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13.03.2014 Für die, die es noch nicht verstanden haben

Uli Hoeneß ist nicht der Schmarotzer der Republik - hasserfüllt geifern die Medien

von: GFDK - Rainer Kahni

Nach Konstantin Wecker und Hans Friedrich kommt nun Rainer Kahni für die Freunde der Künste zu Wort - Die mediale Hinrichtung eines Menschen, egal, gegen welche Norm oder welches Gesetz er verstossen hat, ist abstossend und erinnert an die längst vergessen geglaubte Lynch - Justiz der vorigen Jahrhunderte. Da werden Menschen als Schmarotzer der Gesellschaft abgeurteilt, weil sie den Staat beklaut haben, in dem sie ihm Steuern vorenthalten haben.

Das verstösst gegen das Gesetz, darüber braucht man nicht diskutieren, doch ich plädiere für eine Mässigung in der öffentlichen Meinung und in den Medien. Entsetzt und geradezu hasserfüllt geifern der Netz – Pöbel und die Mainstream – Medien gegen Menschen, die Fehler gemacht haben und dass derjenige sich nicht mea culpa in den Staub des Gerichtes werfen. Reue und Demut sind aber keine strafrechtlichen Kategorien.

"Das Recht ist der zum Gesetz erhobene Wille der jeweils herrschenden Klasse."

Das ist vermuffte Seelenkunde und gehört nicht mehr in die Neuzeit. Das Gericht hat lediglich einen Straftatbestand zu subsummieren und dann ein Urteil zu sprechen. Der Talar hat nichts zu bestrafen, denn Sühne ist kein Bestandteil einer Rechtssprechung. Der angerichtete Schaden muss wieder gut gemacht werden und der Angeklagte hat eine entsprechende Wiedergutmachung an den Geschädigten zu bezahlen. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich kritisiere die aktuelle Tendenz der Totalentwertung, die in der öffentlichen Diskussion deutlich wird.

Es ist weder Aufgabe des Rechtstaates, noch der Bevölkerung, noch der Medien, darüber hinaus die Existenz des Angeklagten zu vernichten. Uli Hoeneß soll Steuern hinterzogen haben und das im zweistelligen Millionenbereich. Das ist eine Straftat, aber deswegen ihn als « Sozialschmarotzer der Republik » zu bezeichnen, wird den tatsächlichen Dimensionen in diesem Staat nicht gerecht.

Die grössten « Sozial – Schmarotzer » sitzen in den Banken, die ungestraft dem Land und Steuerzahler  Milliardenschäden zugefügt haben und nichts zu befürchten haben. Es ist ein Skandal dieses Staates und seiner Justiz, dass sie sich standhaft weigern, diesen Banken die Lizenz zu entziehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Hier geht man wohl nicht zu weit, wenn man eine heimliche Komplizenschaft zwischen dem Staat und den Banken unterstellt, vor der eine weisungsgebundene Justiz kapituliert hat. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass ganze Bundesländer, die es nicht fertigbringen, ordentlich zu wirtschaften und den Steuerzahler um Milliarden von Euro bringen, mehr Schäden am Volksvermögen anrichten, als einige
Steuersünder.

Ich plädiere für Mässigung und verbale Abrüstung im Fall Hoeneß in den Medien und im Netz! Dieser Lynch - Mob ist ekelerregend! Dass Herr Hoeneß Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat, bestreitet er nicht. Die Beweisaufnahme ist abgeschlossen und das Gericht hat nun zu subsummieren. Sachlich, juristisch sauber und ohne Malus oder Bonus für den Angeklagten. Die spannende Frage wird sein, wie das Gericht die Ergebnisse der Beweisaufnahme würdigt.

1. Wurde die Selbstanzeige rechtzeitig gestellt? Antwort: Nach übereinstimmenden Aussagen der Zeugen JA. 2. War sie vollständig? Antwort: Die Verteidigung meint JA, die Staatsanwaltschaft sagt NEIN. Nur darauf kommt es bei der Urteilsfindung an. Kommt das Gericht zu der Auffassung, dass die Selbstanzeige rechtzeitig und vollständig war, dann muss freigesprochen werden.

Verneint das Gericht dies, wird der Angeklagte verurteilt. Beim Strafmass wird natürlich die Höhe des Schadens berücksichtigt werden müssen. Strafmilderungen sieht das Gesetz vor, wenn der Angeklagte z.B. eine grosse Lebensleistung und aussergewöhnliches soziales Engagement gezeigt hat. Ob das noch für eine Bewährungsstrafe ausreicht, steht im Ermessen des Gerichtes.

