Dunkle Schönheiten mit ANNA TERNHEIM. Neues Album „A Space For Lost Time“. Fotocredit: Cheryl Dunn und Chris Shonting
Anna Ternheim spielt Gitarre und schreibt Songs
Die Schwedin Anna Ternheim ist eine ganz besondere Musikerin: Mit ihren hochpersönlichen Songs erlaubt sie einen tiefen Einblick in ihre introspektiven Gedanken und formuliert eine dunkle Schönheit, die unmittelbar berührt.
Seit ihrem 2004 veröffentlichten Debütalbum „Somebody Outside“ wird die Sängerin und Gitarristin in ihrer Heimat Schweden aber auch in Westeuropa und den USA mit stetig wachsender Begeisterung für ihre Musik gewordene Innenbetrachtungen geschätzt.
Die 41-Jährige, die zu ihren großen Einflüssen Künstler wie Bob Dylan, Leonard Cohen und Tom Waits zählt, blickt in Schweden auf einen konstant großen Erfolg: Auch ihr letztes, 2017 erschienenes Mini-Album „All the Way to Rio“ stieg wie alle Vorgänger unmittelbar hoch in die Albumcharts ein.
Anna Ternheim spielt Gitarre und schreibt Songs, seitdem sie zehn Jahre alt ist. Und doch ließ sie sich Zeit mit der Entwicklung einer signifikanten künstlerischen Persönlichkeit.
Im Alter von 18 verbrachte sie ein Jahr in Atlanta/Georgia und unternahm dort erste musikalische Gehversuche mit ihrer Band Sova.
Doch es sollte noch weitere acht Jahre dauern, bis sich die nachdenkliche, stets von einem leichten Hauch der Melancholie umwehte Frau tatsächlich als Musikerin verstand. Statt sich auf die Musik zu konzentrieren, reiste sie zunächst um die Welt und studierte Französisch in Lausanne.
Zurück in Schweden, nahm die Songwriterin 2004 ihr Debütalbum „Somebody Outside“ auf. Das Album stieg direkt bis auf Platz 3 der schwedischen Albumcharts. Bei den schwedischen Grammy Awards – dem skandinavischen Äquivalent des Grammy – gewann sie den Preis als „Beste Newcomerin“.
Ein Erfolg, den sie 2006 mit ihrem zweiten Album „Separation Road“ unmittelbar wiederholen konnte: Diesmal gewann sie in den Kategorien „Best Female Artist“ und „Best Lyricist“.
Gerade diese letzte Nominierung dürfte für die nachdenkliche Schönheit einen besonderen Wert besitzen, denn Anna Ternheim agiert in ihren lyrischen Gedanken stets offenherzig und authentisch. Sie schulde dies der Kunst, sagt sie, und sie könne gar nicht anders, als in ihren Texten ungeschönte Ehrlichkeit zu formulieren.
Von dieser Aufrichtigkeit getrieben war auch ihr 2008 veröffentlichtes Album „Leaving On A Mayday“, das sie vollkommen alleine mit einem Produzenten aufnahm. Auch für dieses Album erhielt sie wieder zwei schwedische Grammy Awards.
Nach den ebenfalls sehr erfolgreichen Werken „The Night Visitor“, welches ihr erstmals auch in Deutschland Charts-Notierungen bescherte, und „For The Young“, einem Ergebnis längerer Aufenthalte in New York und Buenos Aires, formierte sie für die nächste Tournee ihre bislang brillanteste Live-Band.
Die Konzerte gerieten zu höchst emotionalen Ereignissen, was Anna Ternheim dazu veranlasste, ihre erste Live-Platte zu veröffentlichen. „Live in Stockholm“ erschien 2016 und bewies mit 17 Songs aus ihrer gesamten Karriere, was für eine Ausnahmemusikerin Anna Ternheim ist.
Im November 2017 erschien ohne jegliche Vorankündigung unter dem Titel „All the Way to Rio“ ein Mini-Album, welches Ternheim als Bandprojekt vor einigen Jahren begonnen, dann aber als eigene Platte vollendet hatte.
Im Frühjahr 2018 erscheint im Rahmen des Record Store Days dann noch ein weiteres Livealbum „ The Winter Tapes“, welches die schönsten Aufnahmen der Akustiktournee 2017/2018 mit Martin Hederos enthält.
Man darf also gespannt sein, was Anna im Jubiläumsjahr ihrer Karriere nun auf Platte und Bühne bringen wird. Die Premiere feiert das Album am Veröffentlichungstag mit einem besonderen Konzert in Hamburgs Elbphilharmonie gemeinsam mit dem Kaiserquartett, das Konzert ist bereits wenige Minuten nach Ankündigung leider komplett ausverkauft.
Ein paar Worte von Anna zum Album „A Space For Lost Time“:
„Ich wusste, dass ich eine sehr reduzierte Platte machen wollte, die Akustikstournee im Jahr 2017 hatte mich dazu inspiriert. Einige Song wuchsen dennoch mit einem größeren Arrangement und brauchten mehr Dynamik.
Auch wollte ich die Westküste Amerikas in meinen musikalischen Kosmos bringen und nahm grosse Teile der Platte in Los Angeles auf. Am Ende klingt es dann aber doch wieder nach einem düsteren Schwedischen See…
Im Studio gingen wir sehr intuitiv vor, Song für Song und versuchten, bei jedem Lied schönst möglich den Kern zu zeigen. Ihn so wundervoll wie möglich klingen zu lassen.
Der Titel des Albums kam mir während der Aufnahmen in LA. Er beschreibt am besten das Grundgefühl des Albums,
der Sehnsucht für Vergangenes, für das was kommt und die Sachen, die dich morgens motiviert aufstehen lassen.“