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Reden ist silber...Schreiben ist gold

09.06.2021 ein spannendes Journalistenleben

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Stefan Aust. Das ist sicherlich ein Name, der in Deutschland nach wie vor für Qualitätsjournalismus steht. Was in der Tat ein Privileg ist, in der heutigen Zeit, wo es oftmals schwer fällt, Infotainment nicht mit seriöser Berichterstattung zu verwechseln.

In seiner Autobiografie „Zeitreise“ gibt Aust nun Einblicke in sein Weltbild und seine Art und Weise, insbesondere Politik „vom Straßenrand der Geschichte aus“ zu beobachten.

Und das auf über 650 gewaltig kurzweiligen Seiten, von der ersten bis zu letzten. (Alles andere hätte mich auch enttäuscht.)

Dieser Rückblick auf ein Leben am Puls der Zeit, Aust wird am 1. Juli 75 Jahre alt, beginnt selbstverständlich in seinem Elternhaus, führt über seine Schülerzeitung in die Redaktion der Zeitschrift „konkret“, wo auch die spätere RAF-Terroristin einst Journalistin war, über das TV-Magazin Panorama bis hin zu „Spiegel TV“ und dem gleichnamigen Blatt und zu Aust als Herausgeber der „Welt“, um nur einige Stationen zu nennen.

Viel interessanter aber als die Vita des Autoren finde ich, wie sehr er globale wie nationale Zeitläufe mit seinen eigenen komplimentiert und dem Leser seine Interpretation unserer gemeinsamen Geschichte journalistisch verpackt rüberbringt, ohne dabei altklug oder gar weise zu wirken, was sehr erfrischend bei all den selbsternannten Welterklärern ist.

So endet sein Buch auch mit den Worten: „Langweilig wird es nie auf dieser Zeitreise, die das Leben ist, bei den Beobachtungen am Rande der Geschichte.“ Stefan Aust hat ein wirklich außerordentlich spannendes Journalistenleben geführt.

Seine „Zeitreise“, jetzt bei Piper (www.piper.de) für 26 Euro erschienen, trägt diesem Leben vollends Rechnung. Besser als jeder Kurs in deutscher Geschichte. 

Sönke C. Weiss

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07.06.2021 Falschbehauptungen von Annalena Baerbock

GFDK - Reden ist Silber - Gottfried Böhmer

Eines vorweg, an dieser Frau ist alles falsch, bis auf die Knochen. Annalena Baerbock hatte in ihrem Lebenslauf ihren Masterabschluss an der London School of Economics (LSE) als Abschluss in „Völkerrecht“ angegeben. Das war schon die erste Lüge.

Nachdem das aufflog, änderte sie ihren Eintrag auf das englische „Public International Law“, was soviel heiß wie öffentliches, internationales Gesetz. Und das hat mit Völkerrecht weniger zu tun.

Falschbehauptungen in ihrem angeblichen Lebenslauf 

Auch hatte Baerbock in ihrem offiziellen Lebenslauf auf gruene.de behauptet sie sei von 2005 bis 2008 „Büroleiterin der Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter“ gewesen. Auch das war eine Falschbehautung. Auf einer archivierten Webseite von Schroedter wird Baerbock allerdings lediglich als „technisch und inhaltlich für die Homepage“ zuständig dargestellt, wie " WELT AM SONNTAG" recherchierte.

Mit Büroleitung hatte das nichts zu tun. In Baerbocks Lebenslauf auf gruene.de wurde als Tätigkeitsort zwischen 2005 und 2008 Brüssel angegeben, was auch so nicht der Wahrheit entsprach.

Schmücken mit fremden Federn

Der „FAZ“-Journalist Philip Plickert hat sich ihren Lebenslauf noch genauer angesehen. Die Lügenbaronin Annalena Baerbock hatte behauptet, sie sei Mitglied des German Marshall Fund und des UNHCR. Plickert hatte Baerbock vorgeworfen, vier von zehn ursprünglich angegebenen Mitgliedschaften seien falsch. Neben dem GMF und dem UNHCR sei unter anderem der Europa/Transatlantik-Beirat der Böll-Stiftung im Lebenslauf aufgeführt gewesen.

Der Fake-News-Lebenslauf

Der German Marshall Fund, bei dem Frau Baerbock eine Mitgliedschaft zu haben behauptete, ist unter den transatlantischen Stiftungen eine erste und prestigeträchtige Adresse mit vielfältigen Initiativen, Büros und Aktivitäten.

Fälschungen des Lebenslaufes und Hochstapelei 

Der Autor von "Welt-Online Don Alphonso schrieb dazu: Das Problem ist nur: Die Seite des GMF ist an sich, wie es bei Stiftungen sein sollte, durchaus übersichtlich und informativ. Es gibt eine Abteilung mit der Bezeichnung Staff, bei der alle dort Tätigen aufgeführt sind.

Der Name Annalena Baerbock kommt dort überhaupt nicht vor. Auch die Suche nach anderen Gremien wie etwa Beiräten, Round Tables, internationalen Gremien, Stiftungsräten etc., worüber Spitzeninstitutionen normalerweise verfügen, liefert kein Ergebnis und kein Detail, wonach Frau Baerbock in irgendeiner Form Mitglied der amerikanischen Stiftung wäre.

Das hat dann auch der GMF auf Anfragen der Journalisten, namentlich Philip Plickert, dem Wirtschaftskorrespondenten der FAZ in London, bestätigt.

