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26.03.2010 Ihr neuster Einfall: Das „ART CARROUSEL“

Von der Kunst, die Kunst an den Mann zu bringen – Porträt des Monats über URSULA WANDEL von Michaela Boland

von: Michaela Boland - mit 9 Bildern

Der Wirtschaftskrise zeigt sie die Zähne. In ihrem Leben hatte sie nur zwei Träume: Die ganze Welt zu sehen und zu malen. Beides hat sie weitestgehend vermocht. Trotz des hartnäckigen Widerstandes ihrer bürgerlichen Familie, setzte sich die zeitlos schöne Ursula Wandel durch, finanzierte sich ihr Malerei-Studium kurzerhand als Model.

Für Roberto Cavalli und Paco Rabanne präsentierte sie schmal geschnittene Samt-Ensembles mit bemalten Lederbordüren sowie die berühmten Blechkleider solange auf den Laufstegen Europas, bis sie endlich vor der Staffelei landete.

Heute stellt die gebürtige Bremerin, die sich dem Surrealismus verschrieben hat, nicht nur regelmäßig in Städten wie New York, San Francisco, Seoul, Amsterdam oder Dubai aus, sondern entwickelt auch in ihrer Heimat originelle Ideen, um die Kunst an den Mann bzw. die Frau zu bringen.

Ihr neuster Einfall: Das „ART CARROUSEL“. Wie schnell sich dasselbe dreht, ob es bei ihr immer rund läuft, wie sie die Menschen „entschleunigen“ will und warum sie findet, dass wir viel bessere Künstler haben als jene, die tagtäglich in der Zeitung stehen, verriet sie GFDK-Mitarbeiterin Michaela Boland. 

Wir treffen uns im „Past & Future“ einem neuartigen und außergewöhnlichen Astro-Restaurant in einer eher düsteren Ecke von Köln. Hier kann man sich zwischen Liebesorakel-Salat und Voodoo- Hähnchen auf Wunsch die Karten legen und die Zukunft deuten lassen.

Künstlerin Ursula Wandel hat der Inhaberin soeben einige Bilder zur Verfügung gestellt, die zur Thematik passen. Als Wandel erfahren hatte, was Inhaberin Aida Le Pesqueur da eröffnet hatte, habe die Künstlerin, die sich seit langem sowohl für Astronomie als auch für Astrologie interessiere, sofort angeboten, ihr einige Kunstwerke vorbeizubringen.

Jetzt ranken ein Bild, auf dem riesige Augen, die, gesichtslos, unvermittelt aus dem Himmel inmitten kleiner Wolken einem jeden Betrachter geradewegs ins Antlitz blicken , ein Buddha-Bildnis, sowie ein Gemälde mit in türkis und braun gehaltenen, geheimnisvollen Schriftzeichen von den Wänden des neu hinzugewonnenen und frisch renovierten Hinterzimmers, das eine Erweiterung der Spiritual-Bar darstellt.

Ursula Wandel hatte das Hieroglyphen-Bild schon vor längerer Zeit angefertigt, befindet aber jetzt, dass es geradezu perfekt an seinen neuen Standort passe, und erwerben könne man es natürlich nach wie vor.

„Wie groß ist Dein Interesse für Esoterik“ ,möchte ich wissen. „Esoterik ist ja ein recht umfangreiches Feld“, antwortet Wandel, „was mich daran immer interessiert hat, ist teilweise das Religiöse, teilweise die Astrologie. Früher habe ich sogar hin und wieder astrologische Dinner veranstaltet.

Aber ganz so einfach ist das mit der Astrologie gar nicht. Ansonsten gäbe es ja nur zwölf unterschiedliche Typen. Man muss schon die Ephemeriden* (*Anm. d. Red.: von griechisch ephemerios „nur einen Tag lang dauernd“; Ephemeride = Tabelle, die die Positionen eines sich bewegenden astronomischen Objekts auflistet) kennen, da ist dann nämlich genau nachvollziehbar, wie die Gestirne zum Zeitpunkt der Geburt standen und danach kann man eine recht interessante Charakteranalyse machen.

In der Zukunftsdeutung würde ich sagen, ist die Astrologie ein bisschen überfordert aber für die Charakteranalyse ist sie schon sehr hilfreich und interessant“, mein Ursula Wandel, deren eigenes Sternbild Krebs mit dem Aszendenten Waage ist.

