Jenny Erpenbeck, mehrfach mit bedeutenden internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet und Trägerin des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland, erhält den Usedomer Literaturpreis 2019.
Die Jury, mit Literaturkritiker Denis Scheck (Vorsitzender) und den Publizisten und Moderatoren Dr. mult. Manfred Osten sowie Dr. Andreas Kossert ehrt die Autorin als „mutige und authentische Stimme der deutschen Gegenwartsliteratur“.
Sie betreibe unermüdlich Seelenforschung deutscher Identität(en) und lege dabei „Schichten historischer Erfahrungen frei“. Die Jury hebt insbesondere zwei Romane hervor: Heimsuchung, der anhand eines Ortes in der Mark Brandenburg die wechselvolle deutsche Geschichte erzählt und Gehen, ging, gegangen, der afrikanische Flüchtlinge in Berlin und ihre Erfahrungen in den Mittelpunkt rückt.
Die Lesung und feierliche Preisverleihung findet am 6. April, 11 Uhr im SEETELHOTEL Ahlbecker Hof in Seebad Ahlbeck unter Anwesenheit der Jury statt. Die Geehrte wird dann auch im Gespräch mit Laudator und Moderator Dr. Andreas Kossert aus Heimsuchung und Gehen, ging, gegangen lesen.
Der Usedomer Literaturpreis ist mit 5000 Euro dotiert und mit einem einmonatigen Arbeitsaufenthalt auf der Zwei-Länder-Insel Usedom, die von Menschen aus Polen und Deutschlands gleichermaßen bewohnt wird, verbunden. Er richtet sich an Autorinnen und Autoren, die sich in herausragender Weise um den europäischen Dialog verdient gemacht haben.
Gestiftet wird der Usedomer Literaturpreis von den SEETELHOTELS und den Usedomer Literaturtagen. Bisherige Preisträger waren Radka Denemarková und Eva Profousová (2011), Olga Tokarczuk (2012), Jan Koneffke (2013), Jaroslav Rudiš (2014), Ulrike Draesner (2015),Dörte Hansen (2016), Joanna Bator (2017)und Ilija Trojanow (2018).
Jenny Erpenbeck – „Mutige und authentische Stimme deutscher Gegenwart“
„An uns liegt es, über die Grenzen hinweg im Gespräch zu bleiben – über die Grenzen hinweg zu schreiben und zu lesen“, sagt Jenny Erpenbeck, deren Werke in 27 Sprachen übersetzt wurden und die über 25 Preise, darunter zahlreiche internationale Auszeichnungen erhielt.
Als Tochter des Physikers, Philosophen und Schriftstellers John Erpenbeck und der Arabisch-Übersetzerin Doris Erpenbeck 1967 in Berlin geboren, absolvierte sie nach dem Abitur zunächst eine Lehre als Buchbinderin und ein einjähriges Praktikum am Theater. Im Anschluss studierte sie Theaterwissenschaft und Musiktheater-Regie in Berlin.
1999 debütierte Jenny Erpenbeck mit der Novelle Geschichte vom alten Kind. Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihr Roman Aller Tage Abendwurde von Lesern und Kritik gleichermaßen gefeiert und vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Independent Foreign Fiction Prize.
Für Gehen, ging, gegangenerhielt sie u. a. den Thomas-Mann-Preis. 2017 gewann Jenny Erpenbeck den Premio Strega Europeo und wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Über die Usedomer Literaturtage
Die Usedomer Literaturtage wollen durch Literatur Geschichte und Gegenwart Europas verstehen, ungekannte Sichtweisen entdecken und Vorurteile überwinden. Das motiviert seit 2009 renommierte Autorinnen und Autoren wie Swetlana Alexijewitsch, Donna Leon, Martin Walser, Hans Magnus-Enzensberger, Christoph Hein, Martin Pollack, Hellmuth Karasek (†), Stefan Chwin, Arno Surminski und Marek Krajewski auf die Sonneninsel Usedom zu kommen.
Damit soll auch in Zukunft der Gedankenaustausch gefördert und die literarische Tradition auf der Insel, verbunden u. a. mit Maxim Gorki, Theodor Fontane, Hans-Werner Richter und Thomas Mann, fortgeführt werden.
Vom 31. März bis 6. April 2019 stehen die Usedomer Literaturtage unter dem Motto „Denk‘ ich an Deutschland“. Erwartet werden die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, Schriftstellerlegende Martin Walser, der ehemalige Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, die Krimibestsellerautorin Donna Leon sowie Schauspieler und Regisseur Peter Sodann.