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14.07.2016 MICHAELA BOLAND TRIFFT SKY DU MONT

Sky du Mont - Schöner Schurke, unwiderstehlicher Herzensbrecher oder kluger Kopf, Michaela Boland hat ihn für uns getroffen

von: GFDK - Michaela Boland

Schlussstrich gezogen. 14. Juli 2016 - Aus bei Sky und Mirja du Mont. Nach 16 Ehejahren geben Sky und Mirja du Mont ihre Trennung bekannt.

Meldung 10. Dezember 2013

Sky du Mont erklärte bei "Maischberger" seiner Sicht, warum die FDP scheiterte. Vor allem Blogger, diese "blassen Menschen, die im Keller sitzen und Schinkensandwiches essen", würden heute mit erstaunlicher Häme über die Liberalen herziehen, beklagte sich der Schauspieler. "Ich wurde auch schon auf der Straße angesprochen: Sie sind doch das Arschloch, das FDP wählt", sagte du Mont bei Maischberger.

Meldung 13. August 2013

Sky du Mont ist sauer über Shitstorms.

Seine Frau Mirja hat in einem Interview, das nur gekürzt gesendet wurde, gemeint "Deutschland könne nicht alle Flüchtlinge aufnehmen".

Im Internet formierte sich schnell eine Welle der scheinbaren Empörung, die Mirja du Mont vorwarfen heuchlerisch und rassistisch zu sein.

Nun platzt Sky du Mont der Kragen.

Er fragt: "Ist Deutschland in der Lage alle Flüchtlinge aufzunehmen? Nein. Es sei beschämend wie zumeist von anonymen Bloggern seine Frau beleidigt wird, nur weil sie ihre Meinung vertritt, die im übrigen von der Mehrheit der Deutschen geteilt wird. Dass viele Menschen in Deutschland Angst vor der Überfremdung haben, ist wohl auch nicht von der Hand zu weisen, so Sky du Mont. Mit der Meinungsfreiheit in dem so liberalen demokratischen Deutschland ist es wohl nicht gut bestellt. "

Hier geht es zum Interview mit Sky du Mont - geführt von Michaela Boland über das Filmgeschäft:

"Die Deutschen mögen nicht, wenn ihre Leute im Ausland Karriere machen - es sei denn, es ist eine blonde Frau"

Er ist ein wahrhaft formvollendeter Gentleman und das kann ich nun höchstpersönlich bestätigen. Sky du Mont (65), charmant, höflich, klug und natürlich immer noch schön. In den mehr als 40 Jahren seiner andauernden Film- und Fernsehkarriere, ob seiner Rollen nur immmerwieder allzu gern als blasierter Beau, schöner Schurke oder unwiderstehlicher Herzensbrecher tituliert, hat er einiges erreicht.

Denn, was viele nicht wussten: Neben mehr als 20 Auftritten in den früheren Freitagskrimis des ZDF, Derrick und Der Alte,  und seinem Mega-Erfolg in Bully Herbigs "Schuh des Manitu", hat der attraktive Bestager unlängst mit seiner Rolle des Count Claus Schenk von Stauffenberg in "War and Remembrance" (dt. Titel: Feuersturm und Asche)  in den USA für Furore gesorgt.

Das preisgekrönte Format, das neben zahlreichen anderen Trophäen wie dem Primetime Emmy oder dem People's Choice Award  1989 sogar den Golden Globe in der Kategorie "Best Mini-Series or Motion Picture made for TV" abräumte, und Star-Regisseur Stanley Kubrik gleichsam derart von du Monts schauspielerischer Leistung  begeisterte, dass dieser den gebürtigen Argentinier blitzschnell und ohne Casting für den Kinofilm Eyes wide shut  an die Seiten von Nicole Kidman und Tom Cruise engagierte, hat in der deutschen Heimat erstaunlicherweise kaum Beachtung gefunden.

Sky du Mont, der seinen Vornamen dem Umstand verdankt, dass der ältere Bruder Christian, welcher noch Probleme mit der Aussprache und die Mutter falsch verstanden hatte, als diese das Baby, das eigentlich Cayetano hieß, nach Hause brachte und mit den Worten, "Das is Cay" vorstellte, stört es nicht. In unzähligen Fernsehproduktionen hat der späte Vater, der seit 2000 in vierter Ehe mit der blonden schönen Mirja verheiratet ist, sein Können in charismatischster Manier unter Beweis gestellt. Du Mont beschränkt sein Talent jedoch längst nicht mehr nur auf die Schauspielerei.

Eigentlich war dem Mann mit den perfekten Umgangsformen von jeher klar, dass er sich gleich mehrere Standbeine verschaffen müsse. Und so ist der Mime auf unterschiedlichen Sektoren unterwegs. Als Werbe- und Hörspielsprecher ist der entfernte Neffe Alfred Neven du Monts mit der wohlklingend warmen Stimme einem breiten Publikum ohnehin längst vertraut. Seine größte berufliche Leidenschaft stellt jedoch das Schreiben dar.

Und so hat der fleißige du Mont in den letzten Jahren bereits sieben Romane veröffentlicht. Derzeit präsentiert Sky du Mont sein aktuelles Buch "Fullhouse: Liebeserklärung an die Chaosfamilie" im Rahmen einer Lesetour. Grund genug, einander zu treffen und für die Gesellschaft Freunde der Künste darüber zu plaudern. Gegen halb sieben sitzt der Schauspielstar schon einige Zeit in seiner schwarzen Limousine vor dem verschlossenen Kulturhaus in Dormagen. Es ist nämlich nicht nur ziemlich kalt, sondern auch noch niemand von den Veranstaltern vor Ort.

Und so bietet mir der kultivierte Autor an, erst einmal in seinem Wagen Platz zu nehmen. Nachdem er mir die Tür zum Einstieg höflich geöffnet und aufgehalten hat, haben wir so Gelegenheit uns ein wenig "warmzureden" , bevor die Verantwortlichen der "Kulle" eintreffen, um letzte Vorbereitungen für den Leseabend vor zahlendem Publikum zu treffen. Auf diese Weise erfahre ich schon mal, wie die vorangegangenen Lesungen gelaufen sind, warum er innerhalb NRWs gerne in Düsseldorf sein Basislager aufschlägt und dass nicht alle Frauen in Sky du Monts Privatleben immer nur blonde Haare trugen.

Michaela Boland:

Sie führen regelmäßig Lesungen durch. Wann genau haben sie damit begonnen?

Sky du Mont:

Ich mache das bestimmt schon seit 20 Jahren. Ich habe schon früher Thomas Mann und Weihnachtsgeschichten gelesen. Ich mache wahnsinnig gerne Lesungen, weil es live vor Publikum ist. Thomas Mann zu lesen, war ein Wendepunkt in meinem Leben, da er ja nun drei Seiten braucht, um die Tür aufzumachen und wenn ich dann 90 Minuten Thomas Mann gelesen und nach 15 Minuten in die Gesichter der Leute geguckt habe, dann wußte ich, dass ich jetzt eigentlich hätte Schluß machen müssen, aber ich hätte die Leute so ungern geweckt.

Doch das traut sich keiner zu sagen. Aber dann habe ich irgendwann mal gesagt, "nein, ich lese jetzt keine ernsten Sachen mehr, sondern ich lese von nun ab etwas Lustiges, worüber die Leute einfach lachen". Als Schauspieler tue ich mich natürlich leicht damit, die Leute zum Lachen zu bringen. Dann habe ich auch noch Patrick Süskind, "Das Parfum", gelesen. Es ist eben immer schwierig, Ausschnitte aus ernsten Büchern zu lesen, weil man nicht weiß, woher kommt er und wohin geht er. Demgegenüber ist es bei etwas Komischem ganz leicht, weil man einfach Anekdoten liest und das reicht.

Michaela Boland:

Was ist für sie das Schöne an Lesungen?

Sky du Mont:

Es ist wie Theaterspielen, live mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen. Ich habe ja früher sehr viel Theater gespielt. Das ist einfach ein einmaliges Erlebnis. Gerade jetzt, ich bin ja nun von den prominenteren Persönlichkeiten einer der wenigen, der sein Buch wirklich selber geschrieben hat, und wenn dann die Leute über Dinge lachen, die man sich selber ausgedacht hat, ist das ganz toll, wie ein Dankeschön oder ein Bravo. Das liebe ich.

Michaela Boland:

Gab es auch besondere Erlebnisse mit ihren Zuhörern?

