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07.10.2013 Interview mit Eric Berg

Ganz oben auf der Bestsellerliste: Eric Berg inszeniert in seinem Roman Nebelhaus ein grauenvolles Verbrechen

von: Limes Verlag

Seit Jahren haben sich die Studienfreunde Timo, Philipp, Yasmin und Leonie aus den Augen verloren. Als sie sich im Internet wiederbegegnen, verabreden sie sich für ein Wiedersehen auf Hiddensee. Doch das Treffen endet mit einem grauenvollen Verbrechen: In einer stürmischen Septembernacht werden drei Menschen erschossen, eine Frau wird schwer verletzt und fällt ins Koma.

Zwei Jahre nach dem Massaker beginnt die Journalistin Doro Kagel, den Fall neu aufzurollen. Nach und nach kommt sie den tatsächlichen Geschehnissen jener Nacht auf die Spur, und bald keimt in ihr ein schrecklicher Verdacht auf …

Gut geschriebener Krimi im Hitchcock-Stil, spannend aber nicht mit dem üblichen Maß an Blutvergiessen


Interview mit Eric Berg


Bitte geben Sie uns eine kurze Biografie von sich:

Schlechter Schüler mit dem geheimen, fast illusorischen Traum, eines Tages Bücher zu schreiben. Später kaufmännischer Angestellter in diversen Branchen. Viele kleine berufliche Brüche im Leben, ich habe viel ausprobiert, bevor ich zum Schreiben gefunden habe. Unter anderem habe ich auch als Model gearbeitet, Fotoshootings, Laufsteg etc. (lang lang ist’s her …).

Würden Sie uns ein wenig über sich erzählen – Ihre Hobbys, Lebenssituation, Ihren Traum vom Glück, was Sie ärgert, welche Gabe Sie gerne besäßen …?
Ich muss nicht vom Glück träumen – ich bin glücklich. Ich kann vom Schreiben leben, kann mir meinen Tag gestalten wie ich will – was will man mehr? Ich bin ein Mann der kleinen Wünsche. Reichtum, Luxusgüter, die große lebenslange Liebe, das finde ich überschätzt und bin schon mit weniger sehr zufrieden, will eigentlich gar nicht mehr. Ein Nachmittag am Meer, ein Spaziergang im Wald, ein paar Stunden mit dem Text, an dem ich schreibe, Mirabellen futtern, mich nackt im Bett räkeln, mit Freunden zusammen sein … Das Kleinste kann für mich das Größte sein. Wenn ich mir eine Gabe wünschen dürfte, würde ich mir wohl die Möglichkeit wünschen, in die Vergangenheit zu reisen. Und wenn es etwas weniger Utopisches sein soll, würde ich mir wünschen, mindestens fünf Fremdsprachen fließend zu sprechen, weil ich dann mit so viel mehr Menschen sprechen könnte … Außerdem würde ich gerne Reiten können – Wünsche über Wünsche …

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Nach einer beruflichen Krise (die Firma, für die ich arbeitete, wurde übernommen) sagte ich mir, dass ich endlich mal das machen will, was ich seit langem träumte: Autor werden. Mit 14 Jahren wollte ich Schriftsteller werden, hatte aber viel zu wenig Selbstbewusstsein, es zu versuchen. Mein Wunsch war streng geheim, ich erzählte niemandem davon, hatte Angst mich lächerlich zu machen. Ich „outete“ mich erst mit Anfang Dreißig.

Wie finden Sie Ihre Themen?
ALLES hat das Potential, mich zu inspirieren: eine gute Doku im Fernsehen, ein Zeitungsartikel, das Beobachten von Menschen und besonders Pärchen, reale Kriminalfälle … In meinem Kopf entstehen fast jeden Tag neue Geschichten, die ich mir stichwortartig notiere. Schon als Kind habe ich mir beim Beobachten von Erwachsenen irgendwelche Geschichten ausgedacht, und zwar sowohl humorvolle Stories als auch spannende und böse. Das sprudelt einfach aus mir hervor. Wirkliche Arbeit ist das Entwickeln der Geschichte sowie natürlich das Schreiben des Textes.

Gibt es bestimmte geographische Orte, zu denen Sie oder Ihr Buch einen besonderen Bezug haben?
Viele meiner früheren Bücher spielen in Rom, das ich heiß liebe. Hiddensee, der Hauptschauplatz im „Nebelhaus“, hat vom ersten Augenblick an, als ich es betrat, eine magische Wirkung auf mich gehabt.

Was lesen Sie selber gerne?
Fast alles, ganz ehrlich, von Grisham bis Duras, von Shakespeare bis zu Nicholas Sparks oder zu fesselnden Sachbüchern. Besonders gerne lese ich Biografien, und auch da wieder alles von Aristoteles bis Angela (Merkel).

