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Reden ist silber...Schreiben ist gold

07.03.2013 Das erreichen, einer greifbaren Wirklichkeit

GFDK - Georg Wilhelm von Fürstenberg

Heute in einen Zeit, in der wir mit vielen Irrtümern, des menschlichen Geistes gebrochen haben, gibt es trotz der allgemeinen Aufklärung, doch noch viele, tabuisierte Grauzonen unseres Lebens. Da wir, wider unsere realen Wahrnehmung, alter und falscher Ethik verpflichtet sind.

Unsere Sicht der Dinge, auf die Liebe, ist gezeichnet von Vorstellungen einer Zeit, in der Liebe, den Lebensumständen entsprechend verklärt wurde, als die einzige Möglichkeit, eines Glücks von Mann und Frau.

Die Frau hatte die Pflicht, den Mann „glücklich“ zu machen, der Mann hingegen, die Pflicht, die Familie zu versorgen. Sehr vereinfacht formuliert, die Ehe als überlebenswichtige Versorgungsgemeinschaft zur Zeit, des aufkommenden Christentums und des frühen Mittelalters.

Gefühle spielten bis in das frühe Mittelalter, eine untergeordnete Rolle. Ehen wurden nach Notwendigkeiten geschlossen. Die Aufgabe der Anbahnung der Versorgungsgemeinschaft, wurde von den Eltern übernommen. Bis ins 20 Jahrhundert eine globale Praxis, auch unabhängig von der Religion betrachtet. Natürlich machten die Religionen ihren Einfluss geltend, trotzdem wurde nach Stand und Dünkel verheiratet. Die Religion, ins besondere das Christentum, schuf wiederum ein Konzept der besitzergreifenden, einengenden Liebe. In einer unglücklichen Symbiose von christlichen Ethik und Romantik des Mittelalters entstand so, eine eher unreine Liebe.

Im Mittelalter, mit dem Anfang der Romantisierung vieler Lebenswelten, da kam die gefühlsbetonte Liebe wirklich ins Spiel. Legenden, Geschichten, Minnesang, Alles wurde mit viel lieblichen Gefühl betont.

Natürlich gab es Gefühle schon immer, doch wirklich verherrlicht wurde sie erst durch die Boten der Liebe, den Minnesängern und Schreibern. Sie brachten die Romantik der Gefühle unter das Volk. Die vom Christentum favorisierte Form der Ehe und Einzelbeziehungen bekam eine perfekte Ausdrucksform.Der Mensch will glauben, was er fühlt. Eines unser bedeutendsten Lebensprinzipien, die Empathie, wurde plötzlich öffentlich und schön.

Insbesondere im christlich, dominierten Europa passten Einehe und Liebe wunderbar zusammen. Also tat der Mensch, was er immer gerne tut. Er glaubte, dieses mal an die Liebe. Als genormtes Schema, mit christlichen Rahmen. Zweisamkeit und Treu. Zwar frönte der Mensch weiter zügellos, der Lust und der Leidenschaft. Doch Lust und Leidenschaft wurde auch zum Fanal der Verwerflichkeit, wenn man die Lust und Leidenschaft mit Anderen, als dem eigenen Partner teilte.

Das war der Grundstein unserer heute noch dominierenden Sicht der Liebe. Die oft, so wunderschön und romantisch illustriert wird, doch uns auch so viele unendliche Sorgen bereitet. Heute in einer Gesellschaft, die so anders funktioniert, wie vor vielen Jahrhunderten. Schon in der Renaissance, die auch der Vorreiter für die humanistischen Aufklärung war, suchte man nach Erweiterungsmöglichkeiten für das Konzept der Liebe.

Antiken Philosophen wurden gerne zu Rate gezogen, durch das Studium und die Auslegung ihrer Schriften. Platon formuliert in der Liebe ein Streben, das stets vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Vereinzelten zum Umfassenden führen sollte. Der grundsätzlichen platonischen Theorie zufolge, waren die Liebenden Philosophen oder musste zu Philosophen werden und als solche, auf eine von Platon beschriebene Weise mit der Liebe umgehen.

Im Sinne Platons wählen die Liebenden bewusst einen philosophischen Weg, der sie zu immer höheren Ebenen der Erkenntnis führen sollte. Plato unterwirft das Lustprinzip der Erotik im Lauf eines Erkenntnisprozesses, einer gestuften Minimierung, um es den Liebenden zu ermöglichen, sich auf immer umfassendere, allgemeinere, höherrangige und daher lohnendere Objekte zu konzentrieren.

Das erreichen, einer greifbaren Wirklichkeit, die Platon als das Schöne an sich bestimmt, ist das würdigste Objekt, das es zu erreichen galt. Das erreichen dieser Stufe, der Erkenntnis ist das Ende, des Strebens der Liebenden, nach der Lehre vollkommener Erkenntnis. Plato an sich definierte die Liebe, eher als geschlechtsloses, allumfassendes Konzept das nicht die Göttlichkeit anstrebte, sondern das menschlich machbare.

Keineswegs sollte die Liebe so vollkommene sein, das sie völlig vergeistigt würde. So wie es die modernen Philosophen interpretieren mochten. Das auf Plato beruhende Konzept der platonischen Liebe, war also ein Missverständnis der moderneren Philosophen. Diese wollten die reine, wahre Liebe ohne des Fleisches Lust. Als kleines exemplarisches und prominentes Beispiel möge heute noch Johann Wolfgang von Goethe und Henriette von Stein genannt sein. Gerne als sich rein platonisches Liebespaar der Zeitgeschichte dargestellt.

War es wohl eher der mangeln an Gelegenheit, der die Keuschheit nötigte, als den der Mangel an Lust. Dem angeregten Schriftverkehr von über 1700 Briefen, ist zum Beispiel zu entnehmen, das Goethe die Dame höflichst gebeten hat, sie möge ihm doch getragene Schuhe zusenden. Nach Möglichkeit häufig getragene. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, was der Herr Dichter mit diesen Schuhwerk wohl anzustellen beabsichtigte.

Heute in unserer Zeit, wissen wir, was Pheromone sind. Goethe wusste das nicht, doch um sich an ihnen zu berauschen, musste er das auch nicht wissen. Dazu sind unsere, heute etwas entzauberten Sinne da, diese wissen was zu tun ist. Denn letztlich, wollen wir unseren Dichterfürsten nicht unterstellen, das er sie tragen wollte.

Viel mehr Sinn macht es, das Verständnis der platonischen Liebe, als Weg über die erotischen Gefühle, hin zu höheren geistigen Ebenen zu sehen, die uns eine tiefe, geistige Liebe zu allen Menschen ermöglicht, die unserer Empathie stärkt und das Zusammenleben schöner und friedvoller macht. Er befreite als erster Philosoph die Liebe von Zwängen jeder Art. Platos Bild von der Liebes, würde man heute wohl, modern als Ganzheitlich bezeichnen.

So gesehen, war Plato der erste Hippi.

Blasphemous Jaw

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27.02.2013 Tatsachen und Beweismittel

GFDK - RA Heinrich Schmitz

In einem Interview mit der "Kölnischen Rundschau" im letzten Jahr habe ich folgenden Satz gesagt:

"Für das Richteramt fehlte mir der dafür notwendige Glaube, dass man die Wahrheit erkennen könne."

Ein Satz, der mir, obwohl er nur als Erklärung dafür gegeben wurde, warum ich mich schon lange vor dem zweiten Staatsexamen für eine Verteidiger- und gegen eine Richterlaufbahn entschieden hatte, einige Kritik von Richtern einbrachte, der aber trotzdem richtig war.

Mein Ding ist der Zweifel, nicht die Gewissheit. Und ich verrate Ihnen auch warum.

Die Strafprozessordnung erweckt in § 244 Abs. 2 StPO zunächst tatsächlich den Eindruck, die Wahrheit ließe sich ermitteln:

"Das Gericht hat zur Erforschung der Wahrheit die Beweisaufnahme von Amts wegen auf alle Tatsachen und Beweismittel zu erstrecken, die für die Entscheidung von Bedeutung sind."

Das Gesetz definiert selbst aber nicht, was diese Wahrheit denn nun sein soll, deren Erforschung es dem armen Richter auferlegt. Selbst Richter sehen ein, dass in der Hauptverhandlung eines Strafverfahrens nicht die "reine" Wahrheit, also eine objektive Wahrheit, ermittelt werden kann. Deshalb müssen sie sich wohl oder übel mit deren kleinen, hässlichen Schwester, der sogenannten "prozessualen Wahrheit" begnügen.

Das macht insofern auch Sinn, als ein Strafverfahren keine philosophische Veranstaltung ist, sondern einem durch die Anklage klar definierten Ziel dient, herauszufinden, ob die Straftat, die dem Angeklagten vorgeworfen wird, tatsächlich stattgefunden hat. Das klingt ja schon mal einfacher als die Suche nach der reinen Wahrheit - ist es aber auch nicht.

Eine geradezu philosophische Bewertung der Problematik hatte bereits das Reichsgericht im Jahre 1885 - wenn auch in einer Zivilsache - zum besten gegeben, als es erkannte,

»Vermöge der Beschränkung der Mittel menschlichen Erkennens kann niemand (selbst im Falle eigener unmittelbarer Anschauung eines Vorganges) zu einem absolut sicheren Wissen von der Existenz eines Tatbestandes gelangen. Abstrakte Möglichkeiten der Nichtexistenz sind immer denkbar. Wer die Schranken des menschlichen Erkennens erfasst hat, wird nie annehmen, dass er in dem Sinne zweifellos von der Existenz eines Vorganges überzeugt sein dürfe, dass ein Irrtum absolut ausgeschlossen wäre.« (RGZ 15, 338 (339))

Ein Satz, den man am besten vor jedem Prozesstag laut vorlesen sollte, um die entscheidenden Menschen an die Fehlbarkeit des Erkennens zu erinnern. Nur so, sicherheitshalber.

Es gibt nicht nur Ärzte, die als "Halbgötter in Weiß" glauben, immer alles richtig zu machen, es gibt leider auch die schwarzen Päpste, die allen ernstes meinen, unfehlbare Überzeugungen zu haben.

Da das Ziel des Strafverfahrens , die Entscheidung über Schuld oder Unschuld des Angeklagten, also nicht über eine objektive Erkenntnis führen kann, muss das Gericht sich mit Hilfe der zulässigen Beweismittel auf einen steinigen Weg machen, die Grundlagen für seine Entscheidung aus der Hauptverhandlung zu erarbeiten - oder sollte man doch besser sagen zu gewinnen ?