Sky du Mont:

Während der Lesungen  nicht, aber ich unterhalte mich ja dann nacher immer so ein bisschen mit den Leuten. Das mache ich ganz gerne, es geht zwar meistens ein wenig stockend los, doch dann wird es in der Regel recht lustig. Eine Frau stand auf und  fragte: "Wird das Buch verfilmt?" Und ich antwortete, "Keine Ahnung, das weiß ich nicht, warum?" Daraufhin sie: "Dann möchten mein Mann und ich bitte die Hauptrollen spielen, denn bei uns gehts genauso zu."

Oder eine andere Dame stand auf und äußerte eine Frage, die eigentlich gar nichts mit der Lesung zu tun hatte, nämlich folgende: "Entschuldigung, ich habe auch einen Freund, der soviel älter ist als ich, ebenso wie es bei ihrer Frau und ihnen ist. Glauben sie, dass das eine Chance hat?" Daraufhin haben natürlich 200 Leute gelacht und sie bekam ganz rote Ohren. Es passieren also schon manchmal ganz lustige schöne Sachen und das ist nett.

Michaela Boland:

Was möchten die Menschen am Ende einer Lesung denn so von ihnen, der sie einmal gesagt haben, sich darüber bewusst zu sein, dass sie polarisieren, wissen, wenn sie während des Signierens ihrer Bücher die Gelegenheit erhalten, mit ihnen zu sprechen?

Sky du Mont:

Sie fragen, wie ich dazu kam oder woher mein Name Sky kommt. Manchmal auch, was ich gerade drehe. Ganz privat werden sie nicht, das würde ich auch nicht beantworten. Ich polarisiere eigentlich nur noch durch meine politische Gesinnung, die ich inzwischen auch schon etwas eingeschräkt habe. (Anm. d. Red.:Sky du Mont hat zu keinem Zeitpunkt ein Geheimnis aus seiner früheren Unterstützung der FDP gemacht).  Aber ich glaube, dass die Leute durch die vielen Talkshows und Auftritte, die ich gemacht habe, gesehen oder gelernt haben, dass ich nicht so bin wie die Rollen, die ich früher gespielt habe.

Michaela Boland:

In ihrem aktuellen Buch, "Fullhouse, geht es auf humoristische Art um ein Ehepaar, das vor kurzem zu Eltern geworden ist und das Aufzeigen dessen, was sich nach diesem Ereignis so alles im Leben verändert. Wie kam es dazu?

Sky du Mont:

Es ist ja mein siebtes Buch und ich erzähle auch immer vor der Lesung, wie sich das Ganze ergeben hat. Wir waren ganz oft bei Jauch, bei "Typisch Frau -  Typisch Mann" und das war sehr erfolgreich. Dann hat mich ein Verlag angesprochen, ob ich denn mit meiner Frau ein Buch  über das Thema, "Männer und Frauen", was ja ein sehr dankbares ist, schreiben wolle. Mario Barth macht das ja nun ununterbrochen recht erfolgreich.

Das haben wir dann geschrieben und dieses Buch war dann ebenfalls sehr erfolgreich. Dann rief Lübbe (Anm. d. Red.: Verlag in Köln) an und sagte zu mir, wie es wäre, wenn ich nun die Fortsetzung schriebe, nämlich, wenn die Kinder gekommen sind. Also geht es da um die Kinder. Ich habe die ganzen Namen geändert, weil ich schon beim ersten Buch gemerkt habe, dass die Leute sehr stark auf uns reflektieren und meinen, es sei unsere Geschichte, was sie natürlich gar nicht ist.

Michaela Boland:

Noch nichtmal teilweise?

Sky du Mont:

Naja, teilweise. Es ist ja immer das gleiche. Man geht sich auf die Nerven, man liebt sich, man lacht, man streitet sich. Also diese üblichen Klischeegeschichten. Frauen haben Schuhe, Männer haben Technik. Im aktuellen Buch sind natürlich so ein paar Ansätze von uns drin, aber ich würde sagen, mehr als zehn Prozent nicht. Allerdings habe ich bei den Lesungen gemerkt, die Leute nehmen das nicht zur Kenntnis. Die meinen, das ist unsere Geschichte und da habe ich dann teilweise bei Lesungen schon statt des Namens Richter, so heißt die Familie, um die es im Buch geht, den Namen du Mont genannt. Das finden sie dann noch viel lustiger, wenn sie das Gefühl haben, das ist dem passiert.

Michaela Boland:

Gibt es ausschließlich positive Reaktionen auf ihr Buch oder auch schon mal kritische Anmerkungen?

Sky du Mont:

Ich gehe natürlich im Buch sehr zynisch mit Kindern um und da gibt es einen Satz, der lautet: "Ich liebe meine Kinder über alles, vor allen Dingen, wenn sie eine Woche bei meinen Schwiegereltern sind." Auch habe ich da solche Kapitel, in denen es heißt, "Kinder halten nicht jung". Ein einziges Mal hat eine Frau nachher, allerdings sehr nett, etwas dazu gesagt. Da habe ich  sie gefragt, ob sie Kinder habe und sie antwortete, "ja, drei". Also habe ich zu ihr gesagt: "Sagen sie mal ganz ehrlich, wenn die kleinen Monster abends alle um 20.30 Uhr im Bett sind und sie sitzen mit ihrem Mann auf dem Sofa und trinken ein Glas Wein, atmen sie dann nicht tief durch?"  Alle guckten sie an und sie lachte und sagte dann, "ja, da haben sie recht".

Da erwiderte ich, "das ist eine deutsche Angewohnheit". Wissen sie, ich liebe meine Frau, ich liebe meine Kinder, aber manchmal könnte ich sie an  die Wand klatschen. Das ist doch völlig klar. Warum kann man das nicht zugeben? Natürlich liebe ich meine Kinder. Aber sie halten weder jung noch irgend etwas anderes, denn sie kosten irrsinnig viel Kraft und wenn die Kraft vorbei ist, stehen sie auf und sagen, "ich wollte nicht geboren werden" und ziehen dann aus, wenn sie denn ausziehen.

Michaela Boland:

Nun wird im Buch aus der Perspektive des Mannes recht eindrucksvoll geschildert, was plötzlich alles anders ist, wenn man Vater wird. Sie selbst sind verhältnismäßig spät Vater geworden. Hat das nach ihrem Dafürhalten Vorteile?

Sky du Mont:

(lacht) Da habe ich nie drüber nachgedacht, weil sich das vorher einfach nicht ergeben hat. Kinder müssen sich ergeben, finde ich. Vorteile gibt es sicherlich insofern, als ich keinerlei Karriereinteressen habe. Aber, das Schlimme ist, die hatte ich auch vorher nicht. Mir waren Karrieren immer relativ egal. Ich wollte gut leben, ich wollte meinen Beruf dazu benutzen, Geld zu verdienen, aber ich bin nie Schauspieler geworden aus Berufung, wie so viele.

Ich wollte ja eigentlich gar nicht Schauspieler werden. Insofern genieße ich die Kinder natürlich jetzt, weil ich mehr Ruhe habe und vor allem, weil ich selbst auch jetzt ruhiger bin und natürlich, weil ich es mir jetzt leisten kann, zu sagen," nein, ich gehe nicht drei Monate nach Tibet oder sechs Wochen auf das Traumschiff", oder so etwas. Ich sage einfach," nein, länger als zwei Wochen gehe ich nicht weg", und das ist angenehm.

Michaela Boland:

Ihre Kinder haben alle drei interessante Namen. Haben sie die immer gemeinschaftlich ausgesucht?

Sky du Mont:

Was geschieht in einer Beziehung zwischen Mann und Frau schon gemeinschaftlich? Irgendwo übernehmen alle Frauen die Regentschaft nach einer gewissen Zeit. Steter Tropfen höhlt den Stein. Wie kamen wir denn auf Justin? Keine Ahnung. Tara wollte natürlich meine Frau, weil sie "Vom Winde verweht" ganz toll findet und Fayn habe ich tatsächlich geträumt. Ich bin morgens aufgewacht und dachte mir, ich kriege einen Sohn, der heißt Fayn, denn den Namen gibts ja nicht. Aber, womöglich habe ich den doch irgendwo mal gehört oder gelesen oder irgendwas, ich bin ja kein Medium.

Michaela Boland:

Wer weiß?

