Verena Gründel, Mitglied der Chefredaktion bei W&V, scheint eine sehr vernünftig Freu zu sein.
Lieber Herr Böhmer,
die Auswahl der richtigen Protagonist:innen in Werbekampagnen wird immer mehr zum Politikum. Nur weiße Männer zu zeigen, ist fast schon zum No-Go geworden. Es sei denn, es geht um Putzmittel, dann sind Frauen tabu.
Auch wer ausschließlich auf weiße Familien oder Pärchen setzt, riskiert Ärger. Ist eine schwarze Frau dabei, kommt sicher von irgendwem der Kommentar: Quotenschwarze. Und so ließe sich die Liste der Anstößigkeiten immer weiter drehen.
Diese Woche hat nicht nur die Bundesregierung mit ihrem #besonderehelden-Spots den Ärger abbekommen (heute meldet sich sogar Jan Böhmermann dazu zu Wort), sondern jetzt auch Edeka mit der Kampagne " Lasst uns froh und bunter sein".
Die Kritikpunkte: Es geht um eine typisch weiße Familie und die exotischen Lover oder Lebensabschnittsgefährten – über die Dauer der Beziehungen erfährt man nichts – der Tochter. Diese würden mit Essen assoziiert und als Sexobjekt wahrgenommen.
Das mit dem Sexobjekt lasse ich mal so hingestellt. Aber gerade Essen baut doch als Teil der Kultur Brücken zwischen Gesellschaften und Nationalitäten. Ich habe das Gefühl, das Netz ist gerade sehr empfindlich. Zurzeit berichten wir fast täglich über solche Shitstorms.
Grundsätzlich ist es wichtig und richtig, dass wir für mehr Diversität in der Werbung und den Medien kämpfen. Schließlich sollen sie unsere Gesellschaft abbilden, jeden einzelnen ansprechen und Toleranz schaffen.
Denn sie sind Vorbilder. Aber dabei sollte es um das große Ganze gehen. Jeden einzelnen Werbespot bis ins kleinste Detail auseinanderzunehmen, sorgt am Ende vor allem für Unmut und Verunsicherung – und bewirkt im blödesten Fall das Gegenteil.
Vielfalt und Toleranz bedeuten auch, dass der eine Spot die klassische Bilderbuchfamile zeigen darf – und der nächste die kunterbunte Jugendclique – eine Bilderbuchclique sozusagen. Die Mischung muss stimmen. Für die sollten wir uns stark machen.
Wer übrigens komplett erhaben über solche Kritik zu sein scheint, sind Magazine wie die 11 Freunde – die sich aus Coronagründen heute kurzerhand 2 Freunde getauft haben. Ich warte wohl vergeblich auf eine Umbenennung in 11 Freund:innen.
Einen fröhlichen Abend wünscht
Verena Gründel
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