Die blonde Künstlerin mit großen blauen Augen und strahlend weißen Zähnen lacht herzlich. Dass sie in früheren Jahren als Mannequin auf europäischen Laufstegen Männerherzen höher schlagen ließ, ist auch noch heute nachvollziehbar.

Am 25. Juni 1948 geboren, wächst Wandel in der Nähe von Bremen auf. Als „Nachzüglerin“ stößt sie weder bei dem um 13 Jahre älteren Bruder, noch bei der elf Jahre älteren Schwester auf Verständnis als sie nach der Schule verkündet, Künstlerin werden zu wollen. „Da war zu Hause der Teufel los“, erinnert sich Wandel.

„Meine Familie kam aus der Nähe von Breslau, war sehr bürgerlich und hatte gerade im Krieg alles verloren. Sie meinten, es müsse wieder Geld in die Kasse und fragten mich empört, wie das gehen solle, wenn ich Künstlerin werden wolle“.

Obwohl sich Wandels Mutter wegen der Zukunftspläne ihres Nesthäkchens ständig die Haare raufte, setzte die junge Ursula zumindest durch, zunächst eine fotografische Ausbildung zu durchlaufen.

„Da bin ich dann zu einem bekannten Fotografen namens Will Schröder in Bremen gegangen, der eine Kamera mit 18 x 24-er Platten konstruiert und eine Technik entwickelt hatte, die es möglich machte, beispielsweise ein nackte Frau zu fotografieren, die gerade eine Treppe hinunterstieg und sie auf einem einzigen Negativ auf jeder Stufe zu belichten.“

Für die damalige Zeit eine Sensation, denn an digitale Fotografie war noch lange nicht zu denken. Die Ausbildung hat Wandel erst einmal „durchgezogen“. Danach wollte sie aber finanziell unabhängig sein.

Nebenbei hatte die hübsche „Uschi“, wie Freunde sie nennen, schon damals als Model in einigen Werbefilmen des ehemaligen NDR- Fernsehredakteurs, Regisseurs und Produzenten, Michael Leckebusch, mitgewirkt. Er war es auch, der mit dem erfolgreichen TV-Format „Beat-Club“, moderiert von Manfred Saxauer und Uschi Nerke, die erste Musiksendung für die damalige Jugend umsetzte.

„Über den gab es eine Menge Kontakte“, erzählt Ursula Wandel. „Das ist ja manchmal wie so ein Schneeball: Machst Du eine Türe auf, gehen direkt noch fünf weitere Türen auf.“ Und so verschlug es Wandel über diese Schiene zunächst nach Florenz und zwar auf den  Laufsteg der „Alta Moda“.

 Für Paco Rabanne schlüpfte sie fortan regelmäßig in eher unbequeme Kleider: „Die waren aus Blech, es ging in einen Koffer immer nur ein Kleid hinein und man konnte es kaum tragen. Und die Mädels, die einem da rein und raus halfen, saßen auch nicht mit Nadel und Faden da, sondern mit Zangen.“

Jene Damen-Oberbekleidung habe Wandel sodann mehrere Jahre „durch ganz Europa getragen“, bevor sie dann in die wesentlich bequemeren Samt-Ensembles mit schmal geschnittener Passform des damals noch jungen Roberto Cavalli schlüpfen durfte.

„Im Hinterstübchen hatte ich immer, dass es nicht meine Welt ist, da auf dem Laufsteg herumzuturnen. Dort haben ohnehin immer alle einen an der Waffel, aber das ist ein anderes Problem“, lacht die Künstlerin.

Diese Überbrückungszeit hat Wandel glücklich hinter sich gebracht. „Ich habe Ausbildung und Fotoschule sehr genossen und für damalige Verhältnisse auch viel gelernt, aber ich wollte immer malen“, erinnert sich die Künstlerin. Es folgt das langersehnte Malereistudium.

Weil es ihr wichtig gewesen sei, direkt von Profis zu lernen, verbringt Wandel nur kurze Zeit an der Kunsthochschule Köln. Es folgen private Studien bei namhaften Künstlern wie beispielsweise dem amerikanischen Maler Mendij. Dieser sorgte bereits dadurch für Furore, dass er die einstigen Verlobungsgeschenke aus der früheren Verbindung zu Leinwandstar Natalie Wood in Skulpturen eingoss.