Die Beweismittel, also das, was die Staatsanwaltschaft so zusammengetragen hat , um die Anklage zu einer Verurteilung werden zu lassen, sind der Dreh- und Angelpunkt der Hauptverhandlung. Leider sind auch diese selbst mit diversen zwangsläufigen Fehlerquellen behaftet.

Da gibt es einmal die Fehlerquellen im Beweismittel selbst und dann die Fehlerquellen bei der richterlichen Bewertung dieser Beweismittel.

Die größte Fehlerquelle ist dabei natürlich wie immer der Mensch als Zeuge.

So ein Zeuge, also jemand der eine eigene Wahrnehmung "bekunden" soll, um dem Gericht zu einer richtigen Entscheidung zu verhelfen, wird vor seiner Aussage erst einmal belehrt. In § 57 StPO steht drin, was Inhalt dieser Belehrung sein muss:

"Vor der Vernehmung werden die Zeugen zur Wahrheit ermahnt und über die strafrechtlichen Folgen einer unrichtigen oder unvollständigen Aussage belehrt. Auf die Möglichkeit der Vereidigung werden sie hingewiesen. Im Fall der Vereidigung sind sie über die Bedeutung des Eides und darüber zu belehren, dass der Eid mit oder ohne religiöse Beteuerung geleistet werden kann. "

Naja, das mit der Wahrheit kennen wir ja nun schon, die kennt der Zeuge sowenig wie sonst jemand, er soll halt nur nicht lügen, nichts weglassen und nichts hinzufügen.

Name ,Vorname und Alter dürfte in den meisten Fällen halbwegs unproblematisch sein, obwohl viele Zeugen da manchmal plötzlich ins Rechnen kommen oder manche Damen verschämt fragen, ob sie die Frage nach dem Alter wirklich beantworten müssen. Diese Fragen dienen aber auch mehr der Identifikation des Zeugen, als der Rekonstruktion dessen, was denn so passiert sein soll. Die Fragen nach einer verwandtschaftlichen Beziehung zum Angeklagten dient der Feststellung von eventuellen Zeugnisverweigerungsrechten des Zeugen über die dieser ebenfalls zu belehren ist.

Und dann geht es los. Der Zeuge soll dem Gericht nach Möglichkeit zunächst einmal eine zusammenhängende Schilderung dessen geben, was er selbst wahrgenommen hat.

Das scheitert oft aus den unterschiedlichsten Gründen. Es gab z.B. einmal einen Amtsrichter, der die Aussage der Zeugen dadurch in einen Zusammenhang brachte, dass er ihnen nach der Belehrung erzählte, was sie seiner Meinung nach so wahrgenommen hatten, und dann am Ende seines zusammenhängenden Vortrags lediglich sagte, " das war doch so, oder ?" - meistens wurde das dann bestätigt. Die Zeugen freuten sich, so eine schöne, schlüssige , zusammenhängende Aussage gemacht zu haben.

Es gibt auch Zeugen, die noch nie im Leben irgendetwas im Zusammenhang frei erzählt haben und sich in der Schule schon nicht trauten aufzuzeigen oder mal ein Referat zu halten. Manche Zeugen schlottern geradezu vor Angst oder Aufregung und sind dankbar dafür, dass ihnen jemand die Worte in den Mund legt, welche ist dann auch schon völlig egal, Hauptsache sie sind schnell wieder raus aus dem Gerichtssaal. Bei Hauptverhandlungen ohne Verteidiger ist das hoch problematisch, weil natürlich durch eine derartig "angeleitete" Aussage recht stromlinienförmig zum Urteil führt.

Ist ein Verteidiger eingebunden, dessen offizielles Fragerecht erst nach dem Richter und dem Staatsanwalt beginnt, können manche dieser "Aussagen" immerhin wieder korrigiert werden. Mancher Zeuge traut sich dann aber einfach auch nicht einzugestehen, dass er vorher bullshit erzählt hat. Zeugen möchten, wie jeder andere auch, erst mal gut dastehen und viele wollen auch die vermeintlichen Erwartungen des Gerichts bedienen. Das bedeutet gar nicht, dass sie bewusst lügen. Aber auch das gibt es reichlich. Die meisten Menschen sind, was ihre eigenen Wahrnehmungen angeht, gar nicht in der Lage zu differenzieren, was sie wirklich selbst wahrgenommen haben und was Rückschlüsse oder Bewertungen sind.

Das menschliche Gehirn hat die im Alltag ganz praktische Angewohnheit, wahrgenommene Sachverhalte logisch zu ergänzen. Der Stürmer fällt, also muss er wohl gefoult worden sein, und wenn es der Stürmer der eigenen Mannschaft ist, schreit man Foul, Elfmeter, auch wenn man das Foul jedenfalls mit seinen Augen gar nicht sehen konnte. Sie glauben gar nicht, wie oft bei einer konkreten Nachfrage die Antwort kommt, " also, wenn Sie jetzt so ( ein Zeuge ergänzte "brutal" ) nachfragen, nein, gesehen habe ich das nicht, aber dass muss ja so gewesen sein". Muss es natürlich nicht.

Hinzu kommt, dass eine Hauptverhandlung häufig erst sehr lange nach einem Vorfall stattfindet. Wissen sie noch genau, was sie vor einem oder zwei Jahren gesehen oder gehört haben ? Wenn Sie jetzt ja sagen, möchte ich Sie zur Vorsicht anhalten. Auch hier spielt uns unser Gehirn manchen Streich, indem es Erinnerungslücken mit einer autofill-Funktion selbsttätig schließt.

Erinnern ist kein Abrufen von Daten, die auf irgendeiner Hirnfestplatte gespeichert sind, es ist jedes mal ein aktiver, kreativer Vorgang, bei dem das Gehirn aus verschiedenen Teilerinnerungen einen neuen Film zusammenstellt. Deshalb sind Jäger- und Anglerlatein - außer bei den bekannten Aufschneidern - selten bewusste Lügen, sondern subjektiv wahrheitsgemäße Aussagen über eine Jagdbeute, die halt in der Erinnerung immer weiter wächst.

Das Gehirn selektiert schon bei der Wahrnehmung und es selektiert bei dem was behaltenswert erscheint. Die imaginäre - und eigentlich gar nicht vorhandene - Festplatte im Gehirn wird sozusagen zuverlässig von temporären Dateien befreit. Es nützt auch nichts, wenn manche Richter die Zeugen dazu auffordern, ihre Erinnerung gehörig anzustrengen, es schadet sogar. Der Zeuge, der gerade noch wahrheitsgemäß gesagt hat, "weiss ich nich'", steht plötzlich unter einem massiven Erwartungsdruck. Sein Gehirn, dass schließlich für ihn arbeitet und nicht für die Justiz, löst dieses Problem pragmatisch, indem es ihm flink eine Erinnerung liefert, die ihm gerade angemessen erscheint.

Am Ende steht dann so oder so eine Zeugenaussage, deren Beweiswert der Richter zu beurteilen hat. Richtig spannend wird es natürlich, wenn mehrere Zeugen ihre Aussagen machen und jeder etwas anderes erzählt. Das ist weder selten noch verwunderlich, weil eben jeder Mensch seine sehr unterschiedliche Wahrnehmung und auch sehr unterschiedliche Erinnerungen hat.

Es kommt eben immer auf die Perspektive an. Zeugen, die den Angeklagten liebend gerne im Knast sehen wollen, nehmen geradezu zwangsläufig diesem negative Dinge wahr, Zeugen, die dem Angeklagten nahestehen, haben manches Negative entweder gar nicht wahrgenommen oder in ihrer Erinnerung ausgeblendet. Oder beide Gruppen von Zeugen lügen, dass sich die Balken biegen. That's life.

Und jetzt muss der Richter oder auch mehrere sich eine Überzeugung bilden. Nur weil sich die Zeugenaussagen widersprechen, muss er die Flinte noch nicht ins Korn werfen.

Erst einmal macht er sich Gedanken über die Glaubwürdigkeit der einzelnen Zeugen, wobei Zufallszeugen, die in keinerlei Beziehung zum Angeklagten oder zum eventuellen Opfer, grundsätzlich als neutral und deshalb besonders glaubwürdig angesehen werden. Kann stimmen , muss aber nicht.

Auch Polizeibeamte genießen einen gewissen Glaubwürdigkeitsvorschuss. Die Frage, warum sollte der Polizeibeamte denn etwas Falsches sagen, beantworte ich gerne mit der Gegenfrage, warum denn nicht ? Selbst wenn es keinen konkreten Hinweis darauf gibt, bedeutet das ja nicht, dass es nicht so ist.

Und dass ein Polizist als Zeuge ja gar kein Interesse an der Verurteilung eines Angeklagten hat, kann man so auch nicht sagen. Ich hatte vor kurzem einen Polizeibeamten als Zeugen, der sich seit Jahren in den Kopf gesetzt hatte, der Angeklagte sei ein Brandstifter und der bei fast jedem Brand in einer bestimmten Ortschaft gegen Angeklagten ermittelte, und zwar nur gegen Angeklagten.

Auf meine Frage, wie er denn darauf komme, dass mein Mandant ein Brandstifter sei, kam die für einen Polizisten erstaunliche Antwort, "das weiß doch jeder !". Auf Nachfrage, wer denn jeder sei, ob er mir ein paar Namen dieses "Jedermanns" nennen könne, musste er dann einräumen, jeder sei er. Dass dieser Zeuge, der ausweislich der Aussagen von Kollegen seine Meinung auch über den Flurfunk gestreut hatte, kaum als besonders glaubwürdig anzusehen war, liegt auf der Hand.

Bei der ersten Vernehmung des Angeklagten hatte dieser Zeuge dem Angeklagten schon gesagt - und glücklicherweise protokolliert - "Ihnen glaubt hier niemand". Meine Frage , wer dieser Niemand denn sei, antwortete er in erfrischender Einfalt, " Ich bin Niemand", was ich ihm gerne bestätigt habe. Solche Zeugen kennt jeder Verteidiger, nicht immer kommt man ihnen so leicht auf die Schliche.

Der Richter "sortiert" sich also die Zeugen nach Glaubwürdigkeit und guckt dann mal , was so übrig bleibt. Die Kriterien sind kaum überprüfbar, die Begründungen für und wider die Glaubwürdigkeit austauschbar. Da die Beurteilung von Beweismitteln laut Rechtsprechung die "ureigenste Aufgabe" des Richters ist, gesteht sich auch selten mal ein Richter ein, dass es vielleicht hilfreich sein könnte, ein aussagepsychologisches Gutachten einzuholen. Schade eigentlich, obwohl auch diese Gutachten natürlich keine Gewissheit bringen, aber manchmal wenigstens ein paar bedenkenswerte Argumente.

