Der Ausdruck „Lebensqualität“ umfasst Kriterien oder gar Bedingungen, die für das Befinden einer Gesellschaft oder deren Individuen verantwortlich gemacht werden. Die Qualität des Lebens wird im Allgemeinen vorwiegend am Wohl eines einzelnen oder einer Gruppe von Menschen gemessen. Ist die Voraussetzung für Wohlstand bzw. einer hohen Lebensqualität für jeden Menschen eine ähnliche oder gar gleiche?
Nicht ganz unbefangen komme ich, in der nach einer Studie der Unternehmensberatung Mercer, lebenswertesten Stadt der Welt an. Warum ich dieser Stadt nicht mit offenen Armen begegnen konnte, lag sicherlich an einigen Erfahrungsberichten, denen ich in der Heimat vor meiner Abreise gelauscht hatte und die sich auf Leben und Mentalität bezogen.
Worauf basiert die Platzierung meiner temporären neuen Heimat?
Die auserwählten Kriterien, die Zürich zum Spitzenreiter machen sind politische Stabilität, Kriminalität, ökonomische Bedingungen, Freiheit des Individuums und der Presse, sowie die Gesundheitsversorgung, das Schulsystem, die Wohnsituation und die Umweltverschmutzung. Außerdem sind die Elektrizitäts- und Wasserversorgung, das Telefon- und Verkehrsnetz sowie die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und Alkohol aber auch Freizeitangebote wie Kino, Theater und Sport ausschlaggebend für die Beurteilung.
Natürlich sind all diese Faktoren auf den ersten Blick teils nicht erkennbar und berühren einen Neuankömmling kaum. Bei meiner Ankunft am Bahnhof Oerlikon fallen mir andere Dinge auf, denn als meine Augen suchend nach einem Menschen umherblicken, der meinem fehlenden Orientierungssinn etwas auf die Sprünge helfen könnte, begegne ich nahezu keinem zweiten Paar Augen sondern ausweichenden Blicken, während man hastig an mir vorbeiläuft.
Ein höflicher Mann mittleren Alters bleibt dann doch stehen als ich ihn anspreche und gibt mir den Tipp mich an die freundlichen Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrs zu wenden. Den Rat befolge ich und komme nach einer halben Stunde schließlich an meinem Ziel an.
Die nächsten drei Wochen komme ich mit dem beruflichen Alltag in Berührung, lerne nette Kollegen in Zürich kennen und versuche hier ein stückweit anzukommen.
Die Stadt, die direkt am Züricher See liegt und sowohl architektonisch als auch landschaftlich eine Augenweide ist, erstrahlt das erste Mal so richtig am Wochenende vor mir, als die herbstliche Sonne ihr Antlitz küsst und ich Niederdorf, das am rechten Ufer der Züricher Altstadt gelegen ist, am Tag begegnen darf.
Oberflächlich betrachtet ist Zürich eine Stadt in der man einen hohen Lebensstandard erreichen kann, denn sie bietet diverse Rekreationsmöglichkeiten und lädt zum Flanieren ein. Auch rings um Zürich gibt es süße Örtchen, wie z.B. das Schloss Rapperswil. Allerdings ist bei dieser Betrachtung der Aspekt der Zwischenmenschlichkeit außen vor gelassen.
Beruflicher Stress, der auch mit der hohen Arbeitsstundenzahl einhergeht trägt sicherlich nicht sehr förderlich zu bei, aber auch die leichte Reserviertheit und Zurückhaltung der Menschen hier macht es einem nicht leicht sich wirklich wohl zu fühlen.Es dauert einige Zeit, bis man sich ein wenig herangetastet hat und von seinen Mitmenschen Akzeptanz erfährt.
Nach drei Wochen hat sich bei mir, obwohl ich einige Bekannte in Zürich habe, ein Gefühl der Einsamkeit eingeschlichen, das sich nicht so leicht abschütteln lässt.
Selbst Mercer hat erkannt, dass man in der laut Ranking lebenswertesten Stadt leben und dennoch aufgrund persönlicher oder sozialer Umstände eine sehr schlechte Lebensqualität haben kann.
Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass es nicht auf die oberflächliche Schönheit eines Ortes ankommt, sondern auf die Menschen, die einen offen und unvoreingenommen gegenüber treten, Menschen denen man begegnet und die sich nach zu Hause anfühlen...