Sky du Mont:

Ja, wer weiß (lacht). Kleine Glaskugel. Ich habe gerade eine Sendung darüber gesehen, was für schreckliche Namen Eltern ihren Kindern zum Teil geben, wie beispielsweise Winnetou oder Schneewittchen. Das geht ja gar nicht, was tun die ihren Kindern an?

Michaela Boland:

Warum haben sie erst verhältnismäßig spät mit dem Schreiben begonnen, wenn das schon immer ihr Traum war?

Sky du Mont:

Ich habe gar nicht spät damit angefangen, sondern sehr früh. Ich habe mit 19 schon Drehbücher geschrieben, die wollte nur keine Sau lesen. Es ist ja so, dass wir in einem Land leben, wo dieses Können brach liegt, sonst hätten wir nicht solche beschissenen Drehbücher. Die Leute fingen erst an, meine Bücher zu lesen, als ich so einen gewissen Prominentenstatus erreicht hatte. Aber geschrieben habe ich schon immer, denn ich bin jemand, der ganz gerne allein ist.

Da schafft man seinen eigenen Kosmos, und da hat man dann seine Ruhe. Wenn sie etwas schreiben, dann sind sie ja so etwas wie der liebe Gott. Man soll mir das bitte nicht übel nehmen. Sie können Menschen dick oder dünn machen, sie sterben lassen, andere auf die Welt kommen lassen, das ist ganz toll, Schreiben ist ganz ganz toll.

Michaela Boland:

Wo nehmen sie ihre Inspirationen her, wenn sie sich nicht gerade aus dem näheren Umfeld bedienen?

Sky du Mont:

Die fallen mir ein, gerade diese komischen Sachen. Ich will aber, glaube ich, jetzt nichts Komisches mehr schreiben. Ich möchte jetzt etwas Ernstes schreiben.

Michaela Boland:

Wie schnell oder langsam entsteht ein Buch bei ihnen?

Sky du Mont:

Unterschiedlich. Dieses hier ging relativ locker, aber es ist trotzdem eine sau Arbeit. Sie schreiben zehn Seiten und drei bleiben übrig, weil ich eben immer nur nachts schreibe. Ich bin ja tagsüber im Studio. Außerdem habe ich Kinder und einen Hund, der bellt andauernd und der will immer rein und raus und dann wieder rein und dann raus.

Michaela Boland:

Was ist das für ein Hund?

Sky du Mont:

Das ist so eine Mischung zwischen Westie und etwas anderem, nicht ganz so quadratisch wie ein Westie. Er wurde gekauft als ich auf Mallorca gedreht habe. Ich wollte nämlich eigentlich keinen Hund, da ich mein Leben lang Hunde hatte und weil ich weiß, wie das ist.

Michaela Boland:

Vor allem, wenn sie gehen. Wenn sie sterben, ist das auch nicht schön.

Sky du Mont:

Das ist auch ganz schrecklich, ja, ganz schlimm. Dann wurde der Hund gekauft, aber jetzt liebe ich das Viech schon sehr.

Michaela Boland:

Wie alt ist der Hund jetzt?

Sky du Mont:

Drei.

Michaela Boland:

Dann haben sie gewiss noch viel Zeit mit ihm.

Sky du Mont:

Bestimmt. Aber, wenn es regnet, bin ich derjenige, der immer mit dem Hund raus muß.

Michaela Boland:

Das soll die Abwehrkräfte stärken.

Sky du Mont:

Na, toll!

Michaela Boland:

Sie werden wohl eher selten erkältet sein?

Sky du Mont:

Nun, das stimmt schon. Aber trotzdem, das geht auch ohne Hund (lacht).

Michaela Boland:

Sie erwähnten, dass sie tagsüber im Studio seien. Machen sie dort auch Synchronarbeit?

Sky du Mont:

Synchron eigentlich nicht. Ich mache sehr viel Sprache, also sehr viel Werbung und Kommentare.

Michaela Boland:

Man hört ja augenblicklich nicht ausschließlich ihre Stimme in der Werbung, sondern sieht sie dort auch recht häufig im On. Da gibt es gerade einen Möbel-Spot und einen Pralinen-Spot.

Sky du Mont:

Ja, Werbung.

Michaela Boland:

Ihre Stimme klingt übrigens auch am Telefon sehr angenehm warm.

Sky du Mont.

Schön. Ja,  das ist ein Werkzeug. Die Stimme ist ein Instrument. Wir mussten damals am Staatstheater in Berlin  regelmäßig zum Stimmunterricht gehen.

Michaela Boland:

War das 1972 oder 73/74?

Sky du Mont:

Na, wenigstens hat sie mich nachgeschaut. (lacht)

Michaela Boland:

Aber selbstverständlich.

Sky du Mont:

Ja, das war 1972. Das musste man damals und das ist auch gut so.

Michaela Boland:

Ingrid Steeger erzählte vor Kurzem, dass sie keine klassische Schauspielausbildung absolviert habe und sich, nachdem sie mit ihrer Stimme beim ersten Zwei-Personen-Bühnen-Stück nicht bis in die hinteren Publikumsreihen durchdringen konnte, die Bühnenwirksamkeit durch das Spielen erst mit der Zeit erarbeiten mußte. Stimme scheint insoweit ein extrem wichtiges Element zu sein?

Sky du Mont:

Ingrid Steeger hat sich immer in die Regisseure, die sie hatte, verliebt und die haben sie immer schlecht behandelt. Ich kenne sie nicht, aber sie hat mir immer irgendwie sehr leid getan. Eigentlich wäre das schon wieder ein Buch. Ich kenne da noch zwei Schauspielerinnen. Das Gefährliche  ist, wenn man arbeitet, dass man dann sehr nahe ist und als Schauspieler natürlich sehr verletztlich ist.

Man steht ja dann immer auf der Bühne da oben und unten sitzt der Regisseur. Er ist im Dunkeln, sie sind im Hellen und sie sind sehr unsicher, weil sie nicht wissen, ist das jetzt richtig, was ich da mache? Und da entstehen sehr oft Verhältnisse, also dass die Frauen sich in die Regisseure verlieben. Ingmar Bergmann war ganz berühmt, der hat meistens mit seinen Hauptdarstellerinnnen ein Verhältnis gehabt.

Michaela Boland:

War das bei ihm pathologisch?

Sky du Mont:

Da gibt es ja ganz viele. Ich will jetzt keine deutschen Namen nennen, aber da gibt es ganz viele. Und diese zwei Frauen sind alle daran zerbrochen. Weil kaum war das Stück vorbei, war es vorbei.

Michaela Boland:

Dann war der Zauber verflogen?

Sky du Mont:

Ja, aber die Liebe ist geblieben bei denen.

Michaela Boland.

Ist das bei Frauen nicht ohnehin oftmals anders als bei Männern?

Sky du Mont:

Ja, viellleicht. Ich glaube nur, dass Männer schneller darüber hinweg kommen. Männer sind da sehr viel vergesslicher. Aber ich denke, dass die Intensität der Liebe, naja, vielleicht haben sie recht. Wahrscheinlich haben sie sogar recht.

Michaela Boland:

Erinnern sie sich eigentlich noch an die Entstehungsgeschichte ihres ersten Romans, Prinz und Paparazzi?

Sky du Mont:

Ja, das lag daran, dass ich so gerne Krimis mochte und damals habe ich auch in sehr vielen Krimis gespielt. Da war natürlich immer so der Gedanke dahinter, dass wenn ich ein Buch schreiben, dieses vielleicht auch verfilmt werden würde. Es wurde dann auch prompt verfilmt. Zwei sind ja von mir verfilmt worden. Aber, wir sind ja so etwas von überladen mit Krimis im Fernsehen heutzutage, dass mich Krimis langweilen. Ich gucke auch im Fernsehen keine Krimis mehr. Ich gucke keinen Tatort.

Michaela Boland:

Was, sie haben jetzt ihren Kollegen Til Schweiger verpasst? (lacht)

Sky du Mont:

Nein, den habe ich nicht verpasst, den habe ich mir angeschaut. Haben sie ihn gesehen?

Michaela Boland:

Nur ein bisschen davon, bin, wie häufig abends, leider eingeschlafen.

Sky du Mont.

Genau. Da haben sie mich dann angerufen und ich habe gesagt, "wenn ihr irgendwelche Promis anruft, wird kein Mensch sagen, dass der Tatort Scheiße war". Vielleicht nicht wegen Til Schweiger, sondern wegen des NDR, klar. Aber haben sie "Unsere Mütter, unsere Väter" gesehen?

Michaela Boland:

Leider nicht.