Dass das ganze noch spekulativer wird, wenn die Zeugen gar keine unmittelbaren Tatzeugen, sondern nur Puzzleteile in einem Indizienprozess sind, versteht sich von selbst. Da gibt es dann oft Indizienketten, die an keinem Hals hängen blieben, wenn sie Perlenketten wären.

Ja,werden Sie als aufmerksamer Prozessbeobachter anmerken, es gibt aber doch den Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten". Ja , gibt es. Dummerweise setzt der aber voraus, dass der Richter überhaupt Zweifel hat. Und dann reichen nicht nur "theoretische" Zweifel, sondern es müssen "vernünftige" Zweifel sein. Oft genug wird dann ein Zweifel auf den Vornamen "Theoretisch" getauft, was ist schon vernünftig und was nicht ? Und wenn ein Richter unbedingt gerne verurteilen möchte, hat er noch ein ganz tolles Argument gegen aufkommende Zweifel - die "allgemeine Lebenserfahrung".

Wessen Lebenserfahrung das genau sein soll, erfährt man zwar selten, aber so oft man diesen Begriff hört und liest, muss es sie wohl geben. Der Klassiker "Alle Türken lügen vor Gericht" wurde allerdings vom OLG Karlsruhe bereits 1979 als Erfahrungssatz ebenso kassiert, wie vom OLG Köln 1975 die allgemeine Lebenserfahrung, wonach Polizisten niemandem in Gegenwart von anderen an den Haaren ziehen. Solche an den Haaren herbeigezogenen "allgemeinen Lebenserfahrungen" wollten Richter tatsächlich erkannt haben.

An die "freie" Beweiswürdigung eines Gerichtes kommt man in der Revision nur dann ran, wenn sie logische Fehler, also Verstöße gegen Denkgesetze oder Zirkelschlüsse oder ähnliche Schnitzer - wie bei den "allgemeinen Lebenserfahrungen" - enthält. Das kommt dann doch seltener vor, aber es kommt vor.

Andere Beweismittel, die den Eindruck von naturwissenschaftlicher Präzision erwecken, sind leider auch nicht immer viel besser. Klar ist es ein Indiz, wenn an der Tatwaffe DNA-Spuren des Angeklagten gefunden wird, es ist aber kein Beweis für die Täterschaft. Eine Spur beweist immer nur eine Spur, nicht mehr. Wird am Tatort ein Haar des Angeklagten gefunden, dann bedeutet das nicht, dass der Angeklagte am Tatort war, sondern nur, dass ein Haar von ihm an den Tatort gelangt ist.

Das kann auch schon wochenlang da rum liegen oder vom Opfer dorthin getragen worden sein, unter dem Schuh zum Beispiel oder der wirkliche Täter hat es bewusst dort platziert um eine falsche Spur zu legen. Dass keine Spur einer anderen Person am Tatort gefunden wurde, bedeutet eben nicht, dass keine andere Person am Tatort war, sondern nur, dass keine andere Spur gefunden wurde, sei es weil keine Spur da war, sei es weil die Spurensicherung sie nicht gefunden hat, sei es, dass gar nicht gründlich gesucht wurde.

Ein Fingerabdruck an einem Messer sagt nichts darüber aus , wann er auf das Messer gekommen ist oder wo. Vielleicht hat der Verdächtige sich damit auch nur ein Stück Salami abgeschnitten bevor der Täter das Messer dann mit Handschuhen zum Mord benutzt hat. Spurenlesen konnte Winnetou, aber den gab es ja nicht wirklich. Manche Spur führt zur Verurteilung nur, weil dem Gericht die Phantasie für eine alternative Erklärung fehlt oder weil die alternative Erklärung der Verteidigung als "lebensfremd" - das ist der Bruder der "allgemeinen Lebenserfahrung" - verworfen wird.

Der Richter muss sich eine Überzeugung bilden, so oder so. Ich muss das nicht, ich muss nur zweifeln für den Angeklagten, nach Alternativen suchen, kreativ, nicht unbedingt im Dienste der "Wahrheit", aber im Dienste der Gerechtigkeit.

VAT Verlag André Thiele (http://www.vat-mainz.de/)
Carla Berling
Vom Kämpfen und vom Schreiben
Bericht, Mainz 2013
190 Seiten, gebunden inkl. eBook, 19.90 EUR
ISBN 978-3-940884-N.N.
Erscheint am 1.März 2013
http://www.carla-berling.de/?page_id=1115

Lesungen:

05.03.2013: GESCHER
19:30 Uhr
Lesung aus meinen Büchern
Veranstaltung der Gleichstellungsstelle der Stadt Gescher zum Weltfrauentag
Kutschenmuseum, Armlandstraße 48
48712 Gescher
Telefon: Museumsverwaltung 02542 7144
Eintrittskarten sind demnächst zum Preis von 7 Euro erhältlich bei folgenden Vorverkaufsstellen:
IHR Buchladen
Hauskampstr. 21
48712 Gescher
Tel.: 02542 – 917616
Stadtmarketing Gescher
Armlandstr.15
48712 Gescher
Tel.: 02542 – 98011

8.03.2013 Hannoversch Münden
“Temperamentvolle Gemeinheiten – Lesung aus meinen Büchern”
Veranstaltung der Gleichstellungsstelle zum Weltfrauentag
Veranstaltungsort: Sparkassen-Kommunikationszentrum
Kirchplatz 5
34346 Hann. Münden

8.04.2013 Köln
20:00 Uhr: Lesung aus “Vom Kämpfen und vom Schreiben” (Link zum Inhalt) und “Die Rattenfänger” Link zum Inhalt
Buchhandlung Ulrich Klinger Link zur Buchhandlung
Rochusstraße 93
50827 Köln
Eintritt: 8 €

12.04.2013 Barntrup
19:30 Uhr: Ostwestfälische Gemeinheiten
Veranstalter: Antiquariat “Die Bücher-Berg” und Heimatverein Barntrup
Ort: Stadtbücherei Barntrup
Eintritt: 5,00 Euro
Kartenvorverkauf:
Sparkasse Barntrup, Volksbank Barntrup
Infos unter:

19.04. 2013 WIPPERFÜRTH
Lesung: “Wechseljahre – temperamentvolle Gemeinheiten”
Veranstalter: Kath. Familienbildungsstätte
Ort: Haus der Familie
Klosterplatz 2
51668 Wipperfürth
Ansprechpartner: Susanne Schreiner, pädagogische Mitarbeiterin
Mail : SSchreiner@bildungsforum-gladbach.de

26.04.2013 AHRENSBURG
20:00 Uhr Lesung: “Wechseljahre – temperamentvolle Gemeinheiten”
Veranstalter: Gleichstellungsstelle der Stadt Ahrensburg
Manfred Samusch Straße 5
22926 Ahrensburg
Ansprechpartner: Frau Fricke

07.05. 2013 BAD LAASPHE
19:00 Uhr Lesung: “Wechseljahre – temperamentvolle Gemeinheiten”
Veranstalter: Gleichstellungsstelle der Stadt Bad Laasphe
Ort: Haus des Gastes
Wilhelmsplatz 3
57334 Bad Laasphe
Ansprechpartner: Frau Kunold, Tel. 02752 – 909-133

vom 10. Mai bis 7. Juni 2013 sind keine Termine frei

22.06.2013 Köln KD-Schiff
Lesung “Jesses Maria” auf einer Hochzeit – leider nicht öffentlich

19.10. 2013 Wilster
Lesung: “Wechseljahre – temperamentvolle Gemeinheiten”
Stadtbücherei Wilster
Ansprechpartner: Frau Karin Labendowicz
Rathausstr. 4
25554 Wilster

09.10.- 13.10. 2013 FRANKFURT -reserviert für Buchmesse

27.10.2013 reserviert für HUNSTIG

08.11.2013 KÖLN reserviert für Mayersche Buchhandlung

15.11.2013 reserviert für BLANKENHEIM

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21.02.2013 »Internet und digitale Gesellschaft«

GFDK - Bruno Kramm

Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich und Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe trafen sich informell mit Mitgliedern der Enquete-Kommission »Internet und digitale Gesellschaft« des Deutschen Bundestages um ein Resümee für das Bundesinnenministerium zu ziehen, das selten inhaltsleerer ausfiel.

Dazu erklärt Bruno Kramm, Urheberrechtsbeauftragter der Piratenpartei Deutschland:

»Wer hätte das geahnt? Der Bundesinnenminister braucht eine ganze Enquete-Kommission um festzustellen, dass die Digitalisierung alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens betrifft. Wenn er die übergreifende Verbindung von Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz beschwört, muss man sich nicht erst seine Initiativen hinsichtlich Netzsperren, Vorratsdatenspeicherung und Bundestrojaner ins Gedächtnis rufen. Bei ›Netzpolitik als Gesellschaftspolitik‹ geht es ihm nicht um eine freiheitliche Wissensgesellschaft von morgen, sondern um zukünftige Kontroll- und Überwachungsmethoden für Bürger und Inhalte. Den digitalen Wandel hat er leider trotz Enquete nicht verstanden.«

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21.02.2013 Konsumieren wider aller Vernunft

GFDK - Barbara Rapp

Während sich die einen darüber streiten, ob Kunstschaffende sich politisch engagieren müssen oder dürfen, tun es die anderen einfach. Und wenn Konsum als Dogma der so genannten zivilisierten Welt von der Verheißung zum Fluch wird, hat die Künstlerschaft auch das eine oder andere "Wort" dazu bereit.

Schmutzkübelkampagne :: Plattform FreiraumK

Aus einer Handvoll Menschen, die sich kritisch mit der politischen Situation in unserem Land auseinandersetzen, ist in weiterer Folge eine Gruppe von vierzig und mittlerweile mehr als sechzig Kunst- und Kulturschaffenden geworden, die sich öffentlich mit ihrem Namen deklarieren und politische Missstände thematisieren. Mit einer etwas anderen Schmutzkübelkampagne in künstlerischen Ausdrucksformen aller Genres wird vorerst in den Kärntner Landtagswahlkampf gezogen … und später noch viel weiter …

Aktuelle Sonderveranstaltungen im Rahmen der FreiraumK-Schmutzkübelkampagne:
So. 24. Feb. 11 Uhr Villach | EGYD GSTÄTTNER & WERNER SCHNEYDER politsatirisch: "Die Rache der Gutmenschen"
Do. 28. Feb. 18:30 Uhr Klagenfurt | HOW CAN YOU CALL IT HEIMAT mit ROBERT SCHABUS und WERNER KOROSCHITZ uvm.

