Die Saxophonistin und Sängerin Stephanie Lottermoser wohnt in einem Studio-Appartement in der „Cité International des Arts“ im Stadtteil Marais im 4. Arrondissement.Fotos: (c) Lena Semmelroggen
Mit ihr wohnen hier aktuell ca. 300 Künstler (Musiker, Komponisten, bildende Künstler) aus 50 Ländern.
Die Stadt ist voll von Jazzclubs, insgesamt gibt es sehr viel Live-Musik in Paris.
Stephanie Lottermoser erhielt im letztem Jahr den bayrischen Kulturförderpreis in Form eines 6-monatigen Stipendiums für einen Aufenthalt an der Cité internationale des arts Paris. Den Freunden der Künste schrieb sie damals, dass sie sehr glücklich ist in Paris zu leben, zu üben, zu komponieren und die Szene kennenlernen darf. Stephanie Lottermoser - Deutsche Mädels erobern die Jazzmusik
Nun hat uns Stephanie Lottermoser ihre Eindrücke aus Paris mitgeteilt.
Ich bin zwar erst seit knapp zwei Monaten hier, aber dadurch, dass ich noch nie so viel Zeit allein UND in einer neuen Umgebung verbracht habe, kommt es mir manchmal auch schon viel länger vor.
Ich wohne in einem Studio-Appartement in der „Cité International des Arts“ im Stadtteil Marais im 4. Arrondissement, es könnte also kaum zentraler sein. Das Gebäude liegt direkt an der Seine, Notre Dame ist 5 Minuten zu Fuß entfernt.
Mit mir wohnen hier aktuell ca. 300 Künstler (Musiker, Komponisten, bildende Künstler) aus 50 Ländern, an jedem Studio gibt es ein Schild, auf dem entweder der Name des Herkunftslandes oder einer bekannten Persönlichkeit aus diesem Land steht. Mein Studio heißt „Richard Wagner“. Alle zwei Monate finden die „Open Studios“ statt – zwei Tage lang kann jeder in seiner Wohnung seine Arbeit ausstellen und vorführen, da ist von Performance über Fotografie bis zu Solokonzerten alles dabei und die Bandbreite ist wirklich riesig.
Jazz gibt es in Paris finde ich sehr viel, es gibt insgesamt sehr viel Live-Musik hier und bisher kommt es mir so vor, dass es auch ein recht großes Publikum dafür gibt – natürlich auch viele Touristen. Neben den Jazzclubs gibt es wirklich viele Restaurants und Bars die Jazz anbieten, außerdem einige sehr gute Sessions.
Ich hatte das Glück, das erste mal hier mit Antonella Mazza auf der Bühne zu stehen, einer italienischen Bassistin, die ich vor zwei Jahren auf dem Jazzfestival in Ascona kennengelernt habe. Für den Anfang war es sehr angenehm, zumindest eine Person zu kennen. Mittlerweile war ich auf ein paar Sessions und habe tolle Musiker gehört und kennengelernt und denke, dass sich da für die Zukunft vielleicht ein paar gute Kontakte ergeben.
Meine Konzert-Highlights hier waren bisher Wolfgang Muthspiel´s „Vienna Naked“, der israelische Saxophonist Eli Degibri und Lake Street Dive. Für die nächsten Monate steht da aber noch einiges auf meiner Liste.
Was ich hier die ganze Zeit so tue, ist eigentlich schnell erzählt und viele Tage sind fast genauso wie daheim in München – ich übe, komponiere und mache Bürokram (Booking, Werbung, Planung,...), aber das ist auch schon alles an Struktur, was ich hier habe und die ist ja nur von mir selbst vorgegeben. Mir fehlen die Konzerte schon, aber es tut wirklich gut, mal so viel Zeit zu haben. Und in Paris kann man sich die Zeit auch gut vertreiben... die Stadt ist toll und ich fühle mich sehr wohl hier und es gibt noch genug, was ich gern sehen und tun möchte.
Ich hoffe, dass mein Französisch noch besser wird, aber das Klischee von den Franzosen, die sich weigern mit anderssprachigen Gästen zu sprechen, hat sich bisher überhaupt nicht bestätigt. Im Gegenteil... ; kulinarisch gibt es noch viel zu probieren, Foie Gras und Froschschenkel haben mich noch nicht überzeugt und an Schnecken hab ich mich noch nicht ran getraut..
Ich liebe Mode und Bars und allein davon hat Paris mehr als genug. Mit dem Komponieren der Stücke für die nächste CD komm ich ganz gut voran und bin einfach gespannt, was hier noch alles passiert...
Morgen flieg ich aber erst einmal nach München und freu mich auf ein paar anstehende Konzerte!
Die Freunde der Künste wünschen Stephanie Lottermoser weiterhin viel Erfolg in Paris
Gottfried Böhmer
Freunde der Künste,
das Sprachrohr der Kreativwirtschaft