Sky du Mont:

Da haben sie etwas verpasst. Den müssen sie sich aus der Mediathek herausholen. Das ist für mich, ganz ehrlich, das beste Fernsehen, das Deutschland je gemacht hat.

Michaela Boland:

Warum?

Sky du Mont:

Weil es eine Qualität hat. Es arbeitet eine Geschichte auf, die Dialoge sind unkitschig. Die Kameraführung, die Schauspieler, es ist ein Meisterstück. Ich habe mir den ersten Teil angeschaut, den zweiten und dritten Teil habe ich nicht gesehen, den hole ich mir aus der Mediathek heraus. Das ist ein Muss, das sollten sie sich wirklich anschauen, wenn sie die Zeit dazu haben, denn es ist eine Sensation. Wirklich, ich habe so etwas Gutes noch nie in Deutschland gesehen. Gut, das schauen sie sich eh nicht an.

Michaela Boland:

Wenn sie mir sagen, dass es gut ist, schaue ich mir es an.

Sky du Mont:

Das wäre gut.

Michaela Boland:

Ist der Name du Mont bei der ersten Romanveröffentlichung eigentlich schädlich gewesen?

Sky du Mont:

Nein, das erste Buch hatte natürlich viel Publicity, weil da war "Der Schuh des Manitu" und "Eyes wide shut" und insofern war ich da gerade, wie man sagt, "the flavour of the month" und das war kein Problem. Aber der Name du Mont hat mir zuvor geschadet. Ich heiße ja Neven du Mont, ich komme ja aus diesem Verlag und das hat natürlich früher geschadet, weil die Leute gesagt haben, "der hat so viel Geld, der kommt aus einer reichen Familie, einer Medienfamile". Und mein anderer Onkel war damals Unterhaltungschef des ZDF, und wenn ich eine Rolle gespielt habe, dann haben die Leute gefragt, "sind sie mit dem verwandt?". Wenn ich dann antwortete, "Ja", hieß es, "ach so". Deshalb habe ich das Neven abgelegt.

Michaela Boland:

Offiziell oder nur für Künstlerzwecke?

Sky du Mont:

Nur für Künstlerzwecke. In meinem Pass steht allerdings beides. Da steht Neven du Mont und es steht auch Sky du Mont darin.

Michaela Boland:

Früher gab es ja die Möglichkeit, einen Künstlernamen dort eintragen zu lassen.

Sky du Mont:

Die gibt es jetzt wieder. Das ist witzig. Das wurde vor vier Jahren abgeschafft, weil man gedacht hat, man brauche das nicht. Dann gab es einen Riesenterror. Otto Waalkes und auch ich, wir sind am Flughafen stehengeblieben, denn so war mein Flugticket beispielsweise auf Sky du Mont ausgestellt, im Pass stand allerdings Neven du Mont. Da haben die gesagt," nein, nein, das sind zwei verschiedene Personen". Jetzt haben sie es wieder geändert, aber nicht wegen uns blöden Schauspielern, sondern wegen der ganzen Ordensschwestern und Brüder, denn die heißen ja auch nicht wirklich Bruder Jakob oder Bruder Friedolin und Schwester Anna. Die haben ja auch ganz andere Namen und das ging nicht. Da haben sie das mit den Künstlernamen jetzt wieder eingeführt.

Michaela Boland:

Stimmt es, dass sie eigentlich Marco Claudio Cayetano mit Vornamen heißen?

Sky du Mont:

Ja, das stimmt.

Michaela Boland:

Wäre ihre Karriere wohl als Marco du Mont ebenso erfolgreich verlaufen wie als Sky du Mont? Sky klingt immerhin recht außergewöhnlich.

Sky du Mont:

Es ist so, dass der Verlag geschlossen wurde, meine Familie vor den Nazis geflohen und nach Argentinien gegangen ist. Meine Eltern wollten mich Kai nennen. Das ging aber nicht, denn als ich nach dem Krieg geboren wurde, durfte man dort nur lateinische Namen geben und dann haben mich meine Eltern Cayetano genannt.

Michaela Boland:

Und dann konnte ihr älterer Bruder diesen Namen nicht richtig aussprechen und sagte Sky zu ihnen und so ward ihr Rufname geboren?

Sky du Mont:

Sie kennen die Geschichte?

Michaela Boland:

In Interviews haben sie darüber gesprochen, allerdings war mir nicht bekannt, dass sie zusätzlich auch noch Marco Claudio heißen.

Sky du Mont:

Das sind ja nur zusätzliche Namen, aber, ich glaube  mich haben sie seitdem ich fünf Tage alt war, immer Sky genannt. Und insofern gibt es für mich keinen anderen Namen. Das war ein bisschen schwierig am Anfang. Auch als ich in Amerika gedreht habe, haben die Leute zu mir gesagt. "you have to change your name. It sounds like Babyunderwear" (Anm. der Red.: Sie müssen ihren Namen ändern. Er klingt wie Babyunterwäsche). Ich wechsle nicht meinen Namen, ich heiße halt so.

Michaela Boland:

Sie erwähnten, dass ihre Familie gegen Kriegsende vor den Nazis geflüchtet ist. War das reine Profylaxe, gab es einen jüdischen Hintergrund?

Sky du Mont:

Nein, mein Vater war bei der Abwehr und Canaris wurde ja hingerichtet und diese ganzen Leute, die bei Stauffenberg und Canaris waren, sind deswegen ja alle abgehauen und haben versucht zu fliehen.

Michaela Boland:

Haben sie auch noch die argentinische Staatsbürgerschaft?

Sky du Mont:

Ich habe beide. In Südamerika verlieren sie nie die Staatsbürgerschaft. Letzendlich könnten meine Frau und meine Kinder alle argentinische Pässe haben. Weil die damals nicht genügend Leute hatten, hat man das Gesetz erlassen, dass jeder, der in Argentinien geboren ist, sein Leben lang Argentinier bleibt. Seine direkten Nachkommen dürfen ebenfalls alle einen argentinischen Pass haben. Die sehen schön aus, aus Leder und dunkelblau.

Michaela Boland:

Sind sie, nachdem sie Argentinien verlassen haben, jemals wieder dort gewesen?

Sky du Mont:

Nein, nie wieder.

Michaela Boland:

Bereuen sie das nicht? Wollten sie das Land nie ihren Kindern zeigen?

Sky du Mont:

Meine Kinder interessiert das überhaupt nicht. Mich interessiert es eigentlich auch nicht. Mein Vater hat dort gelebt und der ist tot.

Michaela Boland:

Aber  ihre Mutter lebt noch in London?

Sky du Mont:

Ja.

Michaela Boland:

Wie alt ist sie?

Sky du Mont:

91 und richtig fit.

Michaela Boland:

Hat sie regelmäßig Sport getrieben?

Sky du Mont:

Nein, sie geht nur immer wild spazieren. Aber, sie ist geistig völlig fit. Also ganz toll und: Nichts Alzheimer! Meine Mutter leidet nur darunter, dass ihre ganzen Freunde tot sind. Da gab es eine sehr hübsche Geschichte, die ich einmal in der Süddeutschen gelesen habe. Der älteste Bayer war 108 und da sind sie zu seinem Geburtstag gegangen und haben gratuliert, worüber er sich sehr gefreut hat und sie haben ihn gefragt: "Wie geht das, sie haben so eine ruhige Ausstrahlung?" Da antwortete er: "Finden sie? Also, ruhig wurde ich eigentlich erst als alle meine Kinder im Altenheim waren." Kleine Anekdote.

Michaela Boland:

Sie sind in Argentinien geboren, haben ihre Schulzeit in England verbracht und Abitur in der Schweiz gemacht. Hat dieses frühe Globetrotterdasein ihren Weg in die Schauspielerei in irgendeiner Weise begünstigt?

Sky du Mont:

Nein, Schauspieler bin ich eigentlich durch Zufall geworden. Das wollte ich gar nicht werden.

Michaela Boland:

Sie waren ja zuerst Komparse, nicht wahr?

Sky du Mont:

Ja, so ging das los. Ich lebte ja in England, es gab keine EU und ich arbeitete dort. Als ich dann vom Skifahren zurückkam, haben die mich gefragt, ob ich jetzt wieder in meinen Job zurückginge. Und da habe ich, dumm wie ich bin, gesagt, "das weiß ich nicht". Und das dürfen sie nicht. Auch wenn sie nach Amerika gehen und dort sagen, dass sie einen Job suchen, dann fliegen sie sofort wieder raus. Das war in England auch so.