Konsumieren wider aller Vernunft :: München DE

Entzaubert, verklärt und manipuliert vergeben wir einer Gesellschaft höchstes Gut - die Mündigkeit, welche von sozialer und ökologischer Verantwortung mitgetragen werden sollte. Inwieweit reibt sich Kunst an dem Thema Ernährung?

Ausstellung noch bis 23. Februar 2013
GewinnerInnen des Themenwettbewerbes: Anka Büchler, Giuseppe Fiore, Fabian Fontain, Marcus Günther, Bianca Kennedy, Barbara Rapp, Illian Sagenschneider, Ute Friederike Schernau, Anna Schulz-Pitsch, Jan van Ijken, Carolin Weinert.

Galerie Stephan Stumpf | Schweigerstr. 8 | 81541 München | Deutschland

Weitere Termine in meinem Umfeld, die ich sehr gerne empfehlen darf:

Freitag, 1. März 2013 um 18 Uhr Vernissage JAHRES.WERK | Kunstverein postWERK
Galerie Offenes Atelier D.U.Design, Postgasse 6, 9500 Villach
Ausstellung bis 4. April 2013
 

Ab 12. April 2013 in Villach: MALEN und ZEICHNEN wie die alten Meister - zum ersten Mal veranstaltet der international renommierte Künstler Michael Fuchs ein Seminar für Aquarell und Zeichnung!

BARBARA RAPP . MULTIMEDIAKUNST + KULTURARBEIT

info@barbara-rapp.com . www.barbara-rapp.com

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19.02.2013 Die Welt steht wieder mal am Scheideweg

GFDK - Georg Wilhelm von Fürstenberg

Wir leben heute aus der Sicht, vieler Menschen in unruhigen Zeiten. Politisch brodelt es, auf der Welt. „Frieden ist die Zeit zwischen den Kriegen.“ sagte Albert Einstein mal.

Historisch gesehen hatte Einstein, das Recht der neutralen Betrachtung. Und somit eine völlig korrekte Aussage getroffen. Den es war niemals anders. Eine Phase von mehr als sieben Jahrzehnten Frieden, haben wir geschafft. Natürlich nur im engen Rahmen von Europa gedacht. Global ging es wie immer, in kleineren Kriegen, um Macht, Geld und Religion.

Es hat sich wenig verändert.

 

Doch immerhin, in Europa ein Schritt, in die richtige Richtung. Das könnte Hoffnung machen, denn über 70 Jahre Frieden in Europa, haben auch die Möglichkeit geschaffen, dass Völker sich näher kommen. Nur für ein zentralistisch geführtes Europa, sind auch die europäischen Völker nicht reif.

Einmal sind es, die viele menschliche Aspekte, anderseits die vielen politischen Interessen. Es ist auch nicht zu vergessen, Europa ist noch nicht im Herzen zusammen gewachsen. Eine Sprache einigt Völker, die Sprache ist der Weg der Verständigung. Das haben EU Politiker vergessen. Mag es Dummheit sein oder gut gemeinter Aktionismus. Das EU Projekt ist in wichtigen Teilen gescheitert. Da wo Zentralisierung Sinn gemacht hätte, zählt weiter Kleinstaaterei, da wo regionale Interessen gefördert werden sollten, wird zentralistisch agiert.

Ein gutes Beispiel ist der ehemalige Vielvölkerstaat Jugoslawien. Mitten im Herzen Europas gelegen, scheiterte er nach den Zusammenbruch des Tito Regimes innerhalb kürzester Frist. Jahre langer Krieg der „befreiten“ Völker, war die Folge. Befeuert durch die Politik.

Alle diese oben genannten Aspekte fördern die Unruhe. Auch mit Blick auf den fast als geistesgestört zu betrachtende Kurs gewisser Kreise, in Sachen Multikulti Zuwanderung, gilt. Es wurde falsch gemacht, was falsch zu machen geht. Wieder mit guten Ansinnen, doch unter Vernachlässigung des Faktor Mensch. In Deutschland gut zu beobachten, es regt sich Widerstand. Aber nicht auf Grund latenten Rassismus der durch das Land schleicht, sondern auf Grund des falschen Umganges mit der Thematik durch Politik und die Gruppe, die ich gerne provokant, als intellektuellen Mob bezeichne.

Durch deren Vorgehen und Argumentationen, wird diese Entartung menschlichen Ärgers erst möglich, der Rassismus. Wenn Politik falsch wirkt und in ideologischer Weise und mit dem gehobenen Finger, verordnet und nicht vermittelt, dass erst bringt ein Fass gefüllt mit Problemen und Geduld, erst zum überkochen.

Nur ein Punkt von vielen Punkten, der heute eine ungute Stimmung vermittelt. Nur eine weiteres verstärken von Repressionen und Zentralisierung könnte das aufhalten. Doch es führt bei der heutigen Politikauffassung unweigerlich in eine EU Demokratie Diktatur.

Tabus, wie das Töten von Menschen, die praktisch, gewaltfreien Widerstand leisten sind längst gefallen. Den den „Götter“ Demokraten, die sich heute für unfehlbar halten, stehen längst paramilitärische Einheiten zu Verfügung, die bereit sind für den Einsatz bei Unruhen. Wenn die Macht wankt, weil das Volk aufsteht, sind Alle Mittel recht.

Die sogenannte Demokratie befindet sich am Scheideweg zwischen Diktatur oder Untergang. Sie verliert Ihre Glaubwürdigkeit und zeigt sich, als genau so gescheitert, wie Kommunismus, Sozialismus und Kapitalismus. Aber auch wie, jedes Gesellschaftssystem in der Geschichte. Es sind Ideologien, die immer zum Scheitern verurteilt sind, weil sie Menschen als Humankapital betrachten. Schon das Wort Humankapital, ist aber zutiefst inhuman, in der Aussage.

Welche Wege können wir beschreiten, auf dem Weg nach Utopia?

© Georg Wilhelm von Fürstenberg

Nicht das hier Jemand vermutet, das ist das Ende. Wie oben zu erlesen, das ist nur das Vorwort für weitere Ausführungen. ;) die noch Folgen. Ein weiterführendes Denkprojekt.

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17.02.2013 "Wir ziehen Konsequenzen"

GFDK - Christopher Schroer

Die ARD-Dokumentation über die Arbeitsbedingungen bei Amazon bringe "das Fass zum Überlaufen", schreibt Verleger Christopher Schroer in einem offenen Brief an Jeff Bezos. Darin kündigt er seine Zulieferer- und Kundenkontakte bei Amazon: "Mit sofortiger Wirkung. Ohne Wenn und Aber und mit allen Konsequenzen."

Der Brief von Christopher Schroer, Verlag Die Neue Sachlichkeit in Lindlar, von heute (15. Februar) ist an die Europazentrale von Amazon in Luxembourg adressiert und an Amazon-Chef Jeff Bezos gerichtet.

Wir geben den Brief hier im Wortlaut wieder:

"Heute nehmen wir Abschied, wir kündigen unsere Zulieferer- wie auch Kundenkonten. Mit sofortiger Wirkung. Ohne Wenn und Aber und mit allen Konsequenzen.

Seit Jahren ist es uns als Verlag ein Dorn im Auge, dass Sie an kleine Zulieferer wie uns überzogene Rabattforderungen von 55% stellen. Nein, es muss ja, um mit dem Buchpreisbindungsgesetz konform zu sein, heißen: 50% Rabatt plus 5% Lagerkosten. Dass aber Waren, die nachweislich Durchlaufposten sind, auch ohne Lagerung diese 5% zusätzlichen Kosten verursachen, war uns schon immer unverständlich.

Auch haben wir akzeptiert, dass Sie mit luftigen Buchungstricks bei der Umsatzsteuer Ihren Gewinn maximieren; dass Sie von kleinen Zulieferern verlangen, Rechnungen zu stellen, die dann ins EU-Ausland versandt werden müssen; dass Sie sich vertraglich einen unglaublichen Skontorahmen einräumen lassen. Dass neue, frisch angelieferte Titel in Ihrem eigenen "Marketplace"-Anbieterkonto als Mängelexemplare auftauchen. Und dass Sie Kommissionswaren remittieren, die Sie nicht pfleglich behandelt haben und diese somit vom weiteren Verkauf ausgeschlossen sind.

Dass Sie Ihre Marktmacht gegenüber Ihren "Partnern" rigoros ausnutzen, sollte wohl jedem klar sein: Lebendig erinnern wir uns an Ihre Aktion gegenüber den "Independent Publishers" in Ihrem Heimatland, wo Sie neue Konditionen diktierten. Wer nicht mitzog, der wurde einfach ausgelistet, dessen Bücher waren urplötzlich nicht mehr verfügbar.

Aber, das haben wir hingenommen, zwar nicht ganz freiwillig, denn will ein Kleinverlag von Endkunden wahrgenommen werden, ist es zwangsläufg verpflichtend, bei Ihnen gelistet zu sein. Amazon macht sichtbar, und wer nicht bei Ihnen gelistet ist, der ist bei Endkunden auch nicht "seriös" – oder: Was es bei amazon.de nicht gibt, gibt's nirgends.

Wirtschaftlich trägt sich Ihr Geschäftsmodell für uns nicht. Hat es im übrigens noch nie. Zu überzogen sind Ihre Forderungen, wir fühlen uns nicht als Partner behandelt, sondern als Bittsteller, der bitte, bitte, bitte seine Bücher über Ihre Plattform vertreiben darf und zwar zu Konditionen und Verträgen, die Sie diktieren.

Nun aber bringt die aktuelle Berichterstattung das Fass zum Überlaufen: Sie behandeln Menschen wie Ware. Menschen, die in eine Notlage geraten sind, die Arbeit dringend brauchen. Diese Menschen, Ihre Arbeitnehmer, Ihr "Humankapital" behandeln Sie mit genauso unfairen Praktiken, die Sie schon uns haben angedeihen lassen.

Auf eine Wiederholung der Vorwürfe verzichten wir an dieser Stelle, stehen diese noch im Raum und sind aufmerksamen Zeitgenossen durchaus in lebendiger Erinnerung.