Wandel setzt sich mit unterschiedlichsten Stilen auseinander, „rennt in jedes Museum“. „Aber mit den Jahren kam ich der Art und Weise der surrealen Malerei immer näher und habe dann auch gemerkt, das ist mein Ding.“

„Wer hat Dich in erster Linie inspiriert“, frage ich die Malerin. „Natürlich Salvador Dali“, antwortet sie. „Gerade dieses naturalistische Malen im surrealen Zusammenhang hat mich am meisten fasziniert.“

Bei jedem Maler gebe es gewisse Phasen, erläutert Ursula Wandel. So habe sie jetzt eine ganze Serie gemalt, welche im ersten Moment, in dem man sie sehe, gar nichts mit Surrealismus zu tun habe, schildert sie. Erst, wenn man sich näher damit befasse, erkenne man den surrealistischen Zusammenhang, meint Wandel.

„Meine Bilder erzählen immer Geschichten“, erläutert sie, „und das waren Geschichten vom Frieden unter den Religionen, was schwierig darzustellen war. Aber es ist mir so gut gelungen, dass ein Museum die Serie bereits gekauft hat.“ Auf die Frage, wie Wandel dieses Thema rein technisch dargestellt habe, erklärt sie:

„ Ich habe teilweise Zeitungspapier auf Holz aufgezogen und auf jenen Zeitungsartikeln ging es um Frieden und Krieg. Ebenso habe ich mit Rost und Kupfer gemalt, alles Dinge, die sich verändern und nicht so bleiben, wie sie sind.

Der Hintergrund ist der, dass wenn wir Weltfrieden haben wollen, muss sich viel verändern und wenn wir die ersten Schritte machen, wissen wir nie, wie sieht es danach in ein bis zwei Jahren aus? Insofern ist die Thematik bereits bei der Auswahl des verwendeten Materials mit einbezogen.“

Wandel hat häufig arabische und islamische Länder bereist. Fasziniert zeigt sie sich noch heute über die arabische Kaligraphie, die für sie das Schönste darstelle, was es in der Grafik überhaupt gebe. Und so habe sie auch dies in ihre Werke mit einbezogen, berichtet sie begeistert.

„Es ist z.B. ein Bild dabei, da ist der Rost über den Rahmen gezogen, dann ein florales Bild drumherumgegeben und „Big Apple“ (New York) als roter Apfel dargestellt, an welchem sich eine Schlange herunterschlängelt.

Innen drin ist dann wieder alles aus Rost und das Ganze ist dann mit einem arabischen Text versehen,  der sich auf Frieden und Freiheit bezieht, aber nicht in einer fortlaufenden Zeile geschrieben, sondern als Kunstwerk aufgelöst“ beschreibt Wandel das Bild.

Das Museum, welches Wandels komplette Serie mit insgesamt sieben Exponaten zum Thema Frieden und Religionen bereits aufgekauft hat, ist übrigens erst im Begriff zu entstehen. „Da wird in Indianapolis ein neues Friedensmuseum entstehen, wo jede Religion einen Pavillon erhält, darüber hinaus wird es ein Haupthaus geben, in dem dann auch die Bilder hängen“, weiß Ursula Wandel.

Es gebe einen deutschen Unternehmer, der die Stiftung hierzu gegründet und Teile seines Vermögens eingebracht habe, erzählt die Malerin. „Sie haben jetzt die Religionsführer zusammen und ich glaube, im März findet die erste Konferenz statt“, sagt Wandel.

Erfreulich: Zusätzlich wurde bei Ursula Wandel von dieser Seite noch ein ganz bestimmtes weiteres Bild in Auftrag gegeben. Doch über Details wird erst noch verhandelt.

„Wie entstehen die Ideen zu Deiner Kunst“, möchte ich wissen. „Manches fällt mir nachts ein“, beschreibt Wandel, „da wache ich auf, habe eine Idee und muss sie mir aufschreiben, sonst ist sie am nächsten Tag weg. Das Konzept zum Frieden- und Religionen- Thema  hat sich allerdings entwickelt als ich die arabischen Länder bereist habe.