Wer sind Ihre Lieblingsautoren?
Von den Toten: Balzac, Somerset Maugham, Simone de Beauvoir, Patricia Highsmith und Stefan Zweig. Von den Lebenden: Colum McCann, Philippe Claudel, Bernhard Schlink, Vonne van der Meer.

Wer sind Ihre liebsten Romanhelden?
Der Whisky-Priester in Graham Greenes Roman „Die Kraft und die Herrlichkeit“. Ich liebe Hauptfiguren mit großen Schwächen und Fehlern, ich liebe die Gescheiterten.

Möchten Sie uns 3 Bücher für die einsame Insel empfehlen?
Ich kann nur für mich sprechen:

1. Das Telefonbuch von Berlin. Auf der einsamen Insel würde ich mir zu jedem Namen eine Geschichte ausdenken, ähnlich wie Balzac es mit den Mitgliedern der französischen Aristokratie gemacht hat.
2. Ein zehnbändiges Lexikon, und zwar aus demselben Grund: zu jedem Thema ein Büchlein.
3. Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“: damit ist jeder Leser mindestens zehn Jahre beschäftigt, bis er/sie es durchgelesen hat.

Was ist für Sie die größte Versuchung?
Ich flirte gerne. Außerdem: leckeres Essen.

Verraten Sie uns Ihr Lieblingsrezept?
Ratatouille: leicht zuzubereiten, schmackhaft, sättigend, unraffiniert, aus schlichten Zutaten gemacht, und es passt zu fast allem.

Was ist für Sie die optimale Entspannung?
Entweder Sauna oder eine Stunde am Meer.

Haben Sie ein Lebensmotto?
Eines für schlechte Lebenslagen: Wenn du in der Scheiße sitzt, musst du verdammt nochmal da raus.
Eines für alle Lebenslagen: Es geht weiter.

Gibt es eine Person, die Sie persönlich fasziniert?
Immer sind es die Lebens-Künstler sowie die Genies des Guten und die Genies des Schlechten, die mich faszinieren. Eine Lebens-Künstlerin war z.B. Romy Schneider. Und die Genies? Ich nenne hier je ein Beispiel aus der Geschichte, zwei Männer, die zur selben Zeit lebten: Mozart, ein genialer Komponist; und Cagliostro, ein genialer Lügner.

Welche menschliche Leistung des letzten Jahrhunderts bewundern Sie am meisten?
Ich muss zwei Dinge nennen. Aus Sicht des Weltbürgers sage ich: Die Gründung der UNO mit all ihren humanitären Anliegen. Aus Sicht des Europäers sage ich: die Gründung der Europäischen Union.

Fünf Dinge, die wir noch nicht über Sie wissen:
1. Dass ich in den meisten Dingen des Lebens ein Spätzünder oder Nachzügler bin: so habe ich beispielsweise erst seit 2012 ein Handy. Und meine erste (richtige) Beziehung hatte ich erst mit zweiunddreißig Jahren.
2. Dass ich ausschließlich schwarze Kleidung trage (ohne ein Grufti zu sein).
3. Dass ich im Schnitt alle vier Jahre umziehe, also die Wohnung wechsle.
4. Dass ich bei Katzen schwach werde. Ich liebe Katzen, liebe ihre Eigenheit, habe aber keine Haustiere, da sie unglücklicherweise meine geliebte Flexibilität zu sehr einschränken würden.
5. Dass ich – wenn ich komplett abschalten will – gerne auch mal ein Computerspiel spiele (Schriftstellern, so das Klischee, würde so etwas noch nicht einmal im Traume einfallen)
(Übrigens könnte ich mit Leichtigkeit zwanzig weitere Geheimnisse ausplaudern. Aber selbst schuld, wenn Sie nur nach fünf fragen …)

Pressestimmen

"Das ist richtig gut gemacht: 'Das Nebelhaus' hat mich einen Abend und eine Nacht beschäftigt, ich wollte nicht bis zum nächsten Tag warten, um zu erfahren, wie alles zusammenhängt." (Christine Westermann, WDR2)

"Das ist clever konstruiert, hat Charaktere, bei denen man dran bleibt und es ist sehr spannend, denn fast bis zum Schluss weiß man nicht, wer im 'Nebelhaus' getötet hat." (Peter Twiehaus, ZDF Morgenmagazin "Die besten Krimis des Sommers")

„Erst ganz am Schluss fügt sich das Puzzle in diesem sehr spannenden Buch zusammen, in dem auch die tragische Geschichte Kambodschas geschickt eingearbeitet wird und es letztlich um die alte Frage nach Schuld und Sühne geht.“ (Margarethe von Schwarzkopf, NDR 1 Niedersachsen)

 

Randomhouse/Limes Verlag: kristin.rosenhahn@randomhouse.de

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