Aber als Ergänzung sei hinzugefügt, dass unsere Ansprechpartner ebenfalls größtenteils nicht in Deutschland sitzen, sondern − so unser Verdacht – in Indien. Wie wohl hier die Menschen behandelt werden? Menschen, denen ein Staat weniger Schutz und Rechte gibt, als auf unserem europäischen Boden.

Respektvolles Wirtschaften, faire Umgangsformen und gegenseitige Rücksichtnahme in einer Geschäftsbeziehung halten wir für unabdingbar. Egal, ob es dabei um Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer und Vertriebspartner geht.

Sie sind, waren es nie und werden es auch wohl zukünftig nicht werden: ein Unternehmen, das Menschen wie Menschen, das Verlage wie Partner, das Kunden wie Könige und Kaiser behandelt. Ein Unternehmen, welches sich u.a. dem Kulturgut "Buch" verschreibt und soziale und ethische Grundsätze beachtet.

Wir können daher nur unsere Konsequenzen ziehen und sagen "Adieu!".

Und eigentlich sind wir froh darüber, einen so schwierigen Geschäftspartner los zu sein."

Bestellen Sie hier ihre Bücher www.chsbooks.de

PS: Anmerkung der Redaktion,

Wir werden auch Kündigen

Quelle:

www.boersenblatt.net

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14.02.2013 Der Valentins Tag im 21. Jahrhundert

GFDK - Georg Wilhelm von Fürstenberg

Der Valentins Tag im 21. Jahrhundert - Ein wenig Historisches, ein wenig Nachdenkliches ....
Einer der wirklich schönen, nicht gesetzlichen Feiertage des Jahres. Ich persönlich mag diesen Tag sehr. Ganz klar ist natürlich auch, dass ich es nicht lassen kann, mehr zu schreiben. Diesen Tag nur zu würdigen, reicht mir nicht. Ich möchte meine Betrachtung auch kritisch reflektieren. Es gibt in unserer modernen Zeit, leider immer mehr Gründe, den Leser auch darauf hinzuweisen, dass er sich freiwillig und unbewusst, dem Diktat der Kommerzialisierung unterordnet. 

Ein kleiner Ausflug in die Geschichte.

Historisch gibt es über den Valentins Tag so viel zu berichten, dass man sagen kann, der wirkliche Ursprung ist historisch eher unklar.

Der Valentinstag reicht wohl weiter als 2000 Jahre zurück und hatte mit den Liebenden noch wenig zu tun. Allein drei Heilige der katholischen Kirche sind potentielle Namensgeber. Vermutungen zum Ursprung des Valentinstages sind sehr populär.

Der Tag diente dem Gedenken der Bestattung der Heiligen Valentine, um 270 n. Ch. Mitte Februar, ist eine Spekulation. Eine andere Vermutung geht davon aus, dass der Valentinstag der Christianisierung des heidnischen Festes Lupercalia bezweckte, dass um den 15. Februar gefeiert wurde.

Lupercalia war das Fest zu ehren des Faurun, der römische Gott des Ackerbaus. Es wurde mit diesen Fest auch den Gründer Roms, Romulus und Remus gehuldigt. Die Feier war ein Fruchtbarkeitsfest. Der Legende nach wurden in einer späteren Zeitperiode, die Namen junger Frauen in einer Urne gesammelt und die Junggesellen der Stadt, durften einen Namen aus der Urne ziehen, um sich ein Jahr lang mit der jungen Frau zu vergnügen. Ziel war die Eheanbahnung. Eine schöne Vorstellung, wie ich finde.

Gesichert ist, dass Papst Gelasius den 14. Februar am Ende des 5. Jahrhunderts zum Valentinstag erklärte. Bis zum Tag der Liebenden, verging noch viel Zeit.

Im mittelalterlichen England und Frankreich glaubte man, der 14. Februar datierte den Beginn der Paarungszeit der Vögel. Einer unmittelbaren Verbindung mit der Romantik der Liebe, stand somit nichts mehr im Wege.

Das Fest erfreute im 14. Jahrhundert bereits die Damenwelt. Besonders der Liebhaber und der Angetraute machten ihrer Herz Damen, ihre Aufwartung. Oft in Form kleiner schriftlicher Aufmerksamkeiten. Beliebt waren Liebesbriefe und Gedichte.

Erhalten ist ein Gedicht aus dem Jahre 1415, des Charles Herzog von Orleon an seine Frau. Charles war zu diesen Zeitpunkt im Tower of London, als Kriegsgefangener der britischen Krone inhaftiert war.

Eine umfangreiche Handschriften Sammlung dazu, ist in der British Library in London erhalten.

Ab dem 17. Jahrhundert erfreute sich der Valentinstag bereits im gesamten angelsächsischen Sprachraum und Kolonien größter Beliebtheit. Die heute bekannte Tradition der Valentins Grußkarten wurde mit dem Aufkommen von Massendruck Sachen im 19. Jahrundert populär. Bis heute werden geschätzte 1 Mrd. Grußkarten zum Valentinstag versandt. Ohne dabei, die im Internet generierten Grüße zu berücksichtige, die vermutlich nicht weniger zahlreich sind.

Somit wird diesen Tag der Liebenden offensichtlich eine große Wertschätzung, durch den Menschen geschenkt. Wen wundert das, es geht um die Liebe.

Ein Herz für Commerz?

In unserer heutigen, hektischen Zeit, hat sich unser Repertoire von dargereichter Wertschätzung unter den Liebenden, nochmals erweitert. Heute werden nicht nur Blumen und Süßwaren an den Liebsten oder die Liebste verschenkt. Auch hochwertigeres Konsumgut findet den Weg zum Herzen.

Eine Notwendigkeit, die wenigstens, die Werbeindustrie zu erkennen scheint. Langsam wird auch Tag der Liebenden, von dem Gedanken befreit, die Wertschätzung für den Partner mit kleinen Aufmerksamkeiten zu zeige.

Wobei ich mir gestatte, zu fragen, wo der Sinn darin liegt, sich immer mehr freiwillig den Gesetzen des Kommerzes zu unterwerfen. Ist es wirklich nur der irrwitzige Werbekrieg, der gegen den Bürger geführt wird? Oder ist es das oberflächliche Weltbild, - VIEL hilft VIEL -, als Ausdruck des Unterbewussten für ein schlechtes Gewissen gegenüber, dem in der Regel vernachlässigten Partner?

Ich beantworte diese Fragestellung, aus meiner Sicht.

Sicher sind die beiden, vorgenannten Gründen gewichtig, doch auch viele andere Gründe spielen eine Rolle. Diese will ich aber unberücksichtigt lassen. Der vordergründige Kommerz sorgt in der Hauptsache für das Gefühl der Generierung von Bedürfnissen und Verpflichtungen. Doch spielen auch Schuldkomplexe eine Rolle. Die uns, unter den schon, als teils neurotischen Zwang setzen, Versäumnisse in der Partnerschaft mit Konsumgeschenken wieder gut zu machen.

Allerdings sehe ich keinen Grund sich freizukaufen. Ist es nicht so, das wir Alle versuchen müssen, einen Tag, der den Liebenden gewidmet ist, auch die geistige Würdigung zu geben? Ohne uns mit den in Modetrend liegenden Firlefanz indirekt zu entschuldigen.

Der Tag der Liebenden.

Der Valentinstag, der Tag der Romantik und der Liebe. Wir sollten an diesen Tag, Zeit für unseren Partner finden. Diesen besonderen Tag mit einer kleinen Aufmerksamkeit am frühen Morgen beginnen und mit ein paar schönen Stunden am Abend beenden. Ein schönes Essen, ein Kino oder ein Theaterbesuch, die Dinge im Leben, die oft zu kurz kommen. Sich mehr Zeit für Zweisamkeit nehmen. Einmal Zeit finden, besonders schöne Blumen für die Partnerin auszusuchen. Es zählt der Gedanke der Zweisamkeit.

Haben das so viele Menschen schon vergessen? Was Liebende sich wirklich schulden, Aufmerksamkeit und Zeit füreinander.

Wir sind oberflächlich geworden und verlieren dadurch zu viel.

Wir Alle machen es uns oft so einfach. Lieblos ausgesuchte Geschenke, ein „Ich liebe Dich“ und dann wird zur Tagesordnung übergegangen. Ich empfinde, das zu viel vom Zauber der Romantik verloren geht. Geschuldet der oberflächlichen Gedankenlosigkeit vieler Menschen.

Menschen die zu gerne der Werbeindustrie zuhören, die Lösungen in Form von Konsumgütern anbietet, als sich selber zu bemühen.

Doch Ausreden zählen nicht, wer Wertschätzung für seinen Partner hat, der wird auch an diesen Tag einen Weg finden, etwas Zeit zu opfern. Dem wertvollsten Gut unserer modernen Zeitrechnung. Das ist doch der Sinn dieses Tages, die Pflege der Partnerschaft.

Ich wünsche Euch Allen einen wunderschönen Valentinstag und macht etwas daraus.

PS. Mein etwas boshaftes Foto soll euch nicht den Valentinstag vermiesen, es soll euch nur errinnern, dass dieser Tag nicht vom banalen, alltäglichen Dingen verdorben werden sollte.

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12.02.2013 Chance auf fünf Minuten Ruhm

GFDK - Michael Hesemann

Die Stimmungsmache gegen engagierte Katholiken im deutschen Fernsehen hat mit der gestrigen Günther Jauch-Talkshow einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nicht einmal vor einem öffentlich inszenierten Brudermord wird zurückgeschreckt. Ein Kommentar von Michael Hesemann

Das manchmal nicht ganz unproblematische Verhältnis zwischen Brüdern hat viele große Werke der Weltliteratur inspiriert. Doch der Klassiker ist und bleibt die Bibel, genauer gesagt: Die Geschichte von Kain und Abel im Buche Genesis. Sie spielt in grauer Vorzeit, zwischen der Vertreibung aus dem Paradies und der Sintflut, ja sie handelt vom ersten Brüderpaar überhaupt, den Söhnen Adams und Evas. Es ist eine häßliche Geschichte, denn es geht um Neid und Mißgunst, tief aus der Jauchegrube der menschlichen Seele.

Abel wurde Schafhirt und Kain Ackerbauer, einer also, der sich täglich abmühen muss, der im Schweiße seines Angesichts erntet, während Abel scheinbar alles so zufiel. Als beide opferten, fand Abels Opfer den Zuspruch Gottes, während Kain sich zurückgewiesen fühlte. Die Eifersucht zernagte seine Seele, bis er das Urverbrechen schlechthin beging: Er erschlug seinen Bruder Abel.