Schon Ende der 80-er Jahre habe ich meine Leidenschaft hierfür entwickelt als ich eine Niltour unternommen habe. Damals zog die Wüste an mir vorüber und schon da wollte ich einmal tief hinein, um der Natur der Dinge, also ihrer Seele näher zu kommen.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich aber noch nicht getraut und so habe ich erst einmal viele arabische Länder bereist, bevor ich mich einmal nur mit Führer, Kamel und Schlafsack für längere Zeit in die tunesische Wüste gewagt habe.“

Inspirierend scheinen für die 61-jährige, zweifach geschiedene Mutter einer erwachsenen Tochter auch alte ägyptische Zeichnungen und Skulpturen zu sein. „Ich sehe diese Dinge der alten Ägypter mit als das Perfekteste an, was je geschaffen worden ist und das vor 6000 Jahren.

Im ägyptischen Museum in Kairo könnte ich Wochen verbringen“, schwärmt Ursula Wandel. Und das dem „Past & Future“ zur Verfügung gestellte Bildnis unterstreicht diese Leidenschaft nur.

Als Wandel schon in den 70-er Jahren „im Kopf weit genug“ für den Surrealismus war, jedoch „noch nicht mit dem Pinsel“, trifft sie durch Zufall Künstler Bernhard Mertens auf ihrer ersten größeren Ausstellung. „Er ist einer der besten lebenden Maler auf diesem Gebiet und zeigte mir damals auch seine Bilder.

Seine Richtung kommt mir aus dem Herzen.“ Und so kommt es auch, dass Wandel fortan bei dem Kölner Künstler lernt. Auf die Frage, ob man bei dieser Art der Malerei an eine bestimmte Technik gebunden sei, erläutert sie: „Wer zwingt Dich dazu?

Wenn man sich nicht in die Hände von Galeristen, Museen oder der Presse begibt, dann ist man frei und kann auch experimentieren. Man kann Dinge tun, die ein Galerist oder Museum niemals zulassen würde. Die sagen dir nämlich genau, diese und jene Richtung und bleiben dann ihr Leben lang darauf kleben.

Da gibt es viele Beispiele für. Wenn sie Glück haben, verdienen sie damit zwar viel Geld, wesentlich mehr als ich, weil alles im großen Stil vermarktet wird und sie bekommen schon mal eine halbe Million für so ein Bild, wovon ich nur träumen kann.

Doch dafür bin ich frei, kann alles machen, was ich will und muss nur mein Publikum mitnehmen.“ Auch Dali, so erinnert sie sich, habe ja ebenfalls wahnsinnig experimentiert. So sei ihr bei einem Dali-Museumsbesuch in Florida ein Bild des spanischen extravaganten Künstlers besonders ins Auge gestochen:

In jenem Museum, in welchem eher weniger bekannte Werke des Malers hingen, nachdem sich diese alle in Privateigentum befänden und man sehr genau darauf achte, dass jene Bilder nicht auf Reisen gingen, sondern an Ort und Stelle blieben, habe ein Bild gehangen, das komplett aus gemalten Pixeln bestand. Von Dali zu einer Zeit gemalt als sich noch niemand im Entferntesten vorstellen konnte, was es einmal mit Pixeln auf sich haben würde.

Ob ein solches Pixel-Bild zu Dali`s Zeiten wohl auch schon durch Neuerungen offen gegenüber stehenden Kunstfreunden oder gar öffentliche Hand gefördert worden wäre? Was die Kunstförderung von heute anbelangt, so hat Ursula Wandel jedenfalls eine klare Haltung:

„In den Vereinigten Staaten wird grundsätzlich mehr Geld für Kunstförderung ausgegeben als hierzulande.“ Man sehe es schon daran, dass US-Galerien, ob es sich nun um solche in San Francisco oder solche in New York handle, häufig einfach das komplette Stil-Spektrum abdeckten.

„Und das in einer solch hohen Qualität, dass es einfach nur schön ist“, schwärmt Wandel. Demgegenüber halte sie Kunstförderung wie sie in Deutschland betrieben werde, für abartig.

„Guck dir beispielsweise die Theater oder die Philharmonien an, da wird immer die Hand aufgehalten, der Staat soll das finanzieren, damit dann im Haus irgendwelche Experimente gemacht werden, die kein Mensch hören und kein Mensch sehen will.“

Leute würden aufstehen und „um Gottes Willen“ denken und nach Hause gehen, ärgert sich die Künstlerin. Auch müsse man sich fragen, wie Schütze Müller* (Anm. d. Red: hier Synonym für Mustermann) aus Kalk* (*Anm. d. Red.: eher sozialschwacher Stadtteil in Köln) dazu komme, mit seinem Steuergroschen etwas zu finanzieren, was keiner sehen oder hören wolle.

