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15.12.2021 Der Fotograf und Filmemacher Alberto Venzago

Bilder, die die Welt bedeuten - zwischen Reportage, Werbung, Dokumentation und Inszenierung

von: GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

„Taking Pictures - Making Pictures“: Virtuos pendelt der Zürcher Fotograf Alberto Venzago mit seiner Kamera zwischen Reportage und Werbung, zwischen Dokumentation und Inszenierung.

Mit packenden Fotoessays und Filmen dokumentiert er kritisch das Weltgeschehen und erzählt bewegende Geschichten: vom Zürcher Platzspitz über den Voodoo-Kult Benins bis zur Kinderprostitution in Manila.

Als concerned photographer scheut Venzago keinen Schauplatz – weder das organisierte Verbrechen der Yakuza in Japan, noch die langjährige Revolution im Iran.

Gegenpol zu den Reportagen bilden seine durchkomponierten und konstruierten Bildwelten, die internationalen Brands als Werbekampagnen dienen oder weltbekannte Stars schillernd in Szene setzen.

Venzagos erste Museumsausstellung überhaupt ist eine opulente Retrospektive seines Werks als Fotograf und Filmemacher im Museum für Gestaltung (www.museum-gestaltung.ch) in Zürich, die noch bis zum 2. Januar 2022 zu sehen ist.

Komplimentiert wird sie durch einen faszinierenden Katalog, den das Haus Steidl (www.steidl.de) in Zusammenarbeit mit Diogenes (www.diogenes.ch) herausgebracht hat.

Von Porträts von Andy Warhol, Jean-Luc Godard und Penélope Cruz bis zu einer Voodoo-Zeremonie in Benin, von Szenen im Pentagon bis zu Ureinwohnern in den Regenwäldern von Sarawak, von Geishas in Tokio bis zu einem einsamen Eisberg in der Antarktis – Alberto Venzago hat scheinbar die halbe Welt vor seiner Leica.

Dieser autodidaktische Fotograf (ganz zu schweigen vom Filmemacher) hat den Globus öfter bereist, als er sich erinnern kann, immer auf der Suche nach dem nächsten unvergesslichen Moment.

„Taking Pictures - Making Pictures“ präsentiert fast 200 Bilder – viele davon bisher unveröffentlicht – ausgewählt aus den Tausenden, die Venzago in den letzten Jahrzehnten angefertigt hat, und zeigt seine kluge Fähigkeit, die Menschen, die er fotografiert, in Schauspieler zu verwandeln, die vor seinem Objektiv auftreten.

Das vielleicht beste Beispiel für Venzagos seltenes Talent sind seine Bilder der Yakuza-Bande in Tokio, eines der mächtigsten Verbrechersyndikate der Welt.

Das Ergebnis von fünf Jahren Beharrlichkeit seinerseits, nicht geringer Ausstrahlung und (in Wim Wenders Worten) seinem „optimistisch funkelnden Lachen“,

Venzagos Bilder dieser geheimen Welt sind private Silvesterfeiern, das Büro von Yakuza-Chef Masahiro Furushio und sogar der Hand eines Gangmitglieds fehlt eine Fingerspitze (eine übliche Geste, um um Verzeihung oder ausdrückliche Unterwerfung zu bitten).

Unabhängig von seinen Themen, von den Unterdrückten und Ausgebeuteten bis hin zu den Reichen und Schönen, beweist dieses umfassende Buch Venzagos Anspruch „Mein Atelier ist die Welt“. 45 Euro. 

Sönke C. Weiss

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