Seit dieser Zeit gab es immer wieder Bruderzwiste. Jakob erschlich sich den Segen, der seinem Bruder Esau zustand. Josephs Brüder waren eifersüchtig auf ihn und verkauften ihn in die Sklaverei nach Ägypten. Doch der Brudermord des Kain überschattete sie alle. Er haftete als Urmotiv im kollektiven Gedächtnis der Völker. Im Gründungsmythos Roms erschlug Romulus den Remus, in der ägyptischen Mythologie war es Seth, der seinen Bruder Osiris tötete und zerstückelte, um dessen Auferstehung zu verhindern. Geschichten, die auch als Mahnung galten.

Denn dem Schreckensbild des Brudermordes stand ein Ideal entgegen, das der Philadelphia, der brüderlichen Liebe – es war auch das Grundprinzip der christlichen Urgemeinde. „Bleibet fest in der brüderlichen Liebe“ mahnte etwa der Hebräerbrief (13, 1). Das aber heißt: Es gibt kaum einen teuflischeren Zustand als Bruderhass, das exakte Gegenteil der gottgewollten Bruderliebe. So war dieser, bis gestern noch, eines der letzten Tabus unserer Gesellschaft.

So etwas gehört sich nicht

Man mochte noch so sehr dem telegenen Voyeurismus frönen, mochte Fernsehluder und krawallaffine Starlets im RTL-Dschungel aufeinander loslassen, Familienstreits in semifiktiven Reality-Soaps inszenieren, ja genüsslich Rosenkriege ausschlachten – doch vor dem öffentlichen Brudermord hat uns bislang noch der Anstand bewahrt. Selbst als ihnen zweifache Millionenbörsen für einen öffentlichen Boxkampf angeboten wurden, sagten die ukrainischen Prachtburschen unter den Brüderpaaren, Vitali und Vladimir Klitschko, ab: So etwas gehört sich nicht. Und wir lieben sie dafür.

Einen aufrechten Christen zu desavouieren

Doch wenn schon im Krieg und in der Liebe alles erlaubt sein soll, wie das Credo unserer werterelativistischen Zeit lautet, dann gilt dies umso mehr im Kampf mit dem ideologischen Gegner. Nur so ist zu erklären, dass dieses letzte Tabu am Sonntag abend fiel. Immerhin ging es darum, einen aufrechten Christen zu desavouieren. Den Buhmann der Nation. Jenen K-TV Chefredakteur Martin Lohmann, der es gewagt hatte, auf unverschämt ruhige, ja freundliche Art die Lehrmeinung der Kirche zu vertreten: Töten ist Sünde, eine Pille, die abtreiben könnte, daher höchst problematisch. Die Freiheit der Frau ist nur dann unbegrenzt, wenn sie nicht das Lebensrecht eines Kindes verneint.

Chance auf fünf Minuten Ruhm

Dieser Martin Lohmann hat einen Bruder. Einen, den es, nach diversen Brüchen im eigenen Lebenslauf, nach Hamburg verschlug, wo er, nach einer gescheiterten Ehe und mit neuer Partnerin, von seinem freundlichen Pfarrer die Leitung des Gemeindekindergartens anvertraut bekam. Man merkte ihm an, dass es in ihm brodelte. Die Worte kamen nur stockend heraus, er wirkte blass und unbeholfen in seinem viel zu engem Anzug, in dem er sich offenbar höchst unwohl fühlte. Er ist das Gegenteil von seinem großen Bruder Martin, der, stets in feinem Zwirn, vor Souveränität und Eloquenz nur so trotzt. Aber Klaus Lohmann saß nicht zufällig an diesem 10. Februar im Berliner Gasometer.

Der bessere Lohmann

Nein, er nutzte seine Chance. Eigens an Günther Jauch geschrieben hatte er, als er letzte Woche seinen Bruder in der Talkshow sah, um sich öffentlich von ihm zu distanzieren. Da witterte er wohl schon seine Chance auf fünf Minuten Ruhm. Hatte Faust mit Mephisto noch um einen ziemlich hohen Preis geschachert, bekam der Teufel diese Seele fast zum Nulltarif. Er brauchte nur vor der feixenden und johlenden Meute seinen Bruder zu demontieren. Auch wenn er nichts grundlegend anderes sagte. Nur eben, dass er der bessere Lohmann sei.

Auch wenn es schäbiger kaum ging

Und Günther Jauch, der um der Quote willen jede Woche seine Seele neu verkauft, lächelte zufrieden. Er hatte sein Spektakel, seine Sensation, die Schlagzeile von morgen, auch wenn es schäbiger kaum ging. Die Familie Lohmann ist halt kein Stück besser als andere deutsche Familien auch – auch sie hat ihr schwarzes Schaf. Das lenkte zumindest kurzfristig einmal von der eigentlichen Botschaft des unbequemen Katholiken ab.

Schauprozesse totalitärer Regime

Man fühlte sich an die Schauprozesse totalitärer Regime erinnert oder dachte spontan an das Jesus-Wort von der Aufforderung zum furchtlosen Bekenntnis: „Brüder werden einander dem Tod ausliefern … und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet“ (Mt 10, 21-22) Das, was am Sonntagabend über deutsche Bildschirme flimmerte, war jedenfalls eine Fernhinrichtung auf anti-katholisch. Ein televisionär inszenierter Brudermord. Kain und Abel 2.0, verfolgt aus der ersten Reihe, jetzt vor einem Acht-Millionen-Publikum.

Dagegen sind Schlammkämpfe ästhetisch. Eine Talkshow ist zur Jauchegrube der Nation verkommen, in der ein Bruder zum Gejohle und Gegröle der Menge die öffentliche Hinrichtung des anderen vollzog, dessen große Schuld es ist, ein aufrechter Christ zu sein. Doch die eigentliche Schande war, dass ihn keiner davon zurückhielt. Gut, vielleicht ist es zu viel verlangt, von Deutschlands meistüberschätztem Moderator Respekt vor der Gürtellinie oder gar guten Stil zu erwarten. Doch es war auch kein Bischof bereit, dieser Christenhatz im Zirkus Jauchus Einhalt zu gebieten.

Dabei hätte er dazu nur das Buch Genesis zitieren brauchen: „Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit zum Himmel!“ (Gen 4,10)

Der neue Kulturkampf in deutschen Landen hat jedenfalls an diesem 10. Februar 2013 eine neue Dimension erreicht. Die letzten Tabus sind gefallen. Jetzt wird ganz offen zur Jagd geblasen. Political Uncorrectness wird nicht nur in Anwesenheit des Täters mit Spott und Häme bestraft. Von nun an finden die Schauprozesse auch in absentiam statt. Und bei der Wahl der Waffen ist man nicht mehr zimperlich.

Michael Hesemann (*22. März 1964 in Düsseldorf) ist ein international tätiger Historiker, Autor, Verleger, Dokumentarfilmer und Fachjournalist, u.a. für kirchenhistorische Themen.

Hesemann lebt und arbeitet in Düsseldorf und Rom.

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08.02.2013 Echte Abstinenz erfordert mehr als Verzicht auf Alkohol

GFDK - Christopher Lesko

Als Jenny Elvers-Elbertzhagen, 40, im Herbst 2012 für sechs Wochen in eine Klinik zur Kurzzeittherapie mit körperlicher Entgiftung ging, wünschte jeder ihr Glück. Dieser Wunsch ist ebenso ehrenwert wie untauglich: Glück ist kein effektives Mittel zur Neugestaltung eines Lebens Abhängiger. Ihre laute Rückkehr in die Medien scheint – bei aller prognostischen Vorsicht – kein gutes Zeichen: Niemand kann neue Ziele mit gewohnten Mitteln und auf alten Gleisen erreichen. Auch Jenny nicht.

Alkohol ist ein Nervengift.

Grob vereinfacht gesagt, kompensieren Suchtmittelabhängige durch Alkohol, Medikamente, Drogen oder gar Spielsucht für sich subjektiv innerlich Unerträgliches. Alkoholiker etwa trinken, um die Wahrnehmung ihrer Welt angenehmer, spannungsfreier, leichter zu machen. Subjektiv verschwinden scheinbar ihre Ängste, sie spüren die eigene Unfähigkeit wirklicher Kontaktgestaltung zu anderen nicht mehr, fühlen sich mutiger, lebendiger, handlungsfähiger.

Sie machen irgendwann in ihrem Leben die Erfahrung: Alkohol hilft. Medikamente helfen. Drogen helfen. Sie helfen dabei, tief drinnen nicht mehr spüren zu müssen, was an sich selbst  als Ergebnis der eigenen Geschichte sie einengt, ängstigt und behindert. Suchtmittelabhängige werden scheinbar durch den Einsatz von Alkohol und Co. für Stunden zu einem andereren Menschen.

Irgendwann und lange unbemerkt wird diese innere Kopplung fatal, und es kommt zu einem fürchterlichen Reflex: Jeder Anflug von Angst, jeder zarte Beginn des sich innerlich Klein-Fühlens, jeder Form zu bewältigenden, emotionalen Stresses, jeder Anflug von Einsamkeit, jede Bedrohung, nicht wahrgenommen, anerkannt, oder gemocht zu werden, jede Sorge um eigene Defizite oder mangelnde Leistungsfähigkeit, so der trügerische Reflex, wird scheinbar leichter und verschwindet, wenn Alkohol oder Medikamente genutzt werden.

Suchtmittel übernehmen also – subjektiv betrachtet – Funktionen, die bei gesunden Erwachsenen aus Entwicklung und Erfahrung geboren werden: Wir lernen durch Erfolge und Niederlagen eine zunehmend realistischere Selbsteinschätzung. Wir überwinden Täler, Hoffnungslosigkeit und unsere Furcht. Wir stehen auf, nachdem wir gefallen sind, wir halten Trennungen aus, ertragen öde Strecken ohne Perspektive, gestalten Beziehungen.

Wir lernen immer wieder neu damit umzugehen, dass unsere Welten aus mindestens zwei Seiten einer Münze gebaut sind: einer sichtbaren, angenehmen, schönen, hellen und lebenswerten. Und einer dunkleren, der wir ebenso ungerne begegnen, wie wir sie vermeiden können. Wir lernen im Laufe unseres Lebens immer wieder neu, die ganze Münze zu greifen.

