Doppelschlag in Köln - Zwei Ausstellungen, zwei Schaffensperioden, so startet Gila Abutalebi 2016 ins neue Jahr. (c) Gila Abutalebi
Bisweilen kommt die Kunst- einem Meteoriten gleich- über die Menschheit und bringt Gutes. Sie kündigt ihr an, dass es das Reine, das Vollkommene, das Schöne, ja -fast möchte man sagen - das Göttliche noch gibt in einer Zeit, in der Kriege, Überfälle und das Sittenlose die Menschheit heimsuchen.
Dieses Göttliche nimmt in der Kunst Form, Farbe, Ausdruck an. Bezeichnenderweise entstammt diese Botschaft gleichermassen christlichem wie anderem religiösen Denken und Fühlen.
Die Kunst, die diesen hohen Ansprüchen gerecht zu werden trachtet, wird uns von der deutsch-persischen Künstlerin Gila Abutalebi geschenkt, die sie uns derzeit gleich zweimal präsentiert. Zum einen sind ihre Werke in der Ausstellung "Berge begegnen sich nicht - Sechs iranische Künstler" zu sehen, die die Michael-Horbach-Stiftung vom 17. Januar bis 20. März 2016 in ihren Kunsträumen Wormserstr.23, in der Kölner Südstadt zeigt.
Zum anderen partizipiert die Künstlerin an den "Passagen 2016" in Köln, wo sie vom 17. bis 24. Januar 2016 bei dieBiLDbildner im Alten Gaswerk Köln-Ehrenfeld auf der Widdersdorferstr.190, ihre neue Serie vorstellt: „M in Process – M Visuals“.
Zwei Ausstellungen, zwei Schaffensperioden: Die Künstlerin ist eine außergewöhnliche Schreib- und Sprachkünstlerin. Ihre Werke sind handgeschrieben : akribisch, konzentriert, abstrakt, poetisch, narrativ, reflektiv - gewidmet dem künstlerischen Ausdruck einzelner Buchstaben. Dementsprechend widmet sie die Ausstellung bei der Michael Horbach Stiftung dem "K", als Auszug einiger Werke aus der Serie „In Love with K – K Visuals“, und Zeugnis einer inzwischen abgeschlossen Reife.
Dazu ist zu erwähnen, dass Abutalebi seit über vier Jahren an dem Buchstaben K arbeitet, vermutlich hat sie bereits Tausende von K’s geschrieben und man fragt sich natürlich, wie hält ein Künstler das aus, immerzu den Buchstaben K zu schreiben? Dabei sagt sie noch: „Ich bin immer noch nicht am Ende mit K.“
Bei dieBiLDbildner wird erstmalig das neue Sujet ihrer Arbeit präsentiert: der Buchstabe "M" – ihre neue Serie also „M in Process – M Visuals“.
Beide Expositionen verraten indessen das Gemeinsame der künstlerischen Aussage. Unverkennbar sind Schichtigkeit, lebhafteste Farbigkeit und das durch die jeweilige künstlerische Anordnung und Gestaltung der Buchstaben geschaffene "Gesicht des Werkes". Die Künstlerin arbeitet also regelmässig auf mehreren übereinander liegenden transparenten Ebenen. Dabei dient die untere traditionell und die obere modern gestalteten Aussagen.
Das Göttliche jedoch -um den Anfang dieser Betrachtung nochmals aufzugreifen - bricht sich in der Farbigkeit und Gesichtigkeit der Werke Bahn. Geradezu unvorstellbar wie die Sonne Persiens aus den Bildern leuchtet, kräftig, farbenfroh, lebensbejahend. In der Farbigkeit und in der Gesichtigkeit liegt die Seele der Werke.
Banal, von bloss dekorativer Kunst zu sprechen, diese Werke haben eine ungeheuerliche Tiefe, ein dringender Reiz entsteht beim Betrachter, einzutauchen in die Welt der Buchstaben von Abutalebis Hand, ihre Emotionen und Reflexionen zu K oder M zu erfassen, als auch die eigenen, die zwangsweise entstehen, wenn Mensch sich Zeit und Raum für Abutalebis Kunst lässt.
Indessen immer auf der Suche nach Neuem, Innovativem experimentiert die umtriebige Künstlerin seit jüngstem damit, den Ton als neue "vierte Dimension" in ihre Werke zu integrieren: Bild und Sound verschmelzen zu einer (neuen)Einheit. Das sprechende Bild, das moderner Lyrik von Abutalebi Ton gibt, ist damit geboren.
In Zusammenarbeit mit dieBiLDbildner (Schirwons), Flatsonic (Oliver Thiele) und den Komponisten von NOIZMAKERS aus Frankfurt ist etwas großartiges entstanden, was Betrachter in den Bann ziehen wird. Diese Darbietung „Menschen auf Zeit“ von Gila Abutalebi bei dieBiLDbildner wird über die Passagen hinaus noch länger zu sehen sein.
Hier hilft nur Sehen und Hören, um am Göttlichen zu partizipieren. Das jedenfalls ist der Tipp des Rezensenten.
Herwig Nowak
www.michael-horbach-stiftung.de
Vernissage am 17. Januar 2016 – 11 – 14 Uhr
Ausstellungsdauer 17.01. bis 20.03.2016
Wormser Straße 23, Köln Südstadt
Passagen 2016
Preopening: 17.01.2016 – 17:00 – 20:00 Uhr
18. – 24.01.2016
Mo. – Fr. 16 – 21:00 Uhr
Sa. – 11 – 21:00 Uhr
So. 12 – 18:00 Uhr
dieBiLDbildner – Altes Gaswerk Köln Ehrenfeld,
Widdersdorfer Straße 190
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