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06.05.2014 Eigenwillig und sinnlich

Musik: Die Dänin Fallulah fasziniert mit ihrer Musik und ihren Texten auf ihrem zweiten Album "Escapism"

von: GFDK - Sony Music

Vor drei Jahren hat sich Fallulah ihren Weg nach oben getanzt, geklatscht und gesungen. Auf ihrem zweiten Album ,Escapism‘ lässt sie nun wie gewohnt ihre gesamte Persönlichkeit in jede Zeile und jeden Beat einfließen. Ihr klares musikalisches Gespür hat sie dabei dieses Mal in eine verträumtere Richtung gelenkt. Den Weg hat sie als Komponistin und Produzentin selbst vorgegeben und das Ergebnis ist kompromisslos menschlich, sowohl musikalisch als auch textlich.

Um dort hinzugelangen musste Fallulah sich erst einmal zurückziehen und monatelang auf ihrem Sofa YouTube-Clips ansehen. Sie musste tief in sich gehen. Sie musste sich wieder Zeit nehmen. Sie musste den Mut aufbringen, für absolut alles selbst die Verantwortung zu übernehmen.

Mit ihrem zweiten Album festigt die 27jährige Fallulah ihren Ruf als eine der eigenwilligsten und sinnlichsten Künstlerinnen Dänemarks. Ihr Talent hat sie bereits auf ihrem ungezähmten Debütalbum ,The Black Cat Neighbourhood‘ aus dem Jahr 2010 gezeigt, auf dem sie ihre osteuropäischen Wurzeln und ihre Jugend in einem dänischen Vorort ungefiltert aufeinanderprallen ließ. Das Album wurde sowohl von Käufern als auch von Kritikern gefeiert und brachte Fallulah 2011 eine Auszeichnung bei der renommierten dänischen P3 Guld Preisverleihung ein. ,Escapism‘ ist nun der ausdrucksstarke bisherige Höhepunkt in Fallulahs Entwicklung. Sowohl der Entstehungsprozess als auch das fertige Produkt zeigen eine Musikerin, die kompromisslos ihr Ziel verfolgt und so persönlich klingen möchte wie nur möglich.

Fallulah verlangte mehr Zeit. Sie wusste, dass das ,schwierige zweite Album‘ wartete. Vier Monate lang zog sie sich zurück um wieder Energie zu laden, nachdem sie mehr als zwei Jahre mit der Arbeit an der Entstehung und Präsentation ihres ersten Album verbracht hatte. Denn „wenn man über Menschen schreibt, muss man auch die Möglichkeit haben, selbst einer zu sein“. Nach und nach entstanden neue Lieder in ihrem Kopf. Ganz die Autodidaktin, die sie immer war — eine klassische musikalische Ausbildung hat sie nicht — begann sie, die neuen Lieder in ihr Telefon zu summen. So dauerte es nicht lange, bis die endgültigen Versionen fertig waren.

„Es sollte verträumter und filmischer sein und es ist teilweise eine Reaktion auf mein erstes Album. Damals wollte ich etwas mit Krach machen und schreien, da ich das Gefühl hatte, dass die Musik um mich herum immer zu leise war. Dieses Mal wollte ich etwas Ruhigeres. Und ich musste den Songs folgen, die aus mir herauskamen, andernfalls wäre ich nicht echt. Ich habe mir selbst geschworen, mir treu zu bleiben und ich will diesen Schwur nicht brechen. Deshalb kommen die neuen Songs aus einer anderen Richtung als die Früheren“, sagt Fallulah.

Mit dieser Vision entstanden aufrichtige Texte, die sich um den Weg drehen, den Fallulah bislang bestritten hat. Schon seit ihrer Kindheit in Amager und Jyderup begegnet sie der Realität, in dem sie sie schwebend hinter sich lässt. Wenn sie aus dem Jugendzentrum im Dunkeln nach Hause lief, stellte sie sich vor, dass sie eine Rolle in einem Film spielte. Und bis heute verliert sie sich in ihren Tagträumen. Im Kontext mit den neuen Songs war der Titel daher klar: Escapism (Realitätsflucht).

Wir lieben Musik... weil sie uns glücklich macht

„Für mich hat Realitätsflucht etwas Regenbogenfarbenes. Es ist eine tolle Eigenschaft, weil man vor sich selbst fliehen kann. Egal ob du einen Film ansiehst oder vom Verreisen träumst. Du wärmst dich selbst durch deine Gedanken. Aber die Münze hat zwei Seiten, denn wenn du immer vor deinen Problemen fliehst, arbeitest du nicht unbedingt an ihnen“, sagt sie.

Die Texte sind von so zentraler Bedeutung, dass sie als Buch veröffentlicht werden. Damit kann sich der Leser ein persönliches Bild von der Art machen, wie Fallulah ihre Geschichten aufbaut: mit klaren Szenen und phantasievollen Bildern. Wie beim Song ,Dried-Out Cities‘, der von der Abgrenzung zwischen Zweisamkeit und Unabhängigkeit handelt; oder ,Graveyard of Love‘ über die Narben, die Eltern bei ihren Kindern hinterlassen; oder der aktuellen Single ,Superfishyality‘, die von der einsamen Reise einer Frau durch die Musikbranche erzählt; oder schließlich ,Mares‘ über Alpträume, mit denen man nahestehende Menschen nicht belasten möchte.

Wenn die Themen auch hart sind, so stirbt doch nie die Hoffnung. Und die Musik selbst ist lebensbejahend: mit Flöten, Westerngitarren, großem Schlagzeug, Gesangs-Harmonien und unkonventionellen Wechseln in Rhythmus und Melodien — all das, weil die Künstlerin ihren Instinkten gefolgt ist. Von den Instrumenten bis hin zur Produktion im Studio hat Fallulah alles in Eigenregie gemacht.

„Ich habe mir selbst höhere Ziele gesetzt. Ich war mein eigener Manager und ich habe alle Tracks ganz oder zumindest teilweise produziert, weil ich neugierig war und mich verbessern wollte. Ich bin sehr beherrschend und habe verschiedene Dogmen, von denen ich niemals abweiche, weil ich darauf bestehe, dass meine Musik menschlich klingt. Mit all den schiefen Tönen und Verzerrungen, die nun einmal dazugehören“, sagt sie.

„Ich wäre gern eine Alternative zu anderer Musik, indem ich in allen Bereichen ehrlich und persönlich bin. Mir ist es wichtig, etwas anderes zu zeigen als Bilderbuch-Perfektion. Es gibt so viel Musik, die das Perfekte und Unerreichbare verherrlicht. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich kein Vorbild habe. Ich will Musik machen, die sagt: Das ist die fleischgewordene Realität, kein perfektes Bild“.

Kritiken zu ,The Black Cat Neighbourhood‘

,...die Erfolg versprechendste neue Künstlerin, die wir seit langer Zeit im dänischen Pop gehört haben‘, Information

,Fallulah wird 2010 ganz groß werden – sowohl national als hoffentlich auch international‘, Gaffa

,... Sie hinterlässt einen großartigen Eindruck. Fast bleibt einem die Luft weg[...] Es ist toll, wie viel Talent und Potenzial sie hat‘, Berlingske Tidende

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