Dann  haben die mich nach München zurückgeschickt und dann saß ich da ohne Geld, und dann habe ich dort in einem Restaurant Teller abgewaschen und als Assistent eines Gärtners  in Gärten Laub gerecht und auch Komparserie gemacht. Und so wurde ich dann entdeckt und habe dann Schauspielschule gemacht. Also, ich wollte nie Schauspier werden, aber ich habe so mein erstes Geld verdient. Dann hatte ich plötzlich eine Zwei-Zimmerwohnung, ein Auto und eine Freundin und wir konnten ausgehen. Und dann habe ich gesagt, "also, jetzt noch mal irgendwie neu anfangen mit  150 Mark im Monat? Nein, dann bleibe ich lieber dabei, wo ich Geld verdiene".

Michaela Boland:

Sie haben in unzähligen TV-Produktionen mitgewirkt. Allein 21 mal im Derrick und in Der Alte. Erinnert man sich da noch an einzelne Geschichten oder ist das komplett weg?

Sky du Mont:

Ich sowieso nicht.

Michaela Boland:

Sind sie dann überrascht, wenn sie sich in alten Produktionen wiedersehen?

Sky du Mont:

Ich bin kein Sammler, deswegen. Ich sammle keine Fotos, ich sammle keine Briefe. Ich bin niemand, der aufhebt, sondern jemand, der sich sehr schnell von diesen vergangenen Dingen trennt.

Michaela Boland:

Sie leben im Jetzt?

Sky du Mont:

Nein, das will ich nicht sagen. Ich lebe auch in der Zukunft. Ich bin jemand, der sich schon Sorgen macht. Ich habe auch kaum Kinderfotos, vielleicht auch durch das viele Umziehen. Deswegen spielt das keine große Rolle.

Michaela Boland:

Sie haben früher recht viel Theater gespielt. Sie waren am Staatstheater Berlin und in München. Schaut man sich heute ihre Vita an, dann fällt auf, dass bei ihnen in den letzten Jahren nahezu ausschließlich TV- und Filmproduktionen im Vordergrund standen. Warum ist das Theaterspielen ins Hintertreffen geraten?

Sky du Mont:

Ja, ich kann ihnen sagen, warum. Wenn sie Theater spielen, gehen sie jeden Abend auf die Bühne. Wenn ihre Frau oder Freundin sie verlassen hat, ihr Kind von einem Auto angefahren wurde, oder wenn irgendwetwas Schreckliches passiert ist, scheißegal, sie müssen auf diese Scheißbühne. Dieses Opfer bin ich nicht mehr bereit zu geben. Weil ich das selber erlebt habe. Ich habe das auch bei Sonja Ziemann erlebt, da hat sich der Sohn umgebracht und sie stand zwei Tage später wieder auf der Bühne. Das ist es mir nicht wert. Und ich habe sehr sehr schnell die Erkenntnis gehabt, dass viele meiner großen Kollegen, wie Peter Pasetti, sein ganzes Privatleben seinem Beruf geopfert hat.

Sky du Mont:

Kennen sie Peter Pasetti?

Michaela Boland:

Der erste "Die drei ???"-Erzähler und Hitchcock-Sprecher, na klar. (lacht)

Sky du Mont:

Ich habe mit ihm eine Tournee gemacht und er ist als armer einsamer Mensch geendet. Das lohnt sich nicht. Karrieren sind so einfach vorbei. Aber Familien oder Freunde, das bleibt. Das war mir ganz schnell klar. Deswegen hätte ich nie meine Familie oder irgend etwas geopfert für meine Karriere. Ich hatte Glück: Ich war zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle.

Michaela Boland:

Sie haben unter anderem Götz von Berlichingen gespielt und Graf von Stauffenberg gegeben. Ist es dann ein merkwürdiges Gefühl für einen selbst, sich plötzlich auch mal bei "Unser Charly" wiederzufinden?

Sky du Mont:

Ja, natürlich. Aber, das ist mein Beruf und ich mss davon leben, meine Familie ernähren und meine Krankenkasse davon bezahlen. Auch ein Arzt möchte Herztransplantationen machen und sie würden am liebsten Laurence Olivier oder Gregory Peck interviewen. Es ist einfach mein Job. Und, das hat Günter Strack mir übrigens beigebracht, solange ich nicht meinen nackten Hintern in die Kamera hängen oder einen Kindermörder spielen muss, mache ich es.

Michaela Boland:

Also, einen Kindermörder zu spielen, wäre die Grenze?

Sky du Mont:

Nein, das würde ich nicht mehr machen wollen. Ich habe so viele böse Rollen gespielt, das muss nicht sein. Das ist halt mein Job und deswegen mache ich das. Aber natürlich ist das anders, es ist nicht weniger wert, aber es ist anders.

Michaela Boland:

Sie blicken auch auf eine schöne Karriere im US-amerikanischen Fernsehen zurück. Allein in 59 Folgen der weltbekannten Soap-Opera "General Hospital" haben sie mitgespielt. Wie kam es dazu?

Sky du Mont:

Die haben meinen Stauffenberg gesehen. Mein Stauffenberg hat einen Golgen Globe in Amerika gewonnen. Das wurde ja in Deutschland völlig missachtet. Das hat keinen Menschen interessiert. Typisch.

Michaela Boland:

Erfolgte die Beachtung erst als sie neben Tom Cruise und Nicole Kidmann in Stanley Kubriks Kinofilm "Eyes wide shut" gespielt haben?

Sky du Mont:

Ja, aber auch das relativ kurz. Die Deutschen mögen nicht, wenn ihre Leute im Ausland Karriere machen. Es sei denn, es ist eine blonde Frau. Das ist wirklich wahr. Es ist so, dass dieser Stauffenberg sehr erfolgreich in Amerika war, eigentlich auf der ganzen Welt, auch in England. Auch Stanley Kubrik hat mich daraufhin engagiert. Ich war der einzige Schauspieler, der nicht gecastet werden musste, weil er das gesehen hatte. Die sahen den Stauffenberg und haben mich daraufhin nach Amerika geholt.

Ich lebte damals gerade in Scheidung und dachte mir, das ist eine tolle Idee, wenn ich jetzt in Amerika General Hospital mache, weil jeder Schauspieler den Traum von Hollywood hat. Sonne, Palmen. Sehen sie, ich fange nicht mit Karriere an, sondern mit Sonne und Palmen (lacht). Ich habe dann aber gemerkt, dass mir das gar nicht gefällt. Amerika ist nicht mein Land, um dort zu leben. Da kannst du eigentlich nur gut leben, wenn du Geld hast und alle anderen sind arme Schweine. Ich bin ein relativ sozialer Mensch, das mag ich nicht.

Michaela Boland:

Als Soapie in den Vereinigten Staaten verdient man bestimmt nicht allzu schlecht, nachdem es gerade dort seit Langem sogar diverse eigene Hochglanzpublikationen rund um Soap-Operas gibt. Das scheint eine wirklich gigantische Industrie zu sein.

Sky du Mont:

Das Geld war mir nicht so wahnsinnig wichtig. Wenn es nach dem Geld gegangen wäre, hätte ich viele Dinge gemacht. Mir geht es ja gut. Also, mehr als ein Wiener Schnitzel kann ich an einem Abend nicht essen, insofern ist mir das wurst.

Michaela Boland:

Ist die Arbeitsweise der Amerikaner angenehmer als  die der Deutschen?

Sky du Mont:

Ja, die ist toll. Das ist für mich unbegreiflich. Es hat etwas mit der Mentalität zu tun. Wenn eine Produktion einem Steven Spielberg mit 26 einen Etat von zehn Millionen gibt, damit er den Weißen Hai macht, das wäre bei uns undenkbar. Jetzt ändert es sich langsam, denn wir haben jetzt junge Regisseure. Aber hier bei uns sitzen Redakteure, darüber will ich mich gar nicht auslassen, man könnte ja einen ganzen Abend darüber sprechen. Die Amerikaner haben einfach mehr Mut und sie sind professionell und haben einen riesigen Markt, denn sie verkaufen ihre Sachen ja in der ganzen Welt.

Die Amerikaner kaufen grundsätzlich keine synchronisierten Filme, aber alle unsere Filme müssen synchronisiert werden, also kaufen sie sie nicht. Und wenn sie gekauft werden, ist es auch so eine Sache. Wenn einer in einem New Yorker Kino läuft, wo eine Klimaanlage ist, na klar, dann gehen die ganzen Gammler rein, weil es dort schön kühl ist. Man muss die Sachen beim Namen  nennen.