Übernehmen Alkohol, Medikamente oder Drogen – scheinbar – wesentliche Teile dieses erforderlichen Reifungsprozesses und gewinnen eine wesentliche Bedeutung dabei, uns all dies scheinbar leichter zu machen oder uns es gar subjektiv zu ersparen, ist – lange vor der körperlichen Abhängigkeit – die psychische Abhängigkeit eingetreten. Auch bei Jenny Elvers-Elbertzhagen. Irgendwann hing auch sie wie ein Fisch an der Angel eben dieses Reflexes: Alkohol hilft. Wie Atempause und Ausatmen dem Einatmen folgen, folgt der Griff zum Glas oder zu Medikamenten aufkeimender, innerer Angst, befürchteter Spannung oder Belastung. Dieser Reflex bereits ist der Anfang vom Ende. Und er hat eine unglaubliche Kraft.

Der psychischen Abhängigkeit folgt irgendwann zwangsläufig die körperliche. Unterschiedliche, auch sehr ernste und lebensbedrohliche Entzugssymptome treten auf, wenn dem – inzwischen körperlich auf ein gewisses Quantum an Stoffen eingeschwungenen – System Nahrung und Boden entzogen werden.

In beiden Dimensionen psychischer und physischer Abhängigkeit hat längst die Sucht die Steuerung übernommen. Der Rest gleicht dem Gefangen-Sein eines Kleinwagens im Stau einer Einbahnstraße: Abhängigkeitserkrankungen verlaufen manchmal über lange Jahre in einem individuell unterschiedlichen Tempo, aber sie kennen stets nur eine Richtung. Nach unten. Ganz nach unten. Bis alles zerstört ist und der Boden erreicht ist.

Die Umwelt merkt davon in der Regel über lange Zeit wenig. Alkohol ist sozial und kulturell akzeptiert, gilt für viele als Genussmittel und Geselligkeits-Tool. So irritiert heute eher jener, der in gesellschaftlichen Kontexten keinen Alkohol  trinkt. Die Welt der Medien ist darüber hinaus ein Mekka der Polytoxikomanie, also der Nutzung von Alkohol in Verbindung mit Medikamenten oder Drogen wie Kokain. Häufiger als bei Männern gestalten sich gerade die Abhängigkeitserkrankungen von Frauen in der Kombinationswelt gleichzeitig mehrerer Suchtmittel.

Verzerrung der Realität

In der Regel merken Abhängige selbst zunächst ihre Erkrankung. Sie spüren, dass etwas nicht stimmt und annähernd zeitgleich halten sie diesen Impuls weit weg aus Ihrer Wahrnehmung. Sie bagatellisieren und rationalisieren: In erstaunlicher Kreativität finden sie im Dialog mit sich und anderen ungezählte Begründungen dafür, dass alles entweder nicht so schlimm sei, oder durch Umwelteinflüsse verursachte Anlässe ihr Trinken rechtfertigten.

So beginnt ein langer Weg der Verbiegung von Wahrheit, der Verzerrung von Wirklichkeit. Auf diesem Weg konstruieren Abhängige immer wieder neu Situationen, in denen sie sich unverstanden oder gar zu Unrecht beschuldigt fühlen. Sie konstruieren wieder und wieder aktiv Erlebnisse, in denen Stress, Belastung durch Umweltbedingungen ihr Weitertrinken rechtfertigen. Statt die Verantwortung für Lage und Situation zu übernehmen, wird die Situation verantwortlich gemacht.

Diese Verbiegung und Verzerrung von Wirklichkeit ist einerseits die massive Abwehr von Wahrheit, und sie dient auf der anderen Seite ausschließlich einem Ziel: Weitertrinken zu können. Weiter Medikamente nehmen zu können. Die Kontrolle über den freien Willen zur Entscheidung hat lange schon die Erkrankung.

Partner

Wesen und Effekt von Abhängigkeitserkrankungen haben im Kern eine dauerhafte, tief zerstörerische Dynamik, der sich alles unterordnet. Alles. Sie zerstören zwangsläufig Körper, Seelen und beschädigen jede Form sozialer Bindung und Beziehung.

In das kreative Netz von Lüge und Rationalisierung werden Ehepartner, Eltern und nahe Freunde eingebunden. Da auch sie aus Selbstschutz einen natürlichen Widerstand dagegen haben, sich Katastrophe und Ernst der Lage einzugestehen, glauben sie lange konstruierten  und Begründungen und Versprechungen. Auch, weil es leichter ist: Sie lernen, Wahrheiten zu übergehen, die sie tief im Kern eigentlich spüren. Sie beginnen, wie der Abhängige selbst, mitzufühlen, wie schwer doch die Welt für den Partner sei, lernen wegzuschauen und auszuweichen.

Sie werden co-abhängig.  Sie wollen vielleicht verstehen und helfen, und sie spüren nicht, dass sie lange schon Teil eines Systems der Stabilisierung von Sucht sind. So mag auch Götz Elbertzhagen unbemerkt über einen längeren Zeitraum neben Jenny im Kleinwagen gesessen haben. Jahre als Beifahrer in der Einbahnstraße.  Er konnte kaum verstanden haben, was in der Tat auch schwer zu verstehen ist: Alkoholikern oder Medikamentenabhängigen in einer klassischen Art und Weise Verständnis für ihre schwere Situation entgegen zu bringen, ist keine Hilfe. Im Gegenteil: Es stabilisiert sie sozial und schafft ihnen Sicherheit, um weitertrinken zu können. Diese Form von Zuwendung verlängert das Leid.

Der Verzicht auf Wahrheit mit allen möglichen Konsequenzen, bis hin zur Trennung, wenn nichts geändert wird ist letztlich unterlassene Hilfeleistung und hilft Abhängigen dabei, weiter zu trinken.

Therapie und neue Wege

Menschen sind viel zäher, als uns allen lieb sein mag. Sehr viel zäher. Wir ertragen wieder und wieder unglaubliche Mengen an immer neuem Leid. So ist die Frage, wann Abhängigkeitskranke so weit am Boden sind, dass mit den richtigen Schritten und der nötigen Konsequenz Umkehr und Veränderung erfolgreich sein können, sehr schwer zu beantworten. Viele müssen sich durch eine lange Strecke von Rückfällen baggern, bevor sie wirklich verstanden haben. Jene Strecken sehen zwischenzeitlich immer wieder Phasen guter Vorsätze und Zeiten der Trockenheit, die häufig schöngeredete Trinkpausen darstellen. Mehr nicht.

Nach einer körperlichen Entgiftung widmen sich – in Qualität, Tiefgang und Dauer sehr unterschiedlicher – Therapien Kernelementen eines neuen Weges:

Man vermittelt ein Verständnis inner Reflexe des Einsatzes von Suchtmitteln. Man arbeitet auf unterschiedlichem Niveau an einem inneren Zugang zu prinzipiellen, innerseelischen Ursachen der Abhängigkeitserkrankung. Man sensibilisiert Patienten für das immense Bündel eigener innerer Fallstricke und Selbstbetrugs-Konstrukte desjenigen, der “in ihnen“ weiter trinken möchte. Man beginnt damit, die enorme Kraft alter eingeschwungene Routinen und Kontakte durch Angebote des neuen Weges Schritt für Schritt zu ersetzen. Selbsthilfegruppen trockener Alkoholiker, die sich mit ähnlichen Fragen auseinandersetzen etwa ersetzen alte Saufkumpels und stützen den langsamen Bau eines neuen Umfeldes.

All dies ist ein langer und zerbrechlicher Weg in ein neues Leben, bevor es tragen kann. Neben vielem anderen setzt dieser Weg eines voraus: die immer neue Bereitschaft zur absoluten Konsequenz der Abkehr von gewohnten Routinen.

Niemand kann ein bisschen schwanger sein. Und niemand, der Alkohol eine Absage erteilen will, kann beispielsweise Medikamente nehmen, die seine Welt subjektiv leichter machen. Dies gilt in den ersten Jahren selbst für Kopfschmerztabletten, und es gibt nicht wenige Therapie-Kliniken, die ihre Patenten alleine deshalb während einer Therapie rauswerfen, weil sie eine Vitamintablette genommen haben. Zu stark, zu tödlich ist dieser gelernte Reflex: Wenn ich etwas nehme, hilft es mir. Wer hier die Tür auch nur einen kleinen Spalt öffnet, sitzt längst im Kleinwagen und steuert Einbahnstraßen an. Ganz ernst. Ähnliches gilt für das früher gewohnte Umfeld.

Jenny und die Medien

Jenny Elvers-Elbertzhagen ist eine erwachsene Frau mit Verantwortung: Zunächst und in aller erster Linie für sich selbst. Dann als Mutter für Ihr Kind, als Partnerin ihres Mannes im Rahmen ihrer Ehe. Und zuletzt in ihren Beziehungen zu Freunden, Beruf, Medien und Fans. In dieser und keiner anderen Reihenfolge.

Man muss also tun, was Jenny lange nicht mit sich selbst – und denen, die ihr nahe waren – hat tun können: Man muss sie wie eine Erwachsene behandeln und ihr Handeln auch so kommentieren.

Sicher gibt es eine ganze Reihe realer, erfundener, phantasierter oder auch platt gelogener Gründe für ihre aktuellen medialen Auftritte und Interviews: Kohle, Aufmerksamkeit, Verträge, was auch immer. Keiner der Gründe taugt in Einbahnstraßen. Nicht, wenn man die nötige Konsequenz der Bereitschaft zu neuen Wegen unterstellen will.

Sich mit Frauke Ludowig und einer Batterie von Schnaps- und Weinflaschen im Hintergrund in eine Kneipe oder Hotelbar zu begeben, um mitten in der alten, sozialen Kultur der eigenen Suchterkrankung ein Interview zu geben, ist eine echte Katastrophe. Sie zeigt, wie tragisch wenig wirklich verstanden ist.

Photo-Shootings, Interviews und TV-Auftritte bedeuten für Jenny exakt dasselbe, als würde ein Alkoholiker, der an Würstchenbuden mit Saufkumpels getrunken hat, nach der Therapie auf einen Kaffee an dieselbe Würstchenbude zurückkehren und sich dabei einreden, eine Wurst wäre doch irgendwie ganz schön, wenn man Hunger hat.

