Von Singapur bis Stuttgart, Las Vegas bis Lissabon: Gepokert wird fast überall auf der ganzen Welt. Doch woher stammt das als fester Bestandteil von Saloon-Szenen in klassischen Western zelebrierte Kartenspiel?
Wie so vieles in der Geschichte ist auch die Herkunft des mathematisch und psychologisch anspruchsvollen Games, das nur am Rande als Glücksspiel bezeichnet werden kann, nicht hundertprozentig belegt.
Wahrscheinlich ist es wie so viele Spiele eine Mischung aus verschiedenen Kartenspielen, die einander im Laufe der Jahrhunderte beeinflusst haben. Bei einer Geschichte der Gesellschaftsspiele vom Würfeln bis zum Brettspiel, die bis weit in die Antike zurückreicht, ist das auch wenig verwunderlich.
Das Kartenspiel an sich wurde bereits im 13. Jahrhundert am kaiserlichen Hof in China gezockt, wo sich Kaiser Mu-Tsung und seine Gattin spannende Duelle mit Dominokarten geliefert haben sollen. Von Ass, Zehn, König und Dame war dabei allerdings noch keine Rede.
Als echte Vorläufer und mögliche Stammväter des Pokers gelten heute drei Kartenspiele. Das erste davon heißt As Nas, stammt aus dem 16. Jahrhundert in Persien, und ist noch heute im Iran ein beliebtes Spiel.
Was As Nas mit dem modernen Poker gemein hat, ist die Tatsache, dass es dort von Anfang an eine strikte Blätterhierarchie gab, so dass bereits vor einem halben Jahrtausend die stärkste Hand gewann. Ass, König, Dame, Bube und Zehn und damit die fünf höchsten Karten, wie sie noch heute gelten, waren in den persischen Decks ebenfalls vertreten.
As Nas wurde mit vier oder fünf Personen gezockt, und zwar mit Kartensätzen von 20 bis 25 Karten. Weitere Ähnlichkeiten mit unserem heutigen Poker waren das Verteilen von fünf Karten, die Möglichkeit zum Bluffen und das mögliche Aussteigen bei schwachen Händen.
Als weitere Verwandte des Pokerspiels gelten die im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich und Deutschland populären Kartenspiele Poque oder Pochen. Bis zu sechs Leute konnten bei einem Spiel mitmachen, und die Regeln ähnelten dem eines vereinfachten Pokerspiels, wobei gesetzt und gehalten werden konnte.
Während die meisten klassischen Casinospiele wie Roulette und Baccarat ihren Anfang in den Palästen des europäischen Adels hatten, haftete weder Poque noch Pochen ein derart illustrer Ruf an.
Noch weniger Eleganz herrschte gar auf der nächsten Station des Pokers, in den Vereinigten Staaten. Französische Seefahrer und Auswanderer hatten 1829 das Kartenspiel dorthin mitgebracht.
Während der Überfahrt und nach der Ankunft in den Kneipen von New Orleans zockten sie zum Zeitvertreib. Die Amerikaner wurden rasch neugierig auf das Kartenspiel. Bald trat Poque den Weg vom französisch geprägten New Orleans bis in die anderen Landesteile an.
Deutsche Einwanderer, die im 19. Jahrhundert in großen Scharen unter anderem nach Texas strömten, brachten ihre Variante des Spiels mit. Ob sie die veränderten Spielregeln von Poque überhaupt noch und wenn ja, wieviel beeinflussten, ist nicht bekannt.
Fest steht, dass im Laufe seines Weges quer durch die USA neue Regeln, Wertigkeiten und Spielabläufe das aus Europa mitgebrachte Spiel zum Poker werden ließen.
Zu verdanken hatten Spiel und Zocker das den Mississippi-Dampfern, die als schwimmende Saloons auf dem Mississippi und dem Ohio unterwegs waren und noch lange vor dem Vormarsch der Eisenbahn Passagieren und deren Hobbys im Lande verbreiteten.
Im Wilden Westen kam Poker erst deutlich später an als entlang des Mississippis, doch kaum holten die ersten Zocker in den Saloons die Karten aus der Tasche, verlor das bis dahin heiß begehrte Faro seine Vorrangstellung.
Poker war schnell, aggressiv, lukrativ, wenn man denn gewillt war, sein Köpfchen einzusetzen (oder zu schummeln - kaum ein Westernfilm verzichtet auf Falschspieler und gezückte Pistolen), und es passte zum zähen Image des Westens.
