Die 86. Verleihung der Oscars in Hollywood ist mit wenigen Highlights zu Ende gegangen. Ganze 7 Oscars gingen an das Weltraumspektakel "Gravity", welches an Langeweile kaum zu überbieten ist, aber aufgrund seiner filmischen Effekte überzeugen konnte.
Der Oscar für den besten Film ging an Brad Pitts produziertes Sklavendrama "12 years a Slave"
Regie führte der 44-jährige schwarze Filmemacher Steve McQueen. Die Konkurrenten um den Oscar für den besten Film "Gravity", die Gaunerkomödie "American Hustle", das Roadmovie "Nebraska", der Piratenfilm "Captain Phillips", das Aids-Drama "Dallas Buyers Club", das Krimidrama von Martin Scorsese "The Wolf of Wall Street", die Science-Fiction-Komödie "Her" sowie Stephen Frears hinreissende Komödie "Philomena" hatten das Nachsehen.
"The Wolf of Wall Street" mit einem sensationell spielenden Leonardo DiCaprio sowie Matthew McConaughey, der in einer Nebenrolle als durchgeknallter Finanzmakler glänzt. Insgesamt überzeugt der Film durch schauspielerische Qualitäten sowie original getreuen, teils ironischen Szenen über das Leben auf der Überholspur des Finanzmaklers und skrupellosen Aktienbetrügers Jordan Belfort.
Der zweite Oscarfavorit "American Hustle" erzählt einen großen amerikanischen Politskandal der 1970er Jahre. Eine schräge Komödie mit Star-Besetzung, die zwar langsam in Fahrt kommt, aber dann mit voller Wucht zuschlägt. American Hustle lebt auch von den exzellenten schauspielerischen Leistungen seiner Protagonisten. In der Hauptrolle ist "American Psycho" Christian Bale zu sehen, der sich für den Film mehr als 20 Kilo anfutterte.
Der Mann ist in Originalität kaum zu überbieten wie er sich mit Schmierbauch, dauer-verrutschtem Toupet sowie goldener 70 iger Jahre Brille präsentiert. Auch hervorzuheben sind die beiden weiblichen Darstellerinnen, Amy Adams mit Dauer-Tiefausschnitt als verführerische Partnerin des Gauners Christina Bale sowie Jennifer Lawrence, die seine Psycho-Ehefrau spielt. Der dauergewellte Bradley Cooper als übereifriger FBI-Agent, der endlich mal im Rampenlicht stehen will, macht seine Sache auch ganz gut. Kleines Highlight am Rande, Altmeister Robert de Niro taucht in einer kleinen Rolle als Mafiaboss auf.
Welt.de schreibt nun: "Mit diesem Resultat vollführte das kollektive Bewusstsein der Filmakademie einen bemerkenswerten schizophrenen Spagat. Es gab einen Film über die Praktiken der Pharmaindustrie zu Beginn der Aids-Seuche ("Dallas Buyers Club"), einen über moderne Piraterie ("Captain Phillips") und einen über Korruption und Trickbetrüger ("American Hustle"). Hollywood beschäftigte sich mit der Psychologie der Aktienspekulation ("The Wolf of Wall Street")
"Die amerikanische Filmindustrie – oder, genauer gesagt: der schrumpfende Teil von ihr, der Filme für Erwachsene dreht – hat bewiesen, dass sie es immer noch versteht, unterhaltsame Filme zu produzieren, die im Gedächtnis haften bleiben. Und was tun die 6000 Wähler der Akademie? Sie werfen einen Großteil ihrer Preise dem einzigen Film in den Schoß, der nun überhaupt keine gesellschaftliche Relevanz besitzt"
Am Ende setzte sich als bester Hauptdarsteller Matthew McConaughey in dem Aids-Drama Dallas Buyer Club durch. Genau wie Christian Bale ist McConaughey für diese Rolle an seine Reserven gegangen, allerdings in die andere Richtung, er hat sich für den Film über 20 kg abgehungert und sah danach wirklich mehr als krank aus. Er spielt einen Schwulenhasser, der nach einer Diagnose HIV positiv getestet wird und sich danach für die Rechte der Schwulen und Aidskranken einsetzt.
Der Oscar für die beste Darstellerin ging an Cate Blanchett, die in dem Woody Allan Stück Blue Jasmine brillierte. Sie spielt eine High-Society Lady, die durch die Finanzpleite und Trickserei ihres Gatten ganz tief fällt und im Alkoholikersumpf landet. Sehenswert!
Film: "12 Years a Slave"
Hauptdarstellerin: Cate Blanchett ("Blue Jasmine")
Hauptdarsteller: Matthew McConaughey ("Dallas Buyer Club")
Nebendarstellerin: Lupita Nyong'o ("12 Years a Slave")
Nebendarsteller: Jared Leto ("Dallas Buyers Club")
Regie: Alfonso Cuarón ("Gravity")
Ausländischer Film: "The Great Beauty" ("La Grande Bellezza" – Italien)
Drehbuch-Adaption: John Ridley ("12 Years a Slave")
Original-Drehbuch: Spike Jonze ("Her")
Zeichentrickfilm: "Frozen"
Ausstattung: "The Great Gatsby"
Cinematografie: "Gravity"
Tonmix: "Gravity"
Tonschnitt: "Gravity"
Soundtrack: Steven Price ("Gravity")
Song – "Let It Go" ("Frozen")
Kostüm: "The Great Gatsby"
Makeup und Frisur: "Dallas Buyers Club"
Zeichentrick-Kurzfilm: "Mr. Hublot"
Dokumentarfilm: "20 Feet from Stardom"
Dokumentarfilm (kurz): "The Lady in Number 6: Music Saved My Life"
Schnitt: "Gravity"
Live-Action-Kurzfilm: "Helium"
Visuelle Effekte: "Gravity"