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09.01.2015 Ausgezeichnet mit dem ECHO-Klassik

Musik: SPARK - Die klassische Band begeben sich mit Mut in wilde Territorien

von: GFDK - Edel

Spark, die klassische Band, legt mit ihrem Berlin Classics Debüt Wild Territories ein mutiges Album vor, auf dem die ECHO-prämierte Gruppe konsequent ihren ganz persönlichen Sound zwischen Post-Klassik, Minimal Music und Avantgarde weiterentwickelt. Virtuos und unverkrampft bewegen sich die fünf jungen Musiker zwischen den verschiedensten musikalischen Welten und Epochen und verbinden Tradition und Innovation zu einem spannenden Klangerlebnis am Puls der Zeit.

Der Albumtitel ist Programm. Es geht den fünf jungen Musikern darum, musikalisches Neuland zu erobern, Grenzen zu sprengen und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Gemeinsam erwecken sie einen wild wuchernden Kosmos zum Leben, der sich vom Barock bis in die Gegenwart rankt. Die Bandbreite reicht dabei von Telemann alla polacca bis zu Beyoncé mit Blockflöte. Das ist eigensinnig und überraschend, geht aber ins Ohr und zielt mitten ins Herz. Jedes der ausgewählten Stücke ist auf seine Art wild und ungebändigt, sei es im Gestus, in der Klanglichkeit oder durch rhythmische Komplexität. Spark verdeutlicht dabei, dass musikalische Wildheit als zeitloses Phänomen auf allen Ebenen und in allen Epochen Ausdruck findet.

Mit erstaunlich zarten, ruhig kreisenden Motiven empfängt Spark den Zuhörer in seinen wilden Territorien. Nur unterschwellig ist in Kamran Inces Folk Song aus dem Zyklus Songs In Other Words eine leichte Unruhe zu verspüren, ein suchendes Vorantasten. Hier offenbart sich der Keim, aus dem im Verlauf des Albums  die unterschiedlichsten Klanggebilde sprießen. Ince bezieht sich auf Felix Mendelssohns Lieder ohne Worte. Diese gibt der türkisch-amerikanische Lili Boulanger Memorial-Preisträger in seinen eigenen, radikal neuen Worten wieder. Gekonnt verschmilzt er in den sechs kurzen Sätzen die frühromantische Klangsprache Mendelssohns mit türkischer Folklore und amerikanischem Minimalismus. Ursprünglich vom Komponisten als Zyklus intendiert, spaltet Spark die Einzelsätze voneinander ab und verteilt sie über das gesamte Album. Es entstehen neue Assoziationen und in ihrer wild-romantischen Klangsprache bilden diese Stücke die perfekte Brücke zwischen Alt und Neu, den barocken und den zeitgenössischen Werken des Albums.

Wir lieben Musik... weil sie uns glücklich macht

So fügen sich Vivaldis Concerto „alla rustica“ und Telemanns Concerto in e-Moll völlig harmonisch in das Gesamtkonzept ein. Der Schwerpunkt liegt jedoch klar in der Moderne. Neben  Kamran Ince haben Kenji Bunch, Chiel Meijering und Johannes Motschmann der klassischen Band aufregende, neue Klänge auf den Leib geschneidert. Der Amerikaner Kenji Bunch arbeitet in seinem dreisätzigen Werk Alphadog mit kühnen Harmonie-, Rhythmus- und Motivschichtungen. In der permanenten Überlagerung der Stimmen spiegeln sich Kämpfe um eine Vormachtstellung wieder, wie sie in der Wildnis in einem Hunderudel stattfinden. Das raue Gesetz der Natur wird auf die Musik übertragen. Chiel Meijering beschwört in Silver Falls In The Heart Of The Forest eine mystische Naturszenerie herauf. In den übrigen Stücken des Amsterdamers zeigt sich die Wildheit sehr unmittlebar: Peitschende Sechzehntelketten und energetisch pulsierende Rhythmen bringen in Candybox, Beyoncé und Cruiser die Stimmung zum Kochen. Und wenn in dem Spark-Klassiker When The Cock Crowed His Warning der titelgebende Hahn die Stimme erhebt, bricht für einen kurzen Moment pure Anarchie aus. Am Ende der Erkundungen wilder Territorien steht das Werk Encore des Berliner Komponisten Johannes Motschmann, mit dem das Album in einem technoiden Klangrausch verhallt.

Wild Territories stellt den Sprung ins eiskalte Wasser dar, das Spiel mit dem Feuer, die Lust am Abenteuer. Mit überschäumender Energie und ungezügelter Spielfreude werfen sich die Flötisten Andrea Ritter und Daniel Koschitzki, der Geiger Stefan Glaus, der Cellist Victor Plumettaz und der Pianist Mischa Cheung in ihre Stücke – und das ohne Netz und doppelten Boden. Nicht selten werden sie an den Rand des technisch Machbaren getrieben. Doch genau darin liegt der Reiz für die fünf Musiker. Sie wollen erreichen, was der Albumtitel vorgibt: Sich austoben, die Funken sprühen lassen, Schranken überwinden und so intensiv wie möglich mit sich selbst und ihren Zuhörern in Berührung kommen. Willkommen in den wilden Territorien von Spark, der klassischen Band!



Tracklisting:



01 Kamran Ince: Songs In Other Words - Folk Song
02 Chiel Meijering:  When The Cock Crowed His Warning
03 Chiel Meijering: Candybox
04 Chiel Meijering: Silver Falls In The Heart Of The Forest
05 Kamran Ince: Songs In Other Words - Obsession
06 Kamran Ince: Songs In Other Words - Restless
07 Chiel Meijering: Cruiser
08 Antonio Vivaldi: Concerto “Alla Rustica” in G Major, RV 151, Presto
09 Kamran Ince: Songs In Other Words - Agitation
10 G. Ph. Telemann: Concerto in E Minor, TWV 52:e1, Presto
11 Kamran Ince: Songs In Other Words - Venetian Gondola Song
12 Chiel Meijering: Beyoncé
13-15 Kenji Bunch: Alpha Dog
16 Kamran Ince: Songs In Other Words - Lost Happiness
17 Kamran Ince: Songs In Other Words - Dance Of Rebels
18 Johannes Motschmann: Encore

Album-Veröffentlichung: 23.01.2015
 
 
Hasko Witte

Promotion-Manager Edel:Kultur

hasko.witte@edel.com

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