Don Alonsos (welt.de) Fazit:  Wie schon beim angeblich studierten Völkerrecht, beim Bachelor, der dann letztlich nur ein Vordiplom war oder bei der angeblich ruhenden Promotion, die längst abgebrochen war, zerrinnt die angebliche Mitgliedschaft beim prestigeträchtigen GMF bei der Überprüfung wie Sand in den Händen. Auch ja, beim UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR war sie auch nie ein Mitglied.

Und wer ist nun Schuld an den Aufdeckungen? Ja wer wohl. Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir beobachtet Negativkampagnen gegen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock - Özdemir sieht russische und türkische „Schmutzkampagnen“ gegen Baerbock. Da sagen wir mal so, schnell mal die Schuld auf andere schieben, ist auch eine "Vernebelungstaktik".

Don Alonso legt noch einmal nach: Alles, was Frau Baerbock wurde, auch Parteichefin, hat sie mit einer Vita erreicht, die offensichtlich aus Übertreibungen und Hochstapelei bestand. Sie hat sich mit dieser Vita Posten und Kandidaturen gesichert und dafür gesorgt, dass andere sie nicht bekamen. Aber: Niemand mag Streber, die sich selbst mit Titeln versorgen. Das ist der Punkt. Mit der angeblichen dreijährigen Mitarbeit bei einer Zeitung ist es übrigens auch nicht weit her.

Unser Annalenchen will allen ernstes Bundeskanzlerin von Deutschland werden? Dann gute Nacht Deutschland.

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30.05.2021 Whatever you say, say nothing

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

10. Juni 1999. Der Krieg ums Kosovo war offiziell vorbei, und ich durfte wieder ins Land reisen, nachdem mich die Serben rausgeworfen hatten, wie viele andere Reporter auch. Im Grand Hotel Pristina, das seinen Namen gewiß nicht verdient hatte, traf ich zum ersten Mal auf den Magnum-Fotografen Gilles Peress.

Wir freundeten uns an und dokumentierten gemeinsam, was der letzte der Balkankriege insbesondere bei der Zivilbevölkerung, Albaner wie Serben, angerichtet hatte.

Danach trennten sich unsere Wege, wie das so ist bei Kriegsreportern. Bis zum nächsten Konflikt, also. Und mit denen kennt sich der Franzose Gelles Peress, heute 74 Jahre alt, aus: Bosnien, Ruanda, er hat tödliche Gewalt immer hautnah erlebt, alte Schule eben, Robert Capa sei Dank.

Was erstaunlich ist, da der Mann eine so sanfte Ausstrahlung hat, fast seelig. In seinem jüngsten Werk „Whatever you say, say nothing“, seit James Nachtways „Inferno“ das wohl größte Magnum opus der Kriegsberichterstattung, widmet sich der Fotograf dem Nordirland-Konflikt (1969 - 1998), den er von Beginn an mit der Kamera begleitet hat.

Zwei Bände enthalten nichts als Fotos, mehr als 1.000; der dritte Band mit dem Titel „Annals of the North“ ist ein Nachschlagewerk, das Peress mit dem US-Historiker Chris Klatell verfaßt hat, 900 Seiten stark, weitere 200 Peress-Fotos.

Was für eine Geschichte aber erzählt uns Peress: es geht um eine Zeit und einen Ort und um eine Gruppe von Menschen, Freunde, Familien, Opfer, Soldaten, Liebhaber, Denker und Spione.

Das Werk, bis auf den dritten Band, spricht zu uns in einer rein visuellen Sprache, in einer erfundenen Grammatik, die nicht die akademische Geschichte des Konflikts in Nordirland transportiert.

Peress erhebt keinen Anspruch auf Bestimmtheit. Das Wort definitiv wäre an einem Ort unmöglich, an dem jede Geschichte mehrere Seiten hat, und dies würde Peress’ Ziel widersprechen, Fragen anzuregen, nicht passive Akzeptanz zu forcieren.

Peress beansprucht kein Eigentum an den Kämpfen, Geschichten und Ursachen, die sich durch diese Bände ziehen. „Whatever you say, say nothing“ ähnelt Homers Odyssee, es ist ein Epos unvergleichbaren Maßstabs, einzigartig, ehrlich und in seiner Gänze dem Frieden verpflichtet.

Der Steidl-Verlag (www.steidl.de) war mutig genug, dieses atemberaubende Zeitzeugnis zu verlegen. Der Preis von 350 Euro schreckt vielleicht zunächst ab, sollte es aber nicht, die Bände sind zeitlos und von einem unschätzbaren Wert an sich.

(„Annals of the North“ ist für 75 Euro auch einzeln erhältlich.) „Whatever you say, say nothing“ nimmt den Betrachter wie kaum ein anderer mir bekannter Fotoband mit auf eine unvergessliche Reise. Schon beim ersten Bild habe ich gefühlt: Ich bin in Belfast angekommen, und die Nacht bricht herein...

Sönke C. Weiss

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27.05.2021 Fotoband Titel Made Realities

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Irritierend. So läßt sich in einem Wort der soeben erschienene Fotoband mit dem Titel „Made Realities“ zur gleichnamigen Veranstaltungsreihe aus dem Hause Hirmer (www.hirmerverlag.de) zusammenfassen.

Es sind Abbildungen der Fotografen Demand, Dicorcia, Gursky, Wall, allesamt Stars der postmodernen Fotoszene.

Mit viel Interpretation handeln sie vom Fremden im Vertrauten, Gegenwärtigem im Vergangenen, Konstruiertem im Wahren; es sind banale Ausschnitte aus dem Alltag, teils rätselhaft, teils historisch, teils auch einfach nur so.