Würde ein Fixer, der an Bahnhöfen Heroin gedrückt hat, seine Freizeit an eben jenen Bahnhöfen mit dem Argument verbringen, er wolle Fahrpläne studieren, kaum jemand glaubte es. Das abenteuerliche Argument, die “Offenheit von Jenny mache anderen Mut“ ist nicht nur inhaltlich paradox: Eine erfolgreiche Frau, eine Medienfigur mit Mann, Kohle und öffentlicher Bedeutung hat noch nie jenen Mut gemacht, die in ernsten sozialen Verhältnissen unterhalb des Existenzminimums vereinsamt ihre Tage wegsaufen. Diese Bilder schaffen eher Distanz als Nähe, weil im Leben von Jenny so vieles so anders ist als in Ein-Zimmer-Wohnungen, Dorfkneipen oder Obdachlosen-Asylen. Der Reflex ist eher ein Gegenteiliger: Jeder Standardalkoholiker mag denken, Frau Elvers habe es besonders leicht, und unter Bedingungen wie diesen könne selbst er locker aufhören zu trinken.

Schlimmer noch: Diese in die eigene Tasche gelogene Argumentation ist letztlich die Fortsetzung alter und gewohnter Realitätsverzerrung mit nun neuen Mitteln.

Die Wahrheit ist: Jenny Elvers-Elbertzhagen ist nicht trocken. Sie trinkt nur gerade nicht. Dies allerdings ist etwas ganz anderes. Wirkliche Abstinenz ist weit mehr, als vielleicht kurzfristiger Verzicht auf Alkohol und Drogen. Sie ist konsequente Umkehr und Veränderung des gesamten, gewohnten Systems. Bleibt es, wie es aktuell scheint, kann das nicht halten. Niemals.

Dies alles ist nicht traurig, und vielleicht sollten öffentliche Kommentatoren schnell damit beginnen, Schleim, Mitleid und plakatierte Sorge ins Regal zu stellen. Sie nämlich helfen nicht.

Bewegt sich Jenny Elvers-Elbertzhagen nicht in allen wichtigen Fragen konsequent auf einen anderen Weg, ist dies nicht, wie gerne kommentiert, traurig. Es ist bodenlos dumm, unehrlich, ignorant und aggressiv sich selbst und anderen gegenüber.

Jenny Elvers-Elbertzhagen hat kein schweres Schicksal. Sie hat als erwachsener Mensch die Freiheit sich zu entscheiden. Im Rahmen dieser Entscheidung ist es schwer genug, sich gegen Alkohol und alte Wege zu entscheiden. Über das “Wogegen“ hinaus: Noch schwerer wird irgendwann die Frage wofür und ganz genau für wen es sich zu entscheiden gilt.

Die Antwort heißt: für Jenny Elvers-Elvertzhagen. Wer auch immer das sein mag. Sie muss es herausfinden. Und sie wird damit beginnen müssen, die Person, die ihr begegnen wird, wirklich zu mögen.

 

Der Autor hat über zehn Jahre in einer Berliner Fachklinik für Entwöhnungstherapie psychotherapeutisch mit Suchtkranken gearbeitet.

 

Mehr über den Christopher Lesko: www.leadership-academy.de

(c) meedia.de

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06.02.2013 Die beiden Städte mit B

GFDK - Stefanie Tendler - 26 Bilder

Auf den ersten Blick verbinden die beiden Hauptstädte Deutschlands und Thailands lediglich ihr Anfangsbuchstaben und evtl. noch die geographische Situierung im jeweiligen Land.

Bereits das vierte Mal begegne ich der asiatischen Metropole. Abermals ist mein erster Berührungspunkt Bangkok- eine Millionenstadt mit B, gleich dem dicken B, das ich nun seit einem Jahr „zu Hause“ schimpfen darf.

Dieses Mal schaue ich noch etwas genauer, schärfe meine Sinne. Mit dem gereiften Blick einer Wiederkehrenden fallen mir Ähnlichkeiten auf, die mir so vorher nie wirklich bewusst waren.

Vernachlässigt man den Aspekt, dass Berlin im Zentrum Europas liegt und Bangkok ein Herzstück Südost-Asiens ist sowie die kulturellen oder gar ökonomischen Unterschiede, fühlt man sich vor allem im Backpacker- Viertel der Khao San-Road sehr an Stadtteile und Entwicklungen im heutigen Berlin erinnert.

Die Warschauerstr. In Friedrichshain oder die Oranienstr. In Kreuzberg sind im Laufe der letzten Jahre zu touristischen Ameisenstraßen mutiert, in den geschäftige Menschen aus aller Welt oft ihr erstes Erlebnis mit der deutschen Hauptstadt erfahren.

Mit der Khao San Road verhält es sich ähnlich.  Angezogen von dem lebhaften Treiben das hier nie zur Ruhe kommt und den moderaten Preisen für eine Unterkunft, zieht es viele Rucksacktouristen, die ihre erste Erfahrung mit Thailand und dem asiatischen Raum machen, in dieses chaotische Wirrwarr.

Denn in der Khao San Road gibt es alles was das Konsumentenherz begehrt- Bars, die mit Buckets locken, um den Durst zu befriedigen, Muscle Shirts mit den absurdesten Motiven, Massagen für die müden Füßchen, Pad-Thai für den kleinen Hunger oder frittierte Grashüpfer für die ganz Mutigen. Auch zur Ping Pong Show, einer Live-Sex Show, bei der Frauen akrobatische Kunststückchen mit ihrem Geschlechtsorgan vollführen, wird man an jeder Ecke mit laut schmatzenden Klacklauten eingeladen.

Der Vergleich dieses Treibens mit dem Gewusel Berlins mag für manch einen nicht nachvollziehbar sein, doch wer den Mauerpark an einem sonnig heißen Sonntag erlebt hat, kann vielleicht manchen Gesichtspunkt verstehen. Hier zieht es nahezu genauso viele Touristen aus aller Welt hin, die von Flohmarktartikeln, selbstdesignten Shirts, handgemachtem Schmuck, Merguez-Dürüm, bis hin zum eingeflogenen Khao-San-Shirt, jede Menge konsumieren können. Für die Unterhaltung ist auch gesorgt, denn statt Ping Pong Show findet im Mauerpark jeden zweiten Sonntag im Sommer Karaoke statt.

Beide Städte haben sich im Laufe der letzten Jahre zu Touristenmagneten entwickelt und einen massiven Aufschwung erlebt. Aus ökonomischer Sicht mag diese Entwicklung vielleicht positiv sein, allerdings erleiden die beiden Bs einen Identitätsverlust. Die Städte unterziehen sich einem Wandel, der auf monetärer Grundlage basiert. In Bangkok wird in den letzten Jahren ein Hochhaus nach dem anderen aus dem Boden gestampft und in Berlin verschwinden kulturelle Hochburgen wie z.B. das Tacheles, um neue gewinnbringendere und lukrativere Möglichkeiten für deren Nutzung zu schaffen.

Die Globalisierung und unser globales Wirtschaftssystem verändern den besonderen Charakter vieler individueller Orte schneller als wir es fassen und begreifen können. Geld, mit seinem weltweiten Ansehen setzt einen anderen Akzent, lässt die Menschen ihre Kultur vergessen und sich in das Korsett des Konsumgüterwahns zwängen.

Ein Lächeln in Bangkok ist heute nicht mehr umsonst erhältlich und in Berlin muss man krampfhaft an jedem kulturellen Erbe, jeder unter Denkmalschutz stehenden Bauruine festhalten, denn es könnte bereits der nächste Investor auf der Lauer liegen.

Beide Städte müssen um ihre städtische Seele bangen- um den Verlust von Individualität und Einmaligkeit.

Jedoch ist es notwendig diese mit aller Macht zu schützen und zu verteidigen, auf das Bangkok sein gütiges Lächeln zurück gewinnt und Berlin ein kultureller Abenteuerspielplatz bleibt.

Bangkok (wörtlich übersetzt: Dorf im Pflaumenhain, thail. offiziell Krung Thep Mahanakhon [kruŋtʰêːp máhǎː-nákʰon], Thai: กรุงเทพมหานคร ( anhören?/i), kurz Krung Thep, กรุงเทพฯ – meist übersetzt mit Stadt der Engel) ist seit 1782 die Hauptstadt des Königreichs Thailand und ein besonderes Verwaltungsgebiet. Es hat den Status einer Provinz (Changwat) und wird von einem Gouverneur regiert. Die Hauptstadt hat 8,249 Millionen Einwohner (Volkszählung 2010). Sie ist die mit Abstand größte Stadt des Landes. In der Bangkok Metropolitan Region (BMR), der größten Metropolregion in Thailand, leben insgesamt 14,566 Millionen Menschen (Volkszählung 2010).[1]

Die Stadt ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Thailands mit Universitäten, Hochschulen, Palästen und über 400 Wats (buddhistische Tempelanlagen und Klöster) sowie wichtigster Verkehrsknotenpunkt des Landes. Das Nationalmuseum in Bangkok ist das größte seiner Art in Südostasien. In Bangkok ist auch die Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik (UNESCAP) beheimatet.

Quelle Wikipedia

Berlin ( [bɛɐ̯ˈliːn]?/i) ist Hauptstadt und Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland. Als Stadtstaat ist Berlin ein eigenes Bundesland und bildet das Zentrum der Metropolregion Berlin/Brandenburg. Berlin ist mit 3,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit rund 892 km² die flächengrößte Stadt Deutschlands und Mitteleuropas sowie nach Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Europäischen Union. Berlin ist in zwölf Bezirke unterteilt. Im Stadtgebiet befinden sich die Flüsse Spree und Havel, mehrere kleinere Fließgewässer sowie zahlreiche Seen.

Urkundlich erstmals 1237 erwähnt, war Berlin im Verlauf der Geschichte und in verschiedenen Staatsformen Hauptstadt Brandenburgs, Preußens und des Deutschen Reichs. Faktisch war der Ostteil der Stadt Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. Seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 ist Berlin gesamtdeutsche Hauptstadt mit Sitz des Bundespräsidenten seit 1994, des Deutschen Bundestags seit 1999 sowie des Bundesrats seit 2000.

Die Metropole Berlin gilt als Weltstadt der Kultur, Politik, Medien und Wissenschaften.[5][6] Sie ist ein wichtiger europäischer Verkehrsknotenpunkt und eine der meistbesuchten Städte des Kontinents. Institutionen wie die Universitäten, Forschungseinrichtungen und Museen genießen internationalen Ruf. In der Stadt leben Firmengründer, Kunstschaffende, Diplomaten und Einwanderer aus aller Welt.[7] Berlins Geschichte, Nachtleben, Architektur und vielfältige Lebensbedingungen sind weltbekannt.[8]

Quelle Wikipedia:

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