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14.01.2015 Back To Black

Eine beeindruckende Entwicklung im Jazzebereich - Totgesagte leben länger: Vinyl-Comeback hält an

von: GFDK - JazzEcho

“Die Schallplatte erlebt ein gigantisches Comeback”, jubelte Spiegel-Online zum Jahresbeginn. Das mag vielleicht ein wenig übertrieben sein, aber Fakt ist: Seit das Markforschungsunternehmen Nielsen Soundscan 1991 damit begann, die Vinyl-Verkaufszahlen zu erfassen, war der Absatz tatsächlich noch nie so groß. 2014 wurden allein in den USA 9,2 Millionen schwarze Scheiben verkauft. 52 Prozent mehr als im Vorjahr, in dem auch schon eine Steigerungsrate von 34 Prozent verzeichnet worden war.

Dieser überraschende Aufwärtstrend hält nun bereits seit 2008 an. Und er spiegelt sich auch im Jazzbereich wieder: Populäre Künstler wie Diana Krall, Gregory Porter oder Till Brönner veröffentlichen ihre neuen Aufnahmen längst nicht mehr nur auf CD und im Digitalformat, sondern parallel auch auf hochwertigem Vinyl. Hinzu kommen massive Reissue-Serien von Labels wie Blue Note und Concord Records, in deren Rahmen die essentiellen Klassiker des Jazz in liebevollen Vinyl-Neu-Editionen erscheinen. Auch diese Woche gibt es von Blue Note wieder Nachschub für Vinyl-Aficionados.

Bobby McFerrin - Spontaneous Inventions

“Don’t Worry, Be Spontaneous” könnte man Bobby McFerrins Blue-Note-Debüt von 1986 in Anspielung auf seinen späteren Ohrwurm-Hit untertiteln. Mit “Don’t Worry, Be Happy” mag er 1988 zwar den weltweiten Durchbruch beim nicht auf Jazz fixierten Publikum geschafft haben, aber immensen Erfolg verzeichnete er auch schon mit dem Vorgänger “Spontaneous Inventions”. Das Live-Album, das den Vokalakrobaten teils solo, teils in Duetten mit Herbie Hancock, Wayne Shorter und dem kürzlich verstorbenen Komiker Robin Williams featurte, platzierte sich damals in vier Billboard-Charts und erreichte bei den zeitgenössischen Jazzalben Platz 2. Als Bonus bot die Platte außerdem eine Nummer vom Manhattan-Transfer-AlbumVocalese”, auf dem McFerrin ein Jahr zuvor mit Jon Hendricks gastiert hatte. Der von McFerrin und Cheryl Bentyne arrangierte Dizzy-Gillespie-Klassiker “A Night In Tunisia” wurde mit zwei Grammys ausgezeichnet.

Wir lieben Musik... weil sie uns glücklich macht

“Hills Musik ist ziemlich originell, baut auf dem Fundament des Hardbop auf und begibt sich von dort auf unergründetes harmonisches und rhythmisches Territorium”, schreibt der All Music Guide über Andrew Hills 1964 erschienenen Klassiker “Black Fire”. “Mit seine Kompositionen und seiner Technik geht er Risiken ein; er klingt oft rastlos, sucht unnachgiebig nach provozierenden Voicings, Rhythmen und Phrasen. ‘Black Fire’ borgt von der Avantgarde, ist aber kein Teil von ihr - die Strukturen ähneln immer noch denen des Bop, und es gibt unverkennbare Melodien.” Begleitet wurde der Pianist bei der Einspielung von illustren Kollegen: Tenorsaxophonist Joe Henderson, Bassist Richard Davis und Schlagzeuger Roy Haynes.

Jackie McLean - Let Freedom Ring

Jackie McLeans “Let Freedom Ring” gehörte zu den Alben, die Anfang der 1960er Jahre bei Blue Note einen musikalischen Modernisierungsprozess einläuteten. Sein überraschender Erfolg öffnete weiteren progressiven Musikern bei dem Label die Tür. Der Altsaxophonist spielt hier mit Walter Davis, Jr. (Piano), Herbie Lewis (Bass) und Billy Higgins (Drums) drei bluesige Eigenkompositionen, die teils abstrakt, teils modal ausgestaltet sind. Abgerundet wird das Repertoire durch “I’ll Keep Loving You”, eine Ballade aus der Feder von Bud Powell, der in den 1940ern ein Mentor und Lehrer McLeans gewesen war.

Tony Williams - Spring

19 Jahre alt war der Schlagzeuger Tony Williams, als er im August 1965 sein zweites Soloalbum für Blue Note einspielte. So wie schon auf seinem brillanten Debütalbum “Lifetime” präsentierte der hochtalentierte Youngster auch auf “Spring” ausschließlich eigene Kompositionen. Veredelt wurden diese durch den Drummer mit einer - aus heutiger Sicht - wahren All-Star-Band, die aus den Saxophonisten Wayne Shorter und Sam Rivers, Pianist Herbie Hancock und Bassist Gary Peacock bestand.

Grant Green - Street Of Dreams

Nur zwei Monate nachdem er mit Organist Larry Young und Drummer Elvin Jones das Album “Talkin’ About!” aufgenommen hatte, ging Gitarrist Grant Green im November 1964 mit den beiden Kollegen wieder ins Studio, um den Nachfolger “Street Of Dreams” einzuspielen. Diesmal allerdings verstärkt durch den Vibraphonisten Bobby Hutcherson. Während Green auf “Talkin’ About!” noch modalen Soul-Jazz gespielt hatte, zeigte er sich auf “Street Of Dreams” mit der Interpretation von vier bittersüßen, aber wunderbaren Standards von seiner introspektiven Seite.

 

Quelle: JazzEcho.de

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