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23.10.2014 Schneepflug auf der Landebahn, aber kein Schnee

Christophe de Margerie - Verschwörungstheorie oder doch Mord, der Freund der Russen ist tot

von: Rainer Kahni und Gottfried Böhmer

Übereinstimmend schrieben der Spiegel, das manager-magazin und die Süddeutsche Zeitung zum Tod von Christophe de Margerie " er war ein Freund Russlands". Die NZZ schrieb gar "Russland trauert um einen Freund". Nun ja, die Freunde Russlands sollten besser auf sich aufpassen, zumal wenn man auch noch ein enger Freund von Vladimir Putin ist.

Christophe de Margerie "Russland ist nicht unser Feind"

Der Total-Chef galt als Unterstützer Russlands und hatte immer wieder vor einer Eskalation der Krise zwischen dem Kreml und dem Westen gewarnt. Der Süddeutschen Zeitung hatte er noch Anfang September gesagt "Sanktionen sind ein Irrweg, wirtschaftliche Verflechtung hingegen erzwingen einen konstruktiven Dialog. Wir dürfen uns nicht einreden lassen, Russland sei ein Feind - obwohl unsere Energieversorgung großteils von diesem Nachbarn abhängt"

Ärger hatte Christophe de Margerie aber auch schon in Frankreich. Wohl auf Druck der USA hatten Staatsanwälte jahrelang gegen ihn ermittelt. So soll er mit Schmiergeldzahlungen sich die Nutzung von Gasvorkommen im Iran gesichert haben, und ein gegen den Irak verhängtes Embargo unterlaufen haben. Gegen beide Länder hatten die Amerikaner Wirtschaftssanktionen durchgesetzt.

Warum in Russland? Bei seinen Freunden?

Kurz vor seinem Tod hat er sich mit dem russischen Regierungschef Dimitri Medwedew auf dessen Privatwohnsitz bei Moskau getroffen, um über weitere Investitionen von Total in Russland zu verhandeln. Nun hätte man Christophe de Margerie in Frankreich oder sonstwo beseitigen können, aber warum in Russland, bei seinen Freunden? Die Botschaft lautet wohl, Putin, du kannst nicht mal deine Freunde im eigenen Land schützen.

Ich gebe zu, dass ich hier ein wenig spekuliere. Aber vergessen wir nicht Christophe de Margerie hat das acht größte Industrieunternehmen der Welt geführt und sich knallhart über die von den Amerikanern verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland hinweggesetzt.  Margerie galt als einer der mächtigsten Wirtschaftsführer der Welt und hat sich nie einer US Doktrien gebeugt, ganz im Gegenteil, er hatte riesige Geschäfte und Investitionen in Russland vor. Und ich glaube an keinem Zufall.

Mord oder Unfall

Die Frage, Mord oder Unfall ist schnell beantwortet, sollte in absehbarer Zeit die neue Führung von Total SA ihre Investitionspolitik in Russland ändern dürfte der Beweis für die Ermordung von Christophe de Margerie auf dem Tisch liegen. Also warten wir es ab.

Das zweierlei Maß

Und noch eines ist doch sehr erstaunlich. Schon einen Tag nach dem "Unglück" ist die Geschichte in den deutschen Medien keine einzige Zeile mehr wert. Man stelle sich vor, ein sehr mächtiger Freund der USA wäre in Russland ums Leben gekommen, welt-online, der Spiegel, die FAZ, die ZEIT, die Süddeutsche, der Stern und Focus würden täglich im 30 min Rythmus neue Artikel nachschieben, Experten aller Coleur würden zu Wort kommen, um die Schuld Russlands zu beweisen. Und ARD, ZDF, Maischbergers und Co würden ganze Sondersendungen bringen, um uns davon zu überzeugen. Das ist das, worüber ich seit sieben Monate schreibe: das zweierlei Maß.

Schock in Frankreich

Das Presseamt des Präsidenten François Hollande teilte mit, dass die Nachricht über den Tod von Christophe de Margerie den Präsidenten schockierte und betrübte. Christophe de Margerie habe sein Leben der französischen Industrie und der Entwicklung des Konzerns Total gewidmet.

Christophe de Margerie habe Total zu einem der führenden Unternehmen weltweit gemacht. Er habe für Überlegenheit und Erfolg französischer Technologien im Ausland gestanden. Er sei ein großzügiger Mäzen gewesen, der seinen Beitrag zu den wichtigsten Kulturinitiativen geleistet habe.

François Hollande sprach seine Anteilnahme der Frau, den Kindern, den Verwandten und auch den Mitarbeitern von Christophe de Margerie aus. Auch der russische Präsident Wladimir Putin schloss sich seinen Worten an.

Ein Kommentar von Rainer Kahni 

Dies ist der Stoff, aus dem alle meine Bücher entstanden sind. Wenn mir noch die Zeit bleiben würde und ich noch die Kraft dazu hätte, dann wäre dieser "Unfall" des französischen Chefs von TOTAL eine ideale Vorlage für meinen neuen Politthriller. Es fing alles damit an, dass die französische Grossbank BNP von der SEC (Security Exchange Commision) an der New Yorker Wallstreet in die Zange genommen wurde.

