Ausmisten wegen politischer Gesinnung? Der Stern und der Focus (Ausmisten mit einem Klick) haben dazu aufgerufen, seine Freunde bei Facebook, die Artikel oder Kommentare zu den PeGiDa-Demonstranten geliked haben, auszumisten. Der Aufruf ist eine klare Aufforderung die Gesellschaft zu entzweien und sich zu verfeinden. Menschen, die eine abweichende politische Meinung haben, als die von unseren Parteien und Medien vorgebrachte, sollen gegeneinander aufgehetzt werden.
Ausmisten steht, wie wir wissen, auch für aussortieren, entgültig entfernen, säubern oder auch den politischen Gegner töten. Das ist zwar ganz klar Volksverhetzung, gilt aber nicht für die Leitmedien, wenn sie nur ihren Auftrag im Sinn der politischen Blockwarte erfüllen. Das ganze erinnert sehr stark an die Hetze und Denuzinationen, wie wir es einmal vor 70 Jahren erlebt haben. Meinungsfreiheit und Demokratie sieht zumindest anders aus.
Das man zig-tausende unter Generalverdacht stellt, und zur Jagd nach ihnen aufruft, ist kein gutes Zeichen. Dass der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, die Initiatoren der PeGiDa Demonstrationen in "jungefreiheit.de" als Nationalisten und Rassisten abtut, ist bei weitem zu kurz gegriffen und hilft nicht weiter.
Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick lehnt die Pegida-Bewegung und ihre Aktionen „ohne wenn und aber“ ab. Er sagte am Donnerstagabend 18. Dezember in einer Predigt in Drügendorf: „Pegida-Aktivisten verbreiten Rassenhass und schüren irrationale Ängste unter den Menschen, sie sind ein Sammelbecken von diffusen Aggressionen gegen Menschen anderer Kulturen und Religionen. Predigen wird aber auch nichts helfen, solange man nicht an die Wurzel des übels geht.
Der CDU-Politiker Heiner Geißler nennt die Angst vor dem Islam in Teilen "berechtigt", sagte er Welt-Online. Vor der nächsten Demonstration der Anti-Islam-Bewegung Pegida am 22. Dezember in Dresden ergibt eine neue Umfrage ein überraschendes Ergebnis wie die FAZ am 19. Dezember berichtet. Demnach teilen auch im Westen deutschlands über 30 Prozent die PaGiDa Positionen.
Albrecht Müller von den nachdenkseiten.de schreibt dazu: Meines Erachtens macht es Sinn, einen großen Teil der 15.000 Demonstranten vom vergangenen Montag in Dresden zu verstehen, ohne die Stoßrichtung ihrer Kritik und Feindseligkeit gegenüber den Fremden zu entschuldigen. Albrecht Müller geht der Ursache für die Unzufriedenheit der Menschen auf den Grund. Das sollten die Politiker und Medien vielleicht auch mal machen.
"Die Standardbehauptung der herrschenden Kreise, es ginge allen Menschen gut, stimmt nicht und wird vermutlich von vielen Menschen als Beleg ihres Versagens gewertet. Immer wenn ich solche Töne höre, denke ich an Bekannte, die arbeitslos oder weit unter ihrer Ausbildung beschäftigt und bezahlt sind. Oder ich denke an mir bekannte Einzelhändler und Gastwirte, die unter der mangelnden Binnennachfrage und Binnenkonjunktur leiden und von der Anheizung des Exportes nichts verspüren.
Außerdem erleben die meisten Menschen die sich auseinanderentwickelnde Einkommensverteilung und Vermögensverteilung praktisch und im Alltag. Wenn der Reallohn seit 20 Jahren im Durchschnitt de facto stagniert, dann muss es Menschen geben, die das auch persönlich erfahren. Und wenn sie ein bisschen Ahnung haben und das Geschehen verfolgen, dann wissen Sie, dass die Steuerpolitik der Regierungen Kohl und Schröder den oberen Einkommen und großen Unternehmen Milliarden zugeschachert hat.
Sie haben in ihren Betrieben auch erlebt, wie angeheizt von Steuervergünstigungen für den Verkauf von Unternehmen ein Betrieb nach dem anderen den Besitzer wechselte und jeweils die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei ausgepresst wurden.