Für andere Betrachter, mich eingeschlossen, stellen sie einfach nur Leere dar. Aber vielleicht ist das sogar gewollt. 107 eigenwillige Sichtweisen auf 120 Seiten, die durch analytische Texte literarischer Autor*Innen unterstützt, beziehungsweise erst verständlich werden.

Und das ist genau der Punkt, der mich so verstört hat. Ohne die wortreichen Aha-Erlebnisse verfehlen die Fotos ihren Effekt, wirken teils sogar wie Momente, die nicht einmal sehenswert sind, was wiederum den Geschmack der deutschen Fotolandschaft spiegelt, das unsagbare Nichts möglichst in profanen Pastelltönen.

„Made Realities“ ist derzeit in der Draiflessen Collection in Mettingen (www.draiflessen.com) zu sehen. Der Band kostet 24,90 Euro. 

Sönke C. Weiss

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24.05.2021 ihr Ruhm hat einen hohen Preis

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Die literarische Wiederentdeckung schlechthin ist der US-amerikanische Autor Walter Tevis (1928 - 1984), dessen Stories schon immer von Hollywood geschätzt wurden, wie „Die Haie der Großstadt“ mit Paul Newman verfilmt, oder „Die Farbe des Geldes“ mit Tom Cruise in der Hauptrolle, nicht zu vergessen „Der Mann, der vom Himmel fiel“ mit David Bowie.

Auf seinen fiktiven Roman „Das Damengambit“ hat mich meine Tochter aufmerksam gemacht, nachdem sie jüngst die gleichnamige Netflix-Serie quasi verschlungen hatte.

Das Buch, für 24 Euro bei Diogenes (www.diogenes.ch) erschienen, ist phänomenal: Beth Harmon, unsere Heldin, ist jung, süchtig und ein Schachgenie.

Schon im Waisenhaus lernt sie, ihren inneren Aufruhr mit den Pillen zu beruhigen, die die Kinder dort täglich schlucken müssen.

Als der Hausmeister ihr das Schachspiel beibringt, tritt Beths wahres Talent zutage, bald wird sie Landesmeisterin von Kentucky und beginnt, alle Männer gegen die Wand zu spielen.

Doch ihr Ruhm hat einen hohen Preis. Pillen und Alkohol bestimmen ihr Leben außerhalb des Schachbretts, denn nur dort hat sie Kontrolle über ihr Sein.

Auf 414 Seiten fiebern wir mit, ob sie es schaffen wird, den besten Spieler der Welt, den Russen Borgov, zu schlagen.

„Das Damengambit“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen, vor allem auch, weil es um ein Mädchen geht, das in einer von Männer beherrschten Welt siegen will, Niederlagen trotzt, und wirklich erst zum Menschen wird, wenn es durch ihre Drogenabhängigkeit im freien Fall kurz vor dem Zerschmettern ist.

Das Schachspiel wird so zu einer eigenen Welt, in der Beth nur eine Wahl hat, überleben oder sich selbst zu zerstören. Ich werde dieses Buch sicher bald erneut lesen. Chapeau!

Sönke C. Weiss

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22.05.2021 Ernsthaft? Sein bereits dreißigster Fall?

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Ernsthaft? Sein bereits dreißigster Fall? Unglaublich, was wir seit 1992 mit Commissario Brunetti alles haben erleben dürfen. In „Flüchtiges Begehren“ führt uns die Autorin Donna Leon auf den Campo Santa Margherita, von wo aus sich zwei Touristinnen von ein paar Einheimischen zu einer Spritztour in die Lagune verführen lassen.

Es kommt zu einem Unfall, aus Spaß wird Ernst, viele Fragen bleiben für den altgedienten Polizisten offen, denn ein besonders heimtückisches Verbrechen bringt ihn außerhalb seiner üblichen Zuständigkeiten.

Wird er auch diesen Fall lösen können? Auf 315 Seiten ermittelt der Kult-Kommissar mit Scharfsicht und verbindet immer wieder Dolce Vita mit moralischen Konflikten.

Flüchtiges Begehren“ ist ein Hochgenuss der Kriminalliteratur. Donna Leon wird von Buch zu Buch besser, so das überhaupt noch geht.

Zu diesem Jubiläumsfall hat der Diogenes Verlag (www.diogenes.ch) einen weiteren Brunetti-Band herausgegeben: „Mit Brunetti durchs Leben - Brevier für nachdenkliche Optimisten.“

Auf 397 Seiten versammelt das Buch die besten wie originellsten Gedanken des wohl bekanntesten, klügsten und sympathischsten Kriminalisten der Gegenwart. (Agatha Christies Hercule Poirot ermittelte bekanntlich in einer anderen Epoche.)

So ist „Mit Brunetti durchs Leben“ in der Tat ein ABC der postmodernen Lebenskunst, denn der Commissarion hat stets ein kluges Augenmaß bewahrt und dabei immer Antworten auf alle wichtigen Fragen des Lebens gefunden.

Ein tolles Geschenk für alle Brunetti-Fans und die, die es erst noch werden. Beide Bücher kosten je 24 Euro. Ein absoluter Genuss. 

Sönke C. Weiss

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12.05.2021 „Beuys. Die Biographie“ Das ist völkische Diktion in Reinkultur

GFDK - Reden ist Silber - Gottfried Böhmer

„Beuys selbst vertrat glasklar rechte Ideen“ schwadroniert Hans-Peter Riegel zum 100 Geburtstag von Joseph Beuys auf "Welt-Online". Und wieder einmal wird Hans-Peter Riegel als Beuys Biograf ihren lesern verkauft. Da habe ich einmal meinen Artikel vom 21. Mai 2013 über diesen Möchtegern Biograf hervorgezaubert.

