn sonst kassieren sie das Geld und die darf nicht in die Schule. Daher finde ich das Konzept so pfiffig, es hat mir wirklich ganz toll gefallen.

Michaela Boland: Dein Beitrag besteht dann quasi darin, dass Du umsonst auftrittst?

Margie Kinsky: Ja, ich trete umsonst auf, werde meine Bücher signieren und in Bochum diesen einen Abend machen. Ich hoffe, dass es picke packe voll wird.

Michaela Boland: In welcher Location findet die Veranstaltung statt?

Margie Kinsky: Am Bermuda Dreieck im RIFF ( www.riff-bochum.de ).

Michaela Boland: Die AsA e.V. (Ausbildung statt Abschiebung) in Bonn ist ein weiteres Projekt von Dir. Dort warst Du sogar Schirmherrin.

Margie Kinsky: Ja, das habe ich auch  ein Jahr lang gemacht. Damit habe ich jetzt aber aufgehört, das ist nun vorbei.

Michaela Boland: Du hast geschildert, viele Jahre Impro-Theater gemacht zu haben. Wann hast Du beschlossen, nun mal  ganz allein Dein eigenes Ding auf der Bühne zu versuchen?

Margie Kinsky: Ich sage Dir ganz ehrlich, ich wollte das nicht. Du bist bei der Springmaus so verdammt gut aufgehoben. Da ist ein Büro, Du kriegst Deinen Tourplan, Du hast ein Auto unterm Arsch, es wird Dir bezahlt. Auch wirst Du pro Vorstellung bezahlt, egal, ob sie voll ist oder nicht. A very cushy comfi Job. Der Bill, der der Chef von der Springmaus ist, konnte mich auch nie loslassen und ich habe nie die Kurve gekriegt, um zu gehen.

Dann gab es zwei Sachen: Erst mal hat Bill immer gesagt, „So, jetzt mach mal alleine, Du hast das Zeug dazu“. Ich sagte aber immer nein. Dann müsste ich ja alleine hinfahren. Wir fahren bei der Springmaus immer zu viert, wir haben einen Techniker, da passiert Dir nichts. Du hast ein Mikro, das funktioniert. Du kommst da hin, da steht schon Dein Kaffee und Deine Brötchen, Du spielst Dein Ding.

Außerdem bist Du mit Deinen vier Kollegen da, wenn du also mal einen schlechten Tag hast, wirst Du beim Impro aufgefangen. Das ist so geil. Aber Bill ließ nicht locker und sagte immer wieder, „Margie, du kannst das“. Und mein leider bereits verstorbener Bruder, hat irgendwann zu mir gesagt, „ geh und mach das, bevor irgendjemand auf die Idee kommt, dass Du schon zu alt bist oder dass irgendein Doofkopp sagt,  das ist ja die Frau von dem und dem“.

Das hat mich wiederum so richtig gepitcht. Auch hätte mir das wirklich wehgetan, wenn die Leute sagen würden, „Kinsky, tschüss, Du hast einfach nichts“. Eine Freundin von mir sagte dann noch während eines Spaziergangs, „Wenn Du das nicht tust, Margie, wirst Du auch nicht wissen, ob Du es kannst“. Das ist ein Satz, den ich allen Frauen und Mädels empfehle.

Michaela Boland: Der richtige Motivations-Satz?

Margie Kinsky: Absolut. Der motiviert. Bill sagte stets, wenn das Scheiße werde, dann ließen wir das verschwinden. Das merke kein Schwein. Du spielst das ein paar Mal und wenn das nichts ist, lassen wir es weg, dann war es das und Du genießt Dein Leben. Ich habe dann Blut geleckt und es ist eine solche Challenge, so eine tolle Geschichte. Zu sehen, dass ich, Margie, 400 Leute ganz allein rocken kann. Genauso wie damals mit Springmaus.

Michaela Boland: Woher beziehst Du Deine Power?

Margie Kinsky: Die Leute geben sie mir. Die freuen sich und ich habe immer diese Frauen, die kommen und mir sagen, „Sie sind so toll und nett, kann ich Sie mal in den Arm nehmen und ein Foto machen“, und das ist so geil.

Michaela Boland: Wann genau hast Du solo begonnen?