Die BNP konnte sich dem "Angebot" der SEC nicht verweigern, entweder sechs Milliarden US Dollar Strafe wegen eines angeblichen Verstosses gegen US - Gesetze als Strafe zu bezahlen, oder seine US - Börsenlizenz zu verlieren. Man subsummiert so ein "Angebot" unter französischen Juristen unter dem Straftatbestand der ERPRESSUNG, um einen lästigen Konkurrenten loszuwerden.

Die US- Führungsmacht ist völlig bankrott

Dies lässt sich natürlich der französische Staat nicht gefallen und sinnt auf eine Retourkutsche. Wo ist Amerika am verwundbarsten? Ganz einfach: Alle weltweiten ÖL - und Gasverkäufe werden in US - Dollar abgerechnet. Die USA haben also ein Monopol und stützen so ihre marode Währung. Die US - Regierung ist mit offiziell 13,5 Billionen US Dollar verschuldet.

In Wirklichkeit beläuft sich die Verschuldung der USA auf über 200 Billionen US Dollar. Gleichwohl spielt sich die USA in der ganzen Welt als Führungsmacht auf, obwohl sie völlig bankrott ist. Würden nun die Brigs - Staaten, die 40 % der Weltbevölkerung ausmachen, wie Russland, China, Brasilien, Indien usw. sich darauf einigen, die weltweiten ÖL - und Gasvorkommen nicht mehr in US - Dollar abzurechnen, dann wäre die Vormachtstellung der USA in der Welt beendet.

Christophe de Margerie führte das achtgrößte Industrieunternehmen der Welt (189,5 Milliarden Euro Umsatz)

Und nun kommt der fünftgrösste Öl - und Gas - Multi der Welt, der französische Konzern TOTAL ins Spiel und sinnt auf Rache für die Schmach, die der BNP an der Wallstreet zugefügt wurde. Sein bei der Belegschaft überaus beliebte Patron Christophe de Margerie, der sein ganzes Berufs - Leben bei TOTAL verbracht hat und nicht aus der elitären Clique der Grande Ecole stammt, fliegt mit dem Firmenjet Falcon nach Moskau und verhandelt mit dem russischen Ministerpräsidenten Medwedev über ein Abkommen über den Bau einer riesigen Raffinerie in Russland und die Abrechnung der russischen ÖL - und Gasvorkommen in einer anderen Währung wie dem US - Dollar, wahrscheinlich in Euro.

Schneepflug auf der Landebahn, aber kein Schnee

Dies würde sofort Nachahmer in China und den anderen Brigs - Staaten finden und versetzt die USA in allerhöchste Aufregung. Dieses Abkommen muss von den USA unbedingt verhindert werden. Wie durch Zufall steht beim Abflug der Falcon auf einem Moskauer Flughafen ein Schneepflug auf der Landebahn, obwohl weit und breit kein Schnee liegt.

Enger Vertrauter und Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin

Die Falcon rast beim Start ungebremst in diesen Schneepflug und explodiert. Der Patron von TOTAL Christophe de Margerie und die Besatzung kommen in einem riesigen Feuerball ums Leben. Die russischen Behörden ermitteln sofort mit Hochdruck und finden den Wodka - seeligen Fahrer des Schneepfluges in der Cantine des Flughafens mit einigen US - Dollars in der Tasche.

Er wird sofort verhaftet. Die Ermittlungen des russischen FSB führen nach Langley in Virginia, wo der Sitz der amerikanischen CIA ist. Ist das eine Story für einen Politthriller der Extraklasse? Schade, dass ich zu müde, zu alt und zu krank bin, sonst würde dieses Buch in wenigen Monaten erscheinen

Letzte Meldung: Die Tragödie am Moskauer Flughafen Wnukowo, bei der in der Nacht zum 21. Oktober 2014 der Leiter des französischen Ölkonzerns „Total“, Christophe de Margerie, ums Leben gekommen war, wird von Michail Gurewitsch untersucht. Zuvor ermittelte Gurewitsch bei dem Absturz des Flugzeugs mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczyński an Bord.

Darüber hinaus werden Mitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft, des Föderalen Sicherheitsdienstes und des Föderalen Bewachungsdienstes Russlands die Sicherung der Flüge überprüfen heißt es aus Moskau.

Rainer Kahni

Rainer Kahni, besser bekannt als Monsieur Rainer, ist Journalist und Autor von Polit - und Justizthrillern. Er ist am Bodensee aufgewachsen, lebt jedoch seit vielen Jahren in Paris und bei Nizza. Seine Muttersprache ist deutsch, seine Umgangssprache ist französisch. Er ist Mitglied von Reporters sans frontières und berichtet für Print - Radio - und TV - Medien aus Krisengebieten.

Gottfried Böhmer ist seit 1997 künstlerischer Direktor der Gesellschaft Freunde der Künste und Redaktionsleiter der GFDK.

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