Und schon wieder versucht sich da einer am Erbe des verstorbenen Joseph Beuys gesund zustoßen und sich als vermeintlicher Autor zu profilieren. Dieses Mal ist es Hans Peter Riegel, der schon mit seiner Biografie über Jörg Immendorff von sich Reden machte.

Am 30. Mai 2013 will er sein Schundwerk, das im Aufbau Verlag erscheint in Zürich vorstellen. Zur Zeit reist er durch die Lande und rührt kräftig die Werbetrommel.

Hans Peter Riegel ist entgegen der Meinung von Spiegel und Welt-Redakteuren definitiv kein ernstzunehmender Autor, sondern eher ein Leichenfledderer. Das er davon etwas versteht, hatte er ja schon in seinem Machwerk über Jörg Immendorff bewiesen, in dem er über "brisante Details über den Maler und seine Kiez-Freunde" zum besten gab.

Joseph Beuys - die Biografie ist das neue Pamphlet und die Welt titelt schon von einer "bahnbrechenden Biografie". Die WAZ meint sogar: Hier wird ein Heiliger der Kunst auf den Boden der Tatsachen gestellt und spricht von einem Enthüllungsroman.

Bevor ich mich mit den hirnrissigen Thesen des Herrn Riegel auseinandersetze, schauen wir uns doch erstmal den Autor an.

Hans Peter Riegel ist ein ehemaliger Düsseldorfer PR-Mann, man könnte auch sagen Werbefuzzi, der sich später als Unternehmensberater betätigte. Mit welchem Erfolg können wir von hier aus nicht beantworten. Allerdings hat er wohl festgestellt, dass sich über das Schreiben über tote Künstler einiges verdienen läßt und so wie es scheint hat er das zu seinem Beruf gemacht.

In seinen biografischen Daten rühmt er sich damit, dass er während seines Studiums von 1979 bis 1982 Assisstent und Privatsekretär von Jörg Immendorff gewesen sei. Dazu liebe Leser kann ich Ihnen folgendes sagen: ich habe viele sogenannte Assisstenten von bekannten Künstlern kennengelernt. Im wesentlichen handelt es sich dabei und Koffer - und Wasserträger, die ein wenig in der Sonne des Künstlers stehen wollen.

Erstaunlich ist auch, dass Immendorff 1979 noch keine Berühmtheit war, bis 1981 war Immendorff nicht mehr und nicht weniger als ein "junger Künstler und Kunstlehrer in Düsseldorf". Erst 1984 gelang ihm der Durchbruch und 1996 bekam er seine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Die sogenannte Assisstenz des Herrn Riegel dürfte daraus bestanden haben, dem lieben Jörg dann und wann mal ein Bier zu bringen.

Dazu paßt auch ein Zitat aus dem Spiegel:

"Riegel und Immendorff lernten sich 1979 kennen, sie tranken zusammen Kokosnussmilch auf den Bahamas, sie feierten im La Paloma auf St. Pauli, sie fuhren 1982 gemeinsam zur Documenta nach Kassel."

Hans Peter Riegel zeigte sich dem toten Jörg Immendorff dafür auch sehr dankbar. Der angebliche "Berater" von Immendorff demontierte diesen nach seinem Tod, in dem er Immendorff Opportunität, Ideenklauer und mangelndes Talent vorwarf.

In seiner Selbsterhöhung scheint Herr Riegel nicht zimperlich zu sein, was für Werbeleute allzu bekannt ist. Aber es kommt noch besser. 1973 will er, nach seiner Aussage, Joseph Beuys zum ersten Mal begegnet sein. Aha, fragt sich nur, was Herr Riegel unter einer Begegnung versteht.

Diese dürfte daraus bestanden haben, dass der damals gerade 14-jährige Bubi Herrn Beuys vielleicht mal aus der Ferne gesehen hat. In seiner Zeit als "Assisstent" von Jörg Immendorff will er ihm dann öfter begegnet sein.

Was Herr Riegel unter begegnet versteht, entzieht sich meiner Kenntnis (aber viel kann es nicht sein), denn der zu dieser Zeit gerade mal 20, 21-jährige Riegel war wohl für Beuys nicht gerade der adäquateste Gesprächspartner.

Später, so brüstet sich Hans Peter Riegel in der Welt, habe er und jetzt kommt die Sensation für die 18-jährige Jessica, Tochter von Joseph Beuys eine Party organisiert. Wahrscheinlich durfte er da auch dem lieben Joseph ein Bierchen hinterhertragen.

In Düsseldorf haben wir solche Leute Aufschneider genannt.

Noch eine Anmerkung: der sogenannte Beuys-Experte (Spiegel) Hans Peter Riegel war 1986 als Joseph Beuys starb 27 Jahre alt. Laut Spiegel wäre er zwischen Immendorff und Beuys eine Art Kurier gewesen. Ich lach mich tot. Riegel, so der Spiegel, wollte zeigen "dass der Künstler (Beuys) ein geübter Lügner war". Alle Achtung. Hier zeigt sich schon wieder, was es mit dem Qualtitätjournalismus auf sich hat.

Den Vogel schießt natürlich die Welt ab.

Zitat: was der Autor Hans Peter Riegel nach "akribischer Recherche" über den Jahrhunderkünstler herausgefunden hat, ist beachtlich. So will Riegel rausgefunden haben, dass Beuys nie ein Abitur gemacht hat, sich für 12 Jahr bei der Luftwaffe verpflichtet hat und eine langjährige Beziehung neben seiner Ehe hatte.