Die Mehrheit musste erleben, wie die Leistungsfähigkeit ihrer gesetzlichen Rente zusammengestrichen wurde und sie auf Privatvorsorge verwiesen wurden und werden. Und viele haben schon erfahren oder können sich vorstellen, dass sie die notwendigen Mittel für die Privatvorsorge nicht aufzubringen vermögen und teilweise auch nicht wollen, weil sie die Kosten des privaten Versicherungsgewerbes nicht auch noch löhnen wollen. Ihre Perspektive: Altersarmut
Insgesamt, und das ist eine entscheidende Entwicklung und interessant obendrein, ist in den letzten 25 Jahren die Sozialstaatlichkeit der Bundesrepublik Deutschland zusammengestrichen worden. Interessant ist diese Beobachtung deshalb, weil jetzt der Verlust an Sozialstaatlichkeit, also einer fortschrittlichen Errungenschaft, zur Stärkung einer rechten Bewegung beiträgt".
Albrecht Müller: "Um es polemisch zu sagen, die Schröders und die Merkels, die Steinmeyers und Joschka Fischers hätten ihre politischen Untaten wenigstens mit der Empfehlung an das gemeine Volk versehen müssen: Wehrt euch gegen die da oben! Und lauft nicht rechten Rattenfängern hinterher! – Das haben sie nicht getan und stattdessen ihre Parteien so verändert, dass diese als Orientierungspunkte für verunsicherte und ungerecht behandelte Menschen ausfallen".
Erst diese Woche hat das statistische Bundesamt mitgeteilt, dass im Jahr 2013 jeder fünfte Einwohner Deutschlands von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen war. Das sind 16,2 Millionen Menschen.
Aber auch dieser Bericht greift zu kurz. Mittlerweile ist auch die Mittelschicht bedroht, in den Städten müssen die Menschen bis zu 50 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben. Ich kenne viele gut ausgebildete Akademiker, die sich nicht mal ein eigenes Auto leisten können, aber die Botschaft der Politiker, Parteien und Medien lautet, den Deutschen geht es so gut wie noch nie.
Wir leben in einem ungerechten Land. Die Politik hat die Soziale-Maktwirtschaft in einer Garderobe abgegeben, in der es vor Schimmel nicht mehr zu ertragen ist. Parteien und Medien haben vor dem Globalen Finanzkapitalismus kapituliert und dieser ist der einzige Gewinner. Das alles, und noch viel mehr, sind die Ursachen für die heutigen Proteste. Wir müssen uns nichts vormachen. Die Herren werden nichts ändern, sie werden nach anderen Schuldigen suchen. Wir sind der Meinung, das PeGiDa Phänomen geht, die frustrierten Bürger bleiben.
Zuletzt wollen wir noch einen Brief von Juergen Freymann veröffentlichen, der an seine Freunde schrieb:
Liebe Freunde,
heute ist ein Tag an dem mich mein Mut etwas verlässt. Anlaß ist ein STERN Artikel in dem sehr viel Manipulationskraft steckt. Darin wird berichtet, man könne jetzt unter seinen Freunden googeln, wem die NPD und/oder die AfD gefällt. Warum spüre ich unterschwellig den Aufruf dazu, dass auch zu tun, und das noch verbunden mit dem Gedanken - nein so etwas tut man nicht! Man ist nicht befreundet mit Jemanden der die NPD oder AfD Seite geliked hat. http://www.stern.de/…/pegida-auf-facebook-hier-koennen-sie-…
Nun bin ich kein Freund der AfD oder NPD, aber wie gehe ich nun mit denen um, die das geliked haben? Rede ich jetzt nicht mehr mit denen, schmeiße ich die aus meiner Freundesliste raus? Sauber, ich stehe wieder gut da. Ist das so? Dabei bin ich schon der ersten Intrige dieses Artikels aufgesessen... NPD und AfD in einem Atemzug, sie sind ja auch gleich, oder? Merkt ihr was?