In Amerika ist es unglaublich professionell. Die haben mich damals gefragt, ob wir eine Serie haben und ich sagte ihnen, "ja, die Schwarzwaldklinik", war das zu jenem Zeitpunkt. Da wollten sie wissen, wieviele Autoren an dieser Serie beteiligt seien. Ich antwortete ihnen, "einer". Da sagten sie, "ah, you're full of shit, come on", das konnten die gar nicht fassen. Da sehen sie es schon. Ich glaube, wir hatten bei General Hospital 26 Autoren.

Michaela Boland:

Als die amerikanischen Autoren vor einigen Jahren einmal gestreikt haben, hat dies der gesamten Industrie wohl sehr geschadet?

Sky du Mont:

Und deswegen fielen ja auch viele Veranstaltungen aus, weil die Autoren ja auch die Laudatien für die Stars schreiben. Da geht keiner hin wie Boris Becker und sagt: "Guten Abend meine Damen und Herren, ich bin da um, äh, den besten..." Da fallen mir ja die Augen raus. In Amerika kommen die heraus mit einer Rede, die ist witzig, die ist dramatisch, die ist toll. Alles geschrieben von den Autoren. Und damals hatten die Stars alle keine Leute, die ihnen die Laudatien geschrieben haben, deshalb haben sie gesagt, "I 'm not going". Das war der Grund, warum es ausfiel.

Man kann zwar auch einen Golden Globe ohne Autoren machen, also, die müssen nicht im Publikum sitzen, die Stars müssen dort sitzen, aber die sind nicht hingegangen, weil keiner eine Laudatio halten wollte. Aber das zeigt, wie professionell sie sind. Bei uns geht doch jeder Idiot auf die Bühne. Ich habe ein bisschen beim Echo hereingeschaut. Das ist ja der Wahnsinn, was die so von sich geben. Nicht witzig, langweilig, Til steht auf der Bühne und sagt, "ja, ich brauch 'ne Brille". Das ist ja ein Schenkelklopfer des Monats, meine Güte, wenn sie wissen, was ich meine.

Michaela Boland:

In Stanley Kubriks "Eyes wide shut" hatten sie eine sehr nahe Szene mit Nicole Kidman. Entspricht es den Tatsachen, dass diese eine heftige Knoblauchfahne hatte, worauf sie sie erst aufmerksam machen mussten?

Sky du Mont:

Das stimmt, ja. Die sind es erstaunlicherweise nicht gewohnt, dass jemand kritisch mit ihnen umgeht. Wir konnten sehr gut miteinander, wir waren richtig befreundet, auch mit Tom Cruise. Tom Cruise war ein wahnsinnig netter Kerl. Wir haben sogar über diese Geschichte mit seiner Sekte gesprochen (Anm. d. Red: Tom Cruise ist seit vielen Jahren bekenneder Scientologe), weil da ja ein Film von ihm in München boykottiert wurde.

Die beiden waren ganz toll. Sie erzählte mir immer, "Sky, du musst mitgehen. Wir haben so tolle französische Restaurants und da essen wir abends immer". Da sagte ich zu ihr, "Nicole, das rieche ich. Wir haben hier fast die ganze Zeit Liebesszenen und das ist nicht gut". Ich esse immer Pfefferminz, bevor ich solche Szenen habe, und das sah sie, und dann fing sie auch an, Pfefferminz zu essen. Also, die Geschichte stimmt.

Michaela Boland:

Wie kam der Film insgesamt an?

Sky du Mont:

Es ist ein Film, der gefloppt ist, auch in Amerika. Das liegt daran, dass er sehr männerkritisch ist. Es ist ja nichts anderes als die Geschichte von Schnitzler, dass Frauen damit umgehen können, dass Männer sich einen Playboy kaufen oder Pornos herunterladen, aber ein Mann kann nicht damit umgehen, wenn sie sagt, es war einmal eine Zeit, in der es einen Offizier gab, mit dem ich mir hätte vorstellen können, ins Bett zu gehen, den fand ich unglaublich sexy. Damit kann er ja gar nicht umgehen und geht raus und er sieht jetzt alles nur noch sexuell.

Eigentlich eine geniale Geschichte, denn es stimmt auf den Punkt. Männer können damit nicht umgehen, Frauen ja, denn die müssen es seit Jahrhunderten. Ich glaube, worum es eigentlich geht, haben die alle hier in Deutschland nicht geschnallt. Da ist in dem Film auch so eine riesige Theke mit Frischfleisch, wo die Kamera drüberschwenkt. Dann hat mir Stanley Kubrik, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe, gesagt, "das ist absichtlich so". Alles in Stanniol eingepackt, weil, wenn du die ganze Zeit so viel Schönheit siehst, da tanzen ja auch die ganze Zeit nackte Frauen, ist es irgendwann ermüdend. Nehmen sie mal das Besispiel Micaela Schäfer, sie sagt ihnen etwas?

Michaela Boland:

Ja, schöner Körper.

Sky du Mont:

Ja, aber völlig unerotisch. Den hat man so oft in jeder Situation gesehen, dass ich mir sage...(gähnt demonstrativ). Wir kommen vom Thema ab. Jedenfalls ist es ein ganz schlauer Film.

Michaela Boland:

Sie haben bereits mit international großen Namen gespielt wie William Holden, Gregory Peck, Anthony Quinn und Rod Stiger. Ist man da eigentlich grundsätzlich immer ein bisschen aufgeregter?

Sky du Mont:

Ich nicht, nein. Ich habe keine Stars, für die ich schwärme oder so etwas. Die einen waren nett, die anderen waren nicht nett. Anthony Quinn war nicht wahnsinnig nett. Gregory Peck hat mich in sein Herz geschlossen und mich jeden Abend zum Abendessen eingeladen. Also, das ist ganz unterschiedlich. Gregory Peck ist ja nun für mich einer der Megamegamega-Stars der Geschichte. Von dem habe ich unglaublich viel gelernt, was Lebenseinstellung zu diesem Beruf betrifft. Das war ganz  toll. Insofern habe ich schon für ihn geschwärmt, weil er mir menschlich so viele Dinge beigebracht hat.

Michaela Boland:

Was hat er ihnen im Hinblick auf die Lebenseinstellung zu diesem Beruf denn mit auf den Weg gegeben?

Sky du Mont:

Er hat gesagt, dass dieser Beruf nicht sehr viel mit Talent zu tun hat, sondern sehr viel mehr mit Fleiß und Glück. Es gab eine Szene zwischen Laurence Oliver, den ich für den größten Theaterschauspieler der letzten hundert Jahre halte, und ihm. Und da sind wir alle hingeschlichen, denn diese Szene wollten wir alle sehen. Als sie die Szene gespielt haben, hat jeder nur Laurence Olivier angeschaut. Und jetzt kommt der Witz: Im Kino haben alle nur noch Gregory Peck angeschaut. Da habe ich zum ersten Mal begriffen, was Charisma ist. Ausstrahlung, die kannst du nicht lernen. Der eine hat es, und der andere hat es eben nicht.

Michaela Boland:

Sie haben geäußert, dass wir in Deutschland nicht die Möglichkeit hätten, Schauspieler in alle Alterstufen mitzunehmen. Stichwort: Den Liebhaber geben bis man in Jopie Heesters Alter ist. Warum ist das ihrer Meinung nach hier so?

Sky du Mont:

Richard Gere hat die Liebhaber gespielt, dann hat er die Ehemänner gespielt und in dann spielte er den betrogenen Ehemann. Wenn ein Schauspieler Charisma hat, wie es ja nun die Stars in Amerika haben, und bei uns gibt es ja auch ein paar, die Charisma haben, es gibt sogar ganz viele, wir haben nämlich ganz tolle Schauspieler, wieso nimmt man die dann nicht mit?

Michaela Boland:

Wer kommt da nach ihrem Dafürhalten in Betracht?

Sky du Mont:

Matthias Habich zum Beispiel.  Wow, unglaublich. Einem Regisseur, der mich gefragt hat, wer den Wallenstein spielen könnte, habe ich einmal gesagt, nimm den und den. Aber: Nein. Oder für eine Verfilmung eines meiner Bücher habe ich gesagt, "nehmt doch den O.W. Fischer". Antwort: "Nee, der ist schwierig." Hallo? Wollen die den heiraten und mit ihm zum Abendessen gehen oder wollen die mit dem einen Film machen? Das sind Dinge, die ich nicht verstehe. Viele Menschen sind schwierig und trotzdem arbeitet man mit ihnen zusammen. Man muss das trennen und das wird bei uns nicht so gemacht. Ich finde, Schnaps ist Schnaps und Geschäft ist Geschäft.