Was für beachtliche Neuigkeiten. Des weiteren behauptet Riegel, Beuys hätte unter dem Deckmäntelchen die Welt mit völkischen und totalitären Ideen Rudolf Steiners missionieren wollen.

In jedes "einzelne Werk" seiner symbolischen Kunst sei "Steiners Weltbild eingesickert". Die Sprengkraft des Buches, das 500 Seiten mit 1.300 Fußnoten (was hat Riegel eigentlich geschrieben) umfasst, besteht laut der Welt auf der antroprosopischen Lehre Rudolf Steiners auf das Werk von Joseph Beuys.

Auch nach dem Untergang des "Deutschen Reiches" so Riegel in der Welt war Beuys von der Sonderrolle der Deutschen in der Weltgeschichte überzeugt gewesen. Da folge er nahtlos den Ideen Steiners.

Und so geht das Geblubber von Riegel weiter.

In der Berliner Zeitung gab er am 20. Mai seine Recherche Ergebnisse zum besten:
"Riegel, Ich bin auch an die Orte seiner Kindheit gefahren. So habe ich mir in Krefeld die Straße angeschaut, auf der Beuys zur Welt kam oder bin seinen Schulweg in Kleve nachgegangen".

Beeindruckend nicht wahr?

Wir schauen mal bei Wikipedia nach:

Als Anthroposophie (von griechisch ἄνθρωπος ánthropos ‚Mensch‘ und σοφία sophίa ‚Weisheit‘) wird eine von Rudolf Steiner (1861–1925) begründete, weltweit vertretene spirituelle Weltanschauung bezeichnet. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Menschen in seiner Beziehung zum Übersinnlichen zu betrachten.

Die Anthroposophie hatte und hat bedeutende Anhänger überwiegend aus dem Bereich des Kulturlebens, namentlich in der Kunst, darunter die bildenden Künstler Joseph Beuys, Wassily Kandinsky, Oscar Lüthy und Franz Marc, die Komponisten Viktor Ullmann und Bruno Walter, die Schriftsteller Saul Bellow, Andrej Bely, Michael Ende und Christian Morgenstern. Sympathisanten waren etwa Albert Schweizer, Alexej (von) Jawlensky, Jorge Luis Borges, Piet Mondrian, Richard Neutra, Le Corbusier, Henry van de Velde, Frank Lloyd Wright, Eero Saarinen, Erich Mendelsohn und Hans Scharoun (siehe auch Organische Architektur). Von den heute lebenden Architekten bezeichnet vor allem Frank Gehry Steiner als Inspirationsquelle.

Oh je, alles Faschos

Aber Hans Peter Riegel, unser Beuys Experte wird noch forscher. Die Biografien von Heiner Stachelhaus, Götz Adriani, Winfried Konnertz und Karin Thomas sind aus seiner überlegenen Sicht auf Beuys Hofbrichterstattungen, diese hätten die Bedeutung Steiners auf Beuys marginalisiert.

Im Diffamieren ist Riegel nicht kleinlich, aber irgendwie passt das schon.

Als sich 2010 niemand aus dem Bekannten - und Freundeskreis von Jörg Immendorff fand, der die obskuren Behauptungen Riegels bestätigen wollte, behauptet Hans Peter Riegel im Deutschland Radio Kultur "die hätten alle Angst". Desweiteren mockierte er sich darüber, das Immendorffs Witwe Oda Jaune weder mit ihm noch mit dem Spiegel sprechen wolle.

Das habe ich gerade noch gefunden:

Zitat von zapata33com

Beuys Biographie – Ein Frontalangriff auf die Wahrheit

Wenn ein Mensch so charakterisiert wird, dass alles alles wofür er eintrat, ihm abgesprochen wird, alles wogegen er stand, ihm unterstellt wird, wenn dabei mit Lügen, Verzerrungen und Verleumdung operiert wird, dann kann man das, was da stattfindet nicht anders als einen Angriff nennen! 

Im weiteren behauptet Riegel Beuys sein "ein ewig gestriger mit engen Kontakten zu vielen Alt-Nazis".

Und jetzt wird es ganz gruselig.

Zeitlebens wäre Beuys von einflussreichen NS und SS-Männern, die ihn geschützt und finanziert hätten umgeben gewesen. Beuys so Riegel war ohne Skrupel in der HJ, der Schwiegervater Hermann Wurmbach, ein Rassismusforscher und seine Mäzene Karl Ströher und Erich Marx hätten eine tiefe braune Vergangenheit. Beuys hätte Zeit seines Lebens mit Nazis und Rechtsradikalen kooperiert, ich frage mich langsam ob es noch einen größeren Schwachsinn gibt.

Die WAZ schreibt am 20.5. allen ernstens Riegel hätte Fakten recherchiert wie noch kein Biograf vor ihm.

Die Recherche von Herrn Riegel schau ich mir mal an:

Der Präsident der Berliner Akademie der Künste widerspricht Thesen einer neuen Beuys-Biografie

Klaus Staeck im Deutschlandfunk:

Gut, der Herr Riegel hat auch mich für sein Buch interviewt und hat viele Fragen gestellt. Aber was er da nun rausgefunden haben will und der "Spiegel" nun daraus macht, die Ikone der Nachkriegs-Avantgarde wird als Ewiggestriger enttarnt, also da muss ich schon entschieden widersprechen.

