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04.08.2020 Mikos Meininger hat literarische Vorlieben

Mikos Meiningers Kunst ist geladen von der spontanen Eingebung des Augenblicks

von: GFDK - Künstler Vorgestellt - Erik Stephan

Mikos Meininger wächst in Jena auf, lernt Plakatmaler und verlässt die Stadt 1986 in Richtung Berlin – gerade noch rechtzeitig, um die Berliner Szene in ihrer randständigen Selbstorganisation zu erleben, bevor nach 1989 die Karten neu gemischt werden.

Er findet Anschluss an den Kreis um Maximilian Barck, den inspirierenden Kopf der Produzentengemeinschaften „Maldoror“ und „Herzattacke“.

Hier verzahnen sich Literatur, Kunst und Leben auf das Engste und Meininger entdeckt über die Grafik das Künstlerbuch - ein Medium, das im Osten Deutschlands lange Zeit einige Freiräume gestattet, die in offenen und größeren Formaten kaum zu erlangen sind.

Hier, in der direkten Zusammenarbeit mit bekannten und weniger bekannten Kollegen, entwickelt Mikos Meininger sein künstlerisches Vermögen und ist an einer Vielzahl von Projekten im Berliner Kunstbetrieb beteiligt.

Mikos Meininger hat literarische Vorlieben

Zunächst sind Meiningers Arbeiten erzählerisch, geladen von der spontanen Eingebung des Augenblicks, erfundenen oder gefundenen Geschichten wie auch literarischen Vorlieben, die sich zwischen Wolfgang Hilbig und René Char bewegen.

Offenkundig bevorzugt er den Dialog mit Dichtern, deren Werk aus einsamen Tiefen aufragt und zum subversiven Dialog anregt. Jedoch sind keineswegs alle grafischen Arbeiten Meiningers literarisch inspiriert.

Vor allem dort, wo seine Arbeiten abstrakter werden, löst er sich von der direkten Inspiration, wird freier und weicht gegenständlichen Bezügen aus.

In der Malerei – im größeren Format – wird diese Entwicklung von Beginn an deutlich und beschreibt, da kein Auftrag das Ergebnis beeinflusst, eine ungegenständliche Malerei, die sich in Schichtungen entwickelt und assoziativ das Thema der Landschaft berührt.

Meininger lässt offen, ob es sich bei seinen Landschaften um Emanationen des Geistigen oder um subtile Variationen des Gesehenen handelt.

In vielen Fällen verführt der Verdacht gegenständlicher Entdeckungen den Betrachter zum konkreten Sehen. Genügen viele der früheren Bilder einer spielerischen Grundstimmung, so sind die neueren Gemälde, ganz im Sinne einer Bewusstseinslandschaft, bei zurückgenommener Farbigkeit deutlich dichter gepackt.

Gemälde  Grafiken  Skulpturen

Anders als die Malerei figuriert Meiningers jüngstes Kapitel im Werk, die Plastik, konsequent im Figürlichen. Zumeist gegossen in Bronze zeigt sich die Figur allerdings nicht als wohlgeformte Konstante, sondern es ist viel mehr das Ephemere, die Überlappung von Werden und Vergehen, das sich hier entäußert.

Das künstlerische Schaffen Mikos Meiningers erfuhr in den vergangenen Jahren eine stetig wachsende Anerkennung. Davon zeugt nicht nur der deutlich größere Radius seiner Ausstellungen – erst kürzlich endete eine Retrospektive in Shanghai – sondern auch die Verortung seiner Werke in zahlreichen bedeutenden Sammlungen.

Es ist also an der Zeit, das Werk des Künstlers in einem Akt künstlerischer Heimholung nun auch am Ort seiner Kindheit und Jugend zu zeigen.

Ausstellung in der Kunstsammlung Jen

Die erste umfassende Werkschau Meiningers berührt alle Bereiche des Werkes und reicht von Malerei, Skulptur und Druckgrafik bis hin zu jenen aufwändigen Künstlerbüchern, die Meininger zumeist mit befreundeten Schriftstellern erarbeitete.

Das jüngste Kapitel des Werkes, die Plastik, wird in unserer Ausstellung erstmals repräsentativ vorgestellt. Die Ausstellung zeigt eine konzentrierte Auswahl aus der Fülle eines wachsenden und sich in thematischen Schüben entwickelnden Werkes.

Mikos Meininger hat sich zu zwei Führungen bereit erklärt und wird persönlich durch die Ausstellung führen. Zu diesem Dialog der besonderen Art, bei dem nicht nur die Kunstwerke, sondern auch die vielfältigen Hintergründe ihrer Entstehung eine Rolle spielen werden, sind alle Interessierten herzlich eingelade

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