Ricarda Roggan (*1972) gehört zu den wichtigsten deutschen FotografInnen ihrer Generation. Mit fotografischen Arbeiten von 2001 bis heute präsentiert der Kunstverein Hannover die bislang umfassendste Überblickschau der in Leipzig lebenden Künstlerin.
Ausstellung in Hannover
Nüchterne Präzision und stille Magie kennzeichnen Ricarda Roggans Werkserien, in denen nichts dem Zufall überlassen und jede vermeintliche Beiläufigkeit sorgsam inszeniert ist. Durch akribische Vorbereitung und sorgfältige Bearbeitung der Umgebung wird die Wirklichkeit in Form gebracht und die potentielle Bildfähigkeit der Dinge und Orte freigelegt.Als Motive dienen der ausschließlich analog arbeitenden Fotografin natürliche Erscheinungen wie Wolken, Wälder oder Gesteinsformationen. Aber auch ausgedientes Mobiliar, demolierte Autos, entleerte Dachstühle oder archivierte Hinterlassenschaften von Philosophen, Literaten und Komponisten – Dinge, die im Alltag ein Schattendasein führen oder im Hintergrund stehen, werden von Ricarda Roggan wirkungsvoll ins Bild gesetzt. Ihre subtilen Arrangements und präzise gewählten Bildausschnitte lassen fotografische Bilder entstehen, die keine konkrete Lokalisierbarkeit zulassen. Roggan entwickelt Konstellationen, in denen die dargestellten Objekte eine stille, wirkungsvolle Präsenz entfalten und der Blick auf die Eigenheit der Dinge gelenkt wird.
Spärlich beleuchtete hölzerne Dachböden treten uns in Ricarda Roggans Arbeiten in einer merkwürdig bereinigten Schönheit entgegen. Der ausschnitthafte Extrakt eines Waldes erzeugt eine beinahe undurchdringliche Dichte, die sich jeglicher schematisierender Ordnung entzieht. Partiell ausgeleuchtete Autowracks geraten in tiefschwarzen, fast dimensionslosen Räumen befreit von Kontext und Narration zum Konzentrat ihrer selbst.
Freunde der Kunst
Neben Werken aus den letzten 15 Jahren ist in der Ausstellung »Echo« im Kunstverein Hannover erstmals die Serie »Apokryphen« (2014) zu sehen. 80 kleinformatige Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen alltägliche Gegenstände, die einst bedeutenden Persönlichkeiten gehörten und heute in den Archiven von Personenmuseen verwahrt werden. Roggan überführt diese Relikte in einen für ihre Arbeiten typischen fotografischen Raum, der außer den Titeln keine weiteren Zuschreibungen bietet und die stumme Gegenwart der Dinge eindrücklich zur Wirkung gelangen lässt.