Michaela Boland:

Würde es sich lohnen, in diesem Punkt auf die Barrikaden zu gehen, um das Denken  der Besetzer zu ändern?

Sky du Mont:

Nein, es ändert sich doch gar nichts.

Michaela Boland:

Hatten sie jemals Angst davor, ihr gutes Aussehen irgendwann einmal einzubüßen und dass es mit den Rollenangeboten dann schwieriger werden könnte?

Sky du Mont:

Nein, im Gegenteil. Ich habe gesagt, ich bin froh um jede Falte, denn wenn sie in Deutschland gut aussehen, zumindest zu dem Zeitpunkt als ich anfing, wenn man die Nase mit dem Gesicht hatte, dann wurden sie abgestempelt. Ich sollte damals eine Hauptrolle in "Das Erbe der Guldenburgs" spielen, hatte die Bücher auf dem Tisch, habe gelernt und dann hat ein Redakteur vom ZDF gesagt, "Wieso Sky du Mont? Der kann doch nicht die Rolle spielen, das ist doch nur ein Dressman".

Michaela Boland:

Oh, nicht nett.

Sky du Mont:

Naja, das ist bezeichnend. Das ist Deutschland. Erst durch die Soaps sieht man gutaussehende Leute hier. Plötzlich sieht man gutaussehende Frauen und auch gutaussehende Männer. Das ist ganz neu, das gab es ja früher nicht. Je häßlicher, je begabter.

Michaela Boland:

70% der Schauspieler verdienen angeblich zu wenig Geld. Woran liegt das?

Sky du Mont.

Weil wir zu viele in dem Beruf haben und zu wenig machen. Wir sind ein Land, das nur für sich selbst produziert oder vielleicht für Österreich. Die Amerikaner haben ja die ganze Welt, die machen sehr viel mehr. Das heißt, das Angebot an Schauspielern ist viel größer als die Nachfrage. Es gibt ja keine Schauspielprüfungen hier, es gibt keine Schauspielergewerkschaft, keine wirklich funktionierende. In England oder Amerika kriegen sie keine Arbeitsgenehmigung, wenn sie nicht in der Gewerkschaft sind und in die können sie nur hinein, wenn sie ein ausgebildeter Schauspieler sind.

Michaela Boland:

Sie selbst haben ja die staatliche Schauspielprüfung absolviert?

Sky du Mont:

Ja.

Michaela Boland:

Was raten sie jungen Menschen mit unbedingtem Karrierewillen , die in diesen Beruf streben?

Sky du Mont.

Ich würde ihnen erst mal abraten. Aber, viele wollen es ja werden. Da müssen sie Disziplin  und sehr viel Fleiß und sehr viel Geduld haben, weil Karriere zu machen, ist sehr schwer.

Michaela Boland:

Sie sind ja sehr gut im Geschäft.

Sky du Mont:

Das ist aber Glück gewesen.

Michaela Boland:

Trotzdem haben sie sich unterschiedliche Standbeine geschaffen. Lag das auch daran, dass Karriere als Schauspieler doch eher unwägbar scheint?

Sky du Mont:

Das wusste ich von Anfang an. Als ich angefangen habe in diesem Beruf, gab es nur ARD, ZDF und die Dritten. Das wusste ich damals schon, ich brauche mehrere Standbeine, wenn ich mir das leisten möchte, was ich mir leisten möchte. Ich esse sehr gerne, ich trinke gerne gute Weine. Das war mir damals klar, deshalb habe immer sofort auch andere Sachen gemacht. Ich habe moderiert, ich habe geschrieben, alles mögliche.

Michaela Boland:

Sie haben ein Gesellschaftsformat moderiert und Prominente interviewt. Bei welchem Sender war das?

Sky du Mont.

Stimmt, Skylights. Allerdings nicht nur Prominente. Ich habe auch Politiker und Unbekannte interviewt. Das wollten die, dass ich nur Prominente mache, aber ich habe gesagt, "nein, das mache ich nicht. Ich mache dann immer drei in einer Sendung". Ich hatte zum Beispiel Hape Kerkeling, Gregor Gysi und einen Mann, der alle Stradivaris auf der Welt aufkauft und dadurch den Markt so hoch getrieben hat. Wenn du eine Stradivari willst, und die brauchst du natürlich als junger Geiger, dann musst du so und so viel Geld auf den Tisch legen, weil er alle besitzt.

Michaela Boland:

Wo ist es gelaufen?

Sky du Mont:

SWR. Das war eine sehr erfolgreiche Sendung. Dann hat mich damals der Programmchef zu sich rufen lassen und gesagt, "Herr du Mont, sie machen ja leider nur Schwule und Kommunisten". Da habe ich gesagt, "ach so, wen hätten sie denn gerne"? Daraufhin erwiderte er, "ja, ich hätte gerne Dagmar Berghoff". Ich mag Dagmar Berghoff sehr gerne, aber das war nicht die Richtung, in die ich wollte und da war mir klar, das hat keine Zukunft. Aber es war eine tolle Sendung und dann habe ich ja Oskar-Preisträger für Premiere interviewt. Das war ganz toll. Da habe ich Jane Fonda und Douglas und solche Leute interviewt. Aber dann wurde Premiere ja an Sky verkauft, das war es dann.

Michaela Boland:

Sky auf Sky wäre dabei doch gar nicht so schlecht gewesen.

Sky du Mont:

Ja.

Michaela Boland:

Sie sollen ja auch einmal Industriefilme für Wälzfräsmaschinen in Nürnberg gemacht haben?

Sky du Mont:

Ja,  ich musste Geld verdienen.

Michaela Boland:

Das Thema Rente bei Schauspielern ist nach wie vor ein schwieriges. Aus welchem Grund ist das gerade in dieser Berufsgruppe besonders problematisch?

Sky du Mont:

Naja, wenn man nicht regelmäßig einzahlt, dann kriegt man wenig Rente. Ich habe regelmäßig eingezahlt, weil ich natürlich nebenbei immer Sachen gemacht habe. Ich habe gesprochen, ich habe Hörspiele gemacht. Ich habe eigentlich immer relativ  viel gemacht und Sozialversicherung bezahlt. Die letzten 30 Jahre habe ich bestimmt Rentenversicherung bezahlt.

Michaela Boland:

Welche von all ihren Tätigkeiten üben sie am liebsten aus?  Die Schauspielerei, das Sprechen, das Moderieren oder Schreiben?

Sky du Mont.

Schreiben.

Michaela Boland:

Sie engagieren sich politisch für die FDP. Seit wann tun sie das?

Sky du Mont:

Nicht mehr. Ich habe so ein bisschen meine Probleme mit der Partei, gebe ich ehrlich zu. Ich bin liberal, das sind sie auch. Jeder halbwegs intelligente Mensch ist liberal. Es ist nur die Frage, ob die Partei immer das bringt, was man innerlich fühlt. Das geht bei der CDU und bei der SPD genauso. Es gibt eben rauf und runter. Als Herr Willy Brandt an der Macht war, war die SPD meine Partei, weil ich Willy Brandt sehr verehrt habe. Als Helmut Schmidt da war, auch. Im Augenblick ist da so ein bisschen ein Vakuum. Außerdem sind mir sehr unangenehme Sachen passiert. Ich gehe mit meinen Kindern über die Straße und es kommt ein Mann und sagt, "Sie sind doch das Arschloch, das die FDP wählt".

Das passiert mir andauernd. Auch habe ich jetzt wieder Mails bekommen, wo die Leute mich beschimpfen. Das möchte ich nicht, das geht mir auf die Nerven, das finde ich unfassbar.

Michaela Boland:

Das ist auch unfassbar. Rote Teppiche sind ihnen nicht so wichtig. Bringen die in Wahrheit wirklich gar nichts?

Sky du Mont.

Keine Ahnung. Also, ich glaube nicht, dass sie mir jemals etwas gebracht haben. Ich gehe da nur hin, weil meine Frauen da so gerne auf dem roten Teppich sind und das verstehe ich. Die sehen ja auch immer ganz knackig aus mit ihren schönen Kleidern.

