Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) lobt Wolf Biermann für seine Linke-Kritik, fürchtet aber: Die Partei sei "mehr als der elende Rest der DDR-Staatspartei". Es sei traurig, dass die Linke nicht "geschlagen" sei. Das durfte sie auf WELT Online verkünden, wo auch sonst.
Nach Auffassung von Johanna Wanka hat der Liedermacher Wolf Biermann bei seinem scharfen Angriff auf die Linkspartei noch untertrieben. "Ich habe spontan geklatscht, als Biermann das gesagt hat.
Biermann sagte im Deutschen Bundestag, die Linkspartei sei "der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden ist". Auch bezeichnete er sie als "Reste der Drachenbrut" und sich selbst als "Drachentöter". Der "Drachentöter" schrieb Anfang des Jahres einen offenen Brief an den Preisboxer Vitali Klitschko. Biermann drückte darin seine offene Bewunderung für den "Freiheitskämpfer" Klitscho aus, der nicht nur mit den Fäusten sprechen könne.
Im Mai diesen Jahres war er in Kiew und stellt fest, das es dort keine Faschisten gäbe. WELT Online gab er ein Inteview:
Die Welt: An der Vorstellung, die Maidan-Bewegung sei faschistisch unterwandert, ist also nichts dran?
Biermann über Putin : "Der tote Drache ist scheintot. Man könnte aus Wut sagen: Putin ist die blutige Nachgeburt des Stalinismus. Man darf, ja wir müssen Putin mit Stalin und auch mit Hitler vergleichen".
Putin wäre was ganz neues in der Weltgeschichte, das darf er auf WELT Online verkünden: Biermann: "Zum Beispiel darin, dass sich Putin als stalinistischer KGB-Offizier unter das Kreuz der russisch-orthodoxen Heuchler verkriecht und sich mit den Chef-Popen im Bett der Macht wälzt.
Dabei glaubt solch ein kleingläubiger Macho nur an einen Gott: an sich. Im Gegensatz zu Stalin, der seine Verbrechen damit rechtfertigte, dass er die Sowjetunion in einem grausamen Kraftakt industrialisieren müsse, modernisiert Putin sein Russenreich überhaupt nicht, sondern lebt wie ein verblödeter Dritte-Welt–Potentat nur vom Verkauf der russischen Rohstoffe".
Die Mädchen von Pussy Riot hält Biermann für tapfere Mädchen, Putin ließe mutige Journalisten töten und mache Jagd auf Homosexuelle. Und weiter: Jetzt kommt sein größter Vorwurf "Putin war bis heute nicht einmal fähig, eine ordinäre Autobahn à la Hitler zwischen St. Petersburg und Moskau zu bauen".
Der geistige Tiefflieger Wolf Biermann vermutet, dass Putin ein Feigling in Judo-Jacke sei, der kariert den Kraftprotz und ist eine Memme meinte er im WELT Interview. Auf die WELT Frage, warum die Deutschen kein Interesse für den ukrainischen "Freiheitskampf" hätten, aber einem überbordenden Putin Verstehertum nachgingen, antwortet Bierman:
"Denken Sie an das Bibelwort: "Verdorben bis ins dritte und vierte Glied". Das ist das Elend der Nazi-Erben und Kindeskinder, die wir ja fast alle sind. Ich bin keines, durch Zufall der Geburt als Sohn kommunistischer Eltern.
Also liebe Russland und Putin Versteher, jetzt wisst ihr es, eure Eltern waren alle Nazis und ihr seit bis ins dritte und vierte Glied verdorben, also auch eure Kinder. Ich sag mal so. Wenn einer eine Vollklatsche hat dann Wolf Bierman, der sich im übrigen für einen wortwörtlich, Edel-Intellektuellen hält.
"Rein ökonomisch ist das wiedervereinigte Deutschland ein erwachsener erfolgreicher Mann, militärisch ein halbstarker Schwächling, der sich als Sanitäter und Aufbauhelfer in Krisenregionen schicken läßt. Aber weltpolitisch wollen die Kinder der Nazigeneration partout nicht runter vom Schaukelpferd einer selbstverschuldeten Unmündigkeit.
Dieses Sich-aus-allem-Heraushalten, diese scheuschlaue, lebensdumme Tatenlosigkeit im Streit der Welt ist in der praktischen Auswirkung ein Tun, will sagen: folgenschweres Lassen. Aus meiner Sicht war es ein Fehler, daß Deutschland sich im Jahre 2003 nicht auf die Seite der Amerikaner und Engländer gestellt hat im Streit um den Irak".
Als Journalist und Buchautor verstehe ich mich als Chronist und Zeitzeuge. Anders als viele Journalisten der Systemmedien diskreditiere ich mich nicht als offensichtlicher Parteigänger der etablierten Macht. Ein Journalist hat politisch neutral zu sein und niemals tendenziös zu berichten.
