Ich möchte mit diesem Eintrag für kollegiale Unterstützung für unseren Kollegen Moritz Gathmann werben. Er berichtet als engagierter, freier Journalist seit Monaten für deutschsprachige Medien aus der Ukraine. Zuvor hat er mehrere Jahre in Moskau als freier Korrespondent gearbeitet und ist ein ausgezeichneter Osteuropa-Kenner, der mit großem Engagement und guter Schreibe ein großer Gewinn für die Berichterstattung vieler deutscher Medien ist.
In den letzten Tagen gab es eine böswillige Kampagne von Kollegen gegen ihn, die unter anderem per Twitter und Facebook lief, weil er auch für die Verlagsbeilage der SZ "Russland Heute" tätig war. Das ist eine zweifelhafte PR-Publikation, die monatlich der SZ beiliegt und für die viele junge Kollegen arbeiten, weil sie gut zahlen und weil man dort viele Russlandthemen unterbringt, die in anderen Medien keinen Platz mehr finden.
Es war immer einer von Moritz Gathmanns Kunden und es war jederzeit auf seiner Website nachzulesen. Er hat dort Texte redigiert und einige Artikel geschrieben, die inhaltlich völlig in Ordnung sind. Dass deutsche Kollegen ihm deshalb nun vorwerfen, er betreibe Kremlpropaganda ist nicht nur unfair, sondern ein gezielter Versuch einen Journalisten zu verleumden, dessen Darstellung einem nicht passt.
Zeit-Online hat nun die Zusammenarbeit mit Moritz Gathmann aufgekündigt, obwohl er noch in der Ukraine ist. Ich finde das im Umgang mit einem freien Kollegen indiskutabel und für ein Medium wie die "Zeit" unverzeihlich. Da berichtet einer gerade aus einer schwierigen Krisenregion und hält als freier Kollege für das Medium den Kopf hin.
Kölner Journalistik-Professor Überall kritisiert Zeit Online
Der Kölner Journalistik-Professor Frank Überall kann die Reaktion der „Zeit-Online“-Redaktion nicht verstehen.
Gegenüber Newsroom.de sagt Prof. Überall: „Ich erwarte, dass man sich in solchen Fällen konkret mit den Texten und Inhalten beschäftigt und nicht pauschal einen Journalisten in eine missliebige Ecke stellt".
Statt sich hinter den Kollegen zu stellen, das Gespräch mit ihm nach seiner Rückkehr zu suchen und ihn vor einer solchen Hexenjagd zu schützen, distanziert sich Zeit-Online in einem Eintrag unter seinem Artikel von ihm und beendet die Zusammenarbeit. Ich finde das für "Zeit"-Online ebenso beschämend wie für die selbstgerechten Anstifter, die diese Mobbing-Aktion vorangetrieben haben. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass deutsche Kollegen zu so einer Niedertracht fähig sind.
Das schreibt unser Kollege Sergej Sumlenny sehr richtig:
Zum Fall Moritz Gathmann. Natürlich hat jede Redaktion ihr Recht, Zusammenarbeit mit jedem freien Autor zu beenden. Eine rasche Beendigung der Zusammenarbeit ist aber erst dann verständlich, wenn ein schwerer Vorfall vorliegt, der solchen schnellen Abbruch rechtfertigt. Eine Zusammenarbeit von Moritz Gathmann mit Russland Heute war langfristig und intensiv, und keinesfalls für die ZEIT unbekannt.
Eine Information, dass die ZEIT Redaktion Herrn Gathmann vor dem Wahl gestellt hat, entweder für RH weiter zu arbeiten, oder für die ZEIT zu schreiben, liegt mir nicht vor. Deswegen kann ich die Entscheidung von die ZEIT nur bedauern. Einen freien Journalisten wegzuschmeißen in der Zeit, wenn dieser sich im Krisen- (wenn nicht Kriegsregion!) befindet, verletzt alle Vorstellungen von einem kollegialen Verhalten.
Das kann ich nicht verstehen. Die Einschätzungen von Herrn Gathmann konnte ich nicht immer teilen, aber das war monatelang der Redaktion von die ZEIT kein Grund, mit ihm weiter nicht mehr zu arbeiten. Die Schnelligkeit dieser Entscheidung ist traurig.
Das Verhalten von der Redaktion die ZEIT, die erst ihr Moskau-Büro schließt und dann einen freien Kollege aus politischen Gründen kurzzeitig entlässt verschärft nur die traurige Situation auf dem deutschen Printmedienmarkt. Nicht umsonst verlassen immer mehr Journalisten das schwierige Mediengelände und starten ihr neues Arbeitsleben als PR-Berater, Analysten etc. Ich wünsche dem Herrn Kollege Gathmann alles gute.
Moritz Gathmann arbeitet als freier Journalist in Moskau. Geboren 1980 in Göppingen, beliefert er Titel wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, den „Spiegel“ oder „Das Magazin“ mit Berichten und Hintergrundstücken aus Russland. Seit 2008 ist er ebenfalls Mitglied im angesehenen Korrespondenten-Netzwerk n-ost.
Berlin: Die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) hat Verständnis für das russische Vorgehen in der Ukraine-Krise geäußert. „Ich habe immer gewusst, dass wir für den Bruch des Völkerrechts im Kosovo-Krieg irgendwann von Russland oder China die Rechnung vorgelegt bekommen“, sagte Vollmer der „Berliner Zeitung“.
ZAPP-Bericht im NDR enthüllt die Manipulation der deutschen Bevölkerung durch die hiesigen Medien im Ukraine-Konflikt. Aufwachen! Es geht schon lange nicht mehr um neutrale Berichterstattung. Deutsche Medien beteiligen sich nachweislich an Propaganda zum Nutzen der deutschen Bundesregierung.