Im Bürgerkrieg von 1861 bis 1864 wurde das Pokerspiel um diverse Varianten erweitert, darunter Stud und Draw Poker, bei dem Karten getauscht werden können. Mit zunehmender Popularität wurde das Regelwerk immer fester, so dass selbst in als gesetzeslos verrufenen Gegenden einheitliche Pokerregeln galten, gegen die zu verstoßen keine gute Idee war.
Texas Hold’ em, die heute weltweit populärste Variante des Pokers, gehört zu den neueren Spielarten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie unter dem Namen Wild Widow (zu Deutsch: Wilde Witwe) gezockt. Aus der gleichen Zeit stammt auch die wohl bedeutendste Änderung in der Historie des Pokerspiels, nämlich die Einführung einer Gemeinschaftskarte.
Im Texas Hold’ em wird inzwischen auch die Weltmeisterschaft in der World Series of Poker ausgetragen, bei der es in Las Vegas regelmäßig um Bracelet und millionenschwere Töpfe geht. Diese deutsche Poker Seite ist beliebt für online Turniere, welche auch auf vielen internationalen Plattformen ausgetragen werden.
Als erster Deutscher in der Geschichte des seit 1970 ausgerichteten Turniers holte 2011 der damals erst 22 Jahre alte Student Pius Heinz den Titel. Auf einen Schlag wurde er damit zum Star der Pokerszene und dank einem Gewinn von 8,7 Millionen US-Dollar zum Multimillionär.
Allerdings waren an seinem Sieg finanziell auch andere Leute beteiligt, die an ihn geglaubt hatten. Pius Heinz hatte sich nämlich die nicht gerade billige Teilnahme per Buy-In mit Hilfe von Unterstützern finanziert.
Acht Jahre nach Heinz, der das Pokern online gelernt hatte, holte der 55 Jahre alte Hossein Ensan aus Münster den Weltmeistertitel zum weitenmal nach Deutschland. Zehn Millionen Dollar war sein Sieg wert.
Als dritter Deutscher in der Geschichte der World Series of Poker setzte sich 2021 der Berliner Koray Aldemir beim Main Event in Las Vegas durch. Er besiegte den Briten Jack Oliver und den Amerikaner George Holmes im Duell um den Weltmeistertitel und den acht Millionen Dollar schweren Topf. Jahr für Jahr treten mehrere Tausend Zocker aus aller Welt bei den diversen Events des mehrtägigen Turniers an.
Heinz, Ensan und Aldemir gehören trotz der Millionengewinne nicht zu den reichsten Zockern.
US-Amerikaner Justin Bonomo, einer der unbestrittenen Superstars im Poker, hat es mittlerweile auf ein offizielles Vermögen von rund 50 Millionen gebracht.
Allein im Jahr 2018 gewann er in 24 Veranstaltungen zusammen rund 25 Millionen Dollar. Bonomo, der im Alter von 19 Jahren als erster Teenager der Pokergeschichte einen im Fernsehen übertragenen Final Table beim EPT Deauville Main Event in Frankreich erreichte, hat es inzwischen in seiner Karriere auf 15 Titelgewinne gebracht.
Sein Landsmann Bryn Kenney, der 2017 für 14 Wochen in Folge an der Spitze der Pokerweltrangliste stand, wurde 2019 zu einem der 50 besten Pokerspieler aller Zeiten genannt. Der gebürtige New Yorker, der wie viele andere Spitzenspieler online mit dem Zocken angefangen hatte, liegt inzwischen mit mehr als 57 Millionen Dollar an Preisgeldern sogar noch vor Bonomo.
Der Kanadier Daniel Negreanu, der von einer Karriere als Komiker und Filmschauspieler geträumt hatte, sich dann aber im Alter von 18 Jahren für Poker entschied, war vier Jahre lang der erfolgreichste Zocker der Welt.
Der als “Poker Kid” bekannt gewordene Negreanu bewies frühzeitig, dass er die Nervenstärke für eine Profikarriere besaß. Kurz nach seiner Ankunft in Las Vegas hatte er seine Bankroll verspielt, doch statt aufzugeben, kehrte er nach Toronto zurück und arbeitete was das Zeug hielt, bis er genügend Geld für den nächsten Versuch als Pokerprofi hatte. Inzwischen hat er 39 Millionen Dollar an Preisgeld verdient.
Finanziell erfolgreichster Deutscher ist Rainer Kempe. Obwohl er in seiner Studienzeit alles andere als ein überragender Zocker war, änderte sich das nach seinem Umzug nach Großbritannien. Seine Gewinnstatistik steht bei rund 22 Millionen Dollar.
Ganz gleich, wie alt das Spiel ist und wer alles dazu beigetragen hat, dank seiner vielen Fans hat Poker außer einer langen Vergangenheit auch jede Menge Zukunft.