Der in Köln geborene Marcel Terrani ist einer Künstlerfamilie entsprungen. Der Großvater war Fotograf und sein Urgroßvater Maler. Und so lag es wohl in der Wiege, dass der Enkel auch zu den Künsten neigte - wenn auch über Umwege.
Seine berufliche Laufbahn begann als Mediendesigner/-gestalter für den WDR, obwohl er einen Studienplatz an der Columbia University in Kalifornien für Regie hatte. Den konnte der junge Marcel aber nicht antreten, da der Staat Kalifornien pro Semester 10.000 Dollar Kapitalnachweis forderte und so musste die künstlerische Laufbahn noch etwas auf sich warten lassen.
Aber vor 10 Jahren war es dann soweit. Der innere Ruf drängte zur Kunst und Marcel Terrani hat etwas daraus gemacht. Heute gehört er zu den Künstlern, die von Ihrer Kunst leben können. So kostet ein Original 5.000 Euro, aber es gibt auch kleine Editionen, allerdings nur in DIN 4-Größe.
Eine Besonderheit ist auch, dass Marcel Terrani seine Stars meistens selber fotografiert. Wie er den Kontakt zu diesen findet, bleibt sein Geheimnis. Die Basis seiner Arbeit ist die Medienkritik, über die er im übrigen auch wenig schmeichelhafte Worte findet.
Privat ist Marcel Vater eines zweijährigen Jungen. Er reist mit Vorliebe nach Holland, wegen deren Architektur. Er ist begeisterter Cineast, liebt französische Filme und wer ihn treffen will, kann das in der Kunstbar, dem ehemaligen Wartesaal in Köln tun.
Hier läuft auch seine aktuelle Ausstellung, zu deren Eröffnung 400 Gäste kamen. Es war so voll, dass der Künstler große Mühe hatte in seine Ausstellung zu kommen.
die kunstbar
chargesheimerplatz 1
50667 köln
Dr.Wolfgang Delseit über die Ausstellug »Paparazzo« von Marcel Terrani
Der »Paparazzo« wird definiert als ursprünglich scherzhafte, heute jedoch übliche Bezeichnung einer bestimmten Art von (Berufs-)Fotografen (der Sensationsjournalist à la Bild-Zeitung ist eine ähnliche Kategorie), die Prominenten in von denen unerwünschte Art und Weise nachstellen, getarnt, versteckt oder ganz offen in deren Privatsphäre eindringen.
Der Paparazzo ist sensationslüsternd, sucht den richtigen Moment für den »Abschuss« seiner »Beute«, der ›berühmten‹ Persönlichkeit, die er am liebsten in einer kompromittierenden Situation ablichtet, damit er die Neugier der ›normalen‹ Menschen am Leben der Anderen befriedigen kann.
Paparazzi arbeiten zumeist für Boulevardmedien. Erstmals verwendete der italienische Regisseur Frederico Felline den Begriff für den aufdringlichen Pressefotografen, den Walter Santesso im Film La dolce vita (1960) verkörperte.
Nun denn, wer die Arbeiten von Marcel Terrani kennt, ist erst einmal irritiert angesichts des Ausstellungstitels Paparazzi. Terranis Arbeiten kamen bisher gar nicht so »sensationslüsternd« des Weges, gar auf Effekthascherei ausgerichtet…?!
Doch wer die Bilder, die hier ausgehängt und aufgestellt sind, betrachtet, wird schnell erkennen, dass es hier eben um eine andere Form des »Paparozzotums« geht:
Man findet keinen betrunkenen David Hasselhoff, der vor sich hinlallend einen Burger zu verspeisen sucht, keine derangierte Brittney Spears, keine alt gewordene Amanda Lear, die sich mit jugendlichem Latin-Lover am Strand vergnügt…
Terrani zelebriert den Künstler, die Künstlerin. Unterkühlt in Silber die Männer, selbstbewusst und wärmer in Gold die Frauen; ikonografisch abbildet mit Auriole und einer Aura von Entrücktheit.
Terranis Bilder gefallen, sind dekorativ, auch kommerziell (was kann sich ein Künstler auch Schöneres wünschen) – passen eigentlich in jedes Ambiente; sie darauf zu reduzieren, hieße die Intention des Künstlers zu verkennen!