Michaela Boland:

Sie sind seit 2000 in vierter Ehe verheiratet. Pflegen sie noch einen guten Kontakt zu den Ex-Partnerinnen?

Sky du Mont:

Über dieses Thema spreche ich nicht.

Michaela Boland:

Sprechen sie nicht? O.k..

Sky du Mont:

(lacht)

Michaela Boland:

Ja gut, wenn sie nicht darüber sprechen...(lacht), aber ich frage sie trotzdem, sie müssen es ja nicht beantworten. Es wirkt nämlich so, als hätten ihre Ehen so ein bisschen nahtlos aneinander angeschlossen.

Sky du Mont.

Das ist bei Männern doch immer so. Männer sind keine Trauerfälle. Männer sind nicht in der Lage, sehr lange allein zu sein.

Michaela Boland:

Ach so, ich dachte schon, sie haben so ein Ehrgefühl und wollten aus ihren Partnerinnen immer direkt eine sogenannte "ehrbare Frau" machen.

Sky du Mont:

Nein, nein.

Michaela Boland.

Hätte ja sein können.

Sky du Mont:

Nein.

Michaela Boland:

Wenn man mit einem so guten Aussehen bedacht wurde wie sie, hat man es dann schwerer als andere Männer, sich vor weiblichen Angeboten zu retten?

Sky du Mont:

Ja. Eindeutig. Ach nein, wir meinen etwas anderes. Ich habe ja viele Kollegen erlebt, die dann Karten bekamen und dann im Lift angemacht wurden und so. Das ist mir nie passiert. Das ist mir wirklich nie passiert. Vielleicht wirke ich unnahbar, keine Ahnung, ich weiß es nicht. Also, als ich jünger war, hat mich das schon ein bisschen geärgert, muss ich ehrlich sagen. Ich musste immer sehr hart arbeiten, um meine Frauen zu erobern.  Das ist wirklich kein Scherz jetzt. Ich musste richtig ackern. Viele meiner Partnerinnen waren sehr unnahbar.

Michaela Boland:

Hat das nicht auch wesentlich mehr Reiz?

Sky du Mont:

Finden sie? (lacht). Ich weiß nicht.

Michaela Boland:

Sagt man doch häufig so, was leicht zu erlegen ist, verliere den Reiz.

Sky du Mont:

Ja.

Michaela Boland:

Sind sie ein gläubiger Mensch?

Sky du Mont:

Nein.

Michaela Boland:

Sind sie katholisch oder evangelisch oder waren es?

Sky du Mont:

Ich war katholisch.

Michaela Boland:

Sind sie ausgetreten? Ja. O.k.

Sky du Mont:

Ja. (lacht)

Michaela Boland:

Was halten sie von der getroffenen Papstwahl?

Sky du Mont:

Ist mir völlig schnurzpiepegal.

Michaela Boland:

Interessiert es sie gar nicht?

Sky du Mont.

Also, ich hoffe, dass es ein guter Papst ist, weil die katholische Kirche ja im Prinzip sehr viel aufzuarbeiten hat und sehr viele Menschen an diese Kirche glauben und insofern wünsche ich denen, dass es ein guter Papst wird. Ich bin ja Papst als Argentinier. Tja, sie nicht mehr. (lacht).

Michaela Boland:

Cool. Waren sie vom Rücktritt Papst Benedikts des XVI. schockiert?

Sky  du Mont:

Nein, im Gegenteil. Ich empfand das als eine sehr menschliche Reaktion. Und ich ahne, dass er vielleicht zurückgetreten ist, weil er gesehen hat, was da für ein Klüngel im Vatikan ist, wie es da zugeht. Und das finde ich ganz toll, dass ein Mann in dem Alter die Größe hat, und krank ist er, aufzustehen und zu sagen, "nein, ich will damit nichts mehr zu tun haben" und ich glaube, dass es daran lag, dass er zurückgetreten ist. Finde ich aber toll.

Michaela Boland:

Was sagen sie zur EU-Enteignungspolitik in Zypern?

Sky du Mont:

Unfassbar. Das geht gar nicht. Das ist unglaublich, das geht nicht. Man kann das auch nicht damit rechtfertigen, dass da irgendwelche Russen Schwarzgeld haben. Enteignung ist Enteignung. Wo sind wir denn? Das ist eine Katastrophe. Mich wundert, dass nicht durch ganz Deutschland ein Aufschrei geht, vor allem von meiner Partei.

Michaela  Boland:

Sind sie ein sparsamer Mensch?

Sky du Mont:

Nein, aber ich bin einer, der rechnen kann.

Michaela Boland:

Da sage ich: Chapeau! Haben sie irgendwelche abgefahrenen Hobbys, was machen sie in der Freizeit?

Sky du Mont:

Nein, (lacht), ich habe keine abgefahrenen Hobbys.

Michaela Boland:

Sport?

Sky du Mont:

Ja, Sport mache ich. Ich reite und ich fahre sehr gerne Ski.

Michaela Boland:

Schauspielkollege Heiner Lauterbach äußerte wiederholt, dass seine heutige Ehefrau ihn geradezu "gerettet" habe. Hat ihre jetzige Frau, Mirja, sie womöglich auch in irgendeiner Hinsicht, "gerettet" ?

Sky du Mont:

Nein, also gerettet hat mich noch keine Frau. Aber sie hat mir sehr viel gegeben, indem sie einfach mit Konsequenz gesagt hat, dass sie Kinder haben möchte, sonst würde das bei uns nicht funktionieren. Diese Ehrlichkeit schätze ich sehr an einem Partner. Ich wollte eigentlich keine Kinder mehr haben, weil ich sehr unter dem Verlust meines älteren Sohnes gelitten habe. Das war eine ganz schwere Zeit. Und heute bin ich froh, dass sie das gemacht hat, weil das ganz toll ist. Ich freue mich tierisch über meine zwei kleineren Kinder.

Michaela Boland:

Haben sie bei einem verhältnismäßig großen Altersunterschied in der Partnerschaft, so wie es bei ihnen der Fall ist, auch manchmal Sorge, dass es vielleicht irgendwann zu Ende sein könnte?

Sky du Mont:

Ja, klar. Locker bin ich aber nie in einer Beziehung gewesen. Ich hatte immer Verlustängste.

Michaela Boland:

Gerade sie?

Sky du Mont:

Ja, große.

Michaela Boland:

Was tut ihr Bruder, dem sie ihren schönen Namen verdanken, heute?

Sky du Mont:

Der macht nichts mehr. Der wird ja jetzt 70 und der macht gar nichts.

Michaela Boland:

Interessieren sie sich für bildende Kunst?

Sky du Mont:

Ja. Ich verstehe nicht sehr viel davon. Ich finde Malerei sehr interessant. Ich war heute bei meinem Onkel, der hat mir tolle Bilder gezeigt, wahrscheinlich irsinnig teure. Ich wusste wieder nicht, wer das war. Ich gebe zu, dass ich das sehr vernachlässigt habe. Das ist nicht gut.

Michaela Boland:

Lieber Herr du Mont, vielen Dank für dieses Gespräch, alles erdenklich Gute und weiterhin viel Erfolg auf ihrer Lesetour mit "Fullhouse".

Michaela Boland ist Journalistin und TV-Moderatorin. Bekannt wurde sie als Gastgeberin der Sommer-Unterhaltungsshow „HOLLYMÜND“ des Westdeutschen Rundfunks Köln. Seit 1988 schrieb sie für die Rheinische Post, unterschiedliche Publikationen der WAZ-Gruppe Essen, Bayer direkt und Kommunalpolitische Blätter.

Außerdem präsentierte sie die ARD-Vorabendshow „STUDIO EINS“ und arbeitete als On-Reporterin für das Regionalmagazin „Guten Abend RTL“. Auf 3-Sat, dem internationalen Kulturprogramm von ARD, ZDF, ORF und SRG, moderierte sie die Kulturtalkshow „Doppelkopf“, sowie für TV NRW, die Casino

Show „Casinolife“ aus Dortmund-Hohensyburg. Michaela Boland arbeitet auch als Veranstaltungsmoderatorin und Synchron- sowie Hörspielsprecherin.


Für die Gesellschaft Freunde der Künste moderiert sie den Kaiserswerther Kunstpreis sowie alle grossen Kulturveranstaltungen der Gesellschaft.

Seit Mitte 2009 ist sie verantwortlich für die Ressorts:

Exklusivinterview und Porträt des Monats

© Michaela Boland und Gesellschaft Freunde der Künste

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