Der Hessische Rundfunk (hr) feiert gleich drei Erfolge bei der diesjährigen Preisvergabe der deutschen Filmkritik. Dabei hat die von der Hessischen Filmförderung (HFF) geförderte hr-Koproduktion „Master of the Universe“ von Regisseur Marc Bauder den Preis als bester Dokumentarfilm gewonnen.
Als bester Darsteller ist Sascha Alexander Gersak für seine Leistung unter anderem in der hr-Koproduktion „5 Jahre Leben“ ausgezeichnet worden. Der Preis für den besten Schnitt ging an Anne Fabini für ihre Leistung bei der hr-Koproduktion „Houston“ mit hr-Tatort-Star Ulrich Tukur.
Marc Bauder gewinnt mit dem Dokumentarfilm "Master of the Universe"
Die Jury urteilte zum Preis für den Dokumentarfilm „Master of the Universe“: „Mit den ebenso instruktiven wie beklemmenden Offenbarungen seines Insider-Protagonisten ist der Regisseur indes nicht auf die Erzeugung wohlfeiler Empörung aus, stattdessen arrangiert er sie mittels Bild, Ton und Schnitt, kühl entmystifizierend, auch gegen den zwar verständlichen, aber wenig zielführenden Wunsch nach einfachen Lösungen bei komplexen Problemstellungen. Kinofilme, gleich ob dokumentarisch oder fiktional, tun sich gemeinhin eher schwer damit, systemische Zusammenhänge anders als nur illustrierend zur Darstellung zu bringen - mit „Master of the Universe“ hat sich Marc Bauder aber genau dieser Herausforderung gestellt und sein Material bravourös in Form gegossen.“
Ungeschönte Innenperspektive über das Finanzsystem
„Master of the Universe“ ist eine brisante Dokumentation über einen ehemaligen Investmentbanker, der eine ungeschönte Innenperspektive über das Finanzsystem liefert. Regisseur Marc Bauder studierte selbst Wirtschaftswissenschaften, bevor er sich als Filmemacher auf das Thema Finanzwelt spezialisierte. Es gelingt ihm, die richtigen Fragen zu stellen und genau dort nachzuhaken, wo oberflächliche Antworten nicht mehr ausreichen. Somit liefert sein Film erhellende Erkenntnisse, doch gleichermaßen auch die traurige Wahrheit, dass wir noch immer nicht in der Lage sind, die Gier der Banken und Investmentbanker aufzuhalten. Das bedeutet auch in Zukunft: Krisen ungeahnten Ausmaßes (www.kino.de)
Was hat sich seit der globalen Finanzkrise geändert?
„Ein Wort charakterisiert unsere Dreharbeiten in der Finanzbranche: ANGST. Diese Branche hat Angst, sich aus der Deckung heraus zu bewegen. Jeder Schritt könnte von der Außenwelt falsch interpretiert werden, und bevor man das riskiert, sagt man lieber gar nichts.“Marc Bauder, Regisseur
Alexander Gersak stellt seine Protagonisten mit vollem Körpereinsatz dar
Zur Auszeichnung von Alexander Gersak für seine Darstellung unter anderem in der hr-Koproduktion „5 Jahre Leben“ sagten die Juroren: „Seine Figuren – ob die des Opfers oder des Täters – stellt er mit vollem Körpereinsatz dar. Hinter diesem physischen Spiel verbirgt sich jedoch ein psychologischer Zweikampf mit seinem Gegenüber, den er ebenso eindrücklich ausficht.“
Die Begründung für Anne Fabinis Preis in der Kategorie „Bester Schnitt“ für den Film „Houston“ lautet: „Sie legt die Bilder so an- und übereinander, dass sich die allmählich verloren gehende Orientierung des Titelhelden für den Zuschauer zu einem fast unmerklichen Sog verschobener Gewissheiten verdichtet. Dem gläsernen Hotelzimmer-Nirgendwo eines scheiternden Selbst-Optimierers fügt sie mit einem Timing, das die Figuren, Fluchten und Zuschauer exakt im richtigen Moment ins Leere laufen lässt, schmale Risse der Unwägbarkeit zu: Jede nächste Sequenz scheint unendlich offen und erweist sich doch als Zementierung eines Lebens, das aus den Fugen geraten und in sich gefangen ist.“
Der Preis der deutschen Filmkritik wird in zwölf Kategorien an deutsche Filme vergeben, die im vorangehenden Kalenderjahr in den Kinos zu sehen waren. Es ist der einzige deutsche Filmpreis, der ausschließlich von Kritikern vergeben wird. Die renommierte Auszeichnung richtet sich nicht nach wirtschaftlichen, länderspezifischen oder politischen Kriterien, sondern nach rein künstlerischen.
Die drei mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichneten hr-Koproduktionen „5 Jahre Leben“, „Houston“ und „Master of the Universe“ sind außerdem in die Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis gewählt worden.
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