Für die, die es noch nicht verstanden haben

Weil es die meisten Hetzer gegen Uli Hoeneß nicht begreifen wollen. Wenn er an einem Tag mit einer Devisen-Spekulation 10 Millionen Gewinn macht und am nächsten Tag mit einer anderen 20 Millionen Verlust, ist er um 10 Millionen ärmer. Er muß die 10 Millionen Gewinn dennoch versteuern, die 20 Millionen Verlust werden vom Finanzamt NICHT berücksichtigt. Pervers?

Im Klartext gesprochen: Der Fiskus bereichert sich an den Gewinnen, mit den Verlusten will er nichts zu tun haben. Und noch was: Bis Ende der 90-Jahre galten diese Geschäfte als "Spiel und Wette" und waren steuerfrei, was sie auch hätten bleiben müssen. Aber ein paar windige Finanzbeamte rochen dicke Kohle, die man sich auch noch einverleiben könnte. Und schwupp die wupp wurden die Gesetze geändert. Wer ist der Dieb? Wer sind die Betüger?


Schon vor über 10 Jahren schreibt Hans Herbert von Arnim im Buch “Das System”: “Jeder Deutsche hat die Freiheit, Gesetzen zu gehorchen, denen er niemals zugestimmt hat; er darf die Erhabenheit des Grundgesetzes bewundern, dessen Geltung er nie legitimiert hat; er ist frei, Politikern zu huldigen, die kein Bürger je gewählt hat, und sie üppig zu versorgen – mit seinen Steuergeldern, über deren Verwendung er niemals befragt wurde. Insgesamt sind Staat und Politik in einem Zustand, von dem nur noch Berufsoptimisten oder Heuchler behaupten können, er sei aus dem Willen der Bürger hervorgegangen.”

Hier eine kleine Liste von wirklichen Schmarotzern der Republik, die der Staat als völlig überflüssig längst hätte entfernen müssen :

Die deutsche Bundesbank mit über 12.000 hochbezahlten Beamten.

Sämtliche Landeszentralbanken in allen Bundesländern.

Sämtliche Oberfinanzdirektionen.

Alle Regierungspräsidien.

Sämtliche parlamentarischen Staatssekretäre und Bundesbeauftragte für zu kurz gekommene Politiker.

Das gesamte Presse – und Informationsamt, alle Pressesprecher der Ministerien.

Sämtliche Restministerien in Bonn.

Der zweite Amtssitz des Bundespräsidenten in Bonn.

Die zivile Bundeswehrverwaltung mit 123.000 Beamten.

Alle kassenärztlichen Vereinigungen.

Sämtliche « Fortbildungswerke » der Gewerkschaften rund um die Bundesanstalt für Arbeit.


Alle Handwerkskammern.

Sämtliche parteinahe Stiftungen.


Die Fahrbereitschaft des Bundestages.

In Deutschland werden den plärrenden Lobbyisten jährlich 170 Milliarden Euro an Subventionen in den gierigen Rachen geworfen. Milliarden von Euro werden in sinnlose Rüstungsprojekte gesteckt. Die Beamten verschwenden laut Bericht des Bundesrechnungshofes, strafrechtlich völlig folgenlos, jährlich über 60 Milliarden Euro.

Der Staat und die Banken sind die grössten Sozial – Schmarotzer der Republik und nicht die paar Steuerhinterzieher. Doch davon hört man wenig in den Medien und im Netz und schon gar nichts vom Steuerzahler.

Rainer Kahni


Rainer Kahni, besser bekannt als Monsieur Rainer, ist Journalist und Autor von Polit - und Justizthrillern. Er ist am Bodensee aufgewachsen, lebt jedoch seit vielen Jahren in Paris und bei Nizza. Seine Muttersprache ist deutsch, seine Umgangssprache ist französisch. Er ist Mitglied von Reporters sans frontières und berichtet für Print - Radio - und TV - Medien aus Krisengebieten.

Zwischen den Reisen recherchiert er für seine Polit - und Justizthriller, die meist auf historischen Ereignissen beruhen. Der Stil seiner Reportagen und Thriller wird wegen seiner exacten Recherchen, sehr guten Ortskenntnissen und einer unverwechselbaren Sprachgewalt bei seinen Lesern geschätzt.

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