„Auch Unternehmen fördern schon mal das eine oder andere, sogar in größerem Umfang, aber nur Sachen, die auch wirklich schön sind und wo die Menschen in Scharen hingehen und es tatsächlich toll finden.“ Theater, so befindet Wandel, sollten Dinge zeigen, die die Menschen wirklich sehen wollten, die sie bereicherten und nach deren Genuss sie glücklich nach Hause gingen.

„Jedenfalls macht es keinen Sinn, dass sich da zehn Personen auf der Bühne ausziehen und irgendwelche schrägen Töne von sich geben“, kritisiert die Malerin.

Ursula Wandel betrachtet Künstler stets als Menschen, die ein Gespür für das haben, was kommen wird und hält es ganz mit Literat Stefan Zweig, der Künstler als „Seismographen ihrer Zeit“ entlarvte. Als ich die Wahlkölnerin nach ihrer eigenen „seismographischen Vorhersehung“ befrage, wird sie nachdenklich.

„Ich glaube, dass der Islam, was immer auch die westliche Welt davon hält, und es gibt ja auch sehr viel Schönes am Islam, sich weiter ausbreiten wird. Es wird viele kriegerische Handlungen deswegen geben und letztendlich wird wahrscheinlich der Islam die Überhand bekommen, zumindest für eine gewisse Zeit.

In dieser Zeit wird sich unsere westliche Einstellung mit dem Islam vermischen und es wird etwas Neues entstehen, vielleicht mehr Toleranz und mehr Gefühl für das Andere.“

Dass es mit dem toleranten Gefühl für das Andere noch nicht ganz so weit bestellt war, konnte Ursula Wandel nahezu am eigenen Leibe erfahren, als ein von ihr gefertigtes Bild im Rahmen ihrer großen Amerika-Tour im Jahre 2001 Polizeischutz erhalten musste.

Als sie nach dem 11. September in St. Petersburg/ Florida ausstellte, befand sich unter den Exponaten unter anderem ein Bild, auf dem eine tief verschleierte Muslimin mit riesigen Augen abgebildet war, welche eine Cola-Dose unter dem Arm hielt und hinter ihr befanden sich christliche Kreuze, an denen sie vorüberhuschte.

Die Frage lautete: „Way out?“, erklärt Wandel. „ Also, ist die westliche Lebensweise mit der Cola-Dose irgendwie ein Ausweg aus unserem Dilemma oder ist es das nicht?“ Aufgrund der allgemeinen Hysterie und Besorgnis hinsichtlich der Frage, ob weitere Anschläge, womöglich gerade auf ein Bild wie dieses, bevorstehen würden, ließen die amerikanischen Behörden das Werk bewachen.

Wie sie mit Krisen umgeht, konnte die Künstlerin schon häufiger unter Beweis stellen. Selbst die augenblickliche Wirtschaftskrise scheint sie kalt zu lassen.: „Die gibt`s immer.

Wir haben ja nicht die erste Krise, aber jede wird immer so dargestellt als wäre es die schlimmste und die größte.“ Aus brenzligen Situationen musste die lebensfrohe Ursula sich schon manches  Mal hinausmanövrieren.

„Ich war mit einer Tonne Kunstwerke in den USA als der 11. September „geschah“. Da habe ich gedacht, jetzt ist alles vorbei. Es war eine Ausstellung zum Thema „Verbindung der alten und der neuen Welt“.

Da hält z.B. die Freiheitsstatue anstatt der Fackel den Kölner Dom in der Hand. Ich hatte zum Teil größere Sponsoren aus Amerika als aus Europa und die hatten allen ihren Spaß daran. Die Ausstellung fand auf drei Etagen des Generalkonsulates in Manhatten statt.

Dann geschah der Anschlag und ich musste das Konsulat leeren. Überall standen Hunderte von Leuten, niemand wusste wohin oder wie er gar dort weg kam. Und dann hieß es nur noch: „Raus! Hier ist das Chaos ausgebrochen und wir können für nichts mehr garantieren“.