Das ganze Gespräch, siehe Link:

Anmerkung der Redaktion

Die meisten Weggefährten von Joseph Beuys sind genau wie er schon lange tot und können sich gegen die unverschämten Behauptungen des Herrn Hans Peter Riegel leider nicht mehr zur Wehr setzen. Den sogenannten Qualitätsmedien empfehle ich bevor sie weiterhin das verquaste Zeug des Autors unter die Leute bringen mal eigene und ordentliche Recherchen zu machen.

Hier mal ein Ansatzpunkt: Herr Hans Peter Riegel behauptet er hätte für Jörg Immendorff Ausstellungen und Ausstellungstourneen organisiert und das wird in allen Medien anscheinend ohne Prüfung genauso kolportiert.

1. Frage: Welche Galeristen waren an diesen Ausstellungstourneen beteiligt? Was sagen die Galeristen zur Rolle des Herrn Riegel?

2. Wie hiessen die Kuratoren der Ausstellungen (dürften bei Herrn Immendorff recht namhafte sein)? Was können die zur Rolle des Herrn Riegel sagen?

3. Taucht sofern es diese Ausstellungen gab in den Katalogen oder Presseberichten der Tourneemacher und Organisatoren Hans Peter Riegel auf? Ausstellungstourneen bedürfen einer umfangreichen Planung und Logistik, an der sehr viele Leute beteiligt sind. Diese müßten sich alle an den großen Ausstellungsorganisator Hans Peter Riegel erinnern Können.

4. Was sagt der langjährige Weggefährte und Freund von Immendorff Markus Lüpertz zu Herrn Riegel? Man sollte auch dringend Imi Knöbel, Albert Oehlen und Georg Baselitz befragen.

Mit einem Generalangriff versuchte schon 2009 der Kunsthistoriker Beat Wyss in einem Essay das Ansehendes Künstlers Joseph Beuys zu beschmutzen. Hinter seiner intellektuellen Fassade fragt Beat Wyss, so konnte man in der FAZ lesen, ob Beuys „paramilitärisches“ Auftreten mit Springerstiefel und Fliegerjacke seine Jüngerbildung und sein Mythosbegriff nicht seltsame Kontinuitäten zum Dritten Reich pflegten.

Auch Kritiker, die nicht so weit gehen, befragen seine Vergangenheit neu: Oft hatte Beuys erzählt, Tataren hätten ihn im Zweiten Weltkrieg beim Abschluss seines Jagdflugzeuges sein Leben gerettet, in dem sie ihn in Filz und Fett wickelten, daher sein Interesse an diesen Materialien.

Hat, fragen die „Kritiker“, Beuys je über diejenigen gesprochen, die er als Wehrmacht-Soldat vor seinem Abschuss tötete; entschärfte die Geschichte von Filz und Fett nicht ein politisches Verbrechen, an dem Beuys beteiligt war, zum tröstlichen, allgemein menschlichen Mythos?

Als erstes müssen wir uns hier fragen, ob diese „Kritiker“ noch alle Tassen im Schrank haben. Oder wir könnten uns auch fragen, wie dummdreist oder besoffen muss man sein, um so einen Unsinn zu verbreiten. Dass die Verunglimpfung aller Deutschen, die in der Wehrmacht gedient haben, in Deutschland zum Standard geworden ist, brauche ich hier nicht weiter ausführen.

Dass man aber nun eine weltbekannte Persönlichkeit wie Joseph Beuys zur Zielscheibe machen kann, um damit Medienaufmerksamkeit zu erlangen, ist mehr als schändlich. Vielleicht verkauft der Führer jener Kritiker, Beat Wyss, nicht mehr genug Bücher („Die Wiederkehr des Neuen“, „der Wille zur Kunst“ und auch „Trauer der Vollendung“), dass er nun zu derartigen obskuren Mitteln greifen muss, um sich ins Gespräch zu bringen. An dieser Stelle kann man einfach nur noch sarkastisch werden.

Das ganze Theater erinnert uns an die Aufregung um Günther Grass, als 2006 „vermeintlich“ heraus kam, dass er nicht nur Soldat war, sondern als 17-jähriger zur 10. SS Panzerdivision Frundsberg einberufen wurde.  Wie wir uns erinnern, war das auch ein schönes Medienspektakel, ungeachtet der Tatsache, dass diese militärische Karriere schon nach 6 Monaten beendet war.

Aber zurück zu Beuys, vielleicht ist Beat Wyss einfach nur die Fantasie durchgegangen, nach dem Motto, eins und eins ist zwei. Schließlich haben Joseph Beuys und Günther Grass an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und beide auch noch Bildhauerei. Wenn das mal keine Parallele ist. Oder zumindest ein Anfangsverdacht, dürfte sich Wyss gedacht haben. Und dass die großen alten Männer der deutschen Kulturgeschichte selbstverständlich Nazis waren, versteht sich für die Generation der Nachgeborenen sozusagen von selbst.

Der ehemalige Sekretär von Joseph Beuys, Heiner Bastian reagierte empört auf Wyss; die Fliegerweste, so argumentieren gleich mehrere Verteidiger sei in Wahrheit eine Anglerweste gewesen, die nur entfernt wie eine Fliegerweste aussehe. Im Gegensatz zu Günther Grass kann sich der Verstorbene Joseph Beuys nicht mehr persönlich gegen derartige Verunglimpfungen zur Wehr setzen.

Gottfried Böhmer ist seit 1997 künstlerischer Leiter und Kurator der Gesellschaft Freunde der Künste. Er hat unzählige Ausstellungsprojekte und Kulturfestivals für die Gesellschaft geplant, organisiert und durchgeführt. Diese 16-jährige Tätigkeit ist lückenlos dokumentiert.