Dass ausgerechnet ich mit diesem Verständnis meiner Berufsauffassung einmal in die Lage versetzt werden würde, DIE LINKE zu verteidigen, das nehme ich Wolf Biermann übel. Vor langer Zeit sah ich in diesem zum Bänkelsänger und Hofnarren degenerierten Volksdeppen einen würdigen Nachfolger von Kurt Tucholsky. Welch grandioser Irrtum.
Er erscheint mir heute nur noch als Vorgänger von Helge Schneider. KATZENkLO wurde nicht im sogenannten "hohen Hause" feil geboten, es kam schlimmer! Der Clown der CDU/CSU/GRÜNEN/SPD griff die LINKE in unanständiger Weise an und bezeichnete sie coram publico als "elender Rest" eines untergegangenen Staates.
Natürlich gibt es in der LINKEN noch ehemalige Kader der alten SED, auch mit unseliger Stasivergangenheit. Was dabei immer übersehen wird, ist die Tatsache, dass gerade in den ehemaligen Blockflöten - Parteien ebenfalls belastete Figuren sitzen. Beispiel: Die noch amtierende CDU - Ministerpräsidentin von Thüringen, Frau Lieberknecht.
Die LINKE ist eine demokratisch legitimierte Partei, sie als elenden Rest zu beschimpfen ist niederträchtig und unanständig! Im ersten Parlament der BRD und in allen Behörden, Ministerien, der Polizei, des BKA, des BND und des Verfassungsschutzes sassen nicht nur der " elende Rest " der NSDAP, sondern auch schwer belastete Nazi - Verbrecher.
Wir haben also nicht die geringste Legitimation, uns über die Vita der ehemaligen Parteigänger der SED auszulassen! Im Gegensatz zu den Wendehälsen und Opportunisten wie Gauck und Merkel haben sie sich redlich bemüht, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.
Der Begriff UNRECHTSSTAAT ist ein Fetisch und ein Totschlagargument, um dezidiert denkende Menschen zu diskreditieren. Wer nicht bereit ist, über dieses Stöckchen zu hüpfen, darf dann nach der Lesart der Opportunisten und Wendehälse getrost als "noch nicht demokratiefähig" denunziert werden. Lafontaine und Gysi haben sich dazu viel intelligenter geäussert:
"Natürlich war die DDR keine Demokratie und kein Rechtsstaat. Natürlich wurden von den staatlichen Repressionsinstrumenten Verbrechen an den Bürgern begangen und Menschenrechte verletzt." Diese Aussage bringt mehr, als das ewige Parteipolitisch instrumentalisierte Gewäsch vom "Unrechtsstaat". Gerade die Opportunisten und Wendehälse, die sich heute als "Bürgerrechtler" feiern lassen, sollten sich in der Beurteilung der DDR, in der sie privilegiert waren, zurückhalten.
Langsam aber sicher geht mir diese Hetze und dieses ekelhaft durchsichtige Kesseltreiben gegen DIE LINKE auf den Geist! Es beleidigt die ehemaligen Bürger der untergegangenen DDR insgesamt. Nicht alle Mitglieder dieser Partei haben Unrecht begangen, waren Stasi - Spitzel oder Volksverräter, sowenig wie ihre heutigen Wähler.
Wer fortlaufend den politischen Gegner denunziert, der sollte einmal sein Verständnis für Demokratie überprüfen. Was wollen die denn noch? Haben sich die ehemaligen NSDAP - Mitglieder im deutschen Bundestag, die nach 1945 einfach die Fahnen umgehängt und sich als lupenreine Demokraten ausgegeben haben, jemals entschuldigt? Sie hätten wahrlich Grund genug gehabt, für immer den Mund zu halten und nie mehr ein politisches Mandat anzustreben.
Jakob Augstein schreibt am Sonntag, 9. November 2014 auf Facebook
"In der Feierstunde zum Mauerfall nannte Wolf Biermann die Abgeordneten der Linken eine "Drachenbrut" und den "elenden Rest dessen, was zum Glück überwunden ist".
Da hätte jemand den Dichter an die Hand nehmen und nach draußen führen sollen. Dort stehen drei Worte: "Dem deutschen Volke". Das vertreten nämlich die Abgeordneten des Deutschen Bundestags. ...."
Rest des Textes im neuen SPIEGEL.
Ich bin weder ein Linkswähler noch ein Ostdeutscher. Und dennoch fühlte ich mich durch Biermanns Ausfall beleidigt. Ebenso wie durch den des Bundespräsidenten.
Es ist schändlich, wie heute in Deutschland wieder gegen Sozialisten gehetzt werden darf. Und noch dazu mit buchstäblich höchster Autorität.
Rainer Kahni, besser bekannt als Monsieur Rainer, ist Journalist und Autor von Polit - und Justizthrillern. Er ist am Bodensee aufgewachsen, lebt jedoch seit vielen Jahren in Paris und bei Nizza. Seine Muttersprache ist deutsch, seine Umgangssprache ist französisch. Er ist Mitglied von Reporters sans frontières und berichtet für Print - Radio - und TV - Medien aus Krisengebieten.
Gottfried Böhmer ist seit 1997 künstlerischer Direktor der Gesellschaft Freunde der Künste und Redaktionsleiter der GFDK.