“ Wie Wandel in den Wirren des 11. Septembers mal eben alle ihre Bilder wegschaffen sollte, in einer Weltmetropole im Ausnahmezustand, in welcher auch noch sämtliche Telefonleitungen gekappt waren, stellte sie vor ein ernsthaftes Problem.

Die Rettung kam unerwartet durch ihren Cargo-Sponsor „der ihr den Hintern rettete“, weiß die Malerin noch heute zu schätzen. Irgendwie schaffte er es, eine Genehmigung zu erhalten, mit einem Tieflader durch das abgesperrte Manhatten fahren zu dürfen und sodann Ursula Wandels Bilder auf der Rückseite des Gebäudes mit einem Kran aus dem Fenster zu holen, nachdem auf der Vorderseite einfach gar nichts mehr gegangen sei.

Außerhalb New Yorks hätten die Bilder dann eingelagert werden können. Doch die nächste geplante Ausstellungsstation, Washington, fiel aus Sicherheitsgründen komplett flach.

„Wie wichtig ist es, bei einem aufregenden Leben voller Aufs und Abs, gerade auch im Hinblick auf gesellschaftliche Normen, eine starke Schulter an seiner Seite zu haben“, möchte ich von der fröhlich wirkenden Künstlerin wissen. „Ich bin seit geraumer Zeit überzeugter, militanter Single.

Ich finde, alles hat seine Zeit. Ich hatte tolle Beziehungen, hatte zwei Ehen, ich habe meine Tochter und ich habe meinen Beruf. Ich brauche da im Augenblick keinen Fraggle, der mir ständig querschießt. Auch bin ich gerne mit Männern zusammen, diskutiere über alles Mögliche mit ihnen und lerne so auch die männliche Sichtweise zu den Dingen kennen.

Es ist schöner, mit jemandem zusammen alt zu werden als sich in fortgeschrittenem Alter noch auf neue Eigenarten einzustellen, die jeder, der jetzt keine 25 mehr ist, ja reichlich mitbringt.“ Was die gesellschaftliche Wahrnehmung anbelange, wenn man ohne Partner unterwegs sei, so befindet Wandel es  bei Künstlerinnen als weniger frappant wie vergleichsweise bei „normalen“ Frauen.

„Ich habe viele Frauen kennen gelernt, die es als Manko empfanden, allein herumzulaufen“, erzählt sie. „Diese Frauen kamen sich unvollständig vor und wurden auch  häufig dort abgeblockt, wo nur Paare waren.

Ich selbst habe das eher weniger wahrgenommen, denn ich war immer sehr gerne eingeladen und man hat sich auch gerne mit mir umgeben, zumal ich auch nie schüchtern war und womöglich die starke Hand gebraucht hätte, wenn ich irgendwo hingegangen bin.

Ich habe die ganze Amerika-Tour als „Solist“ gemacht und denke, da haben es Künstlerinnen oder vielleicht auch Frauen, die mitten im Beruf stehen und erfolgreich darin sind, unter Umständen leichter als andere Frauen.

Ob sie jemals bereut habe, Künstlerin geworden zu sein, verneint die Malerin vehement: „Egal, welchen Beruf du wählst, du weißt nie, wie weit du kommst. Das ist nicht nur bei Künstlern so.“ Man müsse nur mit einkalkulieren, dass es rauf und runter gehe, wie im Fahrstuhl.

„Aber, was ich auch nicht wusste, ist, dass man in der Zeit, in der es runter geht, am kreativsten ist, weil man dann will, dass es weitergeht und sich Gedanken darüber macht, was möchte ich jetzt Neues oder Anderes bringen.“

Etwas Neues hat Wandel sich jetzt wieder ausgedacht: Das ART CARROUSEL hat seine Jungfernfahrt vor kurzem erfolgreich erstmalig in Köln hinter sich gebracht.

Die Grundidee besteht darin, Künstler zu präsentieren, die das breite Spektrum Kunstschaffender repräsentieren und oftmals in ihrem Tun wesentlich besser sind als der Bürger sie wahrnimmt. Gemischt werden Designer mit Schauspielern, Malern, Musikern, Komponisten und Entertainern.

Dieses kreative Potpourri wird jeweils einem  Publikum, dass 60 Personen nicht übersteigen soll, im Rahmen mehrere aufeinander folgender Abende dermaßen nahe gebracht, dass jeder Gast ausreichend Gelegenheit erhält, mit den Künstlern in persönlichen Dialog zu treten.