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12.05.2021 Unklare Grenzen, Interpretationen

GFDK Reden ist Silber - Carsten Reinhold Schulz

Ein weiterer Artikel von uns über Hans-Peter Riegel von uns, der am 23. Mai 2013 erschien.

Es macht offensichtlich keinen Sinn, bei den historisch genannten Findungen Hans Peter Riegels in seinem neuen Beuys-Buch, über einzelne Aspekte im Lebenslauf von Joseph Beuys, wie seine sowieso nie im Unklaren gewesene Nähe zur Anthroposophie oder das Fehlen (sic!) einer Matura zu debattieren. Wir wollen da nicht, wie in Interviews zum Thema hinlänglich bezeugt, alles in einfachster Manier vermengen ...

Zu den Gesetzmäßigkeiten im Leben berühmter Persönlichkeiten gehört es, dass irgendwann, quasi wissenschaftlich arbeitende Gutmenschen auftauchen, die mit Methode vom öffentlichen Niedergang eben dieser Persönlichkeit profitieren wollen.

Herr Riegel ist wohl ebendort ein Künstler, der seine großen Zeiten als Texter und Unternehmensberater, u.a. für die Werbe- und Entertainmentbranche in den 80er und 90er Jahren wohl hinter sich hat. Gelernt ist jedoch gelernt.

Ungebremste Rache?

Die Seitenhiebe auf Eva Beuys-Wurms und ihre vom Autor explizit negativ herausgestellte Deutungshoheit machen nicht nur klar, dass Herr Riegel auf vielen Ebenen gut informiert scheint, sondern auch eine bewusst aggressive, möglicherweise sehr persönlich motivierte Zerstörungsabsicht, in diesem Fall schlecht verdeckt, warum auch immer, mit sich herum trägt.

Jene, in Interviews stets besonders kenntlich gemachte Wissenschaftlichkeit in der Buch-Recherche erweckt zeitig den hohlen Klang einer unangreifbaren und damit ungebremsten Rache.

Das wäre als Motiv zumindest emotionaler einzustufen als profanes finanzielles Kalkül, eines sich besonders gerne am, bereits als besonders kontrastreich einzustufenden, persönlichen Leben von Künstlern wie Immendorf und Beuys erregenden Autors.

Aber selbst das ist als schlichte Methode der Yellow-Press hinlänglich bekannt und für jeden gesunden Menschenverstand so zu bewerten.

Den Beuys Raum ausfegen

Autoren wie Riegel und die immer neue Opfer benötigende investigative Presse vergessen, dass des Autors akribische Recherche zu Schlussfolgerungen führt, die widerum beliebte aktuelle Klischees und Ressentiments gegen Künstler im Allgemeinen und Beuys im Besondern bedienen.

Mit dem Besen der Investigation fegt Herr Riegel den Raum Beuys aus – aber der aufgewirbelte Staub zeigt eigentlich nur, wie nebulös Arbeit, Leben und Werk von Beuys in der Öffentlichkeit diskutiert worden ist und wie miserabel eine mit Veränderungsabsicht angetretene Kunstform in unserer Demokratie verortet wird. Da ist eine persönliche Demontage immer leichter zu bewerkstelligen, als der Versuch von Kunsthistorikern Werk, Leben und Material in sensibler Weise zu beleuchten und für alle verständlich zu machen.

Der offene Weg Beuys

Joseph Beuys war offenbar zu Lebzeiten als Mensch und als Künstler zu einer sehr besonderen Reise aufgebrochen, die Herr Staeck kürzlich in einem Interview mit „sehr offen für Alles“ beschrieb.

Eine solche, auf das Leben neugierige Haltung, die eine zutiefst künstlerische ist,  passt denkbar schlecht in den gegenwärtigen gleichmachenden Kanon von Gut und Böse und war von jeher angreifbar. Sie entspricht einer mutigen aber diffizilen Haltung mit Ecken, Kanten, Reibung, Regung – Dinge, die von vielen beklagt, in unserer Gesellschaft schmerzlich vermisst werden.

Heute steht man, gerade wenn es etwas zu verkaufen gilt, offenbar besser auf der Seite der etwas einfacher strukturierten, geglätteten Ansichten, wie eben die Herrn Riegels. Da passen Besonderheiten, menschliche Veränderungsabsichten, Theorien, künstlerische Wagnisse, politische Visionen, Experimentelles (wie die Anthroposophie) und der Anspruch auf eine eigene existentielle Wahrheit offenbar nicht mehr dazu.

Das reaktionäre Weltbild H.P. Riegels


Die Politik Frau Merkels verdeutlicht mit ihrer Attitüde einer politisch einseitig orientierten Sachgebietsleitung auch die kulturelle Lage in Deutschland.

Ins gleiche, kulturell gleichgeschaltete, Horn bläst nun der Autor Riegel.

Seit wann aber geht es im Leben eines Künstlers um demokratische Weltanschauung oder die richtige Gesinnung? Seit wann soll ein Künstler ein anständiges oder nur ein korrektes Leben führen? Um nach dem Tod nicht angreifbar zu sein? Und wer bestimmt das? Vielleicht Herr Riegel?

Er versucht es offenbar und das ist – immer noch – das Gegenteil einer freiheitlichen Weltanschauung.