Die Bilder sind Manipulationen! Manipulationen eines groben Ausgangsmaterials – im vorliegenden Fall: PR-Bilder, gestellte Bilder, von den Künstlern selbst freigegebene Bilder, keine Schnappschüsse minderer Qualität, sondern Hochglanz-Fotos, eigene und diverser namhafter Fotografen, die Plattencover oder Coverseiten von Magazinen zieren.
Davon ausgehend bearbeitet Terrani das Bildmaterial mittels Computer neu, bringt es in einen anderen Zusammenhang, gibt zutatengleich neue Komponenten hinzu.
Schönheit und Ästhetik dominieren die Bilder auf den ersten Blick; dann folgt die Verstörung des Betrachters, der Denkanstoß – mögen diese in der ungewohnten Kombination einzelner Gegenstände zu finden sein oder in den eingebauten Textteilen.
Lady Gaga, deren Song der Ausstellung ihren Namen gab, und deren Bild den Besucher der Ausstellung begrüßt – spielt mit dem Paparazzi-Image: die Schmike verlaufen, die Frisur kunstvoll zerzaust, mit Stahlkorsage
Rihanna begrüsst lasziv – im Maske und von Stacheldraht umhüllt – mit Welcome to the Kit-Cat-Club
Beyonce streicht über selbstbewussten Blickes über ihr wohlgeformtes Gesäß: Ass…sylum.
Penelope Cruz’ Blick verrät: Be an original
Justin Timberlake kommt als sensibler Swanlake daher.
David (»Dave«) Gahan (Sänger der britischen Synthie-Popgruppe Depeche Mode) als Personal Jesus – fast der Realität einer Drogenhölle entrückt.
Heidis (Klum) – offener, selbstbewusster Blick sagt uns: Tja, ich weiß, was ihr über mich denkt, aber es ist mir egal…
Madonna – gekreuzigt oder die Welt umgreifend, fast tragend, ein Sinnbild vermeintlich ewig-währender Schönheit, teilt uns mit: Enjoy Plastic Surgery, denn Lancaster does not help.
Aus der Rolle fallen zwei Bilder:
In Prada – Buy or Die rekurriert Terrani auf seine Anfänge als Collagist. Das Bild zeigt viele Komponenten früherer Arbeiten (etwa den über das Stacheldraht springenden Soldaten, die Matroschka-Figur, das Prada-Girl), die Terrani mit neuen Einflüssen und Bildaussagen anreichert.
Verschiedene Bilder desselben Titels kommen dem, der einige Arbeiten von Marcel kennt, in den Sinn; aber man achte einmal auf die Jünger, mit denen Russel »Jesus« Crowe sein Abendmahl teilt…
The holy Vincent entspricht zwar seiner Machart den anderen heute hier gezeigten Bilder, doch nirgendwo ist die Aureole augenscheinlicher als hier: I Vincent say: Fuck the Gallery.
Im Blick des Gezeigten ist nicht Selbstbewusstsein, sondern der Zorn des Verkannten, des zu Lebzeiten gescheiterten Genies. Und es ist nicht – wie es sich dem Betrachter aufdrängen will – das Bild von Kirk Douglas als Van Gogh… Doch dazu mag Ihnen der Künstler selbst etwas erzählen können.
Und zuletzt: Es mag sein, dass sich nicht jedem Betrachter die Botschaft der Bilder erschließt – doch auch das ist legitim: Ein jeder kann die Ästhetik der Bilder genießen, ohne einen Schlüssel zur Bedeutung mitgeliefert zu bekommen. Erfreulich in Anbetracht der Tatsache, das die »Sucht nach tieferer Bedeutung« (Olaf Hauke) den Kunstmarkt noch immer beherrscht…
I'm your biggest fan
I'll follow you until you love me
Papa-Paparazzi
Baby, there's no other superstar
You know that I'll be your
Papa-Paparazzi
Lady Gaga, Paparazzi
Ich bin dein größter Fan
Ich verfolge dich bis du mich liebst
Papa-paparazzi
Baby es gibt keinen anderen Superstar
Du weißt, das ich dein
Papa-Paparazzi sein werde