Margie Kinsky: Das hat vor drei oder vier Jahren angefangen.

Michaela Boland: Hast Du extra Deinen Nachnamen „Kinsky“ beibehalten?

Margie Kinsky: Ja, denn es gibt so viele Mockridges. Für die Bühne gibt es ja den Bill Mockridge, den Luke Mockridge, Jeremy Mockridge, Nick Mockridge ist Regisseur in Berlin. Da habe ich gesagt, „weißt du was, I am the Mama, my name is Kinsky“. Ich heiße ja eigentlich Maria Grazia Alice Eleonora Kinsky.

Michaela Boland: Hast Du denn zumindest als Ehenamen „Mockridge“ angenommen?

Margie Kinsky: Ich heiße Kinsky-Mockridge.

Michaela Boland: Was erwartet Dein Publikum nun konkret im aktuellen Erdbeerpudding-Programm?

Margie Kinsky: Dieses Programm ist eine Stufe höher als „Kinsky legt los“. „Kinsky legt los“ war der erste Versuch und war wunderbar mit den Kindern, den tätowierten Freundinnen und sehr viel Schule, Laternen basteln und so weiter. Das hier ist nun noch eine Ecke persönlicher. Es ist sehr viel Margie und es ist nochmal die Bitte an alle, „Enjoy your life“.

Das Leben ist eine Achterbahn und Du allein entscheidest, wie die Fahrt ist. Du kannst entweder runter fahren und vor Angst und nicht vorhandener Lust sagen, „Nein, nein, nein“ und das alles nicht genießen. Oder Du fährst, genießt die Phasen und sagst einfach „ja“ zum Leben. Und der Lenny Mockridge, unser vierter Sohn, der Musik studiert hat, hat mir am Ende ein tolles Lied geschrieben: „Everybody says yes, yes“. Genieße also die Fahrt in der Achterbahn und sage „ja“, denn damit fährt es sich am besten.

Michaela Boland: Welchen Motivations-Tipp gibst Du denen, die sich bei der Achterbahnfahrt gerade steil nach unten bewegen und nach Luft ringen, um überhaupt noch  etwas sagen zu können?

Margie Kinsky: Das ist ganz einfach. Ich habe mit der Springmaus durch Zufall mal eine Vorstellung in Rom gespielt, genau an dem Abend des Tages, an dem mein Bruder gestorben ist. Das war in 30 Jahren zuvor noch nie passiert. Eine deutsche Versicherung hatte die ganzen Leute, die da gewonnen hatten, nach Rom gefahren.

Als wir dann da waren, ist morgens mein Bruder gestorben und am Abend hatte ich die Vorstellung. Weißt Du, das ist Dein Job. Die Leute haben bezahlt, die Leute wollen sich amüsieren und sie haben mit Deiner Geschichte nichts zu tun. Dann stellst Du so einen Schalter um und sagst Dir, „ o.k. die nächsten zwei Stunden wird das durchgezogen“, denn alles andere bringt ja nichts.

Ich kann da hinten stehen und sagen, „nein, nein, nein“, oder ich kann mich in den Wagen setzen, runterfahren und sagen „ja“. Ich hatte, Gott sei Dank, nie böse Schicksalsgeschichten. Ich hoffe, dass wir auch alle 100 werden und gesund bleiben. Ich bin nämlich sehr schissig.

Michaela Boland: Du wirkst keineswegs so.

Margie Kinsky: Doch, total. Aber ich versuche, die Hindernisse so zu nehmen, wie sie kommen. Es nützt nichts zu sagen, „Huah, da ist was“, sondern, „reg Dich doch erst auf, wenn Du da bist“. Das ist zwar sehr schwer und ich kann das schlecht, aber, ich probiere es.

Michaela Boland: Ein gläubiger Mensch bist Du ja, aber glaubst du denn auch an Vorhersehung?

Margie Kinsky: Ich bin sehr gläubig, aber an Vorhersehung glaube ich nicht. Ich habe in meinem Programm eine ganze Nummer über Wahrsagerinnen, Horoskope und Aberglauben. Ich will es nicht glauben, denn ich möchte nicht wissen, wenn die sagt, „übermorgen fällst Du tot um“.