„Ich präsentiere meine Ausstellungen ja von jeher als Gesamtkunstwerk mit Aktionen und oft auch mit weiteren Künstlern. Dieses neue Projekt ist jetzt noch mal eine Steigerung. Ich bin immer der Meinung, dass wir sehr viel bessere Künstler haben als die, die jeden Tag in der Zeitung stehen“, konstatiert Ursula Wandel.

Es gehe ihr darum, die Menschen zu „entschleunigen, zu bewegen und tief zu berühren“, sagt sie. Bei dem ganzen Gewusel und Geramsche heutzutage sei ihr dies wichtig. Und so kam es auch dazu, dass im Rahmen des „Gesamtkunstwerkes“ bei dem eine interessante Zusammenstellung an Künstlern nicht fehlen durfte, manche Besucher im Publikum am Ende vor Bewegung geweint hätten.

Neben Schauspieler und TV-Star Herbert Meurer (Tatort, Forstinspektor Buchholz), der aus Ephraim Kishon`s „Picasso war kein Scharlatan“ las, Sänger Arno Busch sowie Andreas Wegener (Bläck Fööss), der aus Goethe`s Faust rezitierte, wurde unter anderem auch der afrikanische Percussion-Star Samson Gassma ebenso verpflichtet wie der preisgekrönte Designer Rolf Lauterbach.

Sämtliche beteiligten Künstler seien solche, welche Wandel bereits seit Jahren beobachte. „Es gibt ja immer auch wahnsinnig anstrengende Künstler, die eine riesige Welle machen, wo aber nichts dahinter ist. Genau die wollte ich nicht“, erzählt Wandel.

Ich wollte die wirklich guten, professionellen, die zum Teil schon eine richtig große Karriere gemacht haben, auch in anderen Ländern und hier gar nicht so wahrgenommen werden. Sie leben und arbeiten hier, haben ihre Formationen und Kompositionen vor Ort und sind echte Profis, aber in der Zeitung stehen dann immer nur solche, die auch mal neben Künstlern gestanden haben“, kritisiert  Wandel.

Das Konzept scheint jedenfalls aufgegangen, denn die Barriere zwischen Künstlern und Menschen im Publikum soll definitiv gefallen sein: La Wandel berichtet vergnügt, dass am letzten Abend doch tatsächlich Menschen vor Rührung dicke Tränen vergossen hätten.

Einige hätten da gesessen, andere tanzten exzessiv und am Ende hätten sich etliche Leute aus dem Publikum bei diesem interaktiven Kunstevent sogar in den Armen gelegen.

Wie es mit dem ART CAROUSSEL nun weitergeht hängt davon ab, wie schnell sich Sponsoren für die nächste Veranstaltung dieser Art finden. Grundsätzlich kann sich Malerin Wandel vorstellen, das Event überall zu veranstalten. „Es ist eine Kostenfrage“, sagt sie.

Doch wie schnell oder langsam sich auch immer das Kunstkarussell künftig weiterdrehen wird, in jedem Fall ist mit einer Dame zu rechnen: Nämlich Ursula Wandel.

Infos unter: www.Ursula-Wandel.com 

Michaela Boland ist Journalistin und TV-Moderatorin. Bekannt wurde sie durch die Sonntags-Nachmittags-Talkshow „HOLLYMÜND“ des WDR in Köln. Außerdem präsentierte Boland die alljährlich ausgestrahlte Kulturtalkshow „Doppelkopf“ auf 3-Sat und führte durch das Vorabendprogramm der ARD („STDIO EINS).

Als Reporterin des Regionalmagazins „Guten Abend RTL“ berichtete Michaela über spannende Themen aus ganz NRW. Für TV NRW präsentierte sie die Unterhaltungsshow „CASINOLIFE“ aus dem Spielcasino Dortmund/Hohensyburg. Boland arbeitet ebenfalls als Veranstaltungsmoderatorin und Sprecherin.

Für die Gesellschaft Freunde der Künste moderiert sie den Kaiserswerther Kunstpreis sowie alle grossen Kulturveranstaltungen der Gesellschaft.

Seit mitte 2009 ist sie verantwortlich für die Ressorts:

Exklusivinterview und

Porträt des Monats

auf www.freundederkuenste.de  

Infos unter: www.michaelaboland.com

 

 

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