Wir erleben im Wirken Herrn Briegels ein klassisches Stück reaktionärer Politik in der Fortsetzung eines alten Titels der Bildzeitung über eine Aktion von Joseph Beuys:

„Der Professor lag der Länge nach in Margarine.“

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11.05.2021 Ohne Rücksicht auf Verluste

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Mit großem Interesse habe ich am Wochenende das neue Sachbuch von Mats Schönauer und Moritz Tschermak mit dem Titel „Ohne Rücksicht auf Verluste - Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet“ gelesen.

Denn als ehemaliger BILD-Reporter interessiert es mich schon, was über meinen ehemaligen Arbeitgeber so berichtet wird.

Schönauer und Tschermak, zwei Journalisten, beobachten und analysieren das Boulevard-Blatt seit nunmehr zehn Jahren, sagen sie.

Ihr Fazit: Unter dem nicht mehr ganz neuen Chef Julian Reichelt sei BILD noch brutaler, noch menschenverachtender, noch populistischer geworden.

Anhand ihrer Recherchen beschreiben die Autoren, wie die Zeitung angeblich Ängste schüre, Kampagnen fahre, demokratische Institutionen untergrabe und der AfD geholfen habe, in den Bundestag einzuziehen.

Nun, von all diesen Dingen habe ich während meiner Zeit bei BILD nichts mitbekommen. Ich fand die Arbeit spannend, die Entlohnung war übertariflich gut, und ich bin auch von meinen Vorgesetzten nie unangemessen behandelt worden, so wie es dem heutigen Chefredakteur Reichelt jüngst vorgeworfen wurde.

Ganz im Gegenteil. Ich habe sehr viel lernen dürfen, was journalistisches Handwerk angeht. Auch die Behauptung, BILD sei das mächtigste Medium des Landes, möchte ich in Zweifel stellen.

Ein Boulevard-Blatt ist, was es ist: ein Boulevard-Blatt eben. Laut, bunt, tendenziös unausgewogen, aber immer wieder neu und unterhaltsam.

(Im Vergleich zu angelsächsischen Boulevard-Blättern liest sich BILD übrigens wie eine Kirchenzeitung.) Und überhaupt, niemand wird gezwungen, BILD zu lesen.

Ich fand die 334 Seiten von „Ohne Rücksicht auf Verluste - Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet“, für 18 Euro bei Kiepenheuer & Witsch (www.kiwi-verlag.de), in der Tat kurzweilig zu lesen; nichtsdestotrotz zweifle ich an, dass die BILD, so wie es der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff immer noch behauptet, ein rückfälliger Triebtäter sei.

(Wallraff machte einst Schlagzeilen mit seinem Buch „Der Aufmacher - Der Mann, der bei BILD Hans Esser war.“) Die Zeiten haben sich geändert. Und das ist gut so. 

Sönke C. Weiss

"Viele Journalisten halten die Meinung des Andersdenkenden für Gift und ihre eigene Haltung für ein Heiligtum. Innerhalb und zwischen den Blättern werden Glaubenskriege geführt, die die Polarisierung der Gesellschaft nicht widerspiegeln, sondern verschärfen. Die knappste Ressource im deutschen Journalismus der Gegenwart ist die Nachdenklichkeit". Gabor Steingart

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04.05.2021 Die Demokratie-Vernichter

GFDK - Reden ist Silber

Was ist passiert: Hans-Georg Maaßen wurde in Suhl am Freitagabend mit 86 Prozent der Stimmen bei einem Gegenkandidaten von den Delegierten von vier CDU-Kreisverbänden gewählt. Damit tritt Maaßen für die CDU als Bundestagskandidat an, was den Linken, den Grünen, der SPD und sogar der eigenen Partei stinkt.

Der ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz ist einer der radikalsten Kritiker der sogenannten Merkel-CDU. Seine Auseinandersetzung mit Angela Merkel wegen deren Früchtlingspolitik haben wir noch gut in Erinnerung. 

Aber erst als er in einem Interview Zweifel an „Hetzjagden“ in Chemnitz äußerte und damit der Kanzlerin öffentlich widersprach, mußte er zurücktreten, oder besser gesagt er wurde in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Die Demokratie-Vernichter heulen auf

Seine Nominierung wurde von den Demokratie-Verbesserern, oder besser gesagt von den Demokratie-Vernichtern, umgehend zerrissen und medial abgestraft.

Grüne, SPD und Linke kritisieren die Nominierung von Hans-Georg Maaßen als CDU-Bundestagskandidaten in Südthüringen. Die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler und Laschet vertraute, springt vor Aufregung in ihrem Käfig herum.

Die 40-Jährige twitterte am Freitagabend in Richtung der 37 CDU-Mitglieder, die Maaßen gewählt hatten: „Ihr habt echt den Knall nicht gehört! Wie kann man so irre sein und die christdemokratischen Werte mal eben über Bord schmeißen?

Die aus Thüringen stammende Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, schrieb auf Twitter: „Mit #Maaßen öffnet die CDU ihre Türen nach rechts.“

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, bezeichnete Maaßen als „Ideologen und Hetzer“. Mit der Nominierung überschreite die CDU eine Grenze nach rechts außen, schrieb Schneider, der Thüringer ist, auf Twitter.

Die Linke-Bundesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow sagte den Funke-Zeitungen: „Die Brandmauer nach rechts ist weg.“ Die demokratischen Parteien diesseits der Union sollten jetzt alles tun, um zu verhindern, dass ein Maaßen im nächsten Bundestag sitzt.“

Nun was soll man dazu sagen? So wie es aussieht, halten die Lupenreinen Demokraten einfach nichts von freien Entscheidungen von Pateimitgliedern, wenn diese nicht mit ihrer Gesinnung übereinstimmt.

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