Dann würde ich in Panik verfallen und denken, „Scheiße, was mache ich jetzt die zwei Tage“. Ich nehme all dies von der witzigen Seite. So hat meine Mutter beispielsweise, genau wie die Oma, immer gesagt, „Vorsicht, wenn Du Kirschen isst, darfst du nichts trinken, sonst wächst Dir da ein Baum im Bauch“.

Michaela Boland: Wie könnte man Deine Art von Kabarett genau bezeichnen?

Margie Kinsky: Es ist auf keinen Fall politisch. Es ist ein Gute-Laune-Programm. Es macht happy. Genau das möchte ich auch. Die Leute sollen nach Hause gehen und sagen, „Das war so ein lustiger Abend“. Wenn jemand einen Kack-Tag hatte, das Kind eine Fünf nach Hause gebracht hat, man gegen ein Auto geknallt ist, zu Hause Berge von Wäsche liegen, die nicht geschafft wurden und es aussieht wie Hulle, aber man nach der Vorstellung sagt, „ ich war bei Margie und es ist alles vergessen“ fände ich das toll. Das ist das Ziel und ich glaube, das gelingt, denn die Mädels kommen da raus und strahlen.

Michaela Boland: Bist Du eigentlich eitel oder uneitel?

Margie Kinsky: Ich bin nicht sehr eitel.

Michaela Boland: Deine Haare hattest du vor einiger Zeit noch gefärbt, jetzt fällt auf, dass Du nicht mehr färbst.

Margie Kinsky:  Ich bin jetzt seit einem Jahr grau. Wir waren im Sommer letzten Jahres in Kanada. Da sind wir immer sechs Wochen und da habe ich gesagt, „nein, ich habe jetzt keinen Bock mehr aufs Färben. Immer dieser Ansatz“. Dann habe ich es einfach gelassen und so ein kanadischer Holzfäller sagte, „o, you look so nice“. Da antwortete ich, „I`ll keep it“. Ich stehe dazu und fertig.

Michaela Boland: Inhaltlich hängt die Haarfarbe also nicht mit Deinem Programm zusammen? In sämtlichen Talkshows der jüngeren Vergangenheit sieht man Dich ja noch dunkelhaarig.

Margie Kinsky: Nein, es war eine ganz klare Entscheidung. Ich habe keinen Bock mehr auf dieses Gefärbe. Genauso wenig wie auf total nervige Diäten oder auf Falten.

Michaela Boland. Diäten hast Du wohl kaum nötig. Du bist ja rank und schlank.

Margie Kinsky: Ja, aber ich passe wahnsinnig auf. Ich versuche es zumindest. Aber dieses ganzen Weight Watchers und das darf man nicht und das nicht, das ist schlimm. Ich versuche daher einfach FDHD: Friss die Hälfte dauerhaft. (lacht).

Michaela Boland: Liebe Margie, herzlichen Dank für dieses Gespräch. Für die Zukunft alles erdenklich Gute für Dich und Deine sieben Männer und noch viele weitere tolle Programme.

Michaela Boland ist Journalistin und TV-Moderatorin. Bekannt wurde sie als Gastgeberin der Sommer-Unterhaltungsshow „HOLLYMÜND“ des Westdeutschen Rundfunks Köln. Seit 1988 schrieb sie für die Rheinische Post, unterschiedliche Publikationen der WAZ-Gruppe Essen, Bayer direkt und Kommunalpolitische Blätter.

Außerdem präsentierte sie die ARD-Vorabendshow „STUDIO EINS“ und arbeitete als On-Reporterin für das Regionalmagazin „Guten Abend RTL“. Auf 3-Sat, dem internationalen Kulturprogramm von ARD, ZDF, ORF und SRG, moderierte sie die Kulturtalkshow „Doppelkopf“, sowie für TV NRW, die Casino

Show „Casinolife“ aus Dortmund-Hohensyburg. Michaela Boland arbeitet auch als Veranstaltungsmoderatorin und Synchron- sowie Hörspielsprecherin.


Für die Gesellschaft Freunde der Künste moderiert sie den Kaiserswerther Kunstpreis sowie alle grossen Kulturveranstaltungen der Gesellschaft.

Seit Mitte 2009 ist sie verantwortlich für die Ressorts:

Exklusivinterview und Porträt des Monats

© Michaela Boland und Gesellschaft Freunde der Künste

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