Doch Pegida ist dem vorangestellt... dasselbe Kapitel - NPD, AfD, PEGIDA ist doch alles gleich, dieselbe braune Soße, oder? Das sind die offensichtlichen Manipulationen, die in diesem Artikel mit den Lesern versucht werden. Doch es steckt noch mehr Brisanz in dem Artikel.
Ist es überhaupt in Ordnung, Menschen in Schubladen zu stecken, abgestempelt weil sie rot grün blau ohne Haare mit Haare sind, weil sie rauchen oder saufen oder eine Uniform tragen???? Und wenn mir das Merkmal nicht paßt, streiche ich sie aus meiner Freundesliste, rede nicht mehr mit denen und stelle sie in eine Ecke, ins Abseits? Kommt man so klar im Leben?
Tut mir leid, für mich ist es komplizierter. Kein Mensch ist einseitig. Wir alle tragen in uns den Engel und den Teufel. Die Dialektik ist eine tolle Philosophie um bestimmte Dinge zu erklären, aber dazwischen gibt es ein unendliches Spektrum von Zwischentönen. Man kann durchaus viel Engel und nur ein bisschen Teufel auf einmal sein, oder man macht etwas wo beide Kategorien gar nicht passen.
Dieser STERN Artikel macht mir Angst, weil er polarisiert, weil er unterschwellig ausgrenzt, weil er dazu führt, dass wir in Schubladen gesteckt werden, und wir dann irgendwann nicht mehr über uns reden, sondern nur noch Schablonen im Kopf haben und die Welt in Gut und Böse teilen, und wehe dem, der auf der Seite des Bösen steht.
Gesteht dem Gegenüber einfach zu, dass er ein Mensch ist, einer wie man selbst. Einer der lernt, der sich sorgt, der Ängste hat, Freude empfindet und der liebt. Dabei kann er durch sein Leben, seine Freunde oder sonstwen zu ganz anderen Erkenntnissen gekommen sein, als man selbst. Das ist nicht immer schön, viele mögen das gar nicht, wenn jemand anders denkt als man selbst. Aber gestehen wir das einander zu und gehen respektvoll miteinander um.
Wir dürfen über unsere Erkenntnisse streiten, das sollten wir sogar, nur wir sollten niemanden verteufeln nur weil er an seine eigenen Erkenntnisse glaubt. Begegnen wir einander auf Augenhöhe und mit Respekt. Und lassen wir uns nicht gegenseitig aufhetzen. Wir sind das Volk - ein buntes Volk mit sehr unterschiedlichen Erkenntnissen, aber wir alle lieben, lachen, weinen, wollen Wärme, Aufmerksamkeit, Liebe und Geborgenheit... ohne alldem, das überleben nur die Wenigsten.
Lassen wir uns also nicht ablenken, von dem was heute wirklich dringend zu ändern ist. Wenden wir diesen bereits heißen Krieg gegen Russland ab, bevor es zu spät ist. Gestern wurde in Börse aktuell gesagt, dass alle börsennotierten Unternehmen Russlands plötzlich nur noch einen Gesamtwert hätten, der kleiner ist als von dem Luftblasengiganten Google.
Da stimmt doch was nicht. Der Ölpreis wird seit Monaten niedrig gehalten. Uns Verbraucher freut es. Haben wir wirklich vergessen, dass dieselben Leute, die heute den Preis fallen lassen uns noch gestern gesagt haben, wir müssen den Preis nochmal erhöhen, weil es gibt so zahlreiche Unruhen und Kriege in der Welt. Heute erzählen die uns, die Nachfrage sei geringer geworden.
Zum Winter. Ja klar, glaubt ihr das? Hier wird bereits ein heißer Wirtschaftskrieg gegen Russland geführt, während die NATO eifrig Panzer um Panzer Richtung Osten bringt, und gewaltig an Russlands Grenze aufmarschiert. Bei all der Zeit, die wir nun neuerdings damit verbringen, andere in Schubkästen zu stecken, kommen wir gar nicht mehr dazu uns darum zu kümmern worum es eigentlich geht: F R I E D E N ohne Frieden ist für alle blöd.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen entspannten Tag.
Viele liebe Grüße an alle Freunde
Freunde der Künste,
das Sprachrohr der Kreativwirtschaft